Photovoltaik: Utility Scale liegt im Trend

Die Leistung aus Photovoltaik-Anlagen mit einer Größe von mindestens 10 MW (Utility-Scale) hat sich im vergangenen Jahr auf über 12 GW verdoppelt. Das Wachstum in anderen Bereichen der Photovoltaik verringerte sich dagegen etwas. Philip Wolfe, der kürzlich ein Buch zu Solarkraftwerken veröffentlichte, erklärt, warum Utility-Scale-Anlagen weiterhin auf dem Vormarsch sind:

Sarnia Solar Park in Ontaria, Canada. Bildrechte: First Solar

Im letzten Jahrzehnt war die Solarenergie die am schnellsten wachsende Quelle zur Gewinnung von Elektrizität. Der Solar-Aufschwung wurde vornehmlich durch starke und einheitliche Anreize, vor allem Einspeisevergütungen in Deutschland und anderen Teilen Europas, angekurbelt. Aber selbst aktuelle Wirren und Diskussionen um die Vergütungen können den Fortschritt nicht aufhalten. Angetrieben von Preisen, die sich über das letzte halbe Jahr teilweise halbiert haben, wächst der Markt unaufhörlich weiter.  Mit näherkommender Netzparität werden Utility-Scale-Kraftwerke attraktiv für Mainstream-Investments durch Banken und Rentenfonds. Sogar Großinvestor Warren Buffett findet mittlerweile Gefallen daran.

Natürlich bestand ein Großteils des frühen Fortschrittes der Photovoltaik aus Anlagen auf Dachflächen und kleinen, dezentralen Systemen. Dort hält die Solarenergie einzigartige Vorteile bereit. Trotzdem hat die Photovoltaik bewiesen, dass sie auch auf dem Bereich der Großkraftwerke mitmischen kann. Auf genau diese Kraftwerke fokussiert sich übrigens mein Buch. Utility-Scale-Kraftwerke machten 2012 über 20 Prozent des gesamten Photovoltaik-Marktes aus, und es ist wahrscheinlich, dass der Anteil 2013 weiter steigt. In nur sechs Jahren ist  die weltweite Kapazität dieser Großkraftwerke auf über 12 GW gestiegen, vielleicht dreimal so viel wie Offshore-Windkraftwerke.

Die ersten Anreize für Utility-Scale-Kraftwerke boten Einspeisevergütungen speziell in Deutschland und Spanien. Bis 2010 war der Markt zu 70 Prozent in europäischer Hand, den größten Gegenpol bot Nordamerika. Die letzten zwei Jahre jedoch brachten ein bemerkenswertes Wachstum z.B. in China und Indien, auch aufgrund des Clean Developement Mechanism des Kyoto-Protokolls. Der europäische Anteil fiel auf unter 40 Prozent 2012 und wird mit massivem Zubau in China und den USA wohl weiter zurückgehen.

Der größte einzelne laufende Solarpark ist das Agua Caliente Solar Project in Südwest-Arizona, USA. Der Park, teilweise in Besitz des Stromversorgers MidAmerican Energy von Warren Buffett, versorgt südkalifornische Abnehmer mit Elektrizität. 250 MWp sind dort derzeit ans Netz angeschlossen, ein Teil ist noch im Bau, sodass am Ende wohl über 300 MWp installiert sein werden. Der Bau an weiteren Utility-Kraftwerken mit über 600 MWp Gesamtleistung in Kalifornien wurde bereits begonnen.

Mancherorts werden Solaranlagen in Clustern gebaut, wie im Charanka Solar Park in Indien. 17 einzelne Anlagen stehen dort dicht beieinander. Das größte dieser Cluster befindet sich in der Wüste nahe Golmud in China und bringt es auf über 500 MWp Kapazität, wobei eine der Einzelanlagen bereits 200 MWp Kapazität bereithält. Die größte europäische Cluster-Anlage, bestehend aus elf Teilanlagen, steht in Neuhardenberg, Brandenburg, Deutschland.

"Solar Photovoltaic Projects in the Mainstream Power Market" von Philip Wolfe

Das Buch Solar photovoltaic mainstream energy market, herausgegeben von Routledge im Oktober, porträtiert  einige dieser signifikanten Projekte, unter anderem eine der in  Kalifornien bereits installierten 500 GWp-Anlagen.

Der erste Teil des Buches evaluiert die Projektentwicklung angefangen von der Auswahl des Ortes über Design, Konstruktion bis hin zu Inbetriebsetzung, Wartung und Instandhaltung der Anlage.  Das Buch schneidet relevante technische Betrachtungen zwar an, richtet sich aber eher an Projektentwickler, Investoren, Gesetzgeber  und Experten als an Wissenschaftler und Ingenieure.

Der zweite Teil des Buches betrachtet die kommerziellen, betrieblichen, technischen und rechtlichen Risiken die mit der Entwicklung eines solchen Projektes verbunden sind. Zudem wird der Transfer der Solaranergie von der Zeit der großen Zuschüsse über die Netzparität bis hin zur Teilnahme am Marktwettbewerb beschrieben.

Weil der PV-Sektor weiterhin so schnell anwächst, ist das Buch eng verbunden mit der laufend upgedateten Website www.wiki-solar.org, wo über 1,000 Utility-Scale-Anlagen verzeichnet sind. Die Seite bietet zudem Zugang zu Statistiken zu Sonneneinstrahlung, Strompreisen und Kohlenstoffintensität um aufzuzeigen, wo Utility-Scale-Kraftwerke am besten geeignet sind.

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