Vier Fragen an … Günther Häckl, SMA Vice President Public Affairs

Milk the Sun: Liebe Günther Häckl, die Liste derer, denen in den letzten Monaten und Jahren ein Ausbremsen der Energiewende vorgeworfen wurde, ist lang. Wie schätzen Sie die klimapolitischen Ergebnisse der letzten Legislaturperiode der schwarz-gelben Regierung ein, der nach Kanzlerin Merkel „erfolgreichsten Bundesregierung seit der Wiedervereinigung“?

Günther Häckl: „Die Bundesregierung hat sich aus der Vorreiterrolle beim Klimaschutz verabschiedet.“

Günther Häckl: Die Bundesregierung hat sich aus der Vorreiterrolle beim Klimaschutz verabschiedet. Der europäische CO2-Emmissionshandel funktioniert nicht und die Bundesregierung gehört nicht zu denjenigen, die sich für eine Verknappung der Zertifikate mit dem Ziel, die CO2-Preise auf einen angemessenen Wert zu bringen, einsetzt. In Deutschland steigt der Anteil der Kohle an der Stromerzeugung mit der Folge, dass die CO2-Emmissionen wieder ansteigen. Durch den am Boden liegenden Emissionshandel fehlen auch Mittel für Energieeffizienzmassnahmen im Energie- und Klimafonds. Dadurch bleiben Investitionen, die den Energieverbrauch senken, auf der Strecke.

Milk the Sun: Unabhängig davon welche Partei nach dem 22. September in den Bundestag einziehen wird und unabhängig von der dann herrschenden Koalition, kommen auf die neue Bundesregierung viele wichtige und prägende energiepolitischen Entscheidungen zu. Was erwarten Sie sich von der Bundesregierung nach den Wahlen?

Günther Häckl: Die neue Bundesregierung sollte den Umlagemechanismus des EEG ändern, der Kostenentlastungen der Einen in Mehrbelastungen der Anderen verwandelt. Die Umlagebefreiungen für die Industrie sollten zurückgefahren werden. Außerdem muss ein Energiemarktdesign erarbeitet werden, das die Erneuerbaren Energien in den Vordergrund stellt, für Investitionssicherheit sorgt und sicherstellt, dass flexible konventionelle Kapazitäten zur Sicherung der Versorgung kostengünstig und umweltgerecht verfügbar sind. Und nicht zuletzt sollte die neue Regierung eine Industriepolitik betreiben, die unsere Branche dabei unterstützt, unsere weltweite Technologieführerschaft zu behaupten.

 

Milk the Sun: Derzeit herrscht eine große Verunsicherung innerhalb der Bevölkerung, wenn es um das Thema Erneuerbare Energien und die damit zusammenhängende Energiewende geht. Der einzelne erstickt in einem Schwall an Pro-und-Anti-Propaganda, was letztendlich lediglich Verunsicherung und Verwirrung zur Folge hat. Es gibt nur wenige Stimmen die zur Ordnung rufen und die Diskussion auf eine sachliche und logische Ebene zurückführen wollen. Wie ist Ihr Vorschlag für ein konstruktiveres Vorgehen in diesen Fragen?

Günther Häckl: Die 12 Thesen der AGORA-Energiewende-Stiftung sind meines Erachtens eine gute Grundlage um die offenen Fragen der Energiewende zu ordnen und Struktur in die Diskussion zu bringen. Die Thesen haben auch bereits eine weite Verbreitung gefunden. Dieser Weg sollte fortgesetzt werden. Wichtig bleibt insgesamt die Versachlichung der Diskussion. Allerdings stellt die zunehmende Komplexität der Thematik auch eine besondere Schwierigkeit für eine allgemeinverständliche und sachliche Darstellung dar. Die Diskussion wird in Fachkreisen vielfach deutlich sachlicher geführt als in den Medien oder in der Politik.

Milk the Sun: Stéphane Hessel bezeichnete den Kampf für eine nachhaltige und feste Umweltpolitik als eine der Hauptaufgaben der Menschen im 21. Jahrhundert. Die Erkenntnisse der Wissenschaft und die Veränderungen des Klimas geben ihm Recht. Dennoch passiert verhältnismäßig wenig, obwohl es letztendlich um die Existenz der menschlichen Spezis geht. Wie ist Ihr Standpunkt dazu, dass sich angesichts eines derart dringenden Themas noch immer in politischen und wirtschaftlichen Grabenkämpfen ergeben wird?

Günther Häckl: Es ist sehr bedauerlich, dass es diese Grabenkämpfe noch immer gibt. Angesichts der Dringlichkeit des Themas wäre es wünschenswert, dass kurzfristige Einzelinteressen zurückgestellt und gemeinsam an langfristig ausgerichteten, tragfähigen und nachhaltigen Lösungen für die Zukunft gearbeitet wird.

 

Wir bedanken uns bei Herrn Häckl für das Interview.

 


Im Rahmen der Interviewreihe “Vier Fragen an …” stellt der Milk the Sun Blog bis zur Bundestagswahl am 22.September 30 Tage lang führenden Köpfe aus Wirtschaft, Politik und Medien vier Fragen zu den Erwartungen an die Energiepolitik Deutschlands der zurückliegenden und kommenden Jahre. Bisher interviewten wir Sebastian Bolay (DIHK), Heiko Schwarzburger (Photovoltaik), Corinna Lang (CleanEnergy Project), Patrick Jüttemann (klein-windkraftanlagen.com), Christian Leers (PV-Experte), Robert Schwarz (BTO Management Consulting), Lothar Lochmaier (Freier Journalist), Michael Richter (Sonneninvest AG), Kilian Rüfer (SUSTAINMENT), Udo Schuldt (Blogger), Thorsten Zoerner (Solution Architect), Prof. Dr. Eicke Weber (Fraunhofer ISE), Falko Bozicevic (GoingPublic Magazin), Carsten Körnig (Solarwirtschaft e.V.), Denis-Mariel Kühn (EGBB), Doreen Brumme (Freie Journalistin), Erhard Renz (sonnenfluesterer.de), Sabine Eva Rädisch (Autorin und Bloggerin), Bart Markus (Wellington Partners), Prof. Volkmar Liebig (avesco Financial Services AG), Dr. Tim Meyer (Grünstromwerk GmbH), Alexander Fehr (Fehrdeal & Energieblogger), Thomas Nasswetter (Ritter Gruppe und Blogger), Dr. Stefan Dietrich (Windwärts Energie), Sylvia Pilarsky-Grosch (BWE), Holger Ruletzki (Parabel AG), Franz Alt (Journalist), Arne Horn (DZ-4), Dr. Bernd Köhler (Phoenix Solar), Björn-Lars Kuhn (Proteus Solutions & Energieblogger), Cornelia Daniel-Gruber (Journalistin und Bloggerin), Ove Petersen (GP Joule), Udo Möhrstedt (IBC Solar), Şirvan Çakici (Unicon Energy Services), Rosa Tarragó (Prime Capital AG), Robert Doelling (Energieexperte und Blogger), Benjamin Reuter (freier Journalist), Norbert Hense (Junge Piraten), Anton Berger (Rödl & Partner), Hans-Josef Fell (Bündnis‘90/Die Grünen), Michael Kauch (FDP), Thomas Schubert (Olswang Germany LLP), Margarete von Oppen (Geiser & von Oppen)

 

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