Klimaziele ohne kompletten Kohleausstieg unerreichbar
Pünktlich zum G20-Gipfeltreffen in China weist eine Studie erneut auf dringenden Handlungsbedarf hinsichtlich der weltweiten Energiewende hin. Investitionen in erneuerbare Energien müssen weiter angetrieben, Kohleverstromung gestoppt und fossile Subventionen gestrichen werden. Andernfalls sei die Einhaltung der Pariser Klimaziele „praktisch unmöglich“.
Am 04. und 05. September tagen die Staatsoberhäupter der G20-Staaten im chinesichen Hangzhou. Passend dazu hat das Konsortium „Climate Transparency“ den aktuellen Klimabericht „G20 – Brown to Green“ vorgelegt. Das Ergebnis: „Die Treibhausgasemissionen sinken noch nicht“. Zwar haben die G20-Staaten grüne Investitionen als wichtiges Thema erkannt, stellt Niklas Höhne von „NewClimate Institute“ heraus. Für den Einstieg in eine treibhausneutrale Welt reiche das allerdings bei weitem noch nicht aus.
Begrenzung der Erderwärmung „praktisch unmöglich“
Jan Burck, Teamleiter Deutsche und EU-Klimapolitik bei „Germanwatch“ und Mitautor der Studie, nennt dafür einen ganz bestimmten Grund: Der Umbau von der fossilen zur grünen Wirtschaft entfalte sich einfach viel zu langsam. Besonders bedenklich ist die konträre Herangehensweise der G20-Staaten, noch immer den Bau zahlreicher Kohlekraftwerke anzustreben. Berechnungen dazu ergaben eine Verdopplung des Kohleverbrauchs, würden alle Planungen tatsächlich wie geplant umgesetzt. Die Begrenzung der weltweiten Erwärmung auf zwei Grad wäre laut Experten dann „praktisch unmöglich“.
Die komplette Ablösung von der Kohleabhängigkeit der G20-Staaten sei unabdinglich, betont Niklas Höhne. Der Umbau zu einer grünen Wirtschaft sei nicht nur schlicht notwendig, um den Klimawandel in einem zu bewältigendem Rahmen zu halten. Er setze auch neue wirtschaftliche Impulse frei und ermögliche eine Versorgung mit erschwinglicher Energie für die Ärmsten weltweit.
Subventionen für fossile Energie endlich abschaffen
Das Temperaturziel des Pariser Abkommens ist nur erreichbar, wenn die Kohleabhängigkeit schwindet und Investitionen in erneuerbare Energien bis 2035 verdoppelt werden. Dazu gehört auch einer der meist-diskutierten Punkte: Es ist höchste Zeit, dass G20-Staaten die Subventionen in fossile Energien endlich abschaffen – so, wie es seit 2009 wiederholt angekündigt wurde.
Auch Deutschland, langjähriger Vorreiter beim Ausbau erneuerbarer Energien und Vorbild bei der internationalen Klimafinanzierung, wird dafür in die Pflicht genommen und von „Climate Transparency“ angehalten, den Entwurf des Klimaschutzplans für 2015 deutlich nachzubessern. Nur so könne das Land den Klimaschutz beim G20-Gipfel 2017 in Hamburg glaubwürdig vorantreiben. Denn auch die Deutschen schrecken vor dem Kohleausstieg zurück.
Hohe Investitionsbereitschaft von China
Erfreulich ist allerdings das Ergebnis des Industriegiganten Chinas. Die Volksrepublik tue laut Studie mehr als viele andere Staaten und könne damit eine Führungsrolle in der Klimapolitik einnehmen, schwärmt Peter Eigen von „Climate Transparency“.
China bildet damit neben Indien, Frankreich, Deutschland und den USA die Spitze der Investitionsattraktivität in erneuerbare Energien.
Quelle: Greenpeace Magazin
Titelbild: Sergey Nivens/shutterstock