Solarpflicht in der Industrie: Flachdach oder Schrägdach – ist die geforderte PV-Installation möglich?

Solarpflicht in der Industrie: Flachdach oder Schrägdach – ist die geforderte PV-Installation möglich?

Unternehmen werden an immer mehr Orten zur Installation von PV-Anlagen verpflichtet. Während die Solarpflicht europaweit bereits von der EU-Kommission forciert und auch von der amtierenden deutschen Bundesregierung geplant wird, ist sie in einigen deutschen und österreichischen Bundesländern bereits Realität.

Für Verantwortliche in Unternehmen wirft die Umsetzung der Solarpflicht ganz praktische Fragen auf:

  • Gilt die Solarpflicht für mein Unternehmen?
  • Eignen sich die Dächer der Gewerbegebäude überhaupt?
  • Muss die PV-Anlage selbst betrieben werden?
  • Wer kann die Planung und Installation der PV-Anlage umsetzen?

Auch ohne Pflicht bietet die Eigenversorgung mit Solarstrom für viele Unternehmen ökonomische und strategische Vorteile. Denn selbst erzeugter und genutzter Solarstrom ist in vielen Fällen besonders preiswert und bietet zugleich Unabhängigkeit von schwankenden Energiepreisen. Laut den Auswertungen des Fraunhofer ISE betragen in Deutschland die Stromgestehungskosten von Solarstrom je nach Anlagentyp und Sonneneinstrahlung nur noch zwischen 3,12 und 11,01 €-Cent/kWh (Stand 6/2021).

Solarpflichten für Gewerbe gibt es an immer mehr Orten

Ob für Ihre betrieblich genutzten Gebäude eine Solarpflicht besteht, hängt vom Standort und der lokal geltenden Ausprägung der Solarpflicht ab. Vielerorts gilt sie lediglich für Neubauten, teilweise aber auch für grundlegende Dachmodernisierungen. Solange das Dach eines Bestandsgebäudes nicht saniert wird, greifen Solarpflichten in der Regel nicht. Das ist auch gut so: Denn das Dach unter der Solaranlage sollte in einem so guten Zustand sein, dass es die Lebensdauer der PV-Anlage von über 20 Jahren überdauern kann.

Wenn es nach der EU-Kommission geht, müssen ab 2025 gewerblichen Neubauten in ganz Europa mit einer Photovoltaik-Anlage ausgestattet werden.

Auf Neubauten bezieht sich auch die Solarpflicht, welche die Ampel-Koalition in ihrem Koalitionsvertrag für Deutschland vereinbart hat und die nun auf ihre Umsetzung wartet.

Begonnen mit einer Solarpflicht haben in Deutschland einzelne Städte wie Waiblingen, Tübingen und Amberg. Diesem Beispiel sind einige Bundesländer gefolgt. In welchen Bundesländern eine Solarpflicht für Nicht-Wohngebäude besteht, können Sie der folgenden Tabelle entnehmen (für Wohngebäude gelten andere Regelungen):

Bundesland Startzeitpunkt Bezug
Baden-Württemberg 1. Januar 2022 Neubau
1. Januar 2023 Grundlegende Dachsanierung
Bayern 1. Januar 2023 Neubau

Grundlegende Dachsanierung

Berlin
  1. Januar 2023
Neubau

Grundlegende Dachsanierung

Hamburg
  1. Januar 2023
Neubau
  1. Januar 2025
Grundlegende Dachsanierung
Niedersachsen
  1. Januar 2023
Neubau
Rheinland-Pfalz
  1. Januar 2023
Neubau
Schleswig-Holstein 1. Januar 2022 Neubau und der Renovierung von Nicht-Wohngebäuden

(Stand: 7/2022)

Auch in Österreich haben erste Bundesländer wie Wien und Steiermark eine Solarpflicht eingeführt.

Eignet sich das Gewerbedach für Photovoltaik?

Sporthallen, Multifunktionsarenen, Industriebauten, Ställe: Sie alle bieten reichlich Dachfläche für die Installation moderner Photovoltaik-Anlagen. Im Gegensatz zu den meisten Wohnhäusern sind diese Flächen jedoch zumeist flach. Daraus entstehen Vor- aber auch Nachteile für die Installation von PV-Systemen gegenüber Schrägdächern.

Gewerbliche Dachflächen sind meist flach. Daraus ergeben sich Vorteile, aber auch Nachteile für die Installation von PV-Anlagen im Vergleich zu Schrägdächern.

Sporthallen, Multifunktionsarenen, Industriebauten, Ställe, Carpark-Überdachungen: Sie alle bieten reichlich Dachfläche für die Installation moderner Photovoltaik-Anlagen. Im Gegensatz zu den meisten Wohnhäusern sind die Flächen auf Gewerbeimmobilien jedoch zumeist flach. Daraus entstehen im Vergleich zu Schrägdächern Vor-, aber auch Nachteile für die Installation von PV-Systemen.

Ein wichtiger Punkt vorweg: Überprüfen Sie vor der Errichtung einer PV-Anlage die Statik Ihres Daches. Nicht nur das Eigengewicht der Solaranlage lässt zusätzliche Kräfte auf die Dachkonstruktion wirken, auch die erhöhte Windanfälligkeit und zusätzliche Zwischenräume, in denen sich Schnee sammeln kann, verursachen zusätzlichen Druck.

Vorteil flache Dachfläche: Hier punktet das Flachdach

Neigungswinkel: Während bei Schrägdächern der Neigungswinkel stark von der Neigung des Daches selbst abhängt, steht Ihnen bei flachen Dächern die Wahl des Winkels frei. In Deutschland liegt der optimale Winkel in der Regel zwischen 20° und 36°.

Modul-Ausrichtung: Im Normalfall ist es möglich, auf einer flachen Dachfläche die Ausrichtung der Module frei zu wählen. Nur im Einzelfall sprechen bauliche Eigenschaften dagegen. Maximale Erträge erwirtschaftet die Solaranlage in der Theorie bei der Ausrichtung gen Süden. Zur Optimierung des Eigenverbrauchs kann auch eine andere Ausrichtung der PV-Module sinnvoll sein. So kann beispielsweise bei entsprechendem Strombedarf mit einer Ost- und West-Ausrichtung der PV-Module Morgens und Abends mehr Solarstrom bereitgestellt werden.

Montage: Für Montagearbeiten ist eine ebene Fläche optimal, denn sie ist leichter zu begehen. Dadurch entfallen besondere Sicherungsvorkehrungen, die hingegen bei vielen schrägen Dächern erforderlich sind – die Installation auf dem Flachdach gestaltet sich daher einfacher.

Kühlung: Um die Module auf den gewünschten Neigungswinkel aufzubringen, werden die Solarmodule einer PV-Anlage auf einer Dachfläche aufgeständert. Dadurch wird die Luftzirkulation unter den Modulen erhöht und ein Kühlungseffekt entsteht, der sich positiv auf den Wirkungsgrad der Module auswirkt.

Wartung: Durch die Abstände zwischen den Modulgestellen, die zur Vermeidung von Verschattungen eingehalten werden, ist die PV-Anlage auf dem flachen Dach leichter zugänglich. So gehen Wartungsarbeiten wie Reinigungen, Prüfungen oder Störungsbehebungen leichter und schneller von der Hand.

Nachteile flache Dachfläche: Das gilt es zu bedenken

Flächennutzung: Im Wartungsfall ein Vorteil, sind die Abstände zwischen den Modulreihen für die Gesamtflächennutzung ein kleiner Nachteil. Die Fläche kann so im Vergleich zu Schrägdächern insgesamt weniger effizient genutzt werden. Oft befinden sich auf Flachdächern auch Aufbauen zu denen Abstände wegen möglicher Verschattungen gehalten werden müssen, oder die zugänglich sein müssen.

Windanfälligkeit: Durch die Aufständerung der Solarmodule wird zwar die Luftzirkulation hinter den Modulen erhöht, für starke Winde wird die PV-Anlage dadurch aber auch anfälliger. Eine stabile und sichere Befestigung der PV-Komponenten ist daher zwingend erforderlich.

Verschattung: Bei stärkerem Schneefall besteht die Gefahr, dass sich von den Modulen abrutschender Schnee türmt und so zu einer Teil-Verschattung der Module führt. Das senkt den Ertrag und damit auch die Einnahmen.

Kosten: Die Aufständerung auf wagerechter Dachfläche erfordert besondere Unterkonstruktionen zur Anbringung der Solarmodule. Im Vergleich zu schrägen Dächern ist dadurch mit höheren Kosten in diesem Bereich zu kalkulieren.

Müssen die Unternehmen die Photovoltaikanlagen selbst betreiben?

Nein. In der Regel kann die Photovoltaikanlage auch im Rahmen einer Solarpflicht durch Dritte betrieben werden. Sie können die Dachfläche an Dritte verpachten oder die Installation und den Betrieb über ein Contracting-Modell umsetzen.

Bei der Entscheidung, ob ihr Unternehmen die PV-Anlage selbst betreiben will, hilft der Milk the Sun Betreiberleitfaden. In ihm erfahren Sie, was es als Anlagenbetreiber zu tun gibt, worauf es ankommt und welche Betreiberaufgaben an Fachfirmen deligiert werden können.

Haben Sie Dachflächen, die Sie zur Nutzung einer PV-Anlage verpachten möchten? Dann nutzen Sie unseren Marktplatz um Ihre Fläche einem interessierten Publikum zu offerieren.

Fläche für PV anbieten

Wer kann die Planung und Installation der PV-Anlage umsetzen?

Über sogenannte ​​EPC-Services können Sie sich Ihre gewerbliche PV-Anlage durch ein Generalunternehmen schlüsselfertig planen und bauen lassen. EPC steht für das englische Engineering, Procurement und Construction. Für die Umsetzung von Photovoltaikprojekten vermitteln wir erfahrene Generalunternehmen.

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