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Vier Frage an … Andreas Kühl, Betreiber von energynet

Seit 2000 betreibt Andreas Kühl die Website energynet.de, seit 2006 als Blog. Der diplomierte Ingenieur für Bauphysik ist einer der führenden deutschen Energieblogger. Seine Themenschwerpunkte reichen von der Energiewende bis hin zu den Fragen nach den Möglichkeiten einer zukunftsfähigen Energieversorgung.

Andreas Kühl: „Die EEG-Umlage muss von der Börse abgekoppelt werden, um die Akzeptanz für die Energiewende nicht zu gefährden.“

Milk the Sun: Lieber Herr Kühl, die Liste derer, denen in den letzten Monaten und Jahren ein Ausbremsen der Energiewende vorgeworfen wurde, ist lang. Wie schätzen Sie die klimapolitischen Ergebnisse der letzten Legislaturperiode der schwarz-gelben Regierung ein, der nach Kanzlerin Merkel „erfolgreichsten Bundesregierung seit der Wiedervereinigung“?

Andreas Kühl: Die klimaschutzpolitischen Ankündigungen der Bundesregierung scheinen vergessen zu sein, sobald es ernst wird und an die Umsetzung geht. Bei den Beschlüssen sieht es nicht viel besser aus. Das Energie- und Klimaprogramm ist nicht mal mehr das Papier wert auf dem es steht, durch den Preisverfall für Zertifikate beim Emissionshandel sind zudem zahlreiche Förderprogramme der Bundesregierung gefährdet. Auch wenn wir der Bundesregierung, jetzt doch einen Atomausstieg zu verdanken haben, können wir nicht wirklich zufrieden sein mit der Energie- und Klimapolitik.

Milk the Sun: Unabhängig davon welche Partei nach dem 22.September in den Bundestag einziehen wird und unabhängig von der dann herrschenden Koalition, kommen auf die neue Bundesregierung viele wichtige und prägende energiepolitischen Entscheidungen zu. Was erwarten Sie sich von der Bundesregierung nach den Wahlen?

Andreas Kühl: Die Aufgaben nach der Bundestagswahl werden für die neue Bundesregierung nicht kleiner. Das EEG muss erneuerbaren  Energien weiterhin eine sichere Zukunft bieten, aber sie müssen auch mehr Verantwortung im Strommarkt übernehmen durch den schon recht hohen Anteil im Strommix. Wie soll der Strommarkt der Zukunft überhaupt aussehen? Die EEG-Umlage muss zudem von der Börse abgekoppelt werden, um die Akzeptanz für die Energiewende nicht zu gefährden.

Milk the Sun: Derzeit herrscht eine große Verunsicherung innerhalb der Bevölkerung, wenn es um das Thema Erneuerbare Energien und die damit zusammenhängende Energiewende geht. Der einzelne erstickt in einem Schwall an Pro-und-Anti-Propaganda, was letztendlich lediglich Verunsicherung und Verwirrung zur Folge hat. Es gibt nur wenige Stimmen die zur Ordnung rufen und die Diskussion auf eine sachliche und logische Ebene zurückführen wollen. Wie ist ihr Vorschlag für ein konstruktiveres Vorgehen in diesen Fragen?

Andreas Kühl: Die Vorteile der erneuerbaren Energien werden immer bedeutender und die Akzeptanz ist glücklicherweise noch recht hoch. Die EEG-Umlage muss von der Börse abgekoppelt werden, um nicht weiter unnötigerweise anzusteigen. Der Eigenverbrauch von selbst erzeugtem Strom darf nicht bestraft werden von der neuen Bundesregierung, das hat nichts mit Marktwirtschaft zu tun. Selbst erzeugter Strom aus erneuerbaren Energien oder Kraft-Wärme-Kopplung ist heute am günstigsten, das wird sich in den nächsten Jahren immer mehr durchsetzen.

Milk the Sun: Stéphane Hessel bezeichnete den Kampf für eine nachhaltige und feste Umweltpolitik als eine der Hauptaufgaben der Menschen im 21. Jahrhundert. Die Erkenntnisse der Wissenschaft und die Veränderungen des Klimas geben ihm Recht. Dennoch passiert verhältnismäßig wenig, obwohl es letztendlich um die Existenz der menschlichen Spezis geht. Wie ist ihr Standpunkt dazu, dass sich angesichts eines derart dringenden Themas noch immer in politischen und wirtschaftlichen Grabenkämpfen ergeben wird?

Andreas Kühl: Veränderungen im Klima sind vielleicht nicht hundertprozentig direkt auf den Menschen zurück zu führen, aber die Vielzahl weist doch sehr darauf hin. Das Thema Klimaschutz ist für die meisten Menschen daher sehr weit weg aus dem Alltag, nur wenn wieder extreme Ereignisse, wie das Hochwasser in diesem Frühjahr oder der Wirbelsturm „Sandy“ in den USA, auftreten, ist das Thema wieder von Bedeutung. Den scheinbaren Widerspruch zwischen der Ökologie und Ökonomie werden wir noch weiter erleben, aber die Ökologie wird sich auch immer mehr auszahlen, sowohl bei effizientem Energieeinsatz, als auch durch die Nutzung von erneuerbaren Energien. Aber der Kampf der Unternehmen, die durch Klimaschutz verlieren, wird noch lange und hart geführt werden. Das Ende dieser Kämpfe wird positiv sein, aber die Frage ist, ob es nicht zu spät sein wird.

 

Wir bedanken uns bei Andreas Kühl für das Interview

 


Im Rahmen der Interviewreihe “Vier Fragen an …” stellt der Milk the Sun Blog bis zur Bundestagswahl am 22.September 30 Tage lang führenden Köpfe aus Wirtschaft, Politik und Medien vier Fragen zu den Erwartungen an die Energiepolitik Deutschlands der zurückliegenden und kommenden Jahre. Bisher interviewten wir Sebastian Bolay (DIHK), Heiko Schwarzburger (Photovoltaik), Corinna Lang (CleanEnergy Project), Patrick Jüttemann (klein-windkraftanlagen.com), Christian Leers (PV-Experte), Robert Schwarz (BTO Management Consulting), Lothar Lochmaier (Freier Journalist)

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