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Photovoltaik in Afrika

Der afrikanische Kontinent besteht aus 54 Staaten, fasst 30.3 Millionen Quadratkilometer Fläche und hat über eine Milliarde Einwohner. Man spricht von Afrika als der Wiege der Menschheit. Und doch befinden sich heute große Teile des Landes in wirtschaftlicher, politischer, sozialer und ökologischer Rückständigkeit gefangen. Gemessen an den Maßstäben der westlichen Welt. Immer wieder in der öffentlichen Kritik: die Energiepolitik des Kontinents. Strom wird in Afrika nach wie vor überwiegend mit Dieselgeneratoren oder auf Kohlebasis erzeugt. Eine kostenintensive und natürlich ressourcenschädigende Art der Energiegewinnung. Dabei hätte das Land, geographisch und klimatisch betrachtet, optimale Voraussetzungen für Photovoltaik. Milk the Sun hat sich einen kurzen Überblick verschafft.

PV in Namibia
Namibia liegt an der südlichen Westküste Afrikas und grenzt an Südafrika, Botswana, Sambia und Angola. Das durchschnittliche Klima lässt sich vereinfacht als heiß und trocken beschreiben, obwohl die Wetterbedingungen innerhalb der einzelnen Landesteile stark variieren. In der Wüste Namib beispielsweise weht das ganze Jahr über ein warmer, beständiger Wind – optimal zur Energieerzeugung durch Windkraft. Für Photovoltaik sind Wüstenregionen wie die der Kalahari optimal geeignet. Dort hat sich 1996 SolTec niedergelassen, ein Solarbetreiber, der PV-Projekte in ganz Namibia realisiert. Der Fokus liegt hier vor allem auf solarbetriebenen Wasserpumpen und solarthermischer Wasseraufbereitung für die Bevölkerung des ländlichen Raums, die fernab vom öffentlichen Versorgungsnetz lebt. Viele kleinere PV-Firmen arbeiten in Kooperation mit europäischen Partnern, aber auch lokalen Förderern.

PV in Südafrika
Südafrikas Regierung verfolgt ehrgeizige Pläne, was den Ausbau erneuerbarer Energien angeht. Momentan ist Kohle der Hauptenergielieferant des Landes. Zur Kohlegewinnung werden, oft illegal, ganze Wälder abgeholzt. Dagegen ergreift man jetzt Maßnahmen. Mittels unabhängiger Energielieferanten, gemeint sind hier überwiegend Privathaushalte, sollen bis 2015 knapp 4 MW Strom über den staatlichen Energiekonzern Eskom in das Netz eingespeist werden. Das Department of Human Settlements (Ministerium für Wohn- und Siedlungswesen) hat ein Dekret erlassen, dass bei Gebäuden, die künftig gebaut oder saniert werden, min. 50% der Warmwassergewinnung über erneuerbare Energien laufen sollen (z.B. Solarthermie). An die einzelnen Haushalte heranzutreten, erweist sich mitunter allerdings als sehr schwierig. Der Gebrauch von Holzkohle zum Erhitzen von Wasser ist weit verbreitet und seit eh und je üblich. Doch Kohle wird immer teurer und der Rohstoff gleichzeitig knapper. Neuerungen, wie z.B. solarbetriebene Herdplatten, prallen auf die traditionellen Gewohnheiten der Bevölkerung. Es gilt noch viel Überzeugungsarbeit zu leisten, gerade was die älteren Generationen innerhalb der Landbevölkerung betrifft. Einige südafrikanische Solarhersteller versuchen durch Rabattaktionen oder Kooperationen mit staatlichen Einrichtungen, Kunden zu werben. Aktive Aufklärungsarbeit über die Möglichkeiten der Kostenersparnis durch Umrüstung auf Photovoltaik und Informationsbroschüren zum Thema Stromsparen im Alltag sollen zudem für die Verknappung der Ressourcen sensibilisieren.
Ein weiteres staatliches Projekt ist der sog. Zwanzig-Jahre-Masterplan der Energieentwicklung, demzufolge bis 2030 ganze 8.400 MW Solarstrom ans Netz angeschlossen sein sollen. Umstritten, aber nicht unrealistisch angesichts des großen Potenzial des Landes. Südafrika verfügt über optimale klimatische Voraussetzungen für Photovoltaik. Die globale Sonneneinstrahlung liegt zwischen 1600 und 2900 kWh pro Quadratmeter. Zum Vergleich: in Deutschland beträgt die jährliche Globalstrahlung max. 1200 kWh pro Quadratmeter.

PV in Westafrika
Auch in anderen afrikanischen Ländern gibt es vergleichbare Entwicklungen im Bereich des Photovoltaikausbaus. Vor kurzem hat eine kanadische Firma eine Strombezugsvereinbarung über 25 Jahre (Power Purchase Agreement, PPA) mit der Electricity Company of Ghana Ltd. abgeschlossen. Den Solarstrom wird eine 50 MW-Solaranlage liefern, die in Ghana in den nächsten Monaten errichtet werden soll. Gerade Ghanas Wirtschaft verzeichnet seit einiger Zeit ein enormes Wachstum. Dies geht natürlich mit einem gesteigerten Energiebedarf einher. Der Stromverbrauch, so ein Entwickler des PV-Projekts, steige jährlich um 10 bis 15%. Photovoltaik ermöglicht auf ökologischer Basis eine stabile Stromversorgung, anstelle des unzuverlässigen und nicht ausreichenden bisherigen Energiemix aus staatlichem Strom und Generatorstrom.
In den Ländern Benin, Burkina Faso, Kamerun, Niger und Togo sind in absehbarer Zeit ebenfalls Photovoltaikanlagen geplant. Die Motive sind ähnlich. Wirtschaftliches Wachstum funktioniert nicht ohne eine stabile Stromversorgung.

PV im Norden
Anfang Juni meldeten die Medien, dass RWE, einer der größten Energiekonzerne Europas, von seiner bisher ablehnenden Haltung gegenüber erneuerbaren Energien und der Photovoltaik abgewichen ist, und in Südeuropa und Nordafrika in PV-Projekte investieren will. Grund ist natürlich Geld. Solarstrom lässt sich, gerade in sonnenintensiven Gegenden, äußerst billig und effektiv produzieren. Auch die Idee, die Sonnenenergie aus Afrikas nördlicher Wüstenregion zu nutzen ist nicht neu. Die Desertec Industrie Initiative GmbH (DII), bestehend aus europäischen bzw. überwiegend deutschen Unternehmen, will die Stromgewinnung anhand von Photovoltaik und Solarthermie mit der Energiegewinnung aus Windkraftwerken in Nordafrika kombinieren. Die Küstenregionen Marokkos und Tunesiens bieten optimale Bedingungen für Windkraft. Die Sonneneinstrahlung der dortigen Wüstenregionen ist mit der Globalstrahlung Südafrikas oder dem Westen Namibias vergleichbar. „Die Wüsten der Erde empfangen in sechs Stunden mehr Energie von der Sonne, als die Menschheit in einem ganzen Jahr verbraucht“, so ein Vertreter der Desertec Foundation. Ein lukratives Geschäft.

Fazit und Ausblick
Wir von Milk the Sun kommen also zu dem Schluss, dass Photovoltaik zur Energiegewinnung in Afrika hervorragend geeignet ist. Die Voraussetzungen dafür sind so optimal, dass weltweit Interesse an derartigen Projekten besteht. Dies wirft natürlich die Frage auf, wie finanzkräftige Investoren aus Europa oder den westlichen Industrieländern mit der Energie umgehen, die sie auf fremdem Boden kostengünstig erwirtschaften. Fremde Investoren hoffen, mit der Nutzung erneuerbarer Energiequellen die Ressourcenknappheit im eigenen Land zu umgehen. Mit Großprojekte in Afrika könnte man die europäische Knappheit quasi mit afrikanischen Gütern kompensieren. Mancherorts werden deshalb böse Erinnerungen aus der Kolonialzeit wach. DII und RWE entkräfteten solche Vorwürfe bereits im Vorfeld, indem sie ankündigten, dass der gewonnene Strom auch den Menschen vor Ort zugutekommen wird. „Eine Punkt-zu-Punkt-Leitung direkt von der Sahara nach Deutschland zu legen, wäre der falsche Weg und auch das falsche Signal“, so der RWE. Es bleibt abzuwarten, wie sich diese Kooperation der Kontinente ökonomisch und gesellschaftspolitisch weiter entwickelt. Die Investition in Photovoltaik ist auf jeden Fall ein richtiger Schritt und könnte den Weg zu einer fairen und für alle Seiten lukrativen Wirtschaftsbeziehung ebnen. Und die Lage Afrikas allgemein verbessern.

Quellen: RWE, Sun & Wind Energy 5/2012, S. 30-37; S. 180-183, Sun & Wind Energy 6/2012,S. 38-40, Photovoltaik 6/2012 S. 72-75, Desertec Foundation ,  Financial Times Deutschland , SolTec

 

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