Netzanfragen digital und auf Knopfdruck – E.DIS geht den ersten Schritt

Netzanfragen digital und auf Knopfdruck – E.DIS geht den ersten Schritt

Foto: © E.DIS

Sie sind oft ein sehr großes Ärgernis- die notwendigen Netzanfragen bevor eine Solaranlage in das Netz kann. Diese sind nicht nur intransparent, sondern dauern oft quälend lange. Der häufig stark kritisierte Netzbetreiber E.DIS AG geht einen starken ersten Schritt in Richtung auf eine digitalisierte Netzanfrage per Knopfdruck.

Ärgernis Netzanfragen

Obwohl alle Erneuerbaren Energien Anlagen einen Anspruch auf Netzanschluss haben, liegt dieser oftmals in weiter Ferne oder wird immer wieder sogar bei kleinen Anlagen ganz verweigert. Auch dauert es oft quälend lang bis zur Beantwortung einer Netzanfrage durch den zuständigen Verteilnetzbetreiber. Obwohl das EEG keine exakte Zeit vorgibt, nennen Netzbetreiber oft acht Wochen Dauer für die Beantwortung einer Anfrage. Selbst diese Frist wird oft nicht eingehalten und Nachfragen zur Offenlegung von Rechendaten bleiben vielmals unbeantwortet. Sehr lange und kompliziert, wenn man bedenkt, dass viele auch mittelgroße Solaranlagen binnen weniger Tage gebaut werden könnten. Und sowohl Verkaufsprozesse als auch finale Planungen in der Luft hängen bis der Netzanschluss feststeht.

E.DIS Digital

Der Vorstand der Verteilnetzbetreiber E.DIS hatte im Rahmen der Conexio Netzkonferenz bereits zu Beginn des Jahres in Fachkreisen angekündigt, erste Aussagen künftig Online und quasi in Echtzeit zu machen. Verbunden mit dem Ziel, den ganzen Prozess in den nächsten Jahren soweit zu digitalisieren, dass Auskünfte online sofort zu erhalten sind und die Zuweisung der Anschlüsse dann auch umgehend erfolgt.

Basis dafür ist eine digitale Abbildung der Netze und ihrer aktuellen Lastzustände. Das Ergebnis ist für Erzeugungsanlagen im Mittelspannungsnetz (also je nach Netz etwa ab 300 kVA Wechselrichteranschlussleistung) nun einige Wochen Online. Wenn auch noch eine Art „Beta“, ist das ein großer Schritt nach vorne und ein starkes Zeichen dafür, was mit der Digitalisierung der Netze erreicht werden kann.

Auch ist es ermutigend zu sehen, dass sich ein sehr umstrittener Netzbetreiber wie E.DIS nun auf diesen Weg begibt. So wird E.DIS in der Branche oft als sehr streitlustig wahrgenommen, wenn es z.B. um die Anerkennung von Vergütungstatbeständen ging. Auch die Prozesse für Netzanschlüsse oder technische Abstimmungen wurden oft kritisiert. E.DIS entgegnet darauf, für den auf dem EEG basierenden Flickenteppich von Vergütungstatbeständen könnten sie keine Verantwortung übernehmen. Auch ist das E.DIS-Netz einst in weiten Teilen nur für dünn besiedelte Landstriche gebaut worden und muss nun in einen extremen Netto-Exporteur von Strom umgebaut werden. Netto- Exporteur in Sachen EE ist dieses Netzgebiet schon länger. Unter anderem mit der Einführung des Netzanschlussmonitors will die E.DIS-Geschäftsführung deutlich machen das sie diesen Weg auch aktiv gehen will, allem Chaos aus EEG und Problemen mit dem Netzaus- und Umbau zum Trotz. Sehen wir das mal als positiven Ausblick.

Netzthemen bleiben schwierig und streibehaftet

Netzaus- und Umbau (inkl. vollständiger Digitalisierung) bleiben auch mittelfristig ein großes Thema. Abseits der notwendigen Diskussionen um die ganz großen Trassen sind landauf- landab Leitungen und alle weiteren Einrichtungen für Wind- oder Solaranlagen zu bauen. Und das ist oft ein Spießrutenlauf für alle Beteiligten. Plus natürlich Verweigerungshaltungen auch bei den Netzbetreibern oder auch zuweilen unrealistischen Vorstellungen auf der anderen Seit. Es bleibt nun abzuwarten was das NABEG (Netzausbaubeschleunigungsgesetz) an Beschleunigung bringt. Gleichzeitig müssen Vorgaben im EEG rechtzeitig geschärft werden und natürlich besser synchron zu den Anreizregulierungen der natürlichen Netzmonopole passen. Dabei muss endlich anerkannt werden, dass die Einspeiseleistungen auf mehrere hundert GWp steigen werden wenn man die Energiewende ernst nimmt. Während gleichzeitig Millionen von Autoakkus aufgeladen werden wollen, als Chance aber die notwendigen Speicher schon „gratis“ mitbringen. Alles volldigitalisiert bei sich schnell wandelnder Technik (z.B. dürften Trafos bei großen Solaranlagen in der Mittelspannung in den kommenden 10 Jahren verschwinden da die Leistungselektronik die hohen Spannungen direkt bereitstellen wird). Diese Aufgabe wird alle Akteure in der Energiewirtschaft sehr stark beanspruchen – und das wird nur mit einem besseren Miteinander gehen. Mit entsprechenden Regulierungsbehörden, die der Aufgabe auch wirklich gewachsen sind -woran ich derzeit aber starke Zweifel habe.

Können wird das Gemeinsam nicht besser?

Kann man aber besser machen, wenn man will. Und an der ein oder anderen Stelle „Bremser“ schlicht ablösen und durch „Macher“ ersetzen. „Ausgerechnet E.DIS“ zeigt mit dem Netzanschlussmonitor digital den ersten Schritt zum „besser machen“. In den „realen“ Prozessen und der Streitkultur gilt es dies auch zu tun. Um gemeinsam mit allen Beteiligten bessere politisch-normative Rahmenbedingungen zu erhalten.


Zum Autor:
Karl-Heinz Remmers wurde am 29.8.1968 geboren und studierte Energietechnik an der TU Berlin. Seit 1992 ist der Diplom-Ingenieur der Energietechnik als Unternehmer in der Solarbranche tätig. Seit 1996 veröffentlichte er unter dem Pseudonym „Dr. Sonne“ Artikelserien in mehreren Fachzeitschriften. Bekannt geworden ist er auch als Autor zahlreicher Fachbücher und durch den Aufbau der größten deutschen Konferenz der Innovativen Energiewirtschaft, dem Forum Neue Energiewelt. Ein aktuell großes Projekt ist die Industrieinitiative zur Nutzung der Braunkohleflächen für die Solar- & Winderzeugung im Gigawattmaßstab.

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