Energiewende: Braunkohle-Aus in Garzweiler?
Die Süddeutsche Zeitung berichtet, dass der Energiekonzern RWE die Stilllegung des Braunkohletagebaus Garzweiler in Nordrhein-Westfalen aus Kostengründen zum Jahr 2018. Firmeninterne Szenarien sehen demnach auch eine Rentabilitätsprüfung der Kohleförderung vor. Schuld trage der Ausbau von Solar- und Windenergie, die zunehmend die traditionellen Kraftwerke verdrängen würden. Derweil schöpfen die Anwohner der Region Hoffnung, mit dem Stopp des Braunkohleabbaus auch einer Zwangsumsiedlung zu entgehen.
Dem Braunkohletagebau Garzweiler droht laut Berichten der Süddeutschen Zeitung vorzeitig das Aus. Demnach soll der Betreiber, Deutschlands zweitgrößter Energiekonzern RWE, in Erwägung ziehen, den Tagebau in Nordrhein-Westfalen aus Kostengründen bis zum Jahr 2018 vorzeitig stillzulegen. Demnach sollen firmeninterne Szenarien vorsehen, dass der größte Braunkohletagebau Europas nur noch so lange betrieben werden soll, bis die Kohle in der Region gefördert ist. Dies würde voraussichtlich zwischen 2018 und 2017 der Fall sein. Anschließend würde geprüft, ob weitere Orte abgerissen und neue Investitionen getätigt würden. Begründet werden diese Überlegungen von RWE laut SZ mit der Unrentabilität der großen Kraftwerke rings um Garzweiler. Demnach breche der Preis für Kohleenergie an der Strombörse durch das wachsende Angebot an Wind- und Solarenergie immer weiter ein und verdränge die traditionellen Kraftwerke aus den Netzen.
Von RWE wurde der Bericht der SZ am Montag dementiert. Demnach bestünden keinerlei „konkreten Planungen, 2017/2018 aus dem Tagebau Garzweiler auszusteigen“. Vielmehr betont RWE, dass die Braunkohle wichtiger Bestandteil des Konzern-Portfolios wäre. Ver.di-Funktionär und RWE-Aufsichtsrat Hans-Peter Lafos betonte, dass es gelingen müsse die Braunkohle in die Energiewende einzubauen, da ansonsten viele der derzeit 35.000 Anstellungen im Umfeld der Tagebaue und Kraftwerke in NRW gefährdet seien. Der benachbarte Tagebau Hambach soll derweil laut SZ-Berichten in jedem Fall weiterbetrieben werden. Laut Angaben der SZ rechnen viele Experten damit, dass unter den derzeitigen Umständen, die Kohlekraft in der Energiewendepolitik der künftigen Bundesregierungen eine entschieden unbedeutender werdende Rolle spielen wird.
Derweil prüft das Bundesverfassungsgericht seit Anfang Juni, die Rechtslage betreffs der Zwangsenteignung für Tagebaue. Stefan Pütz, Anwohner im Dorf Immerath, das spätestens ab 2017 Garzweiler II zum Opfer fallen soll, hatte geklagt und wartet derzeit auf eine Entscheidung. Immerath, dessen Bewohner zwangsumgesiedelt wurden, ist dennoch bereits ein Geisterdorf, gleich welches Urteil in Karlsruhe gefällt wird. Derweil bietet RWE Busreisen in das von Plünderern heimgesuchte Dorf an. Besucher müssen lange Wartezeiten einplanen, so groß ist der Andrang an den Besuchstagen.
Die jüngsten Entwicklungen geben vielen Anwohnern in der Region Hoffnung der drohenden Zwangsumsiedlung zu entgehen. Derzeit sei geplant, bis 2045 für den Tagebau Garzweiler II zusätzlich 7600 Menschen aus zwölf umzusiedeln und damit 48 Quadratkilometer Fläche für rund 1,3 Milliarden Tonnen Braunkohle abbaubar zu machen.
RWE Konkurrent Vattenfall plant derweil die Erschließung neuer Tagebaue in der Region Brandenburg/Sachsen. Drei der neuen Kohletagebaue in der Lausitz sind bereits in Planung, zwei sind von Vattenfall für 2015 beantragt und ein weiterer Tagebau ist auf der polnischen Seite der Neiße geplant. Dies würde für 3000 bis 4000 Anwohner in der Lausitz und für rund 2000 Menschen in 13 polnischen Orten eine Umsiedlung bedeuten. Insgesamt könnte Vattenfall damit rund 3,1 Milliarden Tonnen Kohle fördern.
Eine Studie für sechs weitere Gutachten zur Sicherung von potentiellen Kohlefeldern wurde bereits im Mai 2007 vom brandenburgischen Wirtschaftsministerium empfohlen. Dies beträfe rund 49 Dörfer und 17.142 Anwohner.
Quelle: Süddeutsche Zeitung, Spiegel-Online, FAZ, Lausitzer-Braunkohle
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