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Vier Fragen an … Michael Kauch, Bundestagsabgeordneter und Umweltpolitischer Sprecher der FDP

Milk the Sun: Lieber Herr Kauch, die Liste derer, denen in den letzten Monaten und Jahren ein Ausbremsen der Energiewende vorgeworfen wurde, ist lang. Wie schätzen Sie die klimapolitischen Ergebnisse der letzten Legislaturperiode der schwarz-gelben Regierung ein, der nach Kanzlerin Merkel „erfolgreichsten Bundesregierung seit der Wiedervereinigung“?

Michael Kauch: „Unter keiner Regierung wurden die Erneuerbaren Energien in Deutschland so stark ausgebaut wie unter Schwarz-Gelb.“

Michael Kauch: Unter keiner Regierung wurden die Erneuerbaren Energien in Deutschland so stark ausgebaut wie unter Schwarz-Gelb. Wir haben den Öko-Strom-Anteil von 16 auf 25 Prozent gesteigert. Gleichzeitig haben wir die notwendigen Grundlagen gelegt, um das Stromnetz entsprechend auszubauen und stabil zu halten. Zugleich haben wir die Solar-Subventionen um etwa zwei Drittel abgesenkt. Das hat nicht zu einer Ausbaubremse geführt. Im Gegenteil, der Ausbau ist so groß gewesen wie nie zuvor. Das zeigt: die Energiewende muss nicht besonders teuer sein, um erfolgreich zu sein. Neben Klimaschutz im Stromsektor haben wir auch die Gebäudesanierung vorangebracht. Das Gebäudesanierungsprogramm ist eine Erfolgsgeschichte und wir haben es auf hohem Niveau von 1,8 Milliarden Euro pro Jahr dauerhaft finanziert. Leider hat der von Rot-Grün dominierte Bundesrat eine steuerliche Abschreibung für die energetische Sanierung verhindert. Hier wäre noch einmal ein ähnliches Volumen für den Klimaschutz investiert worden.

Milk the Sun: Unabhängig davon welche Partei nach dem 22.September in den Bundestag einziehen wird und unabhängig von der dann herrschenden Koalition, kommen auf die neue Bundesregierung viele wichtige und prägende energiepolitischen Entscheidungen zu. Was erwarten Sie sich von der Bundesregierung nach den Wahlen?

Michael Kauch: Es geht nun darum, die Energiewende mit Bezahlbarkeit und Versorgungssicherheit zu verbinden. Stromproduzenten müssen mehr Verantwortung für ihr Produkt übernehmen. Deshalb wollen wir mittlere und große Neuanlagen erneuerbarer Energien in die Direktvermarktung überführen. Sie sollen einen festen Zuschlag pro Technologie als Förderung erhalten, aber keine staatlich festgesetzten Mindestpreise mehr, dann spüren sie besser Angebot und Nachfrage. Biogasanlagen können dann den Strom einspeisen, wenn er gebraucht wird. Generell brauchen wir zudem eine Reform des Strommarktes. Neben Kilowattstunden müssen auch gesicherte Kapazitäten, z.B. aus Gaskraftwerken oder Biomasse-Anlagen, honoriert werden. Nur so bleibt das Stromnetz dauerhaft stabil und die Refinanzierung aller Anlagen gesichert. Denn bei weiter sinkenden Börsenpreisen für Kilowattstunden rechnet sich sonst am Ende keine neue Anlage mehr.

Milk the Sun: Derzeit herrscht eine große Verunsicherung innerhalb der Bevölkerung, wenn es um das Thema Erneuerbare Energien und die damit zusammenhängende Energiewende geht. Der einzelne erstickt in einem Schwall an Pro-und-Anti-Propaganda, was letztendlich lediglich Verunsicherung und Verwirrung zur Folge hat. Es gibt nur wenige Stimmen die zur Ordnung rufen und die Diskussion auf eine sachliche und logische Ebene zurückführen wollen. Wie ist ihr Vorschlag für ein konstruktiveres Vorgehen in diesen Fragen?

Michael Kauch: Das Wichtigste ist, nicht nur Forderungen und Modelle in die Öffentlichkeit zu tragen. Vielmehr muss zunächst einmal erklärt werden, wie der Strommarkt, wie die Strombörse und wie das bisherige Fördermodell der Erneuerbaren funktioniert. Das wissen viele Bürger nicht und können daher auch mit den politischen Vorschlägen oft wenig anfangen.

Milk the Sun: Stéphane Hessel bezeichnete den Kampf für eine nachhaltige und feste Umweltpolitik als eine der Hauptaufgaben der Menschen im 21. Jahrhundert. Die Erkenntnisse der Wissenschaft und die Veränderungen des Klimas geben ihm Recht. Dennoch passiert verhältnismäßig wenig, obwohl es letztendlich um die Existenz der menschlichen Spezis geht. Wie ist ihr Standpunkt dazu, dass sich angesichts eines derart dringenden Themas noch immer in politischen und wirtschaftlichen Grabenkämpfen ergeben wird?

Michael Kauch: Man braucht Visionen, aber auch die Mühen der Ebene. Das Stromnetz bleibt eben nicht nur mit gutem Willen bei schwankender Windkraft stabil. Das muss man managen. Und wie das geht, darüber muss man auch politisch streiten, über den besten Weg zum Ziel einer Energieversorgung, die sauber, sicher und bezahlbar ist. Politischer Streit ist nicht schlecht. Unproduktiv wird es aber, wenn aus rein parteipolitischen Gründen etwa die steuerliche Abschreibung der Gebäudesanierung von den rot-grünen Ländern blockiert wird. Alle waren sich im Grundsatz einig, aber man wollte der Regierung keinen Erfolg gönnen. Unabhängig davon, muss man aber den Blick auch über die Grenze hinaus richten. Selbst wenn wir absolut vorbildlich sind, bringt das bei einem Anteil von 3 Prozent an den weltweiten Emissionen kaum einen Effekt für das Klima. Wohl oder übel müssen wir daher auf den mühsamen internationalen Verhandlungsprozess um CO2-Reduktionen setzen und zugleich die technologische Zusammenarbeit gerade mit den stark wachsenden Schwellenländern ausbauen, damit saubere Technologie nicht nur in Deutschland und der EU eingesetzt wird.

 

Wir bedanken uns bei Herrn Kauch für das Interview.

 


Im Rahmen der Interviewreihe “Vier Fragen an …” stellt der Milk the Sun Blog bis zur Bundestagswahl am 22.September 30 Tage lang führenden Köpfe aus Wirtschaft, Politik und Medien vier Fragen zu den Erwartungen an die Energiepolitik Deutschlands der zurückliegenden und kommenden Jahre. Bisher interviewten wir Sebastian Bolay (DIHK), Heiko Schwarzburger (Photovoltaik), Corinna Lang (CleanEnergy Project), Patrick Jüttemann (klein-windkraftanlagen.com), Christian Leers (PV-Experte), Robert Schwarz (BTO Management Consulting), Lothar Lochmaier (Freier Journalist), Michael Richter (Sonneninvest AG), Kilian Rüfer (SUSTAINMENT), Udo Schuldt (Blogger), Thorsten Zoerner (Solution Architect), Prof. Dr. Eicke Weber (Fraunhofer ISE), Falko Bozicevic (GoingPublic Magazin), Carsten Körnig (Solarwirtschaft e.V.), Denis-Mariel Kühn (EGBB), Doreen Brumme (Freie Journalistin), Erhard Renz (sonnenfluesterer.de), Sabine Eva Rädisch (Autorin und Bloggerin), Bart Markus (Wellington Partners), Prof. Volkmar Liebig (avesco Financial Services AG), Dr. Tim Meyer (Grünstromwerk GmbH), Alexander Fehr (Fehrdeal & Energieblogger), Thomas Nasswetter (Ritter Gruppe und Blogger), Dr. Stefan Dietrich (Windwärts Energie), Sylvia Pilarsky-Grosch (BWE), Holger Ruletzki (Parabel AG), Franz Alt (Journalist), Arne Horn (DZ-4), Dr. Bernd Köhler (Phoenix Solar), Björn-Lars Kuhn (Proteus Solutions & Energieblogger), Cornelia Daniel-Gruber (Journalistin und Bloggerin), Ove Petersen (GP Joule), Udo Möhrstedt (IBC Solar), Şirvan Çakici (Unicon Energy Services), Rosa Tarragó (Prime Capital AG), Robert Doelling (Energieexperte und Blogger), Benjamin Reuter (freier Journalist), Norbert Hense (Junge Piraten), Anton Berger (Rödl & Partner), Hans-Josef Fell (Bündnis‘90/Die Grünen)

Vier Fragen an … Hans-Josef Fell, Sprecher für Energiepolitik der Bundestagsfraktion Bündnis‘90/Die Grünen

Milk the Sun: Lieber Herr Fell, die Liste derer, denen in den letzten Monaten und Jahren ein Ausbremsen der Energiewende vorgeworfen wurde, ist lang. Wie schätzen Sie die klimapolitischen Ergebnisse der letzten Legislaturperiode der schwarz-gelben Regierung ein, der nach Kanzlerin Merkel „erfolgreichsten Bundesregierung seit der Wiedervereinigung“?

Hans-Josef Fell: „Ich finde es schwierig mit Union und vor allem der FDP zusammenzuarbeiten, wenn diese weder eine schnelle Umstellung auf Erneuerbare Energien, noch einen aktiven Klimaschutz wollen.“

Hans-Josef Fell: Um es kurz zu fassen: Verheerend. Schwarz-Gelb hat den Klimaschutz und die Energiewende nicht nur völlig vernachlässigt, sondern auch aktiv ausgebremst, und das auf allen Ebenen. Auf Landesebene wollen zum Beispiel Bayern und Sachsen die Windenergie mit einer absurden Abstandsregelung komplett stoppen, auf Bundesebene bekämpfen Union und FDP das EEG. Sie fordern teilweise die Abschaffung mit rückwirkenden Eingriffen und auf EU-Ebene blockieren Union und FDP eine notwendige Reform des Emissionshandels – um nur ein paar politische Fehlleistungen dieser Bundesregierung zu nennen. FDP-Fraktionschef Brüderle fordert ganz offen das Ende des Ausbaus der Solaranlagen. Das Ergebnis dieser verheerenden Regierungspolitik sehen wir bereits in diesem Jahr. Die einst blühende Branche der Erneuerbare Energien hat mit Insolvenzen und Arbeitsplatzverlusten zu kämpfen, vor allem in der Solarwirtschaft, aber beim Biogas, Biokraftstoffe und der Offshore-Windenergie. Wer Klimaschutz und die Energiewende will, muss am 22. September diese schwarz-gelbe Regierung abwählen.

Milk the Sun: Unabhängig davon welche Partei nach dem 22.September in den Bundestag einziehen wird und unabhängig von der dann herrschenden Koalition, kommen auf die neue Bundesregierung viele wichtige und prägende energiepolitischen Entscheidungen zu. Was erwarten Sie sich von der Bundesregierung nach den Wahlen?

Hans-Josef Fell: Ich erwarte von der nächsten Bundesregierung, dass der Klimaschutz wieder in den Fokus des politischen Handelns rückt und dass die Umstellung der Energiewirtschaft auf Erneuerbare Energien beschleunigt, statt ausgebremst wird. Dazu gehört es auch das EEG von den politischen Fehlleistungen der letzten Jahre zu befreien, was vor allem eine faire Kostenverteilung betrifft und die EEG Umlage so reformiert, dass nicht große Industriebetreibe von der strompreissenkenden Wirkung des Ökostromes profitieren, sondern alle Energiekunden.  Zusammen mit allen wichtigen Akteuren muss an einem neuen Marktdesign gearbeitet werden, damit der Ausbau der Erneuerbare Energien im Mittelpunkt stehen und nicht wie heute der Bestandschutz der klimaschädlichen fossilen Kraftwerke.

Milk the Sun: Derzeit herrscht eine große Verunsicherung innerhalb der Bevölkerung, wenn es um das Thema Erneuerbare Energien und die damit zusammenhängende Energiewende geht. Der einzelne erstickt in einem Schwall an Pro-und-Anti-Propaganda, was letztendlich lediglich Verunsicherung und Verwirrung zur Folge hat. Es gibt nur wenige Stimmen die zur Ordnung rufen und die Diskussion auf eine sachliche und logische Ebene zurückführen wollen. Wie ist ihr Vorschlag für ein konstruktiveres Vorgehen in diesen Fragen?

Hans-Josef Fell: Konstruktives Vorgehen kann leider nur erfolgen, wenn sich die Akteure in den groben Zielen einig sind. Ich finde es schwierig mit Union und vor allem der FDP zusammenzuarbeiten, wenn diese weder eine schnelle Umstellung auf Erneuerbare Energien, noch einen aktiven Klimaschutz wollen. Die FDP fordert ja fast im Wochentakt das Ende der Erneuerbaren Energien und die Union tut alles, um die Industrie vor einem Beitrag zum Klimaschutz zu schützen. Umso wichtiger ist es, dass diese Regierung abgewählt wird und eine Regierung  mit grüner Beteiligung, die Energiewende wieder auf Kurs bringt. Erstaunlich ist aber für mich, dass obwohl diese starke Kampagne gegen die Erneuerbaren Energien und die Energiewende gefahren wird, die Zustimmung in der Bevölkerung für einen aktiven Klimaschutz, weg von atomaren und fossilen Energien, weiterhin enorm groß ist.

Milk the Sun: Stéphane Hessel bezeichnete den Kampf für eine nachhaltige und feste Umweltpolitik als eine der Hauptaufgaben der Menschen im 21. Jahrhundert. Die Erkenntnisse der Wissenschaft und die Veränderungen des Klimas geben ihm Recht. Dennoch passiert verhältnismäßig wenig, obwohl es letztendlich um die Existenz der menschlichen Spezis geht. Wie ist ihr Standpunkt dazu, dass sich angesichts eines derart dringenden Themas noch immer in politischen und wirtschaftlichen Grabenkämpfen ergeben wird?

Hans-Josef Fell: Mit diesem Gedanken bin ich in die Politik gegangen. Mir fällt es sehr schwer zu ertragen, dass es immer noch Menschen gibt, die die Gefahren des Klimawandels und der Verknappung der Ressourcen nicht sehen oder nicht sehen wollen. Wäre der Klimawandel eine feindliche Nation, dann hätte der UN-Sicherheitsrat schon lange eine Sondersitzung einberufen, doch weil wir alle an diesem Zustand Schuld sind, wird die Gefahr nicht ernst genug genommen. Auch deshalb glaube ich, dass es Vorreiternationen wie Deutschland geben muss, die der Welt zeigen, dass ein aktiver Klimaschutz nicht nur ökologisch sondern auch ökonomisch sinnvoll ist. Das Haupthindernis aber sind die großen Geschäfte und milliardenschweren Verdienste der fossilen und atomaren Wirtschaft. Damit können Sie viele Politiker und sogar Medien lobbyieren und manchmal sogar korrumpieren, um die Interessen der konventionellen Energiewirtschaft verfälscht als gesellschaftliche Interessen erscheinen zu lassen. Dabei ist es gerade Erdöl, Erdgas, Kohle und Uran, die die Weltgemeinschaft mit immer schlimmeren Auswirkungen von der Erderwärmung, über Wirtschaftskrisen  wegen hohen Ölpreisen, Atomunfällen bis hin zu Erdölkriegen überziehen. Nur die schnelle vollständige Umstellung auf 100% Erneuerbare Energien kann die Weltgemeinschaft von diesen Problemen befreien.

 

Wir bedanken uns bei Herrn Fell für das Interview.

 


Im Rahmen der Interviewreihe “Vier Fragen an …” stellt der Milk the Sun Blog bis zur Bundestagswahl am 22.September 30 Tage lang führenden Köpfe aus Wirtschaft, Politik und Medien vier Fragen zu den Erwartungen an die Energiepolitik Deutschlands der zurückliegenden und kommenden Jahre. Bisher interviewten wir Sebastian Bolay (DIHK), Heiko Schwarzburger (Photovoltaik), Corinna Lang (CleanEnergy Project), Patrick Jüttemann (klein-windkraftanlagen.com), Christian Leers (PV-Experte), Robert Schwarz (BTO Management Consulting), Lothar Lochmaier (Freier Journalist), Michael Richter (Sonneninvest AG), Kilian Rüfer (SUSTAINMENT), Udo Schuldt (Blogger), Thorsten Zoerner (Solution Architect), Prof. Dr. Eicke Weber (Fraunhofer ISE), Falko Bozicevic (GoingPublic Magazin), Carsten Körnig (Solarwirtschaft e.V.), Denis-Mariel Kühn (EGBB), Doreen Brumme (Freie Journalistin), Erhard Renz (sonnenfluesterer.de), Sabine Eva Rädisch (Autorin und Bloggerin), Bart Markus (Wellington Partners), Prof. Volkmar Liebig (avesco Financial Services AG), Dr. Tim Meyer (Grünstromwerk GmbH), Alexander Fehr (Fehrdeal & Energieblogger), Thomas Nasswetter (Ritter Gruppe und Blogger), Dr. Stefan Dietrich (Windwärts Energie), Sylvia Pilarsky-Grosch (BWE), Holger Ruletzki (Parabel AG), Franz Alt (Journalist), Arne Horn (DZ-4), Dr. Bernd Köhler (Phoenix Solar), Björn-Lars Kuhn (Proteus Solutions & Energieblogger), Cornelia Daniel-Gruber (Journalistin und Bloggerin), Ove Petersen (GP Joule), Udo Möhrstedt (IBC Solar), Şirvan Çakici (Unicon Energy Services), Rosa Tarragó (Prime Capital AG), Robert Doelling (Energieexperte und Blogger), Benjamin Reuter (freier Journalist), Norbert Hense (Junge Piraten), Anton Berger (Rödl & Partner)

Vier Fragen an … Anton Berger, Partner von Rödl & Partner

Milk the Sun: Lieber Herr Berger, die Liste derer, denen in den letzten Monaten und Jahren ein Ausbremsen der Energiewende vorgeworfen wurde, ist lang. Wie schätzen Sie die klimapolitischen Ergebnisse der letzten Legislaturperiode der schwarz-gelben Regierung ein, der nach Kanzlerin Merkel „erfolgreichsten Bundesregierung seit der Wiedervereinigung“?

Anton Berger: „Seit der Wiedervereinigung hat kein Ereignis stattgefunden, das so einschneidend war, wie die deutsche Energiewende „

Anton Berger: In der Tat: seit der Wiedervereinigung hat kein Ereignis stattgefunden, das so einschneidend war, wie die deutsche Energiewende. Von heute auf morgen wurde die Energiewirtschaft in Deutschland durch den Atomenergieausstieg komplett auf den Kopf gestellt. Die Zunahme der Erneuerbaren Energien im Zeitraum der letzten Legislaturperiode schlägt die Zeiträume der Regierungen davor deutlich. Von einem Ausbremsen der Energiewende kann nach meiner Einschätzung deshalb nicht die Rede sein.

Klimapolitisch hingegen hält sich der Erfolg der Bundesregierung in Grenzen. Die niedrigen CO2-Zertifikatspreise bringen die Effizienzbemühungen der Unternehmen zum Erlahmen. Den gleichen Effekt bewirken die aktuell niedrigen Energiebezugspreise bei EEG-umlagenbefreiten Unternehmen, welche systembedingt durch die EEG-Vermarktung an der Börse, von den niedrigen Energiekosten in zweifacher Hinsicht profitieren. Dies reduziert den Handlungsbedarf den Energieverbrauch zu senken. Hinzu kommt, dass alte Kohlekraftwerke durch die günstigen Produktionskosten teurere Gaskraftwerke verdrängen und dadurch die CO2-Belastung erhöhen.

Milk the Sun: Unabhängig davon welche Partei nach dem 22.September in den Bundestag einziehen wird und unabhängig von der dann herrschenden Koalition, kommen auf die neue Bundesregierung viele wichtige und prägende energiepolitischen Entscheidungen zu. Was erwarten Sie sich von der Bundesregierung nach den Wahlen?

Anton Berger Zweifelsohne kommt auf die neue Bundesregierung eine gewaltige Aufgabe zu. Einerseits soll die Energiewende mit dem Ausbau der Erneuerbaren Energien nicht abgewürgt werden, andererseits soll die Energie auch zukünftig bezahlbar bleiben. Meines Erachtens muss es einer neuen Bundesregierung auch gelingen, ohne Populismus und mit Sachlichkeit, die doch sehr unterschiedlichen Interessengruppen zu einem Konsens zusammenzuführen. Nur so kann es gelingen, dieses wichtige energiepolitische Ziel zu erreichen.

Milk the Sun: Derzeit herrscht eine große Verunsicherung innerhalb der Bevölkerung, wenn es um das Thema Erneuerbare Energien und die damit zusammenhängende Energiewende geht. Der einzelne erstickt in einem Schwall an Pro-und-Anti-Propaganda, was letztendlich lediglich Verunsicherung und Verwirrung zur Folge hat. Es gibt nur wenige Stimmen die zur Ordnung rufen und die Diskussion auf eine sachliche und logische Ebene zurückführen wollen. Wie ist ihr Vorschlag für ein konstruktiveres Vorgehen in diesen Fragen?

Anton Berger Ein konstruktives Vorgehen in dieser Sache ist nicht einfach. Dies wird wohl nur nach der Bundestagswahl möglich sein, wenn alle Beteiligten an einem Strang ziehen. Ich meine, es gibt ein paar Kernelemente in dieser Diskussion, die zu beachten sind. Zwischenzeitlich ist doch an einigen Stellen eine gewisse Fehlentwicklung entstanden, die es zu korrigieren gilt. An sich ist die Thematik eigentlich gar nicht so komplex. Erneuerbaren Energien müssen kostengünstig produziert werden, idealerweise  zu Preisen, die konkurrenzfähig sind. Von daher sollte der Anreiz, Erneuerbaren Energien wirtschaftlich zu vermarkten, deutlich gestärkt werden, mit der Maßgabe, dass sich „gute“ Projekte am ehesten vermarkten lassen. Zentraler Aspekt ist auch, dass Kapitalgeber „Investitionsschutz“ brauchen. Ohne die Sicherheit, dass das eingesetzte Kapital wieder zurückfließt, werden keine Investitionsentscheidungen getroffen. Von daher sollte der Eingriff in das bestehende System behutsam erfolgen.

Auf der anderen Seite vergisst man, dass die staatlichen Abgaben im letzten Jahrzehnt kontinuierlich angestiegen sind, auch ohne die EEG-Umlage. Diese Kosten sind nun von staatlicher Seite wieder in Griff zu bekommen.

Außerdem muss das „Grundlastproblem“ gelöst werden. Es macht keinen Sinn moderne GuD-Kraftwerke abzuschalten, da sie aufgrund der niedrigen Börsenpreis nicht wettbewerbsfähig sind und andererseits nach neuen kostengünstigen Speichermöglichkeiten für die EE zu suchen. Hier muss eine Lösung gefunden werden. Zudem sollte das Konzept der Vermarktung des EEG-Stroms über die Börse meines Erachtens auf den Prüfstand gestellt werden, da es zu massiven Wettbewerbsverzerrungen im gesamten Markt führt.

Milk the Sun: Stéphane Hessel bezeichnete den Kampf für eine nachhaltige und feste Umweltpolitik als eine der Hauptaufgaben der Menschen im 21. Jahrhundert. Die Erkenntnisse der Wissenschaft und die Veränderungen des Klimas geben ihm Recht. Dennoch passiert verhältnismäßig wenig, obwohl es letztendlich um die Existenz der menschlichen Spezis geht. Wie ist ihr Standpunkt dazu, dass sich angesichts eines derart dringenden Themas noch immer in politischen und wirtschaftlichen Grabenkämpfen ergeben wird?

Anton Berger Grabenkämpfe wird es leider weiterhin geben, schon deswegen, weil die Interessen zu unterschiedlich sind. Das Grundproblem des Menschen ist, dass dieser nicht in langfristigen Perioden und Dekaden denken und planen kann. Ein Problem in hundert Jahren ist irreal und nicht zu greifen. Hingegen ist alles, was morgen geschieht real. Nur was schnell umgesetzt werden kann und kurzfristigen Nutzen verspricht, wird angegangen. Von daher kommt der deutschen Energiewende weltweit eine enorme Vorbildfunktion zu. Gelingt diese, so kann das für viele Länder Anreiz sein, um den Nutzen auch „kurzfristig“ wirtschaftlich zu vermarkten. Von daher besteht Hoffnung im Hinblick auf eine nachhaltige und feste Umweltpolitik im Sinne der nächsten Generationen.

 

Wir bedanken uns bei Herrn Berger für das Interview.

 


Im Rahmen der Interviewreihe “Vier Fragen an …” stellt der Milk the Sun Blog bis zur Bundestagswahl am 22.September 30 Tage lang führenden Köpfe aus Wirtschaft, Politik und Medien vier Fragen zu den Erwartungen an die Energiepolitik Deutschlands der zurückliegenden und kommenden Jahre. Bisher interviewten wir Sebastian Bolay (DIHK), Heiko Schwarzburger (Photovoltaik), Corinna Lang (CleanEnergy Project), Patrick Jüttemann (klein-windkraftanlagen.com), Christian Leers (PV-Experte), Robert Schwarz (BTO Management Consulting), Lothar Lochmaier (Freier Journalist), Michael Richter (Sonneninvest AG), Kilian Rüfer (SUSTAINMENT), Udo Schuldt (Blogger), Thorsten Zoerner (Solution Architect), Prof. Dr. Eicke Weber (Fraunhofer ISE), Falko Bozicevic (GoingPublic Magazin), Carsten Körnig (Solarwirtschaft e.V.), Denis-Mariel Kühn (EGBB), Doreen Brumme (Freie Journalistin), Erhard Renz (sonnenfluesterer.de), Sabine Eva Rädisch (Autorin und Bloggerin), Bart Markus (Wellington Partners), Prof. Volkmar Liebig (avesco Financial Services AG), Dr. Tim Meyer (Grünstromwerk GmbH), Alexander Fehr (Fehrdeal & Energieblogger), Thomas Nasswetter (Ritter Gruppe und Blogger), Dr. Stefan Dietrich (Windwärts Energie), Sylvia Pilarsky-Grosch (BWE), Holger Ruletzki (Parabel AG), Franz Alt (Journalist), Arne Horn (DZ-4), Dr. Bernd Köhler (Phoenix Solar), Björn-Lars Kuhn (Proteus Solutions & Energieblogger), Cornelia Daniel-Gruber (Journalistin und Bloggerin), Ove Petersen (GP Joule), Udo Möhrstedt (IBC Solar), Şirvan Çakici (Unicon Energy Services), Rosa Tarragó (Prime Capital AG), Robert Doelling (Energieexperte und Blogger), Benjamin Reuter (freier Journalist), Norbert Hense (Junge Piraten)

 

Vier Fragen an … Norbert Hense, Bundesvorstand Junge Piraten

Norbert Hense (Jahrgang 1990) ist seit 2009 Mitglied der Piratenpartei. Zusätzlich engagiert sich Herr Hense bei der Jugendorganisation Junge Piraten. Seit 2013 ist er zudem zum stellvertretenden Bundesvorsitzenden der Jungen Piraten.

Norbert Hense: “ Der Ressourcenverbrauch muss minimiert werden und unsere Wirtschaftsweise muss endlich Resourcenkreisläufe schliesen.“

Milk the Sun: Lieber Herr Hense, die Liste derer, denen in den letzten Monaten und Jahren ein Ausbremsen der Energiewende vorgeworfen wurde, ist lang. Wie schätzen Sie die klimapolitischen Ergebnisse der letzten Legislaturperiode der schwarz-gelben Regierung ein, der nach Kanzlerin Merkel „erfolgreichsten Bundesregierung seit der Wiedervereinigung“?

Norbert Hense: Erst mal hat Bundeskanzlerin Merkel mit ihrem Kabinett die Energiewende verschlafen. Es brauchte erst wieder eine Katastrophe, um ein Umdenken zu erzwingen.

Bei der Energiewende steht Schwarz-Gelb auf der Bremse. Das zeigen auch aktuelle Äußerungen von EU-Kommissar Öttinger. Wir brauchen aber einen zügigen und dezentralen Ausbau erneuerbarer Energien. Auch in Bürgerhand. Dies kann beispielsweise durch Genossenschaften gelingen.

Die Bundesregierung hat vorsätzlich die Investitionssicherheit im Bereich der erneuerbaren Energien zerstört und die Energiewende ausgebremst.

Milk the Sun: Unabhängig davon welche Partei nach dem 22.September in den Bundestag einziehen wird und unabhängig von der dann herrschenden Koalition, kommen auf die neue Bundesregierung viele wichtige und prägende energiepolitischen Entscheidungen zu. Was erwarten Sie sich von der Bundesregierung nach den Wahlen?

Norbert Hense: Das sie das Thema Energiewende in den Mittelpunkt ihrer Arbeit stellt. Denn da gehört es hin!

Milk the Sun: Derzeit herrscht eine große Verunsicherung innerhalb der Bevölkerung, wenn es um das Thema Erneuerbare Energien und die damit zusammenhängende Energiewende geht. Der einzelne erstickt in einem Schwall an Pro-und-Anti-Propaganda, was letztendlich lediglich Verunsicherung und Verwirrung zur Folge hat. Es gibt nur wenige Stimmen die zur Ordnung rufen und die Diskussion auf eine sachliche und logische Ebene zurückführen wollen. Wie ist ihr Vorschlag für ein konstruktiveres Vorgehen in diesen Fragen?

Norbert Hense:  Wir brauchen ein Gesamtkonzept für den deutschen Energiebedarf. Dazu zählen die Mobilität, der Wärmebedarf und natürlich der elektrische Strom. Dabei ist besonders auch die Kostenbelastung der Haushalte und der Wirtschaft zu beachten. Nur eine beschleunigte Energiewende und die Reduzierung des Einflusses der vier großen Energiekonzerne im Strommarkt ermöglicht es sauberen und billigen Strom sicher verfügbar zu machen. Dazu muss das EEG umgebaut werden und statt der Förderung von Energiegewinnungsanlagen die Speichertechnologien ausgebaut werden.

Milk the Sun: Stéphane Hessel bezeichnete den Kampf für eine nachhaltige und feste Umweltpolitik als eine der Hauptaufgaben der Menschen im 21. Jahrhundert. Die Erkenntnisse der Wissenschaft und die Veränderungen des Klimas geben ihm Recht. Dennoch passiert verhältnismäßig wenig, obwohl es letztendlich um die Existenz der menschlichen Spezis geht. Wie ist ihr Standpunkt dazu, dass sich angesichts eines derart dringenden Themas noch immer in politischen und wirtschaftlichen Grabenkämpfen ergeben wird?

Norbert Hense: Er hat Recht mit den geringen Verbesserungen bei dieser wichtigen Aufgabe. Neben den Umweltbelastungen und den Beeinträchtigungen unseres Lebensraumes ist es auch eine Frage der Generationengerechtigkeit die heute grob missachtet wird.

So müssen wir heute in alle unsere Entscheidungen die Rechte der nachfolgenden Generationenberücksichtigen und ihnen die gleichen Möglichkeiten eingestehen, die wir uns heute gewähren.

Der Ressourcenverbrauch muss minimiert werden und unsere Wirtschaftsweise muss endlich Resourcenkreisläufe schliesen.

Wir bedanken uns bei Herrn Hense für das Interview.

 


Im Rahmen der Interviewreihe “Vier Fragen an …” stellt der Milk the Sun Blog bis zur Bundestagswahl am 22.September 30 Tage lang führenden Köpfe aus Wirtschaft, Politik und Medien vier Fragen zu den Erwartungen an die Energiepolitik Deutschlands der zurückliegenden und kommenden Jahre. Bisher interviewten wir Sebastian Bolay (DIHK), Heiko Schwarzburger (Photovoltaik), Corinna Lang (CleanEnergy Project), Patrick Jüttemann (klein-windkraftanlagen.com), Christian Leers (PV-Experte), Robert Schwarz (BTO Management Consulting), Lothar Lochmaier (Freier Journalist), Michael Richter (Sonneninvest AG), Kilian Rüfer (SUSTAINMENT), Udo Schuldt (Blogger), Thorsten Zoerner (Solution Architect), Prof. Dr. Eicke Weber (Fraunhofer ISE), Falko Bozicevic (GoingPublic Magazin), Carsten Körnig (Solarwirtschaft e.V.), Denis-Mariel Kühn (EGBB), Doreen Brumme (Freie Journalistin), Erhard Renz (sonnenfluesterer.de), Sabine Eva Rädisch (Autorin und Bloggerin), Bart Markus (Wellington Partners), Prof. Volkmar Liebig (avesco Financial Services AG), Dr. Tim Meyer (Grünstromwerk GmbH), Alexander Fehr (Fehrdeal & Energieblogger), Thomas Nasswetter (Ritter Gruppe und Blogger), Dr. Stefan Dietrich (Windwärts Energie), Sylvia Pilarsky-Grosch (BWE), Holger Ruletzki (Parabel AG), Franz Alt (Journalist), Arne Horn (DZ-4), Dr. Bernd Köhler (Phoenix Solar), Björn-Lars Kuhn (Proteus Solutions & Energieblogger), Cornelia Daniel-Gruber (Journalistin und Bloggerin), Ove Petersen (GP Joule), Udo Möhrstedt (IBC Solar), Şirvan Çakici (Unicon Energy Services), Rosa Tarragó (Prime Capital AG), Robert Doelling (Energieexperte und Blogger), Benjamin Reuter (freier Journalist)

 

Vier Fragen an … Benjamin Reuter, freier Journalist

Benjamin Reuter arbeitet als freier Journalist für die WirtschaftsWoche und Die Zeit. Zudem schreibt er regelmäßig über die Energiewende und den Klimawandel auf dem Nachhaltigkeits-Portal WiWo-Green der WirtschaftWoche.

Benjamin Reuter: „Die einzige Hoffnung derzeit ist, dass sich die Wissenschaftler mit ihren Prognosen geirrt haben.“

Milk the Sun: Lieber Herr Reuter, die Liste derer, denen in den letzten Monaten und Jahren ein Ausbremsen der Energiewende vorgeworfen wurde, ist lang. Wie schätzen Sie die klimapolitischen Ergebnisse der letzten Legislaturperiode der schwarz-gelben Regierung ein, der nach Kanzlerin Merkel „erfolgreichsten Bundesregierung seit der Wiedervereinigung“?

Benjamin Reuter: Eine abschließende Bewertung ist schwierig, da belastbare Zahlen über CO2-Emissionen für 2012 noch fehlen. Aktuell muss man aber sagen, dass der Trend beim Klimaschutz in die falsche Richtung geht. Schuld daran ist vor allem eine verfehlte Energiewendepolitik, die Kohlekraft fördert. Hinzu kommt noch ein CO2-Zertifikate-Handel, der seinen Namen nicht verdient. Auch in Sachen Energieeffizienz hat die Regierung zu wenig gemacht. Zudem unterstützt sie in Brüssel hartnäckig in die deutschen Autokonzerne, die die geplanten EU-Emissionsvorgaben aufweichen wollen. Dabei sind umweltfreundliche Autos entscheidend, um künftig Käufer zu gewinnen. Auf dem Feld der Klimapolitik kann also von Erfolg keine Rede sein.

Milk the Sun: Unabhängig davon welche Partei nach dem 22.September in den Bundestag einziehen wird und unabhängig von der dann herrschenden Koalition, kommen auf die neue Bundesregierung viele wichtige und prägende energiepolitischen Entscheidungen zu. Was erwarten Sie sich von der Bundesregierung nach den Wahlen?

Benjamin Reuter: Entscheidend ist ein Neuanfang für die Energiewende. Das EEG muss reformiert werden, so dass einerseits der Strompreisanstieg gebremst wird, andererseits aber der Ausbau der Erneuerbaren erfolgreich weiter geht. Im Grunde entscheidet die nächste Bundesregierung darüber, ob die Energiewende insgesamt ein Erfolg wird. Denn die ersten 25 Prozent Grünstrom, die wir derzeit am Netz haben, waren vergleichsweise einfach zu stemmen. Jetzt muss nach und nach das gesamte Energiesystem umgebaut werden. Hinzu kommt die Energiewende im Bereich Wärme und Verkehr. Viel Arbeit also.

Milk the Sun: Derzeit herrscht eine große Verunsicherung innerhalb der Bevölkerung, wenn es um das Thema Erneuerbare Energien und die damit zusammenhängende Energiewende geht. Der einzelne erstickt in einem Schwall an Pro-und-Anti-Propaganda, was letztendlich lediglich Verunsicherung und Verwirrung zur Folge hat. Es gibt nur wenige Stimmen die zur Ordnung rufen und die Diskussion auf eine sachliche und logische Ebene zurückführen wollen. Wie ist ihr Vorschlag für ein konstruktiveres Vorgehen in diesen Fragen?

Benjamin Reuter: Diese Polarisierung beobachten wir auch bei WiWo Green. Die Lager der Befürworter und Gegner entfernen sich zunehmend voneinander, was eine sachliche Diskussion schwieriger macht. Da ist mittlerweile viel Weltanschauung und Ideologie im Spiel. Ich glaube, hier kommt in den nächsten Jahren der Wissenschaft eine große Bedeutung zu. Sie muss mit unparteiischen Studien informieren und die Grundlage für eine gute Politik schaffen. Und natürlich: Die Medien müssen entsprechend verantwortungsvoll berichten.

Milk the Sun: Stéphane Hessel bezeichnete den Kampf für eine nachhaltige und feste Umweltpolitik als eine der Hauptaufgaben der Menschen im 21. Jahrhundert. Die Erkenntnisse der Wissenschaft und die Veränderungen des Klimas geben ihm Recht. Dennoch passiert verhältnismäßig wenig, obwohl es letztendlich um die Existenz der menschlichen Spezis geht. Wie ist ihr Standpunkt dazu, dass sich angesichts eines derart dringenden Themas noch immer in politischen und wirtschaftlichen Grabenkämpfen ergeben wird?

Benjamin Reuter: Wie es derzeit aussieht, wird sich die Menschheit mit ihrem steigenden Verbrauch bei Öl, Kohle und Gas selbst grillen. Ja, wir erleben einen Boom bei erneuerbaren Energien, aber nimmt man die Berechnungen der Klimaforscher ernst, dann genügt das bei weitem nicht. Ganz ehrlich: Die einzige Hoffnung derzeit ist, dass sich die Wissenschaftler mit ihren Prognosen geirrt haben.

 

Wir bedanken uns bei Herrn Reuter für das Interview.

 


Im Rahmen der Interviewreihe “Vier Fragen an …” stellt der Milk the Sun Blog bis zur Bundestagswahl am 22.September 30 Tage lang führenden Köpfe aus Wirtschaft, Politik und Medien vier Fragen zu den Erwartungen an die Energiepolitik Deutschlands der zurückliegenden und kommenden Jahre. Bisher interviewten wir Sebastian Bolay (DIHK), Heiko Schwarzburger (Photovoltaik), Corinna Lang (CleanEnergy Project), Patrick Jüttemann (klein-windkraftanlagen.com), Christian Leers (PV-Experte), Robert Schwarz (BTO Management Consulting), Lothar Lochmaier (Freier Journalist), Michael Richter (Sonneninvest AG), Kilian Rüfer (SUSTAINMENT), Udo Schuldt (Blogger), Thorsten Zoerner (Solution Architect), Prof. Dr. Eicke Weber (Fraunhofer ISE), Falko Bozicevic (GoingPublic Magazin), Carsten Körnig (Solarwirtschaft e.V.), Denis-Mariel Kühn (EGBB), Doreen Brumme (Freie Journalistin), Erhard Renz (sonnenfluesterer.de), Sabine Eva Rädisch (Autorin und Bloggerin), Bart Markus (Wellington Partners), Prof. Volkmar Liebig (avesco Financial Services AG), Dr. Tim Meyer (Grünstromwerk GmbH), Alexander Fehr (Fehrdeal & Energieblogger), Thomas Nasswetter (Ritter Gruppe und Blogger), Dr. Stefan Dietrich (Windwärts Energie), Sylvia Pilarsky-Grosch (BWE), Holger Ruletzki (Parabel AG), Franz Alt (Journalist), Arne Horn (DZ-4), Dr. Bernd Köhler (Phoenix Solar), Björn-Lars Kuhn (Proteus Solutions & Energieblogger), Cornelia Daniel-Gruber (Journalistin und Bloggerin), Ove Petersen (GP Joule), Udo Möhrstedt (IBC Solar), Şirvan Çakici (Unicon Energy Services), Rosa Tarragó (Prime Capital AG), Robert Doelling (Energieexperte und Blogger)

 

Vier Fragen an … Robert Doelling, Energieexperte und Blogger

Robert Doelling, Jahrgang 1976, hat Marketing an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel studiert und ist Autor des Fachbuches „Information Performance – Wie aus Kunden die besten Vertriebspartner Ihres Unternehmens werden“. Nach mehreren Jahren im Marketing und der Projektentwicklung im Bereich Geothermie leitet Robert Doelling heute die Social Media-Aktivitäten bei der DAA Deutsche Auftragsagentur GmbH in Hamburg und betreut unter anderem die Portale solaranlagen-portal.com und heizungsfinder.de. Privat engagiert sich Robert Doelling als Energieblogger und schreibt regelmäßig für das Expertenportal energie-experten.org.

Robert Doelling: „Ich denke, dass vielen ihr Hemd näher ist als der Rock. Natürlich stimmt man gerne der abstrakt anmutenden Energiewende zu, sofern sie nicht mit unmittelbaren Konsequenzen für einen selbst verbunden ist.“

Milk the Sun: Lieber Herr Doelling, die Liste derer, denen in den letzten Monaten und Jahren ein Ausbremsen der Energiewende vorgeworfen wurde, ist lang. Wie schätzen Sie die klimapolitischen Ergebnisse der letzten Legislaturperiode der schwarz-gelben Regierung ein, der nach Kanzlerin Merkel „erfolgreichsten Bundesregierung seit der Wiedervereinigung“?

Robert Doelling: Die Regierung nimmt den Klimawandel immer noch nicht ernst genug. Sämtliche Klimagipfel wie in Kopenhagen oder Doha wurden zur Selbstdarstellung genutzt, aber nicht um gemeinsame Klimaschutzabkommen zu entwerfen und durchzusetzen. Und genauso wie diese Klimapolitik auf der Weltbühne nur sporadisch agiert, so ist auch auf europäischer Ebene nix passiert. Im Gegenteil. Die deutsche Regierung hat sich mit der Verunsicherungstaktik, dass die deutsche Industrie aufgrund unserer Klimaschutzpolitik massenhaft ins Ausland abwandern und dort zu niedrigeren Energiekosten aber bei höherem Verbrauch produzieren könnte, dafür stark gemacht, dass der Emissionshandel weiter an Marktwert verliert.

Und diese europäische Klimapolitik hat wiederum eine verheerende Wirkung auf die deutsche Energiewende, weil viele politische und wirtschaftliche Maßnahmen auf einem funktionierenden Emissionshandel aufgebaut sind: Während Kohlestrom weiterhin verbilligt wird, verlieren Förderprogramme wie Altbausanierungsprogramme, das Marktanreizprogramm für Erneuerbare Energien, die Forschung für Erneuerbare Energien und Energieeffizienz oder das Programm für kleine Solarstromspeicher eine Finanzierungsmöglichkeit. Eine solche Politik zementiert die monopolistischen Energieerzeugungs- und Energieversorgungsstrukturen in Deutschland und blockiert unnötig die Energiewende.

Milk the Sun: Unabhängig davon welche Partei nach dem 22.September in den Bundestag einziehen wird und unabhängig von der dann herrschenden Koalition, kommen auf die neue Bundesregierung viele wichtige und prägende energiepolitischen Entscheidungen zu. Was erwarten Sie sich von der Bundesregierung nach den Wahlen?

Robert Doelling: Ich würde mir wünschen, dass sich nach den Wahlen eine Koalition gebildet hat, die zuallererst den Bürgern wieder Vertrauen in die Energiewende zurückgibt. Das wird aber nur gelingen, wenn die zukünftige Regierung nicht mehr versucht, sich durch Polemik, das Malen von Schreckensszenarien und einfachste Tatsachenverdrehung permanent als Anwälte der Industrie und der Energiekonzerne darzustellen, sondern nur, wenn sich die Regierung an die Seite des Bürgers stellt und angemessen und transparent mit der Komplexität der Energiewende umgeht.

Dann wird es aus energiepolitischer Sicht kurzfristig nötig, die Kosten der EEG-Umlage wieder gerecht zu verteilen. Dann sollte die Energiewende auf eine breitere Basis gestellt werden. Die Energiewende umfasst nämlich nicht nur Windräder und Solaranlagen, sondern viele regional differenzierte Lösungen der Strom- und Wärmeerzeugung aus unterschiedlichsten erneuerbaren Energiequellen und selbstverständlich eine wesentliche Verstärkung der Energieeffizienz. All das beschreibt die komplexe Herausforderung der Energiewende, die nur durch ein entschlossenes Bekenntnis und Handeln gestemmt werden kann.

Milk the Sun: Derzeit herrscht eine große Verunsicherung innerhalb der Bevölkerung, wenn es um das Thema Erneuerbare Energien und die damit zusammenhängende Energiewende geht. Der einzelne erstickt in einem Schwall an Pro-und-Anti-Propaganda, was letztendlich lediglich Verunsicherung und Verwirrung zur Folge hat. Es gibt nur wenige Stimmen die zur Ordnung rufen und die Diskussion auf eine sachliche und logische Ebene zurückführen wollen. Wie ist ihr Vorschlag für ein konstruktiveres Vorgehen in diesen Fragen?

Robert Doelling: Ich teile nicht ganz ihre Ansicht, dass sich zwei gleichwertige Gruppen an Propagandisten gegenüberstehen. Mir erscheinen die Energiewende-Bremser zwar in der Unterzahl, aber dafür wesentlich einflussreicher und medial umso besser aufgestellt. Ich glaube auch nicht, dass es Ordnungsrufe oder Schlichter bedarf. Was wir brauchen sind die politischen Weichenstellungen, die eine Energiewende sowohl attraktiv für die Bürger als auch für die jetzigen Energiekonzerne macht. Es wird immer gerne vergessen, dass die deutsche Volkswirtschaft jährlich einen Betrag von über 85 Milliarden Euro zur Begleichung der Energiekosten, in erster Linie für Öl, Kohle und Gas, aufbringen muss. Und, dass auch Strom aus fossilen Energien weitaus größere, steuerliche Förderungen erhält als jetzt die Erneuerbaren Energien. Unsere Energiewende wird daher auch eine Art Demokratisierung der Energieversorgung mit sich bringen müssen, in der der Bürger im Mittelpunkt steht und entscheidet, wofür sein Geld ausgegeben werden soll.

Milk the Sun: Stéphane Hessel bezeichnete den Kampf für eine nachhaltige und feste Umweltpolitik als eine der Hauptaufgaben der Menschen im 21. Jahrhundert. Die Erkenntnisse der Wissenschaft und die Veränderungen des Klimas geben ihm Recht. Dennoch passiert verhältnismäßig wenig, obwohl es letztendlich um die Existenz der menschlichen Spezies geht. Wie ist ihr Standpunkt dazu, dass sich angesichts eines derart dringenden Themas noch immer in politischen und wirtschaftlichen Grabenkämpfen ergeben wird?

Robert Doelling: Ich denke, dass vielen ihr Hemd näher ist als der Rock. Natürlich stimmt man gerne der abstrakt anmutenden Energiewende zu, sofern sie nicht mit unmittelbaren Konsequenzen für einen selbst verbunden ist. Und um dieses ambivalente Verhältnis vieler Bürger zur Energiewende wissen natürlich auch die Parteien und insbesondere die jetzige Regierung. Sie erspart sich daher die Generalkritik an der Energiewende, geht aber gezielt auf Stimmenfang mit gerade diesen kleinen Ängsten und macht sich daher lieber stark für Offshore-Windparks. Sehr ähnlich verhalten sich die Energiekonzerne. Da wird unterschwellig mit Versorgungssicherheit geworben, wohingegen eigentlich gemeint ist: Entweder Du lässt die Finger von der Energiewende oder der Strom wird nicht nur sehr teuer, sondern wir stellen ihn gleich ganz ab. Dies ist ja erst kürzlich wieder angedroht worden, obwohl die Energiekonzerne natürlich immer noch ausgezeichnet mit ihren Kraftwerken verdienen. Positiv finde ich, dass die Bürger das mittlerweile erkannt haben und sich in Deutschland viele neue Bürgerenergiegenossenschaften gründen und das Thema Energiewende in die eigene Hand nehmen. Das zeigt, dass Stéphane Hessel nicht gänzlich ignoriert wurde.

 

Wir bedanken uns bei Herrn Doelling für das Interview.

 


Im Rahmen der Interviewreihe “Vier Fragen an …” stellt der Milk the Sun Blog bis zur Bundestagswahl am 22.September 30 Tage lang führenden Köpfe aus Wirtschaft, Politik und Medien vier Fragen zu den Erwartungen an die Energiepolitik Deutschlands der zurückliegenden und kommenden Jahre. Bisher interviewten wir Sebastian Bolay (DIHK), Heiko Schwarzburger (Photovoltaik), Corinna Lang (CleanEnergy Project), Patrick Jüttemann (klein-windkraftanlagen.com), Christian Leers (PV-Experte), Robert Schwarz (BTO Management Consulting), Lothar Lochmaier (Freier Journalist), Michael Richter (Sonneninvest AG), Kilian Rüfer (SUSTAINMENT), Udo Schuldt (Blogger), Thorsten Zoerner (Solution Architect), Prof. Dr. Eicke Weber (Fraunhofer ISE), Falko Bozicevic (GoingPublic Magazin), Carsten Körnig (Solarwirtschaft e.V.), Denis-Mariel Kühn (EGBB), Doreen Brumme (Freie Journalistin), Erhard Renz (sonnenfluesterer.de), Sabine Eva Rädisch (Autorin und Bloggerin), Bart Markus (Wellington Partners), Prof. Volkmar Liebig (avesco Financial Services AG), Dr. Tim Meyer (Grünstromwerk GmbH), Alexander Fehr (Fehrdeal & Energieblogger), Thomas Nasswetter (Ritter Gruppe und Blogger), Dr. Stefan Dietrich (Windwärts Energie), Sylvia Pilarsky-Grosch (BWE), Holger Ruletzki (Parabel AG), Franz Alt (Journalist), Arne Horn (DZ-4), Dr. Bernd Köhler (Phoenix Solar), Björn-Lars Kuhn (Proteus Solutions & Energieblogger), Cornelia Daniel-Gruber (Journalistin und Bloggerin), Ove Petersen (GP Joule), Udo Möhrstedt (IBC Solar), Şirvan Çakici (Unicon Energy Services), Rosa Tarragó (Prime Capital AG)

 

Vier Fragen an … Rosa Tarragó, Senior Analyst Prime Capital

Rosa Tarragó kann auf über 13 Jahre Berufserfahrung im Bereich Infrastruktur und Erneuerbare Energien zurückblicken. Frau Tarragó besetzte verschiedene führende Funktionen bei verschiedenen führenden Groß- und Förderbanken, arbeitete aber auch für Projektentwickler und für die E.ON AG. Derzeit ist sie Senior Analyst der Prime Capital AG und seit 2008 Vize-Präsidentin der KfW IPEX-Bank GmbH. Zudem gründete sie das Unternehmen Molins de vent Tarragó, das Windräder zur Wasserförderung produziert.

Rosa Tarragó

Milk the Sun: Liebe Frau Tarragó, die Liste derer, denen in den letzten Monaten und Jahren ein Ausbremsen der Energiewende vorgeworfen wurde, ist lang. Wie schätzen Sie die klimapolitischen Ergebnisse der letzten Legislaturperiode der schwarz-gelben Regierung ein, der nach Kanzlerin Merkel „erfolgreichsten Bundesregierung seit der Wiedervereinigung“?

Rosa Tarragó: If we look at facts and figures provided by dena, Germany has experienced a “Energiewende” based mainly in a steadily increase of the electricity consumption from renewable reaching a 22,9% last year. Electricity production from photovoltaic, wind energy, hydropower and biomass increased around 10% in only one year (to 136 GWh in 2012 compared to around 80 GWh at the beginning of the Merkel II government) ant this within a context of decreasing feed-in-tariffs for renewables. And if, on top, these figures are compared with the increase of renewable shares and/or with a general change of the energy mix in other European countries – excluding the ones having implemented retroactive changes to its regulatory system – the results are comparatively satisfactory.

Milk the Sun: Unabhängig davon welche Partei nach dem 22.September in den Bundestag einziehen wird und unabhängig von der dann herrschenden Koalition, kommen auf die neue Bundesregierung viele wichtige und prägende energiepolitischen Entscheidungen zu. Was erwarten Sie sich von der Bundesregierung nach den Wahlen?

Rosa Tarragó: The new government has two main challenges: at a national level, to continue to steadily increase the share of renewable energies (RE) in the German energy mix at the same time that it reduces the price gap between low forward electricity prices and high allocation of costs for renewables (Stromumlage) and at an international level, to secure the German industry remains competitive in the field of renewable energies. From my point of view, both challenges can be reached if a support system is designed to motivate a real reduction of production costs reaching low electricity levelized costs close to grid parity. Within the current framework of low interest rates, to achieve a reduction of electricity levelized costs might be easier than it was before 2009.

Milk the Sun: Derzeit herrscht eine große Verunsicherung innerhalb der Bevölkerung, wenn es um das Thema Erneuerbare Energien und die damit zusammenhängende Energiewende geht. Der einzelne erstickt in einem Schwall an Pro-und-Anti-Propaganda, was letztendlich lediglich Verunsicherung und Verwirrung zur Folge hat. Es gibt nur wenige Stimmen die zur Ordnung rufen und die Diskussion auf eine sachliche und logische Ebene zurückführen wollen. Wie ist ihr Vorschlag für ein konstruktiveres Vorgehen in diesen Fragen?

Rosa Tarragó: In principle, it is not always negative to have a critical propaganda. It incentivizes improvement. The problem arises when none improvement is being implemented and/or the implementation takes too long. Then, uncertainty prevails and credibility in a technology can be damaged. Rather than further discussion, facts need to be achieved towards reaching grid parity. Then, a positive environment at a national and international level can be achieved. Within the European framework, Germany is in a favorable position to reach grid parity quicker than other countries thanks to its stronger sovereign country profile and high sensitivity to electricity costs.

Milk the Sun: Stéphane Hessel bezeichnete den Kampf für eine nachhaltige und feste Umweltpolitik als eine der Hauptaufgaben der Menschen im 21. Jahrhundert. Die Erkenntnisse der Wissenschaft und die Veränderungen des Klimas geben ihm Recht. Dennoch passiert verhältnismäßig wenig, obwohl es letztendlich um die Existenz der menschlichen Spezis geht. Wie ist ihr Standpunkt dazu, dass sich angesichts eines derart dringenden Themas noch immer in politischen und wirtschaftlichen Grabenkämpfen ergeben wird?

Rosa Tarragó: Stéphane Hessel is right in his position. In addition, to state that sustainability and environmental improvement need to be attractive for the private and finance industry in order the human being and political willingness to be successful. The Kyoto Protocol mechanisms were (still are) an attempt to involve several parties in the achievement of a sustainable energy policy. Unfortunately the results have been rather moderate until now. Recently and in parallel, private companies start new initiatives (like the issue of a certificate for project bonds of renewable energies) which shall aim to increase attractiveness in sustainable investment rather than in investments in none-sustainable assets. Not all the measures can be successful in the same grade. Important is, that there are new initiatives and attempts to achieve a common sustainable objective.

 

Wir bedanken uns bei Frau Tarragó für das Interview.

 


Im Rahmen der Interviewreihe “Vier Fragen an …” stellt der Milk the Sun Blog bis zur Bundestagswahl am 22.September 30 Tage lang führenden Köpfe aus Wirtschaft, Politik und Medien vier Fragen zu den Erwartungen an die Energiepolitik Deutschlands der zurückliegenden und kommenden Jahre. Bisher interviewten wir Sebastian Bolay (DIHK), Heiko Schwarzburger (Photovoltaik), Corinna Lang (CleanEnergy Project), Patrick Jüttemann (klein-windkraftanlagen.com), Christian Leers (PV-Experte), Robert Schwarz (BTO Management Consulting), Lothar Lochmaier (Freier Journalist), Michael Richter (Sonneninvest AG), Kilian Rüfer (SUSTAINMENT), Udo Schuldt (Blogger), Thorsten Zoerner (Solution Architect), Prof. Dr. Eicke Weber (Fraunhofer ISE), Falko Bozicevic (GoingPublic Magazin), Carsten Körnig (Solarwirtschaft e.V.), Denis-Mariel Kühn (EGBB), Doreen Brumme (Freie Journalistin), Erhard Renz (sonnenfluesterer.de), Sabine Eva Rädisch (Autorin und Bloggerin), Bart Markus (Wellington Partners), Prof. Volkmar Liebig (avesco Financial Services AG), Dr. Tim Meyer (Grünstromwerk GmbH), Alexander Fehr (Fehrdeal & Energieblogger), Thomas Nasswetter (Ritter Gruppe und Blogger), Dr. Stefan Dietrich (Windwärts Energie), Sylvia Pilarsky-Grosch (BWE), Holger Ruletzki (Parabel AG), Franz Alt (Journalist), Arne Horn (DZ-4), Dr. Bernd Köhler (Phoenix Solar), Björn-Lars Kuhn (Proteus Solutions & Energieblogger), Cornelia Daniel-Gruber (Journalistin und Bloggerin), Ove Petersen (GP Joule), Udo Möhrstedt (IBC Solar), Şirvan Çakici (Unicon Energy Services)

 

Vier Fragen an … Şirvan Çakici, Unicon Energy Services

Şirvan Çakici ist geschäftsführendende Gesellschafterin der Unicon Energy Services GmbH. Das Unternehmen hat sich auf branchenspezifische Serviceleistungen rund um Solarprojekte im Energiesektor spezialisiert. Frau Çakici kann auf mehrjährige Berufserfahrungen in den Bereichen Politik und erneuerbare Energien zurückblicken.

Şirvan Çakici: "Politik stellt leider allzu oft weder Mensch noch Natur in den Vordergrund; Machtverhältnisse sind der entscheidende Faktor."

Milk the Sun: Liebe Frau Çakici, die Liste derer, denen in den letzten Monaten und Jahren ein Ausbremsen der Energiewende vorgeworfen wurde, ist lang. Wie schätzen Sie die klimapolitischen Ergebnisse der letzten Legislaturperiode der schwarz-gelben Regierung ein, der nach Kanzlerin Merkel „erfolgreichsten Bundesregierung seit der Wiedervereinigung“?

Şirvan Çakici: Nach der Katastrophe von Fukushima hatte die Bundesregierung, allen voran die Kanzlerin, eine deutliche Kehrtwendung ihrer ursprünglichen Energiepolitik angekündigt. Damit einhergehen sollte eigentlich die Förderung alternativer Energiegewinnung. Die Realität sieht jedoch anders aus: Die Solarbranche wurde derart isoliert, dass zahlreiche Arbeitsplätze bereits verloren gegangen sind und weitere verloren gehen werden. Wenn man die vergangenen Monate betrachtet, kann man also zumindest in diesem Zusammenhang kaum von einer Erfolgsgeschichte sprechen.

Bereits Röttgen und Rösler waren sich über die Vorgehensweise in Richtung Umstellung auf alternative Energien nicht ganz einig, ob Altmaier erfolgreicher ist, oder in einer etwaigen neuen Legislaturperiode sein wird, wage ich zu bezweifeln. Zusammenfassend kann man das Vorgehen der Bundesregierung zu Recht ambivalent nennen.

Milk the Sun: Unabhängig davon welche Partei nach dem 22.September in den Bundestag einziehen wird und unabhängig von der dann herrschenden Koalition, kommen auf die neue Bundesregierung viele wichtige und prägende energiepolitischen Entscheidungen zu. Was erwarten Sie sich von der Bundesregierung nach den Wahlen?

Şirvan Çakici: Wenn alles beim Alten bleibt, sehe ich ehrlich gesagt schwarz. Ich hoffe deshalb auf einen Regierungswechsel und wünsche mir eine rot/grüne Koalition. Ich bin überzeugt, energiepolitische Themen würden dann wieder einen größeren Stellenwert erhalten.

Die Lobby der Energieerzeuger würde mit einer Rot-Grünen Regierung auf Konfrontationskurs gehen und trotzig ihren Stiefel weiterfahren. Ich sehe hier keine großen Änderungen.

Trotzdem sollte der private Verbraucher entlastet und über Förderungen von den absehbaren Teuerungen der Energiekosten unterstützt werden.

Milk the Sun: Derzeit herrscht eine große Verunsicherung innerhalb der Bevölkerung, wenn es um das Thema Erneuerbare Energien und die damit zusammenhängende Energiewende geht. Der einzelne erstickt in einem Schwall an Pro-und-Anti-Propaganda, was letztendlich lediglich Verunsicherung und Verwirrung zur Folge hat. Es gibt nur wenige Stimmen die zur Ordnung rufen und die Diskussion auf eine sachliche und logische Ebene zurückführen wollen. Wie ist ihr Vorschlag für ein konstruktiveres Vorgehen in diesen Fragen?

Şirvan Çakici: Andere Branchen sind lobbytechnisch einfach stärker vertreten. Dementsprechend sind die Diskussionen in letzter Zeit auch geführt worden. Die Solarbranche muss sich insgesamt besser aufstellen und dafür sorgen, dass ihre Interessen in der Bundespolitik stärkere Beachtung finden. Dazu benötigt sie einflussreiche Fürsprecher mit den richtigen Kontakten. Diese sollten auch die Informationspolitik dringend verbessern und die Bevölkerung sachlich und logisch auf die langfristigen Vorteile der Solarenergie hinweisen.

Milk the Sun: Stéphane Hessel bezeichnete den Kampf für eine nachhaltige und feste Umweltpolitik als eine der Hauptaufgaben der Menschen im 21. Jahrhundert. Die Erkenntnisse der Wissenschaft und die Veränderungen des Klimas geben ihm Recht. Dennoch passiert verhältnismäßig wenig, obwohl es letztendlich um die Existenz der menschlichen Spezis geht. Wie ist ihr Standpunkt dazu, dass sich angesichts eines derart dringenden Themas noch immer in politischen und wirtschaftlichen Grabenkämpfen ergeben wird?

Şirvan Çakici: Neben den umweltpolitischen Aspekten wird meiner Ansicht nach außer Acht gelassen, dass es auch um Arbeitsplätze geht. Die Menschen, die durch falsche (energie)-politische Entscheidungen ihren Job verlieren, sollten ebenfalls Beachtung finden. Politik stellt leider allzu oft weder Mensch noch Natur in den Vordergrund; Machtverhältnisse sind der entscheidende Faktor. Leider hat es die Solarbranche bislang nicht geschafft, Befürworter für sich zu gewinnen.

 

Wir bedanken uns bei Frau Çakici für das Interview.

 


Im Rahmen der Interviewreihe “Vier Fragen an …” stellt der Milk the Sun Blog bis zur Bundestagswahl am 22.September 30 Tage lang führenden Köpfe aus Wirtschaft, Politik und Medien vier Fragen zu den Erwartungen an die Energiepolitik Deutschlands der zurückliegenden und kommenden Jahre. Bisher interviewten wir Sebastian Bolay (DIHK), Heiko Schwarzburger (Photovoltaik), Corinna Lang (CleanEnergy Project), Patrick Jüttemann (klein-windkraftanlagen.com), Christian Leers (PV-Experte), Robert Schwarz (BTO Management Consulting), Lothar Lochmaier (Freier Journalist), Michael Richter (Sonneninvest AG), Kilian Rüfer (SUSTAINMENT), Udo Schuldt (Blogger), Thorsten Zoerner (Solution Architect), Prof. Dr. Eicke Weber (Fraunhofer ISE), Falko Bozicevic (GoingPublic Magazin), Carsten Körnig (Solarwirtschaft e.V.), Denis-Mariel Kühn (EGBB), Doreen Brumme (Freie Journalistin), Erhard Renz (sonnenfluesterer.de), Sabine Eva Rädisch (Autorin und Bloggerin), Bart Markus (Wellington Partners), Prof. Volkmar Liebig (avesco Financial Services AG), Dr. Tim Meyer (Grünstromwerk GmbH), Alexander Fehr (Fehrdeal & Energieblogger), Thomas Nasswetter (Ritter Gruppe und Blogger), Dr. Stefan Dietrich (Windwärts Energie), Sylvia Pilarsky-Grosch (BWE), Holger Ruletzki (Parabel AG), Franz Alt (Journalist), Arne Horn (DZ-4), Dr. Bernd Köhler (Phoenix Solar), Björn-Lars Kuhn (Proteus Solutions & Energieblogger), Cornelia Daniel-Gruber (Journalistin und Bloggerin), Ove Petersen (GP Joule), Udo Möhrstedt (IBC Solar)

Vier Fragen an … Udo Möhrstedt, Gründer und Vorstandsvorsitzender von IBC SOLAR

Udo Möhrstedt ist Gründer und Vorstandsvorsitzender der IBC Solar AG. Der diplomierte Physiker gründete IBC Solar bereits 1982 als Ingenieurbüro in Bad Staffelstein. Es hat mittlerweile zehn Tochterfirmen innerhalb und außerhalb Europas. Das Unternehmen vertreibt als Systemhaus Photovoltaik-Komplettsysteme mit allen nötigen Bauteilen und errichtet als Projektierer Photovoltaikanlagen für gewerbliche Großkunden. Herr Möhrstedt erhielt verschiedene Ehrungen, unter anderem 2012 das Verdienstkreuz am Bande.

Udo Möhrstedt: "Wir müssen uns wieder darauf besinnen, warum wir die Energiewende machen: Es geht um die Zukunft der Sicherheit und des Wohlstands unseres Landes. Energiepolitik muss dazu dienen, die schwerwiegendsten Folgen des Klimawandels abzuwenden."

Milk the Sun: Die Liste derer, denen in den letzten Monaten und Jahren ein Ausbremsen der Energiewende vorgeworfen wurde, ist lang. Wie schätzen Sie die klimapolitischen Ergebnisse der letzten Legislaturperiode der schwarz-gelben Regierung ein, der nach Kanzlerin Merkel „erfolgreichsten Bundesregierung seit der Wiedervereinigung“?

Udo Möhrstedt: Der Zubau der Erneuerbaren Energien wird durch starke Lobby-Gruppen künstlich gebremst. Stattdessen pusten speziell Braunkohlekraftwerke unaufhörlich immer größere Mengen an CO2 in die Luft, obwohl sich die Bundesregierung dazu verpflichtet hat, die CO2-Emissionen zu senken. Daneben sollen in Zukunft noch weitere Kohlekraftwerke ans Netz gehen, wogegen  Bürger bereits heftig protestieren. Die sinkenden Kosten durch Wind- und Sonnenenergie an der Strombörse hingegen werden nicht an die Kunden weitergegeben, sondern sorgen für Sondergewinne bei den Energieversorgern.

Die neue Bundesregierung muss nun dafür Sorge tragen, dass die Klimaziele wieder in den Fokus rücken und dass die niedrigen Strompreise, die wir an der Börse haben, endlich auch bei den Verbrauchern ankommen.

Milk the Sun: Unabhängig davon welche Partei nach dem 22.September in den Bundestag einziehen wird und unabhängig von der dann herrschenden Koalition, kommen auf die neue Bundesregierung viele wichtige und prägende energiepolitischen Entscheidungen zu. Was erwarten Sie sich von der Bundesregierung nach den Wahlen?

Udo Möhrstedt: Die neue Bundesregierung muss für einen Transformationsprozess sorgen – weg von Atom-  und Kohlekraftwerken und hin zu dezentraler Versorgung durch die Erneuerbaren Energien. Das schafft in Zukunft Unabhängigkeit von steigenden Rohstoffpreisen, macht Deutschland deshalb weniger verwundbar bei Krisen und sorgt dafür, dass das Geld im Lande bleibt und hier Arbeitsplätze entstehen bzw. gesichert werden. Als wichtiger Baustein einer intelligenten Energieversorgung mit Erneuerbaren müssen auch Stromspeicher gefördert werden – in Privathaushalten, Gewerbebetrieben und als Quartiersspeicher in lokalen Verteilnetzen.

Milk the Sun: Derzeit herrscht eine große Verunsicherung innerhalb der Bevölkerung, wenn es um das Thema Erneuerbare Energien und die damit zusammenhängende Energiewende geht. Der einzelne erstickt in einem Schwall an Pro-und-Anti-Propaganda, was letztendlich lediglich Verunsicherung und Verwirrung zur Folge hat. Es gibt nur wenige Stimmen die zur Ordnung rufen und die Diskussion auf eine sachliche und logische Ebene zurückführen wollen. Wie ist ihr Vorschlag für ein konstruktiveres Vorgehen in diesen Fragen?

Udo Möhrstedt: Wir müssen uns wieder darauf besinnen, warum wir die Energiewende machen: Es geht um die Zukunft der Sicherheit und des Wohlstands unseres Landes. Energiepolitik muss dazu dienen, die schwerwiegendsten Folgen des Klimawandels abzuwenden. Deswegen macht es Sinn, den ohnehin anstehenden Wechsel des überalterten Kraftwerkparks zu nutzen, um auf Erneuerbare umzusteigen und diese kraftvoll auszubauen. Im Übrigen können auch die Erneuerbaren Energien die Verantwortung für Systemstabilität übernehmen. Sie haben bereits gezeigt, dass sie bezahlbaren Strom liefern können.

Milk the Sun: Stéphane Hessel bezeichnete den Kampf für eine nachhaltige und feste Umweltpolitik als eine der Hauptaufgaben der Menschen im 21. Jahrhundert. Die Erkenntnisse der Wissenschaft und die Veränderungen des Klimas geben ihm Recht. Dennoch passiert verhältnismäßig wenig, obwohl es letztendlich um die Existenz der menschlichen Spezis geht. Wie ist ihr Standpunkt dazu, dass sich angesichts eines derart dringenden Themas noch immer in politischen und wirtschaftlichen Grabenkämpfen ergeben wird?

Udo Möhrstedt: Wir greifen mit dem notwendigen Umbau des Energiesystems tief in ein Interessengeflecht aus Geld, Medien und Politik ein. Zu glauben, dass das ohne Auseinandersetzungen funktioniert, ist nicht sehr realistisch. Wir sollten uns deshalb darum bemühen, dass dieser Prozess so wenige Verlierer zurücklässt, wie möglich. Ich registriere auch zunehmend eine Aufgeschlossenheit für die Energiewende im mittleren Management der Stromkonzerne, ganz besonders aber bei den vielen lokal tätigen Stadtwerken. Die wissen, dass es ein „Weiter so!“ nicht geben kann und wollen die Zukunft der Energieversorgung aktiv mitgestalten, anstatt an überholten Geschäftsmodellen festzuhalten.

 

Wir bedanken uns bei Herrn Möhrstedt für das Interview.

 


Im Rahmen der Interviewreihe “Vier Fragen an …” stellt der Milk the Sun Blog bis zur Bundestagswahl am 22.September 30 Tage lang führenden Köpfe aus Wirtschaft, Politik und Medien vier Fragen zu den Erwartungen an die Energiepolitik Deutschlands der zurückliegenden und kommenden Jahre. Bisher interviewten wir Sebastian Bolay (DIHK), Heiko Schwarzburger (Photovoltaik), Corinna Lang (CleanEnergy Project), Patrick Jüttemann (klein-windkraftanlagen.com), Christian Leers (PV-Experte), Robert Schwarz (BTO Management Consulting), Lothar Lochmaier (Freier Journalist), Michael Richter (Sonneninvest AG), Kilian Rüfer (SUSTAINMENT), Udo Schuldt (Blogger), Thorsten Zoerner (Solution Architect), Prof. Dr. Eicke Weber (Fraunhofer ISE), Falko Bozicevic (GoingPublic Magazin), Carsten Körnig (Solarwirtschaft e.V.), Denis-Mariel Kühn (EGBB), Doreen Brumme (Freie Journalistin), Erhard Renz (sonnenfluesterer.de), Sabine Eva Rädisch (Autorin und Bloggerin), Bart Markus (Wellington Partners), Prof. Volkmar Liebig (avesco Financial Services AG), Dr. Tim Meyer (Grünstromwerk GmbH), Alexander Fehr (Fehrdeal & Energieblogger), Thomas Nasswetter (Ritter Gruppe und Blogger), Dr. Stefan Dietrich (Windwärts Energie), Sylvia Pilarsky-Grosch (BWE), Holger Ruletzki (Parabel AG), Franz Alt (Journalist), Arne Horn (DZ-4), Dr. Bernd Köhler (Phoenix Solar), Björn-Lars Kuhn (Proteus Solutions & Energieblogger), Cornelia Daniel-Gruber (Journalistin und Bloggerin), Ove Petersen (GP Joule)

 

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