Solarmodule: Was wirklich zählt…

Solarmodule: Was wirklich zählt…

Solarmodule werden immer günstiger, die Angebotsvielfalt ist nach wie vor unüberschaubar groß und die Herkunft/Qualität ist in vielen Fällen kaum zu ermitteln. Was beim Kauf von Solarmodulen wirklich zählt? Eine Analyse von Martin Schachinger, pvXchange.

 

In einem durch die allerorts beginnenden Sommerferien geprägten, insgesamt ruhigen Markt gingen die Modulpreise im Juli allgemein runter. Die Preise für europäische und für chinesische Module liefern sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen und erreichten sogar ihren bisherigen Jahrestiefststand. Immer mehr Produkte mit chinesischem Herkunftsnachweis werden mittlerweile unter dem geltenden Mindestimportpreis angeboten, was den Durchschnittspreis sinken lässt. Anbieter von Modulen aus anderen Regionen müssen zwangsläufig nachziehen, um keine Marktanteile zu verlieren. Allein die Preise für japanische und koreanische Module bleiben hoch bzw. steigen wieder leicht an. Die kostengünstigsten südostasiatischen Solarpanele erreichen beinahe die 40-Cent-Marke, was sich im Durchschnittspreis jedoch noch nicht widerspiegelt. Es ist zu erwarten, dass sich dieser Abwärtstrend in den kommenden Wochen weiter fortsetzt.

 

Das Preis-Leistungsverhältnis muss stimmen

Um den Satz in der Überschrift zu Ende zu führen, hole ich etwas weiter aus: Jeder von uns trifft täglich (Kauf-)Entscheidungen. Diese beeinflussen unser zukünftiges Leben – mal mehr, mal weniger. Wir legen an die uns offerierten Angebote eigene Maßstäbe an, die sich aus Erfahrungswerten und Erwartungen speisen. Je größer die Angebotsvielfalt, desto schwieriger und langwieriger ist der Auswahlprozess. Auch mangelnde Informationen können die Entscheidung erschweren. Am Ende spielt bei vielen Entscheidungen dann doch das Bauchgefühl eine wesentliche Rolle – und natürlich die finanziellen Möglichkeiten. Das Ganze lässt sich im Wesentlichen zu einem zentralen Indikator zusammenfassen. Was zählt, ist das Preis-Leistungsverhältnis!

Wenden wir diese einfachen Weisheiten mal auf den Modulmarkt an. Die Angebotsvielfalt (Marken-/ Typenvielfalt) ist zwar schon wesentlich kleiner geworden, als noch vor ein paar Jahren, doch immer noch kaum überschaubar groß. Die Informationen, die wir zu den angebotenen Produkten bekommen, sind allerdings meist recht dürftig und sehr von verkäuferischen Ambitionen des Anbietenden geprägt. Allein die Herkunft der Module und deren Zusammensetzung (Zellgüte und –herkunft) sind in vielen Fällen kaum zu ermitteln. Hier kann man den Herstellerangaben vertrauen, muss man aber nicht. Die aktuelle, durch Marktteilnehmer und Politik herbeigeführte Situation der Marktbeschränkungen und Mindestimportpreise provoziert geradezu die Verschleierung der Materialherkunft.

 

„Wer auf Produktqualität (…) und Herstellergarantien vertraut, ist naiv oder hat sehr viel Gottvertrauen – vermutlich beides.“

 

Ein weiterer Knackpunkt ist natürlich die Produktqualität, die im Wesentlichen auch von der Herkunft abhängt. Ist diese unklar, kann man auf die Produktgüte höchstens Wetten abschließen. Wer diese dann nicht selbst überprüft, sondern auf die Herstellergarantien vertraut, ist naiv oder hat sehr viel Gottvertrauen – vermutlich beides. Zu viele vermeintlich solide Produzenten sind schon über den Jordan gegangen, so dass deren Garantieversprechen Makulatur wurden. Aber selbst Stichprobenkontrollen bei jeder Lieferung bewahren einen nicht vor Überraschungen, denn versteckte Produktionsfehler aufgrund minderwertiger Materialien lassen sich mit Messungen kaum aufdecken. Dennoch gewinnt man durch akribische visuelle Kontrollen und durch Leistungsmessungen zumindest ein gewisses Maß an Sicherheit.

 

Eine umfangreiche Versicherung ist essenziell

Sollte in Zukunft doch einmal ein Problem mit dem erworbenen und verbauten Produkt auftreten, so ist das Vorhandensein einer belastbaren Garantie wünschenswert. Das ist aber nur in zwei Fällen sichergestellt – entweder, der Hersteller existiert noch und hat eine europäische Niederlassung oder eine Garantieversicherung wurde abgeschlossen. Hier werden aber leider aufgrund von Falschinformationen viele Fehler gemacht, die im Ernstfalle zwangsläufig zu Enttäuschungen führen. Der Versicherungsnehmer muss hier unbedingt der Anlagenbesitzer selbst sein. Eine auf einen insolventen Hersteller abgeschlossene Versicherung ist nichts mehr wert. Größere Anlagen sollten daher direkt und umfangreich versichert werden. Ein Indikator für die Solidität eines Herstellers ist im Wesentlichen die Finanzierbarkeit seiner Produkte (Bankability). Sollte diese nicht gegeben sein, ist Vorsicht angebracht.

Ohne verbindliche Infos sind Entscheidungen also nicht möglich. Die Produktauswahl gleicht dann einem Glücksspiel mit sehr hohem Einsatz und hohen Ausfallrisiken. Kommen beispielsweise vermeintlich MIP-freie Module in Wirklichkeit doch aus China, können sogar strafrechtliche Konsequenzen drohen. In jedem Falle ist der Strafzoll nachträglich zu entrichten, egal über welche Kanäle man zu den Modulen gekommen ist. Die Zollbehörden lassen dabei nicht mit sich handeln und greifen sich den, dem sie habhaft werden können. Bei Ausfall der vorgelagerten Glieder in der Lieferkette kann das sogar der Anlagenbetreiber sein.

 

Die Suche nach dem passenden Hersteller ist umfangreich

Wie definiert sich aber nun das Preis-Leistungsverhältnis eines Modulangebots? Nun, die eine Seite, nämlich die erwartete oder gewünschte Leistung, muss jeder Käufer für sich selbst ermitteln. Wie viel Sicherheit, Qualität oder Effizienz möchte bzw. braucht er für das geplante Projekt. Dabei kann nicht automatisch davon ausgegangen werden, dass europäische Produkte hier die Nase vorn haben. Chinesische Firmen führen mittlerweile die Liste der Tier-1-Hersteller an, welche eine Sammlung der solidesten und finanzstärksten PV-Produzenten weltweit darstellt. Die wenigen noch existierenden europäischen Hersteller kann man dort mit der Lupe suchen, denn den meisten von ihnen gibt man auch mit fortdauerndem MIP bestenfalls noch ein paar Jahre. Technologisch und qualitativ müssen sich asiatische Produzenten mittlerweile nicht mehr hinter ihren amerikanischen oder europäischen Mitbewerbern verstecken – natürlich auch dank des gewollten oder ungewollten Know-How-Transfers der letzten Jahre.

 

„Angeblich sind mehr als die Hälfte der europäischen Verarbeiter für eine Verlängerung der Mindestpreisregelung, wenn das Preisniveau asiatischer Produkte durch Subventionen künstlich niedrig gehalten wird.“

 

Wie aber lässt sich ein guter Preis identifizieren? Ganz einfach: man beobachtet den monatlichen Preisindex, der neben Herkunftsdaten auch technologische Unterschiede berücksichtigt. Sobald ein reines Modulangebot ab Lager einen geringeren Preis als den hier dargestellten Durchschnittspreis aufweist, kann es als preiswert betrachtet werden. Stimmen nun auch die anderen Faktoren wie Moduleffizienz, Qualität und Sicherheit (Garantiebedingungen, Unternehmensstärke) bzw. sind überdurchschnittlich, so kann man sich guten Gewissens zum Kauf entscheiden. Die Basis dafür sollte freilich eine möglichst objektive Markterhebung sein und nicht allein die vom Hersteller oder seinem Vertreter getätigten Marketingaussagen.

 

Wie bitte?!?

Ich frage mich nun, nachdem ich mir diese Gedanken gemacht und schriftlich niedergelegt habe, wie das Ergebnis der kürzlich durchgeführten Installateurbefragung zustande kommen kann. Angeblich sind mehr als die Hälfte der europäischen Verarbeiter für eine Verlängerung der Mindestpreisregelung, wenn das Preisniveau asiatischer Produkte durch Subventionen künstlich niedrig gehalten wird. Das würde ja bedeuten, dass die Mehrheit der Befragten sich für ein schlechteres Preis-Leistungsverhältnis ausspricht, höhere Ausfallrisiken in Kauf nimmt und damit die eigene Existenz mutwillig gefährdet! Wie bitte?!?

 

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Übersicht der im Oktober 2015 neu eingeführten Preispunkte inklusive der Veränderungen

 

Autor: Martin Schachinger, pvXchange

Titelbild: 24Novembers/shutterstock

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