Das können Betreiber von Solarparks für die Biodiversität tun

Das können Betreiber von Solarparks für die Biodiversität tun

Ebenso wie das Klima steckt die Biodiversität in einer massiven Krise, die beide auf ernsthafte Lösungen warten. Vom Aussterben bedroht sind über 10 Prozent der in Europa beheimateten Arten. Dem können Betreiber bestehender Solarparks ebenso wie Projektierer in der Planungsphase ein Stück weit entgegentreten und ihre Solarparks naturverträglich gestalten. Dafür bietet ein Leitfaden der TH Bingen konkrete Praxishinweise. Zudem unterzeichnen immer mehr Projektierer die Selbstverpflichtung „Gute Planung”, die eine Steigerung der Artenvielfalt umfasst. In diesem Artikel erfahren Sie, wie Sie die Artenvielfalt auf bestehenden Solarparks steigern können.

Wie biodivers sind Solarparks?

Solarparks sind in den meisten Fällen ein Gewinn für die Biodiversität. Sie können für selten gewordene Flora und Fauna in der Agrarlandschaft hilfreiche „Trittsteine” bieten. Dies zeigen sowohl Untersuchungen des Bundesverbandes Neue Energie als auch die begleitenden Untersuchungen der TH Bingen, aus dem die Praxishinweise für naturverträgliche und biodiversitätsfördernde Solarparks abgeleitet worden sind. Ausschlaggebend dafür, wie sehr die Biodiversität gesteigert werden kann, ist immer die vorherige Nutzung der Fläche. Insbesondere gegenüber einem vormals intensiv bewirtschaftetem Acker sind sie hoch.

Als Risiken für die Biodiversität durch Solar-Freiflächenanlagen gibt das Bundesamt für Naturschutz u.A. folgende Auswirkungen zu bedenken:

  • Beeinträchtigung und Veränderung des natürlichen Bodenprofils
  • Verdichtung von Bodenbereichen durch Befahren, Lagern von Baustoffen
  • Beeinträchtigung, Veränderung und Zerstörung von Lebensräumen vorhandener Arten (Flora, Fauna) sowie eine Zerschneidung von Wanderkorridoren
  • Veränderung des Wasserregimes und Bodenwasserhaushalts durch die Modulüberbauung

Die Autoren der FH Bingen fordern mehr für die Biodiversität, als die Vorteile, die ohnehin durch Solarparks entstehen. Sie unterscheiden zwischen den obligatorischen naturschutzrechtlichen Verpflichtungen, wie z.B. Eingriffsregelung und Ausgleichsbedarf sowie Artenschutzvorgaben, und darüber hinausgehende freiwillige Maßnahmen. Erst bei zusätzlichen Maßnahmen entstünde der Argumentation folgend ein Mehrwert für die Natur.

In der Planung kann ein Mehrwert für die Biodiversität unter anderem geschaffen werden, indem größere Reihenabstände (> 3,5 m, besser 5 m) eingehalten, so wenig wie möglich Flächen versiegelt, Zäune 15 – 20 cm oberhalb des Bodens angebracht, bei großen Anlagen (ab ca. 500 m) Wanderkorridore für große Tiere freigehalten werden oder Platz für Blühstreifen oder Hecken gelassen wird.

Was aber genau können Betreiber tun?

Ein Pflegekonzept erstellen lassen

Eine an den Standort angepasste und ökologisch orientierte Pflege ist ausschlaggebend für die Naturverträglichkeit einer Fläche. Fachplaner können auch bei bereits bestehenden Anlagen sogenannte Zielbiotope entwickeln und daraus ein differenziertes Pflegemanagement ableiten. So wissen Sie u.A, was gesät oder gepflanzt werden sollte, wie die Fläche ökologisch sinnvoll freigehalten wird, ob Humus aufgebaut werden oder der Boden ausgehagert werden sollte u.v.m.

In der Anlagenplanung bestehen hierfür natürlich größere Gestaltungsspielräume. In den Prozess kann auch der lokale Naturschutz eingebunden werden. Sehr vorbildliche Solarparks könnten in der Öffentlichkeitsarbeit ggf. sogar durch Patenschaften (z.B. über NABU/BUND) eine Rolle spielen.

Mähen oder Fläche durch Beweidung offen halten?

Die Flächen müssen grundsätzlich freigehalten werden, um ertragsmindernde Schattenbildung auf den PV-Modulen zu verhindern. Damit daraus ein artenreiches Grünland erwächst, kommen unterschiediche, an den Standort und die Anlage angepasste Formen einer extensiven Bewirtschaftung bzw. Pflege infrage. „Extensiv“ bedeutet zunächst, dass weder Gifte noch Dünger zum Einsatz kommen.

Sollte die Fläche gemäht werden, spielt die Mähtechnik eine Rolle: Die TH Bingen empfiehlt Balkenmäher mit einer Mindesthöhe von 10 cm. Auch die Zeitpunkte und die möglichst geringen Frequenzen der Mahd können naturschutzfachlich unter Berücksichtigung der Betreiberbedürfnisse festgelegt werden. Bei bodennah installierten PV-Modulen muss leider öfter gemäht werden. Wenn ein vormals überdüngter Acker ausgehagert werden soll, sollte das Mähgut abtransportiert werden. Die Mahd kann zudem alternierend organisiert werden, indem jährlich abwechselnd auf der Fläche geeignete Teilbereiche ungemäht bleiben, die Winterfutter, Überwinterungsquartiere und Zufluchtsräume bieten.

Noch besser für die Biodiversität ist eine Beweidung mit Schafen oder Ziegen. Denn durch das sukzessive Abgrasen bleibt immer ein ausreichendes Blütenangebot erhalten. Zudem öffnen die Klauen der Tiere den Boden, wo dann konkurrenzschwache Arten keimen oder sich Wildbienen ansiedeln können. Wichtig für die Beweidung ist, dass an den Modulen keine Flacheisen vorstehen, scharfe Kanten gebrochen und freihängende Kabel vermieden werden. Ebenfalls sollten die Wechselrichter und Stecker geschützt werden, an denen sich die Tiere gerne reiben. Die Mindesthöhe der Unterkante der Solarmodule soll in der Regel 80 cm betragen (was bei vielen Anlagen der Fall ist), damit die Schafe darunter durchlaufen können und nicht unruhig werden, weil sie voneinander getrennt werden.

Biotope schaffen

Das Saat- oder Pflanzgut sollte möglichst gebietsheimisch sein. Kostengünstig können die Samen auch über Heu eingetragen werden, welches von benachbartem Grünland stammt. Je nach Standort können zusätzliche Biotope geschaffen werden:

  • Trockenbiotope wie Sand-, Lesestein- oder Totholzhaufen.
  • Feuchtbiotope wie Tümpel, Teiche oder Weiher in Randbereichen der Anlage. Diese können durch das Regenwasser gespeist werden, welches von den Modultischen abfließt.
  • Nisthilfen für Vögel, Fledermäuse und Wildbienen.

Zu dem Leitfaden für naturverträgliche und biodiversitätsfreundliche Solarparks der TH Bingen gelangen Sie hier.

Selbstverpflichtung „Gute Planung”

Die Solarbranche hat die Chance erkannt, neben dem Klimaschutz auch etwas für die Biodiversität tun zu können. Immer mehr Photovoltaik-Unternehmen unterzeichnen die Selbstverpflichtung des Bundesverbandes Neue Energiewirtschaft. Mehr über die Inhalte der Selbstverpflichtung für eine gute Planung von Photovoltaik-Freilandanlagen erfahren Sie hier auf dem Blog. Die Selbstverpflichtung umfasst neben der Steigerung der Biodiversität auch Verpflichtungen gegenüber Gemeinden, Verwaltung, Bürgerinnen und Bürgern, einen fairen Umgang mit Landwirten und eine Integration der Photovoltaik-Anlagen in die Landschaft.

Was bedeutet die Biodiversität für Investoren?

Für Investoren mit Impact-Fokus können PV-Projekte mit einem nachweislichen Mehrwert für die biologische Vielfalt besonders attraktiv sein. Die ökologischen Vorteile lassen sich gut mit Fotos und Fakten belegen.

Während manche ökologischen Vorteile durch Kosteneinsparungen erzielt werden, bedarf es für andere mehr Platz. Dieser geht ein Stück weit zu Lasten der Erträge bzw. erhöhten Pacht- und Pflegekosten. Zu Projektbeginn ist die Investition in einen Fachplaner hilfreich. Etwaige Ausgleichsmaßnahmen lassen sich so organisieren, dass sie direkt auf der Fläche erbracht werden. Zudem ist es eine Frage der Priorisierung. Neben der finanziellen Rendite kann die nachweisliche ökologische Rendite ebenfalls als attraktiv empfunden werden. Durch die zusätzlichen Biotope und die Einbindung des Naturschutzes lässt sich neben der Biodiversität auch die Akzeptanz von PV-Projekten vor Ort steigern.

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