Kennzahlen als Entscheidungsgrundlage für Ihre Solaranlage
Damit Sie die richtigen Entscheidungen für Ihr Solarinvestment treffen können, müssen Sie die Fakten bewerten. Welche technischen und kaufmännischen Kennzahlen sind aussagekräftig? Hier erfahren Sie, welche Informationen Sie bei der Entscheidungsfindung unterstützen können.
Um mit Ihrer Photovoltaikanlage eine starke Performance zu erzielen, benötigen Sie aussagekräftige Kennzahlen. Mit ihnen können Sie erkennen, ob die technische Performance bereits gut ist oder noch Handlungsbedarf besteht.
Ebenso wird deutlich, ob Sie wirtschaftlich mehr aus der Anlage herausholen können – oder nicht. Es gibt jedoch auch ungeeignete Kennzahlen. Diese werden teilweise von Verkäufern genutzt, um unerfahrene Investoren zu blenden.
Beispielsweise sind Kennzahlen zur jährlichen Verzinsung aus dem Immobilienmarkt nicht auf Photovoltaik übertragbar.
Worauf kommt es bei der Auswahl an?
Bei der Auswahl wichtiger Kennzahlen kommt es darauf an, dass sie Vergleichbarkeit herstellen, einem konkreten Zweck dienen, gut verständlich sind sowie auf einfache Weise erhoben und dokumentiert werden können. Kennzahlen sollten immer anlassbezogen verwendet werden. Es ist sinnvoll, dabei den Fokus auf möglichst allgemeingültige und nachvollziehbare Kennzahlen zu legen.
Bei einem Direktinvestment in Photovoltaikanlagen sollten Sie sich auf folgende Bereiche konzentrieren: technische Kennzahlen zu Leistung und Performance sowie finanzielle Kennzahlen zu Kosten, Ertrag, Verschuldung und Rendite. Für den Aufbau ganzer Portfolios helfen zusätzliche Kennzahlen bei der Optimierung, indem Ausreißer nach oben und unten identifiziert werden.
Die wichtigsten Kennzahlen auf einen Blick
Folgende kaufmännische Kennzahlen sollten Sie kennen:
- Eigenkapital-Rendite: wie viel Rendite durch das investierte Eigenkapital erwirtschaftet wird. Die Eigenkapital-Rendite ergibt sich aus dem Verhältnis von Gewinn und Eigenkapital.
- Gesamtkapital-Rendite / Return on Investment (ROI): wie effizient das gesamte Kapital inklusive Fremdkapital investiert worden ist. Errechnet wird es aus dem Verhältnis zwischen Gewinn und investiertem Kapital.
- Nettobarwert: wie viel zukünftige Geldrückflüsse heute wert sind. Dafür werden künftige Kapitalerträge einer Investition auf den gegenwärtigen Zeitpunkt abgezinst.
- Schuldendeckungsquote (DSCR = debt service coverage ratio): wie gut Schulden zurückgezahlt werden können. Dafür werden der Cashflow und die Tilgungszahlungen in ein Verhältnis (ratio) gesetzt.
Je besser Sie die Zusammenhänge zwischen den wichtigsten Solarkennzahlen verstehen, desto besser können Sie Ihr Investment beurteilen, steuern und richtige Entscheidungen treffen.
Folgende technische Kennzahlen sind für Ihr Investment relevant:
- Spezifischer Ertrag: Anlagen verschiedener Größe miteinander vergleichen. Dafür wird der Jahresstrom-Ertrag (AC / wechselstromseitig) durch die Fläche (m2) oder die installierte Leistung (kWp) geteilt.
- Performance Ratio: wie weit die Photovoltaikanlage ihr Potenzial ausschöpft. Dafür wird der mögliche mit dem tatsächlichen Ertrag der Photovoltaikanlage in ein Verhältnis gesetzt.
Technisch Verantwortliche benötigen für den Betrieb der Photovoltaikanlage weitere Kennzahlen, die jedoch keine Aussagekraft für das Investment selbst haben. Sie lassen oftmals auf den aktuellen technischen Zustand der Photovoltaikanlage schließen und können dem technischen Betriebsführer signalisieren, ob und wo Handlungsbedarf besteht.
Kennzahlen erheben, vergleichen und deuten
Grundsätzlich gilt: Weniger ist mehr! Controlling ist kein Selbstzweck und sollte sich auf die tatsächlichen Erfordernisse fokussieren, damit Aufwand und Nutzen in einem gesunden Verhältnis stehen. Am besten richten Sie den Fokus auf allgemeingültige Zahlen, die sich zweifelsfrei ablesen und auswerten lassen.
Mit den Kennzahlen können Sie Vergleiche anstellen. Für ein solches Benchmarking benötigen Sie Vergleichszahlen. Erfahrene Marktakteure greifen hier auf Kennwerte vieler vergleichbarer Projekte zurück und können daher kompetent beraten. Für die Eigenkapital-Rendite beispielsweise sind sechs Prozent ein guter Richtwert.
Ein Vergleichswert für den spezifischen Ertrag lässt sich anhand des Standortes und der Ausrichtung der Anlage über Wetterkarten (Globaleinstrahlungskarten) errechnen. Hierbei müssen die betrachteten Jahre unterschieden werden: Ist es ein ideales Jahr, ist es das erste volle Betriebsjahr oder ein historischer Durchschnitt?
Erhoben werden können technische Kennzahlen händisch über die Stromabrechnungen oder digital aus Datenloggern und Monitoring-Systemen. Indem Sie prognostizierte Sollwerte (Planwerte) Ihrer Photovoltaikanlage oder Werte von vergleichbaren Photovoltaikanlagen mit Ihren tatsächlichen Ist- Werten (tatsächlichen Werten) vergleichen, erfahren Sie, wie gut die technische Performance ist.
Kaufmännisch relevante Werte können Sie durch Investitionsrechnungen und Ertragsrechnungen ermitteln. Für die Analyse können Sie sich selbst Excel-Tabellen anlegen oder entsprechende Tools nutzen.
In sogenannten Solar Asset Management Lösungen wurden die wichtigsten Kennzahlen samt ihren Formeln bereits zusammengetragen. So können Sie einfacher datengetriebene Entscheidungen treffen, durch die Sie mit höherer Sicherheit von Ihrem Solarinvestment auch das erhalten, was Sie erwarten und was Ihnen versprochen worden ist.
Anhand der folgenden Beispiele sehen Sie, welche Aussagekraft die wichtigsten Kennzahlen eines Solarinvestments für den Betrieb Ihrer Photovoltaikanlage haben:
- Performance Ratio bricht ein = technische Probleme; es könnte sich lohnen, die Anlage zu inspizieren.
- Spezifischer Ertrag weicht von Prognose ab = schlechtes Wetter; wenn dies nicht eindeutig ist, eigene Werte mit denen anderer in der Region vergleichen, um das Wetter auszuschließen und gegebenenfalls eine Inspektion einzuleiten.
- Schuldendeckungsquote grenzwertig = nachfinanzieren oder umfinanzieren; mit mehr Fremdkapital und weniger Eigenkapital sollten Schulden aus Erträgen der Anlagen getilgt werden.
Eigenkapital-Rendite ist die wesentliche Kennzahl
Wie können Sie eine hohe Eigenkapital-Rendite erwirtschaften? Aufschluss darüber geben die wesentlichen Treiber der Eigenkapital-Rendite von Photovoltaikanlagen.
Auf der Kostenseite
- geringe Investitionskosten
- geringe laufende Kosten (Versicherung, Wartung,…)
- planbare Kostenentwicklung (Vor- und Nachteil langlaufender Verträge)
- hoher Fremdkapitalanteil, d.h. so wenig Eigenkapital wie möglich
- niedriger Fremdfinanzierungszins
Auf der Ertragsseite
- hohe, stabile Stromerträge bzw. hoher spezifischer Ertrag
- optimale Vergütung des produzierten Stroms
- lange Laufzeit der Anlage
Durch die Optimierung des Betriebs, der Finanzierung und der laufenden Kosten kann die Eigenkapital-Rendite auch bei bereits laufenden Projekten gesteigert werden.
Dieser Artikel wurde in unserem Betreiberleitfaden veröffentlicht. Alle weiteren Artikel und Informationen zum Betrieb von gewerblichen PV-Anlagen finden Sie unter: Milk the Sun – PV-Betreiberleitfaden.