Interview: Cornelia Daniel-Gruber spricht über Germany’s Next Top EEG

Energiebloggerinn Cornelia Daniel-Gruber spricht im Milk the Sun Interview über Germany’s Next Top EEG, eine Aktion der Energieblogger, an deren Ende ein stichhaltiger Vorschlag für eine EEG-Reform stehen soll. Ein ambitioniertes Vorhaben, dass die Bürgerenergiewende wieder mehr in den Fokus der energiepolitischen Debatte rücken soll.

Cornelia Daniel-Gruber zur Bürgerenergiewende: "Leider fürchtet sich auch die Politik ein wenig davor. Energie ist schließlich Macht und wo kommen wir denn da hin, wenn die Bürger auf einmal Macht bekommen." (c) Bubu Dujmic

Milk the Sun: Liebe Cornelia Daniel-Gruber, du bist eine der Initiatoren von Germany’s Next Top EEG (GNTEEG). Kannst du kurz zusammenfassen, worum es genau bei GNTEEG geht, wer die Initiatoren sind und was das Ziel der Aktion ist?

Cornelia Daniel-Gruber: Es geht darum Transparenz in die Debatte zu bringen. Die Informationsflut ist mittlerweile unüberschaubar geworden und nur mehr die Ideen, die von den finanzstarken Einflüsterern an die Entscheidungsträger herangetragen werden, werden von den Politikern beachtet. Das ist sehr gefährlich aber auch nicht verwunderlich, weil den Politikern einfach oft die Expertise fehlt, die einzelnen Vorschläge zu beurteilen.  Wir sind mit den Energiebloggern in der einzigartigen Situation, eine Gruppe von Experten für verschiedene Energieformen versammelt zu haben, die in der Lage sind, die überaus komplexen Zusammenhänge und Auswirkungen zu verstehen. Da aber auch niemand alleine diese Aufgabe wahrnehmen kann und 20 Studien durchackern könnte, versuchen wir es in der Gruppe und haben durch die ausgearbeiteten Fragen eine Leitlinie, die jeder übernehmen kann.

Begonnen hat übrigens alles mit einer mühsam zusammengetragenen Liste von Energieblogger  Daniel Bannasch  Dadurch war das Thema zumindest annähernd überschaubar geworden. In einer nächtlichen Energiebloggerdiskussion entstand dann GNTEEG und der Aufruf zum Voting von mir und Andreas Kühl folgte wenige Tage darauf.

Milk the Sun: Eine Wahl hat darüber entschieden, dass sich die Energieblogger der Aufgabe annehmen eine Wahl zum Erneuerbaren Energien Gesetz (EEG) abzuhalten. 98% der Leser stimmt dafür. Wie gestaltete sich dieser Prozess?

Cornelia Daniel-Gruber: Dieses Voting war eigentlich nur ein Testballon, wie so ein Prozess aussehen könnte und sollte auch innerhalb der Gruppe zeigen, dass das eine wichtige Aktion werden könnte. Außerdem wollten wir ein wenig Feedback bevor wir die Aktion starten. Es ist ja wahrlich ein sehr aufwändiges Unterfangen und nicht so einfach alle davon zu überzeugen.

Milk the Sun: GNTEEG zielt vor allem auf die Belange der Bürgerenergiewende. Warum ist diese so enorm wichtig?

Cornelia Daniel-Gruber: Weil diese Gruppe keine Lobby hat und die Gefahr sehr groß ist, dass in den Verhandlungen vor allem Großinvestoren und Industrie Gehör finden. Die Bürgerenergiewende ist aber das, was die Energiewende eigentlich ausmacht. Durch viel Kleines entsteht etwas neues Großes. Ist es nicht viel sinnvoller, wenn privates Geld in solche Investitionen fließt, anstatt in unsinnige andere Anschaffungen? Es muss also in jeder neuen Entwicklung darauf geachtet werden, dass die Bürgerenergiewende nicht abgewürgt wird. Leider fürchtet sich auch die Politik ein wenig davor. Energie ist schließlich Macht und wo kommen wir denn da hin, wenn die Bürger auf einmal Macht bekommen.

Milk the Sun: 180 Leser haben abgestimmt. Kritiker könnten der Aktion vorwerfen, dass dies keine annährend repräsentative Zahl sei. Wie wird solchen Vorwürfen begegnet?

Cornelia Daniel-Gruber: Ich würde fragen, wie ein repräsentatives Ergebnis aussehen müsste, aber es gab ja keinerlei Anspruch, irgendein wissenschaftlich repräsentatives Ergebnis zu liefern. Wir sind Blogger keine Wissenschaftler und für mich war wichtig zu sehen, dass wir von den unterschiedlichsten Ecken Zuspruch bekommen haben und das ist das Tolle an der Sache. Jetzt wo die Aktion startet, sind die Leute schon offener dafür. Damit ist unser Ziel erreicht.

Milk the Sun: Ein zentraler Punkt von Germany’s Next Top EEG ist die Interviewserie, in der 15 verschiedene Reformvorschläge vorgestellt werden. Wie sehen diese Vorschläge aus?

Ziel von GNTEEG ist es mehr Transparenz in die Debatte um die Energiewende zu bringen und die Energiewende überschaubarer zu machen.

Cornelia Daniel-Gruber: Mittlerweile sind es leider bereits 19 geworden. Wir haben versucht, uns auf so wenige Vorschläge wie möglich zu konzentrieren, aber da ja fast täglich welche dazukommen, wollten wir auch nichts Wichtiges weglassen. Es gibt eine Übersichtsseite, auf der die derzeit ausgewählten zu finden sind: http://www.ecoquent-positions.com/alle-eeg-studien-im-ueberblick/.

Die Qualität der Vorschläge ist unterschiedlich ausführlich. Es gibt Hochglanzbroschüren aber auch einfache Vorschläge als Bullet Points. Uns war außerdem wichtig, von allen Interessensgruppen die Studien reinzunehmen. Letztendlich soll sich ein sehr klares Bild ergeben, wer in welche Richtung gehen möchte.

Milk the Sun: Hast du einen Lieblingsvorschlag?

Cornelia Daniel-Gruber: Ja, den hab ich bereits und wer meine Artikel aufmerksam liest, wird ihn auch erahnen können. Ich möchte hier aber noch nichts vorwegnehmen, weil ich bei weitem noch nicht alle kenne.

Milk the Sun: Am Ende der Interviewserie soll es ein öffentliches Voting geben, das über jenen Vorschlag abstimmt, der letztendlich den verhandelnden Parteien als Entscheidungsgrundlage vorgelegt werden soll. Wie hoch schätzt du die Beteiligung bei diesem Voting ein? Kannst du etwas dazu sagen, wie die Aktion verbreitet werden soll, um damit eine große Zahl an Antworten zu bekommen?

Cornelia Daniel-Gruber: Dieses Projekt entwickelt sich erst langsam und jetzt wo klar ist, dass wir es machen, ist noch gar nicht klar, ob es letztendlich ein öffentliches Voting geben wird. Wir haben beim Zusammensuchen der Studien erkannt, dass es selbst mit den Interviews für Aussenstehende vermutlich schwierig wird, überhaupt eine valide Entscheidung zu treffen. Im Moment sieht es eher danach aus, dass nach Abschluss der Interviewserie eine Jury die Auswahl trifft. Bei der Jury werden auch interessante Menschen außerhalb der Energiebloggerszene dabei sein. Das Schöne bei solchen Grassroot-Projekten ist, dass wir uns an keinerlei Konventionen halten müssen. Wir machen im Laufe des Projektes das, was uns eher zum Ziel bringt. Das Ziel ist es, im April ein Gesetz zu haben, welches die Bürgerenergiewende nicht verhindert.

Milk the Sun: Das Thema Energiewende ist ein gesamtgesellschaftliches Problem. Welche Rolle spielen die Mainstreammedien bei der Aktion der Energieblogger?

Cornelia Daniel-Gruber:  Wir hoffen natürlich, dass auch ein paar Mainstreammedien die Aktion aufnehmen. Vor allem das Endergebnis. Gott sei Dank, gibt es ja neben vielen Journalisten, die leider falsche Fakten verbreiten, auch solche, die so wie wir versuchen, Klarheit in den Informationsdschungel zu bringen. Mittlerweile werden wir auch schon kontaktiert, wenn Fachmedien Detailfragen haben, ich würde mir wünschen, dass diese Zusammenarbeit durch diese Aktion weiter gestärkt wird.

Milk the Sun: Wie schätzt du die Reichweite bzw. die Langzeitwirkung der Aktion ein und was würdest du dir erhoffen?

Cornelia Daniel-Gruber: Reichweite ist ein dehnbarer Begriff. Ich könnte nun Zehntausenderzahlen auf den Tisch knallen, die eine Addition der einzelnen Reichweiten von uns sind. Das ist mittlerweile eine beachtliche Zahl, wenn alle an einem Strang ziehen. Ich glaube, dass die Aktion den Wert der Energieblogger auf ein neues Niveau hebt und zeigt, dass wir eben nicht nur einzelne Blogs sind, sondern gemeinsam etwas bewegen können. Die Langzeitwirkung? Ein Eintrag in den Geschichtsbüchern natürlich! Als Aktion, die die europäische Energiewende weiter voran gebracht hat (lacht).

Liebe Cornelia, vielen Dank für das Interview.

 


 

Zur Person

Cornelia Daniel-Gruber wurde in Österreich geboren und ist in ihrer Funktion als Journalistin und Bloggerin vor allem auf die Bereiche Solarenergie, Photovoltaik und Solarthermie spezialisiert. Seit 2012 leitet sie die Redaktion des ecoquent-positions Blog. Zudem Arbeitet Frau Daniel-Gruber als externe Autorin für den oekoenergie Blog und ist seit 2011 die Inhaberin von Dachgold, einer Beratungsfirma für Solarprojekte und ist engagiert als Energieblogger.

Mehr zu Cornelia Daniel-Gruber auf dem Milk the Sun-Blog:
Vier Fragen an … Cornelia Daniel-Gruber, Journalistin und Energiebloggerin

 

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