Das Florida-Paradox: Wenn die Nutzung der Solaranlage illegal wird
Nach dem Hurrikan Irma sind in Florida weiterhin tausende Menschen ohne Strom. Viele Besitzer von Solaranlagen hätten sich in den vergangenen Tagen selbst versorgen können – doch dank paradoxer Gesetzgebung blieben die Lichter aus.
2005, nach den schweren Schäden, die Hurrikan Wilma verursachte, investierte der lokale Energieversorger Florida Power and Light (FPL) Milliarden in die Netzinfrastruktur. Doch auch während und nach Irma kam es zu flächendeckenden Versorgungsausfällen.
Seltsame Gesetzeslage in Florida
Doch die Situation hat sich seit 2005 verändert. Unter den Kunden von FPL sind mittlerweile hunderte Solaranlagen-Besitzer, die sich selbst mit Strom versorgen könnten, während sich das Energieunternehmen um die Wiederherstellung der Stromversorgung kümmert. Verhindert wird das jedoch durch merkwürdige Gesetze, die ziemlich offensichtlich auf FPL-Lobbyisten zurückzuführen sind.
Von Gesetzes wegen sind Photovoltaik-Betreiber in Florida dazu verpflichtet, ihre Anlage an das öffentliche Versorgungsnetz anzuschließen. Bei Stromausfällen sind sie auszuschalten, um, so heißt es in der Begründung, gefährliche Rückkopplungen in das Netz zu verhindern, da Angestellte von FPL am Netz arbeiten könnten. Gleichzeitig verpflichtet das Gesetz aber auch zu einem lokalen Schalt-Mechanismus, der die PV-Anlage vom öffentlichen Netz trennt, während sie weiterhin am Hausnetz angeschlossen bleibt.
Das Solaranlagen-Paradoxon
Gut so, könnte man sagen – denn dann kann die Anlage ja durch den Besitzer genutzt werden. Doch das Paradoxon setzt genau hier ein: Einzig der FPL ist es erlaubt, den Schalter zu betätigen – und das sogar, ohne den Kunden überhaupt darüber zu informieren. Dem Unternehmen ist es sogar erlaubt, den Schalter mit einem Vorhängeschloss zu sichern, ohne dem Haus- oder Anlagenbesitzer Zugang zu gewähren.
Klar ist: Das Gesetz macht Einwohner zum Spielball des Versorgers. Auch gegen das Net-Metering, das Anlagenbesitzern momentan den Verkauf überschüssiger Energie an den Netzbetreiber zusichert, geht FPL gemeinsam mit ihrer Gesellschaft, dem Edison Electric Institute, vehement vor. Acht Millionen Dollar wurden 2016 investiert, um eine Gesetzesänderung zu erarbeiten, die einzig darauf ausgelegt war, Kunden zu überlisten, ihr Recht auf Solarstrom aufzugeben. Selbst Insider gaben dies später offen zu.
Was wäre, wenn…
Im April wurde ein Lobbyist der FPL dabei erwischt, wie er gemeinsam mit dem Landesbeauftragten der Stadt Fort Myers ein Anti-Solar-Gesetz entwarf. 15.000 Dollar Kampagnen-Geld ließ sich die FPL das kosten.
Florida ist einer der sonnenreichsten Staaten der USA. Auch aufgrund des Einflusses der Großunternehmen auf die Politik hinkt er im Solarbereich vielen anderen Staaten aber weit hinterher. Kürzlich erreichten uns aus den USA neue Rekordzahlen für den Zubau von Photovoltaik im zweiten Quartal des Jahres. Wie weit die USA wohl schon wären, wenn die politische Mitsprache alteingesessener Energieunternehmen nicht so ausgeprägt wäre?