Pimp my solar system – wenn schon keine Neuinstallationen, dann wenigstens ran an den Bestand!
Der Neuanlagenmarkt in Europa ist weitestgehend zum Erliegen gekommen – zumindest im Vergleich zu den entsprechenden Zeiträumen der Vorjahre. Daran ändern offenbar auch die langsam sinkenden Modulpreise nichts. Dennoch gibt es einen Ausweg: Die Optimierung von bestehenden PV-Anlagen! Ein Marktkommentar von Martin Schachinger, pvXchange.
Wie bereits in den letzten Monaten angedeutet, bewegen sich die Preise für Module aus Deutschland, Europa, Japan und Korea, sowie aus chinesischer Produktion langsam auf das Niveau der Module aus Südostasien zu, wohingegen der Durchschnittspreis für diese Produkte seit Jahresbeginn festzementiert scheint. Man könnte fast meinen, hier sei der Boden erreicht, also ein Marktpreis, der nicht mehr unterschritten werden kann.
Dies trifft jedoch nicht zu, aber dazu muss man die Zusammensetzung der Preisindex-Zahlen kennen und analysieren. Die Durchschnittswerte für südostasiatische Module beinhalten einerseits Preise taiwanesischer, vietnamesischer oder aber chinesischer Marken mit Produktionsstätten vor Ort, es fließen jedoch zunehmend auch Preise deutscher Marken mit ein, die in diesen Regionen produzieren lassen. Deren Module werden in der Regel aber zu höheren Preisen angeboten – Axitec, Hanwha Q-Cells und die Solar-Fabrik können hier als Beispiele genannt werden. Diese Marken tauchen dann auch mehrfach im Preisindex auf, sofern sie sowohl in Europa, als auch in Asien produzieren lassen. So wird der mögliche Marktpreis für südostasiatische Module etwas verfälscht, wohingegen die tatsächlich in Deutschland gefertigten Module von beispielsweise Aleo, Heckert oder Sonnenstromfabrik (ehemals CentroSolar) offensichtlich immer günstiger angeboten werden können.
Stolperstein EEG-Novelle
Ändern wird sich an der desolaten Situation im PV-Markt so schnell nichts, dafür sorgten in Berlin unter anderem die Mitglieder des Bundestags und Bundesrats, welche die halbherzige EEG-Novelle der Regierung ohne größere Gegenwehr durchgewunken haben. Man fragt sich, warum es der Politik so schwer fällt, die eigenen Ankündigungen und Vorgaben mit geeigneten gesetzlichen Rahmenbedingungen zu flankieren, um die gesteckten Ziele in der knappen noch zur Verfügung stehenden Zeit auch zuverlässig erreichen zu können. Stattdessen knickt man vor der konventionellen Energiewirtschaft ein und verlangsamt das Tempo derart, dass auch der ignoranteste Wirtschaftskapitän noch die Gelegenheit bekommt, seinen Tanker auf Kurs zu bringen und bisherige Fehlentscheidungen zu korrigieren. Die PV-Branche muss einmal mehr leidvoll erkennen, dass eine tatsächliche Rückkehr in den Ausbaukorridor um 2,5 GWp pro Jahr in Deutschland politisch (noch) nicht gewollt ist.
„Man muss sich darauf verlegen, die Energieausbeute der bereits installierten PV-Anlagen zu erhöhen“
Die Reaktionen auf die EEG-Novelle, die Anfang 2017 inkrafttreten wird, fallen dementsprechend auch recht unterschiedlich aus – von „prinzipiell begrüßenswert, aber die Einschnitte für die Erneuerbaren gehen nicht weit genug!“ bis hin zur Proklamation einer „komplett verfehlten Energie- und Klimapolitik.“. Dazwischen gibt es alle Schattierungen, sogar aus den eigenen Reihen der Solarbefürworter. Eine breitere Zustimmung erhält die verbesserte Unterstützung der Mieterstrom-Modelle durch Reduzierung der EEG-Umlage, wodurch sich neue Geschäftsmodelle ergeben können. Ablehnung ernten erwartungsgemäß die Einschnitte bei PV und Windkraft durch die Erweiterung der Ausschreibungspflicht bei gleichzeitiger Begrenzung auf viel zu geringe Ausschreibungsvolumina.
Was bleibt den vielen Photovoltaikfachkräften neben der Abwanderung in andere Branchen? Wenn die installierte Leistung auf absehbare Zeit schon nicht wesentlich erhöht werden kann, dann muss man sich eben darauf verlegen, die Energieausbeute der bereits installierten PV-Anlagen zu erhöhen. Bestandsanlagen sind ein Betätigungsfeld, das über reine Service- und Wartungsaufgaben weit hinausgeht. Denken wir mal an die Nachrüstung von Speichern, insbesondere bei Anlagen, die zwischen 2010 und 2012 errichtet wurden – eine hochinteressante Maßnahme. Auch Anlagenerweiterungen sind in vielen Fällen eine Überlegung wert, insbesondere dort, wo die Netzanschlusskapazität noch nicht erreicht und/ oder ein Direktverbrauch möglich ist. Am Vielversprechendsten dürfte es aber sein, sogenannte notleidenden Anlagen aufzuspüren, instandzusetzen und zu optimieren.
Repowering oder Refitting als zielführende Maßnahmen
Zu unterscheiden sind hierbei das Repowering und das Refitting. Letzteres beschreibt die Wiederherstellung eines ordnungs- bzw. erwartungsgemäßen Betriebs, zum Beispiel durch Überarbeitung der Unterkonstruktion oder des Schaltungskonzepts, ohne in die eigentliche Anlagenleistung einzugreifen. Ersetzt man jedoch die in die Jahre gekommenen Module und Wechselrichter durch aktuelle, leistungsstärkere Modelle, spricht man – abgeleitet aus der Windindustrie – von Repowering. Hier gilt es, unbedingt die gesetzlichen Vorgaben zu beachten, um keine bösen Überraschungen in Form des Verlustes der Einspeisevergütung oder gar der Einspeisegenehmigung zu erleben. Es gibt noch viel zu tun – packen wir’s an!
Übersicht der im Oktober 2015 neu eingeführten Preispunkte inklusive der Veränderungen:
Quelle: Martin Schachinger, pvXchange.
Titelbild: atm2003/shutterstock