Vier Fragen an… Sylvia Pilarsky-Grosch, Präsidentin des Bundesverband WindEnergie

Sylvia Pilarsky-Grosch ist die Präsidentin des Bundesverband WindEnergie (BWE). Die Juristin aus Baden-Württemberg hat diese Position seit April 2013 inne. Frau Pilarsky-Grosch ist langjähriges Mitglied des BWE und Mitinitiatorin von Bürgerwindparks. Seit 2003 war sie Mitglied des Vorstandes des BWE und seit 2007 Vizepräsidentin. Der 1996 gegründete BWE ist einer der weltweit größten Verbände im Bereich der Erneuerbare Energien. Er setzt sich für den Ausbau der Windenergie in Deutschland ein.

„Wir können in den nächsten Jahren beweisen, dass die Energiewende bei bezahlbaren Strompreisen für Haushalte, Handwerk, Gewerbe und Industrie in einem Hochtechnologieland wie Deutschland möglich ist. Ich bin zuversichtlich, dass dies gelingt.“ – Sylvia Pilarsky-Grosch

Milk the Sun: Liebe Frau Pilarsky-Grosch, nach der Bundestagswahl 2013, den zähen Koalitionsverhandlungen und der Regierungsbildung, wie bewerten Sie das Ergebnis im Gesamten? Wie sehen Ihre Erwartungen an die neue Bundesregierung und vor allem an den neuen Superminister Sigmar Gabriel aus?

Sylvia Pilarsky-Grosch: Am 22. September 2013 hat Deutschland gewählt. Mehr als 12 Wochen nach der Bundestagswahl stand kurz vor Weihnachten endlich fest, in welcher Konstellation Deutschland regiert wird, wie der Ressortzuschnitt sich gestaltet und wer künftig die Energiewende verantworten wird. Damit ist die Zeit der Unsicherheit noch nicht vorbei. Denn die in jeder Hinsicht interpretationsfähigen Vereinbarungen des Koalitionsvertrages von CDU/CSU und SPD bereiten nicht nur uns Kopfzerbrechen. Statt die Chancen einer großen Koalition zu nutzen, ist der Vertragstext von einem zögerlichen „sowohl als auch“ geprägt. Wer die Energiewende erfolgreich durchsetzen will, braucht – angesichts der damit verbundenen Marktverschiebungen – allerdings Durchsetzungskraft, Mut und Engagement.

Wir erleben, dass die politische Diskussion seit der Strompreisbremse von Minister Altmaier zu einer massiven Verunsicherung der Investoren geführt hat. Auch die Eckpunkte von Minister Gabriel tragen angesichts der in einzelnen Punkten erkennbaren Abweichung vom Koalitionsvertrag und der vielen offenen Fragen nicht dazu bei, Vertrauen in die Beständigkeit politischer Weichenstellungen zu festigen. Genau dieses wäre angesichts der in der Windenergie bestehenden langen Planungszeiträume dringend erforderlich.

Die künftige Vergütung der Windenergie an Land zeichnet sich noch nicht ab. Wir haben in einer gemeinsam mit dem VDMA in Auftrag gegebenen Kostenstudie der Deutschen WindGuard die Kostenkurve offengelegt und die einzelnen Kostenbestandteile transparent dargestellt. Leider ist zurzeit nicht erkennbar, dass die Bundesregierung künftige Vergütungen auf einer soliden wissenschaftlichen Datenbasis definiert.

Milk the Sun: Die Branchen rund um die Erneuerbaren Energien sind schon seit langem zu einem ernstzunehmenden weltweiten Wirtschaftszweig angewachsen. Deutschland nahm in diesem Zusammenhang eine Vorreiterrolle ein, insbesondere auf dem Feld der Photovoltaik- und Solartechnologie aber auch bei der Windkraft. Steht zu befürchten, dass sich das in den kommenden vier Jahren ändert und man international von anderen Ländern nicht nur überholt, sondern abgehängt wird?

Sylvia Pilarsky-Grosch: Die Energiewende hat in unserem Land zu einem echten Innovationsschub geführt. Überall tüfteln Ingenieure und Wissenschaftler an Lösungen für einen neuen Strommarkt. Kluge Mittelständler erkennen die Chancen und setzten auf die neuen Technologien. Die Windbranche steht mit 118.000 Beschäftigten als innovative Industrie für den Erfolg von „Made in Germany“ ein. Wir können in den nächsten Jahren beweisen, dass die Energiewende bei bezahlbaren Strompreisen für Haushalte, Handwerk, Gewerbe und Industrie in einem Hochtechnologieland wie Deutschland möglich ist. Ich bin zuversichtlich, dass dies gelingt.

Milk the Sun: Derzeit werden am Drei-Länder-Eck zwischen Dänemark, Schweden und Deutschland zwei riesige Offshore-Windparks gebaut, die durch den neuen Interkonnektor verbunden sein sollen. Die sogenannte „Kriegers Flak Combined Grid Solution“ soll als ein Pilotprojekt für zukünftige Windkraft-Offshore-Stromnetze dienen. Wie schätzen Sie dieses Projekt ein, könnte es diesem Anspruch gerecht werden?

Sylvia Pilarsky-Grosch: Die Verknüpfung der europäischen Stromnetze ist  für eine zuverlässige Versorgung und den Erfolg der Energiewende unerlässlich. Um Erneuerbare Energien effizient auszubauen, macht es Sinn, den zeitweise nicht benötigten Ökostrom an ausländische Kunden zu verkaufen. Im Gegenzug profitieren wir dann von flexiblen Kapazitäten in anderen europäischen Staaten.

Milk the Sun: Abschließend hätten wir von Ihnen gerne eine Prognose für das Jahr 2014. Wie wird der Markt für EE am Ende des Jahres in Deutschland und der Welt aussehen? Wer werden die Gewinner und Verlierer sein?

Sylvia Pilarsky-Grosch: Im vergangenen Jahr wurden in Deutschland 1.154 neue Windkraftanlagen mit einer Leistung von 2.998 Megawatt errichtet. Diese positive Zahl darf nicht über das sich verschlechternde Investitionsklima hinwegtäuschen. Die von der Bundesregierung vorgesehene Beschränkung des Vertrauensschutzes auf Projekte mit Genehmigungen bis  zum 22. Januar 2014 gefährdet noch nicht genehmigte aber für 2014 fest geplante Projekte. Eine Prognose der künftigen Entwicklung ist deshalb schwierig.

Der Weltmarkt für Windenergieanlagen kann nach einem noch nie da gewesenen Einbruch um knapp 15 Prozent in 2013 auf etwa 39.000 Megawatt aufgrund von massiven Schwankungen des US-Marktes in diesem Jahr wieder auf ein Rekordniveau von 45.000 Megawatt anziehen. Die deutsche Windindustrie ist im internationalen Wettbewerb weiter sehr gut aufgestellt. Klar ist jedoch: Der Erfolg im Export hängt ganz eng mit einem funktionierenden Heimatmarkt zusammen.

Wir bedanken uns bei Frau Pilarsky-Grosch für das Interview.

 

Im Rahmen der Fortsetzung der Interviewreihe „Vier Fragen an …“ stellt der milk the sun blog führenden Köpfen aus Wirtschaft, Politik und Medien vier Fragen zu den Erwartungen an die nationale und internationale Energiepolitik, die Energiewende und  die Reform des EEGs.

Weitere Interviews mit Frau Sylvia Pilarsky-Grosch aus der “Vier Fragen an…”-Reihe:

Vier Fragen an… Sylvia Pilarsky-Grosch:

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