Energiewende: Laut Studie sind die Erneuerbaren Energien rentabler als die EU bisher annahm
Eine Studie des DIW Berlin ergibt, dass die erneuerbaren Energien rentabler sind als bisher angenommen. Das DIW wirft der EU Kommission vor, von nicht aktuellen Prognosen auszugehen, wenn über die europäische Energiepolitik entschieden wird. Insbesondere die Photovoltaik sei aus Kostensicht hoffnungslos unterschätzt. Das DIW fordert von der EU eine Aktualisierung ihres Grünbuches und eine Anpassung ihrer Energiepolitik auf der Grundlage der aktuellen Entwicklungen.
Der Umstieg auf erneuerbare Energien gestaltete sich voraussichtlich schneller und günstiger als bisher angenommen. Die Planung der europäischen Energiepolitik durch die Europäische Kommission wurde von Forschern des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) in einer kürzlich veröffentlichten Studie, scharf kritisiert. Laut der Studie beruft sich die Europäische Kommission in ihr Planung und ihren Entscheidungen auf noch nicht ausgereifte Technologien und stützt sich auf nicht mehr aktuelle Kostenschätzungen.
So betont die Leiterin der DIW-Abteilung Energie, Verkehr, Umwelt, Prof.Dr. Claudia Kemfert, dass in den zurückliegenden Jahren entscheidende Entwicklungen im Bereich der erneuerbaren Energien gemacht worden seien. Dies betreffe insbesondere die Wind-und Solarenergie. Prof. Kemfert stellt zusätzlich sehr deutlich heraus, dass „die Hoffnungen auf eine ökonomisch und technisch realisierbare CO2-Abscheidung (…) zuletzt nicht nur in Deutschland, sondern weltweit gedämpft“ wurden.
Die Photovoltaik gilt bei verschiedenen Stellen als die am meisten subventionierte aber auch unrentabelste Technologie, die sich regenerativer Rohstoffe zur Energieerzeugung bedient. Wie die Studie des DIW belegt, ist diese Einschätzung fehlerhaft. Demnach werden die Kosten für erneuerbare Energien, insbesondere für die Photovoltaik oft maßlos überschätzt. Die DIW stellte fest, dass beispielsweise die Kapitalkosten der Photovoltaik in diesem Jahr bereits zum Teil unter den Werten liegen, von denen die Europäische Kommission für das Jahr 2050 ausgeht.
Im Gegensatz dazu seien die Rechnungen bezüglich der Wirtschaftlichkeit eines Kraftwerks, das die traditionellen Energien nutzt, zu oft unvollständig oder die Werte, auf die sich die Rechnung beruft, sind zu großzügig ausgelegt. Der Forschungsdirektor der DIW, Christian von Hirschhausen, erklärt dies am Beispiel der Kostenberechnung für ein Atomkraftwerk: „Übliche Kostenschätzungen für Atomkraft beinhalten oft nicht den Rückbau der Anlagen sowie die Endlagerung des Atommülls, ganz zu schweigen von den enormen Kosten möglicher Großunfälle wie in Fukushima oder Tschernobyl.“ Abgesehen von einem Standpunkt der Verantwortlichkeit, ist es schwer für Unternehmen, sich gegen derlei Schäden zu versichern. Stattdessen würde das finanzielle Risiko vom Staat und damit von der Gemeinschaft der Bürger getragen.
Doch sind es gerade bei einem AKW die Kosten für Sicherheit, Wartung und Nachrüstung die in den letzten Jahren exponentiell gestiegen sind. Der Druck auf die Rentabilität eines Kernkraftwerkneubaus ist mittlerweile immens. Als Beispiele können die Neubauten der Reaktoren der 3.Generation in Olkoluoto, Finnland und Flamanville, Frankreich herhalten. Ihre Kosten beliefen sich anfangs auf geschätzten 1.500 Euro pro Kilowatt. Derzeit ist bereits von 5.000 Euro pro Kilowatt die Rede. Dennoch geht das Grünbuch der EU von fallenden Kosten für die Atomenergie aus. Für das Jahr 2010 waren Investitionskosten von 4.382 Euro pro Kilowatt prognostiziert. 2020 sollten es nur noch 3.618 Euro pro Kilowatt sein. Das DIW geht hingegen von 5.000 bis 7.000 Euro pro Kilowatt aus, zieht dabei allerdings den Bau, den Rückbau, die Entsorgung und die Fertigstellungsrisiken mit ein.
Ähnlich fehlerhafte Werte dienen im Grünbuch von 2011 als Grundlage für die Einschätzung der CCS-Technologie. Prinzipiell sicherlich vielversprechend, werden die Erfolgs und Profitaussichten laut der DIW-Studie fragwürdig eingeschätzt. So soll laut Europäischer Kommission die Kapazität für CO2-Abscheidung, die bis zum Jahr 2020 erreicht werden soll, bei über fünf Gigawatt liegen. Dies entspräche 10 mittelgroßen Anlagen, so die DIW, allerdings sei die Technologie zum Erreichen solcher Werte noch nirgendwo in der EU eingesetzt worden. Dabei soll die CCS-Technologie bis 2050 eine tragende Rolle in der Stromversorgung der EU spielen. Es sollen bis dahin 100 bis 190 Gigawatt Leistung erziehlt werden. Lediglich in Großbritannien, den Niederlanden und Norwegen wird mit mäßigem Erfolg an der CCS-Technologie geforscht.
Die DIW schlussfolgert auf der Grundlage der Ergebnisse ihrer Studie, dass die Europäische Kommission zum einen ihre Energiepolitik auf Prognosen stütz, die auf nicht verlässlichen Variablen beruhen. Aus diesem Grund umgehend müssten die Pronosen umgehend überholt beziehungsweise aktualisiert werden. Zum anderen bemängelt das DIW, dass die erneuerbaren Energien im Referenzszenario der EU von 2011 benachteiligt werden. Bisher wurde, laut DIW, noch keine aktualisierten Berechnungen für das Grünbuch 2013 vorgelegt, ob wohl dies angekündigt war.
Quellen: dradio, proteus-solutions.de, pressrelations.de, klimaretter.info