Wann ist die Direktvermarktung für Bestandsanlagen eine lohnenswerte Option
Interconnector, Betreiber des virtuellen Kraftwerkes der EnBW, hat die Direktvermarktung endgültig in das Zeitalter der Digitalisierung für Kunden und Betreiber geholt.
Im Interview mit dem Experten Florian Vetter, Head of Sales virtuelles Kraftwerk EnBW, haben wir erfragt, was den neuen Player am Markt so besonders macht und warum die Direktvermarktung für Bestandsanlagen dabei eine interessante Rolle spielt.
1. Die Direktvermarktung ist ja nun bereits seit einigen Jahren für eine Vielzahl von Anlagen verpflichtend und es konnten sich einige Anbieter hier etablieren. Was hebt die Interconnector GmbH von diesen ab?
Bei uns liegt der Fokus auf Kleinteiligkeit. Im Gegensatz zu vielen anderen haben wir keine Mindest-Anlagengröße. Das heißt, auch eine Anlage ab 1 kW kann theoretisch bei uns in die Direktvermarktung. Um das zu realisieren, setzen wir voll auf standardisierte und digitalisierte Prozesse. Als Betreiber des Virtuellen Kraftwerks der EnBW haben wir mit dem Interconnector energyhub eine digitale Plattform entwickelt, damit eigener erzeugter Strom zu günstigen Preisen einfach und komfortabel vermarktet werden kann. Mit unserer Plattform bieten wir maßgeschneiderte Zukunftslösungen. So z.B. neue Tools und Services, die Kunden und Partner individuell nutzen können. Als erfahrener Direktvermarkter können wir neben der Direktvermarktung auch weitere Pakete z.B. Community Strom Modelle oder welche mit Reststrombezug anbieten.
Des Weiteren haben wir keine Beschränkung des Eigenverbrauchs. Eine Dachanlage, deren Strom vor Ort direkt verbraucht wird, kann bei uns genauso in die Direktvermarktung wie ein Voll-Einspeiser.
2. Anlagen unterhalb von 100 kWp haben auch künftig Anspruch auf die EEG-Förderung. Ist auch für diese Anlagen die Direktvermarktung eine lohnenswerte Option?
Ja, auch für diese Anlagen lohnt sich der Wechsel in die Direktvermarktung. Denn selbst wenn Börsenpreise schwanken, entsprechen die spezifischen Erlöse der Direktvermarktung immer mindestens der Höhe der EEG-Vergütung. Genauer gesagt bekommen Anlagenbesitzer 0,4 ct pro kWh mehr, wie auch die Abbildung mit dem Vergleich verdeutlicht.
Weiterhin kann dadurch der eigene erzeugte Strom auch anderen zur Verfügung gestellt werden. Nicht zuletzt sollte die Post-EEG-Thematik auch für Anlagen, die noch ein paar Jahre EEG-Vergütung erhalten, proaktiv angegangen werden, um schon jetzt auf die Zeit nach dem Auslaufen der EEG-Förderung vorbereitet zu sein. Wechselt der Anlagenbetreiber nämlich freiwillig vor dem Auslaufen der staatlichen Förderung in die EEG-Direktvermarktung, können durch die zusätzlichen Erlöse die Kosten für die Fernsteuerbarkeit der Anlage schon amortisiert werden. Außerdem ist die Anlage auf das Auslaufen der Förderung vorbereitet. Sie muss dann nur noch von der EEG-Direktvermarktung in die sonstige Direktvermarktung wechseln.
Mit unserem Erlösrechner haben interessierte Kunden die Möglichkeit, potenzielle Erlöse und Kosten der Direktvermarktung zu kalkulieren. Überzeugt die Berechnung, kann dieser direkt ein Angebot anfordern. Er erhält dieses unmittelbar als PDF und kann den Vertrag durch Unterschreiben und Hochladen im Kundenportal abschließen. Wie die untere Abbildung verdeutlicht, ist der Prozess der Direktvermarktung sehr einfach und übersichtlich.
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3. Ein ähnlicher Fall sind laufende Bestandsanlagen, die bereits zu einem früheren Zeitpunkt ans Netz gegangen sind und eine EEG-Vergütung erhalten. Ist die Direktvermarktung auch hier eine attraktive Option für Anlagenbetreiber?
Ja klar, der Ablauf ist im Prinzip genau der gleiche wie oben bereits erklärt. Mit der Direktvermarktung werden die Erlöse im Vergleich zur herkömmlichen EEG-Vergütung gesteigert und gerade durch den frühzeitigen Wechsel vor Auslaufen der EEG-Förderung sind Anlagenbesitzer gewappnet und abgesichert.
4. Aber mit welchen Risiken müssen die Betreiber rechnen? Wie hoch ist der administrative und monetäre Aufwand?
Wie die Prozess-Abbildung in Antwort zwei zeigt, liegt bei den Anlagenbesitzern kaum Aufwand. Als offener Anbieter versuchen wir, jede Hardware zu nutzen, die der Kunde mitbringt und so die Kosten so gering wie möglich zu halten. Mit der Entwicklung unseres Kundenportals haben wir eine übersichtliche und komfortable Plattform entwickelt. Ist der Direktvermarktungs-Vertrag abgeschlossen, kümmern wir uns um die Anmeldung und Anbindung der Anlage.
Anlagenbesitzer müssen lediglich die ersten administrativen Vorbereitungen übernehmen wie das Eingeben aller relevanten Informationen und die Herstellung der Internetverbindung sowie Fernsteuerbarkeit. Hierbei ergibt sich nur ein einmaliger geringer monetärer Aufwand für die Technik, der durch das frühe Wechseln in die Direktvermarktung schnell amortisiert werden kann. Der Netzbetreiber kümmert sich dann um die Herstellung der Netzstabilität, wobei das Abschaltrisiko immer äußerst gering ist und bei unwahrscheinlichem Eintreten dennoch eine Ausfallszahlung gewährleistet werden kann.
5. Das heißt ich habe kein/kaum Verlustrisiko und stets die Möglichkeit auf Mehrerlöse. Wieso ist dann nicht schon jede Bestandsanlage freiwillig in die Direktvermarktung gewechselt?
Viele Direktvermarkter konzentrieren sich nicht auf Anlagen zwischen 50kW und 2MW, Sie wollen vor allem ganze Windparks als Kunden gewinnen. Anlagenbesitzer haben meist ein eigenes Kerngeschäft und wollen Geld für ihre Anlage – einfach, verständlich und zuverlässig. Da sie sich nicht ausschließlich mit dem Thema Direktvermarktung und Energie beschäftigen können ist es schwer, eine Übersicht über Abläufe und Prozesse der Direktvermarktung zu erhalten, so bleiben sie in der EEG Förderung. Außerdem war der individuelle Vorteil für jede Anlage schwer zu ermitteln, mit dem Erlösrechner ist es jetzt eine Sache von Minuten.
Wir erweitern unser Netzwerk stetig und arbeiten z.B. gemeinsam mit Milk the Sun daran, das Thema freiwillige Direktvermarktung zu erklären. Unser Ziel ist es, Anlagenbetreibern die Vorteile bewusst zu machen und alle beteiligten Akteure über das Thema Post-EEG sowie Direktvermarktung aufzuklären. Als Virtuelles Kraftwerk der EnBW möchten wir uns gemeinsam mit unseren Kunden und Partnern aktiv an der Energiewende beteiligen und erster Ansprechpartner auf dem Gebiet der allgemeinen Kleinteiligkeit werden.
Source: Bild von Andreas Gücklhorn von Unsplash