Vier Fragen an … Corinna Lang, Chefredakteurin bei CleanEnergy Project
Corinna Lang ist Chefredakteurin beim CleanEnergy Project. Initiator des CleanEnergy Project ist die GlobalCom PR-Network GmbH, eine Agentur für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, mit der Spezialisierung auf Nachhaltigkeit beziehungsweise Cleantech, Erneuerbare Energien, Energieeffizienz und Umwelttechnik. Frau Langs Spezialgebiete sind unter anderem Cleantech, Bionik, Klimaschutz, Energieeffizienz, Ökologie und Umwelt.
Milk the Sun: Liebe Frau Lang, die Liste derer, denen in den letzten Monaten und Jahren ein Ausbremsen der Energiewende vorgeworfen wurde, ist lang. Wie schätzen Sie die klimapolitischen Ergebnisse der letzten Legislaturperiode der schwarz-gelben Regierung ein, der nach Kanzlerin Merkel „erfolgreichsten Bundesregierung seit der Wiedervereinigung“?
Corinna Lang: Es ist sicher nicht leicht, sich diesbezüglich eine Meinung zu bilden. Die Bundesregierung klopft sich natürlich gern selbst auf die Schulter und spricht von großen energiepolitischen Erfolgen. Erfolge sind aber relativ und es stellt sich die Frage: Welche Ergebnisse hätte eine andere Regierung erzielt bzw. erzielen können?
Die Energiewende ist in meinen Augen aber sowieso viel mehr eine Wende von unten. Statistiken zufolge werden rund 40 Prozent der Investitionen, die derzeit in den Ausbau der erneuerbaren Energien fließen, von Privatpersonen getätigt. Auch immer mehr Unternehmen engagieren sich für den Ausbau der regenerativen Energien. Daher liegt meine Hoffnung, dass die Energiewende in großen Schritten vorangehen kann, viel stärker in diesen Beteiligten, als in der Politik begründet.
Milk the Sun: Unabhängig davon welche Partei nach dem 22.September in den Bundestag einziehen wird und unabhängig von der dann herrschenden Koalition, kommen auf die neue Bundesregierung viele wichtige und prägende energiepolitischen Entscheidungen zu. Was erwarten Sie sich von der Bundesregierung nach den Wahlen?
Corinna Lang: Ich würde mir wünschen, dass wir eine(n) Bundesumweltminister(in) bekommen, die/der auch wirklich Bundesumweltminister(in) sein will und sich aus Überzeugung und mit Leidenschaft für die Energiewende und den Umwelt- und Klimaschutz einsetzt.
In den letzten Jahren hatte ich dagegen viel mehr das Gefühl, dass unsere Bundesumweltminister den Posten nur übernommen haben, weil alle anderen schon besetzt waren. Insgeheim haben sie aber – so mein Eindruck – immer gehofft, dass sie doch noch in ein anderes Ressort wechseln können.
Milk the Sun: Derzeit herrscht eine große Verunsicherung innerhalb der Bevölkerung, wenn es um das Thema Erneuerbare Energien und die damit zusammenhängende Energiewende geht. Der einzelne erstickt in einem Schwall an Pro-und-Anti-Propaganda, was letztendlich lediglich Verunsicherung und Verwirrung zur Folge hat. Es gibt nur wenige Stimmen die zur Ordnung rufen und die Diskussion auf eine sachliche und logische Ebene zurückführen wollen. Wie ist ihr Vorschlag für ein konstruktiveres Vorgehen in diesen Fragen?
Corinna Lang: Einen Ansatz für eine allgemeingültige Lösung habe ich leider auch nicht. Ich kann nur jedem empfehlen, die aufgenommenen Informationen grundsätzlich kritisch zu hinterfragen: Von wem stammen diese Informationen? Welche Interessen verfolgt die Person/Institution, die diese Informationen herausgegeben hat? Wie würde die Gegenseite argumentieren? Am glaubwürdigsten sind meines Erachtens die Informationen unabhängiger Einrichtungen.
Milk the Sun: Stéphane Hessel bezeichnete den Kampf für eine nachhaltige und feste Umweltpolitik als eine der Hauptaufgaben der Menschen im 21. Jahrhundert. Die Erkenntnisse der Wissenschaft und die Veränderungen des Klimas geben ihm Recht. Dennoch passiert verhältnismäßig wenig, obwohl es letztendlich um die Existenz der menschlichen Spezis geht. Wie ist Ihr Standpunkt dazu, dass sich angesichts eines derart dringenden Themas noch immer in politischen und wirtschaftlichen Grabenkämpfen ergeben wird?
Corinna Lang: In der Politik und Wirtschaft scheint es noch nicht ganz angekommen zu sein, dass es hier um ein gemeinsames Ziel geht. Doch statt an einem Strang zu ziehen schiebt man sich gegenseitig den „schwarzen Peter“ zu. Wenn in der Politik nicht mehr länger nur in Legislaturperioden gedacht wird und Unternehmen aufhören, sich in erster Linie für kurzfristige Gewinne zu interessieren, ist eine nachhaltige Umweltpolitik sicherlich möglich.
Wir bedanken uns bei Frau Lang für das Interview.
Im Rahmen der Interviewreihe “Vier Fragen an …” stellt der Milk the Sun Blog bis zur Bundestagswahl am 22.September 30 Tage lang führenden Köpfe aus Wirtschaft, Politik und Medien vier Fragen zu den Erwartungen an die Energiepolitik Deutschlands der zurückliegenden und kommenden Jahre. Bisher interviewten wir Sebastian Bolay (DIHK), Heiko Schwarzburger (Photovoltaik)