Investigativer Journalismus muss unterstützt werden – ein offener Brief der Energieblogger
Freie Meinungsäußerung und kritischer, hinterfragender, aufdeckender Journalismus sind essenziell für unsere Demokratie. Für die Information der Bürger. Für die Wahrheit, die uns alle etwas angeht. Diese Säule der Berichterstattung darf nicht zerbrechen, nur um Gegenbewegungen oder Shitstorms zu vermeiden. Liebe Presse, liebe Journalisten: Bitte machen Sie weiter! Ein offener Brief der Energieblogger an Tom Buhrow, Intendant des Westdeutschen Rundfunks Köln.
Sehr geehrter Herr Buhrow,
unsere Demokratie lebt von der freien Meinungsäußerung, der Presse und einer lebendigen Öffentlichkeit, welche die gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen im Blick behält und auf subjektiv wahrgenommene Fehlentwicklungen hinweist. Diese freie Meinungsäußerung ist der Kern unseres Handelns als Energieblogger. Im Dialog wissen wir, wie wichtig respektvolle Umgangsformen in sozialen Medien sind. Unangemessene “Shitstorms” hingegen werden ein Problem für die Funktion der Presse, wenn sich diese aufgrund wirtschaftlicher Interessen zu Einflussnahmeversuchen auf Medienhäuser entwickeln.
Aufklärung ist unsere Pflicht
18.September 2015 | Im Zusammenhang mit der Protestaktion im Garzweiler, der Reaktion des betroffenen Unternehmens und der Polizei erscheinen uns folgende Berichte bedeutsam:
Beispiel Westdeutscher Rundfunk, Jürgen Döschner
Garzweiler-Proteste: „Die Gewalt ging eindeutig von uns aus“, 21. August 2015
Beispiel taz. die Tageszeitung, Malte Kreuzfeld
Protest in Garzweiler: Tagebau von Presse befreit, 18. August 2015
Proteste in Garzweiler: Polizei und Grüne schweigen, 31. August 2015
Es ist gut, wenn die Presse inklusive dem WDR an dem Thema dran bleiben. Sollten die Polizei und die Sicherheitsdienste des Unternehmens unanständig kooperiert haben, dann muss dies aufgeklärt werden. Unbedingt und ohne Rücksicht auf politische Einflussnahme. Gerade weil die Politik die Aufklärung vertagt hat, ist die Arbeit der freien Presse so wichtig. Vorausgesetzt sie ist frei.
Im Internet kann man in Facebook-Gruppen die Entrüstung bei Mitarbeitern nachlesen. Da deren Arbeitsplätze mit der Zukunft der Kohle zusammenhängen, kann man den Wunsch der Arbeitsplatzsicherung verstehen. Gerade eine Medienkritik aus einer Interessenslage heraus darf nicht die Berichtserstattung beeinflussen. In der heute „RWE-Mitarbeiter für eine faire Berichterstattung“ genannten Facebookgruppe wurde diffamiert. Die Unterscheidung zwischen Kommentaren und investigativen Berichten scheint man dort nicht zu kennen.
Intensivieren Sie ihre investigativen Berichte!
Der Journalist sei gekauft, würde Meinungsmache betreiben, Brände stiften und solle doch durch den WDR gestoppt werden. Wer wie wir die ungleichen Kräfteverhältnisse zwischen neuer und alter Energiewirtschaft, vor allem in Sachen PR-Budgets kennt, weiß, wie unhaltbar diese Unterstellung ist. Es braucht im Gegenteil viel mehr mutige Journalisten, die sich auch in Kommentaren trauen unangenehme Wahrheiten auszusprechen, auch auf die Gefahr hin angreifbar zu werden.
Verehrte Kollegen der Presse. Bitte machen Sie weiter und lassen Sie sich keinesfalls von unbedacht formulierten “Shitstorms” entmutigen, sondern intensivieren Sie investigative Berichte gerade dann, wenn es durch versuchte Einflussnahmen unbequem wird.
Ihre Energieblogger
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