Das Imperium schlägt zurück – Solarunternehmer möchten eine Verlängerung der Mindestimportpreisregelung bekämpfen

Das Imperium schlägt zurück – Solarunternehmer möchten eine Verlängerung der Mindestimportpreisregelung bekämpfen

Schwarz und weiß, gut und böse sind in der Realität – anders als in der Star-Wars-Saga – nicht immer klar voneinander abgrenzbar. Dies zeigt sich in der aktuellen Auseinandersetzung um Anti-Dumping-Zölle für Solarmodule und in den ungewollten Effekten der daraus resultierenden Marktbeschränkungen in Europa. Ein Marktkommentar von Martin Schachinger, pvXchange.

 

Zunächst erschien den meisten Solarinteressierten die Initiative der Vereinigung EU Prosun rund um Frank Asbeck und seine Firma SolarWorld gegen vermeintliche Dumpingpreise für Solarmodule aus China als durchaus begrüßens- und unterstützenswert. Durch Instrumentalisierung der EU-Kommission sollte verhindert werden, dass der europäische Photovoltaik-Markt und damit die ansässigen Firmen von staatlich gestützten chinesischen Unternehmen überrollt werden. Ganz (Jedi-)ritterlich stellte man sich der dunklen Seite der Macht entgegen und erreichte, dass die imperialen Invasoren den Rückzug antreten oder sich den europäischen Preisen unterordnen mussten.

Weiteren Angriffen in Form von Umgehungsversuchen der asiatischen Konkurrenz wurde geschickt pariert. Die EU-Kommissare wurden laufend auf vermeintliche Missstände hingewiesen und in der Folge die Abwehrmaßnahmen immer weiter verstärkt, der Mindestpreis angehoben. Die Rebellen schienen das Photovoltaik-Universum vor der Übermacht des Imperiums erfolgreich bewahrt zu haben – Klappe, Abspann …

 

Auch im Universum reagiert das Geld und wird nach dem günstigsten Produkt gestrebt

Doch irgendetwas passt nicht bei diesem Ende der Photovoltaik Trade Wars Story…

Ach ja, dummerweise ist der Markt und damit auch ein Großteil der europäischen Firmen – quer durch die gesamte Wertschöpfungskette – in dieser Auseinandersetzung auf der Strecke geblieben! Solarinstallationen bringen ein hohes Maß an regionaler Wertschöpfung, selbst wenn außereuropäische Module verwendet werden. Doch ohne bezahlbare Module keine Solarinstallationen, keine Wertschöpfung und keine Arbeit. Und da Europa nicht das Zentrum der Galaxie ist, hat die Solarraumschiffflotte längst wieder abgehoben und ist lukrativeren Regionen entgegen geflogen.

Haben wir also wirklich die richtige Seite unterstützt, als wir uns den Rebellen anschlossen? Niemand kann ernsthaft daran zweifeln, dass nicht auch Herr Asbeck vor allem im eigenen Interesse handelte, als er mit einer Handvoll gleichgesinnter Unternehmer Klage bei der EU-Kommission einreichte und die Untersuchungen und daraus resultierenden Schutzmaßnahmen ins Rollen brachte. Der Mindestimportpreis hat bis heute vor allem SolarWorld das Überleben gesichert und wird bei Fortbestehen dafür sorgen, dass das Bonner Unternehmen in Europa seinen Marktanteil deutlich ausbauen und eine Vormachtstellung einnehmen kann, als einer der wenigen noch existierenden Zell- und Modulhersteller hierzulande – der „Sonnenkönig“ festigt sein Reich.

Kann es denn gut sein für einen Markt, wenn Vielfalt stirbt, wenn Preise künstlich hochgehalten werden, obwohl sie ohne Schwierigkeiten 10-15% niedriger sein könnten, was sich im Preisniveau der angrenzenden freien Märkte manifestiert? Wem nützt ein Preisniveau, bei dem größere Solaranlagen nicht mehr wirtschaftlich errichtet werden können, aufgebautes Projekt-Knowhow abwandert oder verloren geht? Seit Einführung der Mindestimportpreise ist der europäische Markt bereits signifikant geschrumpft, da zum Gegensteuern keine darauf abgestimmten Maßnahmen ergriffen wurden. Der deutsche Markt bewegt sich bereits seit geraumer Zeit unterhalb des von der Politik gewollten Ausbaukorridors. „Commander – unsere Hilfsaktion war nicht erfolgreich, der Planet wurde zerstört!“

 

Eine Gruppe von Solarunternehmern schlägt zurück

Nun formiert sich mit SAFE also eine Solar Allianz Für Europa aus vorwiegend deutschen Unternehmen – nennen wir sie auch „Freunde des Imperiums“, um der drohenden Auslöschung des lokalen Photovoltaik-Marktes die Stirn zu bieten und den Kampf gegen eine fortdauernde Marktbeschränkung aufzunehmen. Konkurrenz belebt bekanntlich das Geschäft. Asiatischen Unternehmen soll wieder Raum geschaffen werden, sich auch in und mit Europa zu entwickeln, der Trend ansteigender Preise gestoppt und die sich abzeichnende Monopolstellung einer Firma namens „SolarWelt“ verhindert werden. Eine erste Pressekonferenz fand am Mittwoch, dem 15. Juli statt, bei der eine umfangreiche Argumentationskette gegen Mindestpreise und Strafzölle formuliert und Forderungen an die Politik vorgebracht wurden. Doch dies sei erst der Auftakt gewesen, heißt es, weitere Aktionen würden folgen – möge die Macht mit ihnen sein!

Martin Schachinger
pvXchange.com

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