Frankreich auf dem Weg zur Energiewende
Die Regierung in Frankreich hat nach zwei Jahren Arbeit den ersten Entwurf für ein Energiewende-Gesetz akzeptiert. Grund für das plötzliche Umdenken war und ist die Angst vor in die Höhe schießenden Ölpreisen. Die Pläne sind dabei sehr konkret und ehrgeizig. Die Reduzierung von Atomstromproduktion und -verbrauch und von Energie-Importen steht dabei ganz vorne auf der Agenda. Außerdem sollen eine höhere Energieeffizienz und ein Schwarm von Ladesäulen für Elektroautos den allgemeinen Energieverbrauch senken. Mit diesen Änderungen möchte die Regierung um Präsident François Hollande den Grundstein in eine grüne Zukunft legen.
Novum in Frankreich! Nach Jahren des Hinterherhinkens in Sachen Energiewende hat Umweltministerin Ségolène Royal den ersten Entwurf für ein Energiewende-Gesetz vorgestellt. Es soll den Weg in ein neues Zeitalter der französischen Energiepolitik ebnen und diese von Grund auf reformieren. Nachdem das Gesetz bereits von Präsident François Hollande und seinen Ministern durchgewinkt wurde, muss es nun noch dem französischen Parlament vorgelegt und von diesem abgesegnet werden.
Ehrgeizige Ziele in Etappen bis 2050
Das Gesetz zur Energiewende sieht vor, den Anteil der fossilen Energieträger am gesamten französischen Energieverbrauch bis 2030 um ein Drittel zu senken. Bis 2050 soll der gesamte Energieverbrauch sogar um die Hälfte gesenkt werden. Generell sollen primär aber auch Energieimporte zurückgefahren und der Anteil an Atomenergie deutlich reduziert werden. Auf der anderen Seite soll die Förderung Erneuerbarer Energien im Vordergrund stehen. Vor allem in Sachen Photovoltaik und Biomasse ist Frankreich im europäischen Vergleich noch weit im Rückstand.
Energiewende aus Angst vor explodierenden Kohle-, Gas- und Ölpreisen
Eine Analyse der französischen Umweltagentur ADEME hat ergeben, dass das schnelle Umdenken in Richtung Energiewende vor allem auf die Angst vor explodierenden Preisen von Kohle-, Gas- und Öl zurückzuführen ist. Die Ukraine-Krise und Szenarios der Umweltagentur beweisen, dass sich die Preise für fossile Brennstoffe bis zum Jahr 2030 verdoppeln könnten. Bei einem jährlichen Energieimport in Höhe von 70 Milliarden Euro könnte dieser Umstand verheerende finanzielle Folgen haben.
Gebäudesanierung und Elektromobilität wichtige Baustellen der Energiewende
Im Rahmen der Senkung des allgemeinen Energieverbrauchs setzt die Regierung auch auf Gebäudesanierung. Derzeit gibt es in Frankreich noch 20 Millionen schlecht oder gar nicht isolierte Wohnhäuser. Durch Steuererleichterungen bei der energetischen Sanierung von Gebäuden sollen 500.000 Gebäude pro Jahr grundsaniert und neu gedämmt werden.
Ein weiterer Fokus soll zudem auf die Elektromobilität gelegt werden. Durch einen Förderschub soll die Errichtung tausender Aufladestationen einen neuen Trend setzen. Bis 2030 sieht der Plan vor, sieben Millionen dieser Ladestationen gebaut zu haben. Damit einhergehend soll sogar der Kauf von Elektroautos subventioniert werden. Aber auch in kleinerem Rahmen soll die Energiewende vorangetrieben werden. So plant die Regierung die Optimierung des öffentlichen Nahverkehrs mit Bussen, die Biogas tanken und Vergünstigungen von Fahrten mit Regionalzügen.
Kreditanleihen für „ein grünes Wachstum“
Um Kommunen, Unternehmen und Privatleuten das Tor zu Investitionen in Erneuerbare Energien zu öffnen, plant die Regierung sogenannte Kreditanleihen für „ein grünes Wachstum“. Bei einer Laufzeit von 30 Jahren werden die Darlehen kaum bis gar nicht mit Zinsen belastet. Ferner soll der Bau von 1.500 Biogasanlagen vorangetrieben werden – auch Offshore Windanlagen und die Wärmeproduktion aus regenerativen Quellen stehen dabei im Fokus.
Ein Drittel Energieanteil am Gesamtstrom aus Erneuerbaren Energien bis 2030
Trotz des späten Einstiegs in die Energiewende hatten Erneuerbare Energien in Frankreich 2013 einen relativ hohen Anteil am Gesamtstrom – nämlich 19 Prozent. Deutschland hatte im selben Jahr einen Anteil von 23 Prozent. Das ist allerdings den traditionell in Frankreich hoch eingestuften Wasserkraftwerken zu verdanken. Diese waren 2012 alleine für zwölf Prozent der Energieproduktion verantwortlich. Entsprechend gering sind die Anteile von Wind- und Sonnenenergie. Bis zum Jahr 2020 möchte Frankreich 23 Prozent der Energie aus regenerativen Quellen generieren, bis 2030 sogar 33 Prozent.
Hohe Kosten für die Umsetzung als Chance für den Arbeitsmarkt
Die Energiewende soll zwischen zehn und 30 Milliarden Euro pro Jahr kosten – zusätzlich zu den 37 Milliarden Euro, die ohnehin zurzeit in die Energieinfrastruktur investiert werden. Was auf den ersten Blick nach horrenden Kosten aussieht, kann für die Wirtschaft aber etwas Positives bedeuten. So sieht Royal in den hohen Kosten die Chance auf eine Vielzahl neuer Arbeitsplätze und ein „grünes Wachstum“.
Das Gesetz zur Energiewende soll noch im Laufe dieses Sommers verabschiedet werden.
Quelle: Klimaretter.info