Öl bremst Strom: Energiewende wird durch Umlagen und Abgaben behindert
Der Berliner Think Tank für die Energiewende, Agora Energiewende, hat in einer Grundlagenstudie eine Bevorzugung klimaschädlicher Energien festgestellt und fordert eine Reform des Abgaben- und Umlagensystems für eine klimafreundliche Entwicklung des Energiesystems. Ausgangspunkt der Studie sind die Steuerzuschläge auf Energiepreise, die je nach Energieträger große Unterschiede aufweisen.
Dr. Patrick Graichen, Direktor von Agora Energiewende, sieht in den Abweichungen eine Gefahr für die Energiewende. „Die Preise sollten klimaschädlichen CO2-Verbrauch belasten. Das System der Abgaben und Umlagen auf Energiepreise muss daher dringend vom Kopf auf die Füße gestellt werden. Für die nächste Bundesregierung wird das eine zentrale Aufgabe im Klimaschutz.“
Stein des Anstoßes: Während Strom in Deutschland pro Kilowattstunde mit Umlagen, Abgaben, Steuern und Entgelten mit 18,7 Cent belastet wird, stehen für Heizöl nur 0,6 Cent zu Buche, bei Erdgas 2,2 Cent, bei Diesel 4,7 Cent und bei Benzin 7,3 Cent. Die Belastung ist also gerade für den zunehmend klimafreundlich produzierten Strom am Höchsten, während klimaschädliche Energieträger weiterhin günstig bleiben.
Lösungsansätze sollen Energiewende auf die Sprünge helfen
Basierend auf ihrer Grundlagenstudie entwickelte Agora Energiewende gemeinsam mit den Studienpartnern E-Bridge, ZEW und der TU Clausthal Lösungsansätze, die eine Reform der Aufschläge ermöglichen soll, welche den Klimaschutzzielen entspricht; etwa die Verlagerung eines Teils der EEG-Umlage in Fonds oder den Bundeshaushalt, um die technologische Entwicklung von Photovoltaik und Windkraft nicht ausschließlich auf Kosten der Steuerzahler voranzutreiben.
Als weiterer Ansatzpunkt wird das Austarieren der Abgaben entsprechend der Klimafreundlichkeit des jeweiligen Energieträgers vorgeschlagen. Denn während Strom dank Photovoltaik und anderer erneuerbarer Energien in den vergangenen Jahren durch Umlagen und gestiegen Entgelte immer teurer wurde, liegen die Preise von Kraftstoffen, Erdgas und Heizöl in Deutschland nicht nur unter dem Durschnitt in Europa, sondern sind auch niedriger als noch vor fünf Jahren.
Die von der Studie herausgearbeitete Problematik jedenfalls zeigt, dass das aktuelle System zwingend einer Neuausrichtung bedarf. Graichen konstatiert: „Wir müssen diese Herausforderungen aber anpacken, weil die Unwucht sonst so groß werden kann, dass an einen klimafreundlichen Umbau des Energiesystems nicht mehr zu denken ist.“
Andere Leser interessierte auch:
Europaweite Ratgeber zur profitablen Nutzung von Solarstrom-Geschäftsmodellen
Die FDP möchte das EEG abschaffen: Schauen wir nicht länger zu!
Haushalte sehen große Bedeutung in Solaranlagen und Elektromobilen
Quelle: Agora Energiewende
Titelbild: www.BillionPhotos.com/Shutterstock