Es hört sich an wie ein Spruch aus einer amerikanischen Fernsehserie, doch R.Rex Parris, Anwalt für Sammelklagen und Bürgermeister der Stadt Lancaster nördlich von Los Angeles, scheint es ernst zu meinen. „Wir wollen die Solarhauptstadt der Welt werden“, sagte er vor zwei Jahren. Und verbesserte sich kurz darauf: „Solarhauptstadt des Universums!“
„Wir wollen die erste Stadt sein, die mehr Strom aus Solarenergie gewinnt, als sie täglich verbraucht“, so sein Plan. Für Lancaster bedeutet das, dass die Dächer, Felder und Parkflächen der Stadt durch Solarmodule mit einer Gesamtkapazität von 126 Megawatt bestückt werden müssen – zusätzlich zu den bereits installierten 39 MW und den weiteren in Bau befindlichen 50 MW.
Lancaster setzt massiv auf Solarenergie - ©LancasterCA
Solarenergie gegen Widerstände aus der Industrie
Um mit diesem Plan erfolgreich zu sein, setzte Lancaster um, was der ehemalige Gouverneur Kaliforniens, Arnold Schwarzenegger, 2006 nicht schaffte: Die Anforderung für alle neuen Häuser zu stellen, dass sie mit Solar-Modulen ausgestattet werden. Parris schaffte es sogar, den Hausbau-Giganten KB Home dazu zu bringen, seine Vision trotz aller Widerstände der Industrie gegenüber der Solarenergie zu implementieren.
Natürlich macht es Sinn, dass ein Bürgermeister in einer sonnenreichen Stadt in der Wüste, wo mit die besten Sonnenverhältnisse weltweit vorherrschen, die Solarenergie so vehement vorantreibt. Verwunderlich nur, dass das gerade in Lancaster, wo viele konservative Familien alteingesessener Militärveteranen wohnen und ein republikanischer Bürgermeister das Sagen hat, passiert.
Aber der Ausbau der Solarenergie ist nicht nur eine Kostenfrage oder Frage des Vertrauens. Es geht auch um Jobs. Wie viele andere stadtnahe Bereiche litt auch Lancaster sehr unter platzenden Immobilien-Blasen und der Rezession. Die Arbeitslosenrate dort beträgt 15,5 Prozent. Kommunale Einnahmen sanken, wie auch das Budget der Schulen. Parris sah in der Solarenergie die Chance auf geringere öffentliche Ausgaben und zusätzliche private Jobs. Also wurde die Selbstversorgung durch Solar zu seiner großen Aufgabe.
Photovoltaik-Anlagen auf Schulen
Seine gewaltige Unterstützung von Solarenergie begann vor drei Jahren: Das Rathaus, das Theater und das Stadion produzieren nun 1,5 MW Solarstrom. Photovoltaik-Anlagen auf Kirchen, einem großen Gesundheitszentrum, einem Entwickler-Büro und einem Verkaufszentrum von Toyota weitere 4 MW.
Das größte Ergebnis wurde jedoch durch die Ausstattung der Schulen mit Solaranlagen erreicht. Nachdem die Schulbehörde von Lancaster ein Angebot von SolarCity als unbezahlbar zurückwies, gründete die Stadt kurzerhand einen kommunalen Energieversorger. Dieser kaufte 32.094 Solarmodule, installierte sie auf 25 Schulen, produzierte 7,5 Megawatt Strom und verkaufte diesen an das Schulamt für 35 Prozent weniger, als das Amt damals für Strom bezahlte. Weitere 8 MW kommen nun von Photovoltaikanlagen auf den Dachflächen der Highschool und dem Antelope Valley College.
Bürgermeister Parris merkte an, dass die globale Erwärmung auch andere davon überzeugen werde, dass vor Ort generierte Erneuerbare Energie in Zukunft für Sicherheit sorgen könnte. Die Kosten, um Häuser in der Wüste zu kühlen jedenfalls werden weiter steigen.
Ob globale Erwärmung wirklich eine Gefahr sei? „Absolut“, so Parris. „Ich bin vielleicht ein Republikaner. Aber ich bin kein Idiot.“
Quelle: NYtimes