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Meinung: Die Notwendigkeit zur Ideologielosigkeit in einer Schwarz-Grüne Koalition

Bündnis’90/Die Grünen und die Union haben am Donnerstag Sondierungsgespräche geführt, am Mittwoch soll ein weiteres folgen.  Auch 2013 stehen die Zeichen für eine schwarz-grüne Koalition auf Bundesebene nicht vorbehaltlos gut. Die Chancen und Überschneidungen der beiden Parteien sind allerdings lange nicht mehr so groß wie einst. – Ein Meinungsartikel.

Milk the Sun feiert Erfolge auf der Solar Energy UK 2013

Am Donnerstag ging in Birmingham die Solar Energy UK 2013 zu Ende. Milk the Sun COO Philipp Seherr-Thoss vertrat den Onlinemarktplatz für Photovoltaikanlagen, Projektrechte und Freiflächen auf der Messe und führte Gespräche über den Vertrieb eines 45 MW Projekts.

Erfolg von Milk the Sun auf der PVSEC

Letzte Woche ging die PVSEC, einer der bedeutendsten Kongresse für Photovoltaik und Solartechnologie in Paris zu Ende, auf der sich dieses Jahr auch Milk the Sun präsentierte. Trotz dessen, dass sich die Anzahl der Aussteller entsprechend der Entwicklungen in der Branche reduziert hat, war Milk the Sun, der Onlinemarktplatz für Photovoltaikanlagen, Freiflächen und Projekte, sehr erfolgreich.

EU: Vereinfachung der Subvention von AKW durch die EU ist vom Tisch

Die angekündigte Vereinfachung der Förderung von AKW durch Europäische Union wird nicht umgesetzt. Am Dienstagabend entschied sich das Kollegium der EU-Kommissare gegen den durch Wettbewerbskommissar Joaquín Almunia vorgelegten Entwurf, mit der inoffiziellen Begründung, dass es sich um ein politisch zweischneidiges Thema handele. Auch die Leitlinien zur Förderung von Umwelt- und Energieprojekten wird erneut überarbeitet. Die Chancen stehen gut, dass das EEG nicht derart grundlegend geändert werden muss, wie Anfangs befürchtet.

Energiewende: Braunkohle-Aus in Garzweiler?

Die Süddeutsche Zeitung berichtet, dass der Energiekonzern RWE die Stilllegung des Braunkohletagebaus Garzweiler in Nordrhein-Westfalen aus Kostengründen zum Jahr 2018. Firmeninterne Szenarien sehen demnach auch eine Rentabilitätsprüfung der Kohleförderung vor. Schuld trage der Ausbau von Solar- und Windenergie, die zunehmend die traditionellen Kraftwerke verdrängen würden. Derweil schöpfen die Anwohner der Region Hoffnung, mit dem Stopp des Braunkohleabbaus  auch einer Zwangsumsiedlung zu entgehen.

Die Entwicklungen des Photovoltaik-Zweitmarkts

Der Anstieg des globalen Photovoltaikzubaus erzeugt nicht nur einen florierenden weltweiten PV-Erstmarkt. Wenn die Nachfrage nach einem Zubau an Photovoltaik gestillt ist und das anfänglich enorme Wachstum nachlässt, entwickelt sich ein nachhaltiger und lebendiger Photovoltaik-Zweitmarkt, der ebenso großes Potential für Investoren besitzt wie der Erstmarkt. Um die Vorteile dieses Zweitmarktes ausnutzen zu können, haben sich verschiedene Investitionsstrategien entwickelt.

Bis 2020 kann sich für den europäischen Photovoltaik-Zweitmarkt eine Nennleistung von bis zu 4.803 MWp ergeben. iStockphoto.com©Pedro Castellano

Die Photovoltaik war in den letzten Jahren einer der am meisten wachsende Industriezweige aus dem Feld der Erneuerbaren Energien. Alleine in der EU wuchs die Nennleistung der Photovoltaikanlagen zwischen Ende 2007 bis Ende 2012 von rund 4.941 MWp auf ca. 68.647 MWp (siehe Photovoltaic-Barometer 2007/2008 und Photovoltaik-Barometer 2011/2012). Das heißt, dass es einen Nennleistungszuwachs von insgesamt fast 63.706 MWp innerhalb von fünf Jahren gab. Eine beeindruckende Entwicklung, die sich nicht nur auf Europa beschränkt.

Weltweit wird dieses Jahr mit einem Zubau im zweistelligen Gigawattbereich gerechnet. Im April schätzte das Marktforschungsunternehmen IHS den weltweiten Photovoltaikzubau auf mehr als 35 Gigawatt, was ein Wachstum von 12 Prozent bedeuten würde. Zwar wäre dies weniger als im Vorjahr, in dem es einen Zubau von 31.4 Gigawatt gab, was einem damaligen Wachstum von 14 Prozent bedeutete, doch noch immer sind die Werte beeindruckend. Zwar kühlt sich der europäische Markt derzeit etwas ab, doch ist davon bei Betrachtung der bloßen Zahlen kaum etwas zu sehen, da der wachsende weltweite PV-Zubau den schwächelnden europäischen Markt nahezu vollständig kompensiert.

Das größte Wachstum erleben derzeit der Nahe Osten, die USA und Asien. Europa verliert dagegen zunehmen als Hauptabsatzmarkt an Bedeutung. Während der Zubau 2011 noch bei 70 Prozent und 2012 immerhin noch bei 57 Prozent lag, ist laut IHS für 2013 zu erwarten, dass der alte Kontinent lediglich 37 Prozent des weltweiten Zubaus ausmachen wird. Insbesondere der deutsche und italienische Markt haben im Vergleich zu 2011 Wachstum eingebüßt, so die IHS und es sei zu erwarten, dass der Abschwung weiteranhalten wird.

Der zu erwartende Zweitmarkt

Was im ersten Moment aus ernüchternd wirkt, ist, wenn es um ein nachhaltiges Produkt wie die Photovoltaik geht, eine zu erwartende und absehbare Entwicklung. Mit dem Abschwung der Nachfrage nach einem Photovoltaik-Zubau entwickelt sich ein wachsender Zweitmarkt, auf dem beispielsweise laufende Photovoltaikanlagen verkauft werden können. Damit offenbart sich ein neues lohnendes Feld für Investoren. Diese Entwicklung ist derzeit insbesondere in Europa präsent. Es ist allerdings nicht auszuschließen, dass sie sich auf anderen Märkten weltweit wiederholt.

Die EPIA, European Photovoltaic Industry Association, hat auf dieser Grundlage in einer Studie errechnet, dass sich bis zum Jahr 2020 Deutschland, Italien, Frankreich, Spanien und England zu den wichtigsten europäischen Photovoltaikmärkten entwickelt haben werden. Damit ergibt sich bei einem angenommenen Zweitmarkt von 2,5 Prozent bis 2020 ein Nennleistungspotential von 6.003,75 MWp. Unter Berücksichtigung des Abzugs jener PV-Anlagen, die kleiner als 20 kWp sind, ergibt sich noch immer ein europäischer Zweitmarkt von ca. 4.803 MWp Nennleistung pro Jahr. Das heißt bei 1.5010 Euro pro kWp, nach dem Photovoltaik-Preisindex vom August 2013, ergibt sich ein Marktpotential von 7.252.530.000 Euro.

Zwar tragen die Entwicklungen des Photovoltaik-Zubaus und -Wachstums klare internationale Züge, doch lohnt sich eine Investition in den europäischen Markt nichtsdestotrotz. Hier bietet sich ein enormes Investitionspotential in einen erblühenden Zweitmarkt. Wenn davon ausgegangen wird, dass jährlich 2,5 Prozent der knapp 290.000 bestehenden Anlagen gehandelt werden, dann ergeben sich daraus 7.000 Anlagen mit zusammen etwa 630.000 kWp Nennleistung, in die sich Jahr für Jahr über einen Zweitmarkt investieren ließe. Diesen Sachverhalt als Grundlage genommen, ist davon auszugehen, dass auf einem europäischen Zweitmarkt bis 2016 jährlich 2.500 MWp gehandelt werden könnten, basierend auf den Wachstumsprognosen des „Global Market Outlook for Photovoltaics 2013-2017“-Report der EPIA.

Die Stunde der Investoren

Die Entwicklung eines starken Photovoltaik-Zweitmarktes eröffnet PV-Investoren neue und umfangreiche Möglichkeiten, die erneut die ökonomische Tragbarkeit der Erneuerbaren Energien unter Beweis stellen. Die Art der Investitionsweise ist dabei äußerst unterschiedlich. Im Wesentlichen zeichnen sich zwei Investitionsweisen ab. Zum einen die Investition in risikoreiche Projekte in Regionen mit vielen jährlichen Sonnenstunden. Zum anderen die Investition in risikoärmere Projekte mit geringeren Renditen, die sich in Regionen befinden, in denen eine verlässliche Einspeisevergütung und entsprechende Zuschüsse existieren.

Zudem setzen sich in einigen Investoren-Gruppen zunehmend sogenannte Cluster-Investitionen durch. Das heißt, dass sich die Portfolien der Gruppen nicht auf einzelne große Anlagen, sondern auf eine Vielzahl mittlerer Anlagen konzentrieren. Ziel ist es das Investitionsrisiko auf verschiedene Installationen zu verteilen.

Die zu erwartenden Entwicklungen

Der Zweitmarkt verändert sich laufend, die Gründe dafür sind vielfältig. Nicht zuletzt haben harte Förderungseinschnitte von Seiten der Politik einen entscheidenden Einfluss. Beispielsweise schrieb Benjamin Reuter in der WirtschaftsWoche Green im Juni des Jahres: „Nachdem Bundesumweltminister Peter Altmaier in diesem Frühjahr seinen Plan einer Strompreisbremse verkündet hatte, kletterte die Zahl der Second-Hand-Kraftwerke bei Milk the Sun [Onlinemarktplatz für PV-Anlagen, Anm. d. Autors] drastisch, denn der Minister wollte auch Besitzer von Altanlagen im Nachhinein zu Kasse bitten. Zum einen machen die Entwicklungen auf dem PV-Markt mit der nötigen Interpretation das energiepolitische Klima deutlich. Zum anderen offenbart sich in der Entwicklung eines regen Zweitmarktes eine Findigkeit im Umgang mit sich verschlechternden Bedingungen.

Obwohl sich der Erstmarkt verändert, hat die Photovoltaik nichts von ihrer Attraktivität eingebüßt. Durch die Entwicklung eines regen Zweitmarktes und verschiedener Investitionsstrategien bleibt die Photovoltaik eine sichere Investition. Die Bewegungen auf dem europäischen Markt können in diesem Zusammenhang als Beispielhaft betrachtet werden. Es ist nicht unbegründet, dass der Wachstum auch in jenen Ländern wieder abflachen wird, in denen er derzeit sprunghaft ansteigt. Wenn der Erstmarkt in diesen aufblühenden Regionen erst einmal gesättigt ist und dies zeichnet sich derzeit auf dem europäischen Markt immer deutlicher ab, wird es, damit die Photovoltaik ihre ökonomische Attraktivität behält, notwendig, auch einen Zweitmarkt vermehrt zu unterstützen. In der Immobilienbranche ist dies durch Plattformen wie Immobilienscout24 gewährleistet. In der viel jüngeren Photovoltaikbranche entwickeln sie sich gerade erst.

Quellen: pv magazine, photovoltaik-guide, epia, wiwo, Photovoltaik-Barometer 2007/2008, Photovoltaik-Barometer 2011/2012

Meinung zur Bundestagswahl: Wenn der Sturm vorüber ist …

Die Bundestagswahlen 2013 lassen ein zerrüttetes Bild zurück. Eine Union die gewonnen hat und für die es dann doch nicht zu einem wirklichen Triumph reicht. Eine SPD die eigentlich will, aber weiß, dass sie nicht sollte. Grüne, die sich selbst enthaupten. Eine LINKE die strahlt und drittstärkste Fraktion ist und eine FDP, die keinen mehr wirklich interessiert. Es stehen schwere Koalitionsverhandlungen bevor, wie das Beispiel der Energiepolitik beweist.

Die Bundestagswahl 2013 ging mit teilweise faden Ergebnissen insbesonder für einige der kleineren Parteien zu Ende.

Am Sonntag wurde gewählt in Deutschland und dieses Mal gab es gleich mehrere beeindruckende Ergebnisse in diesem Zusammenhang. Die CDU/CSU könnte quasi in Form einer Minderheitsregierung alleine regieren, es wäre das erste Mal in ihrer Parteigeschichte und das erste Mal in der bundesdeutschen Geschichte. Auch die FDP feiert eine Premiere, sie ist zum ersten Mal seit 1949 nicht im Bundestag vertreten. Die Grünen fallen auf ein Niveau wie zur Mitte der 2000er, die LINKE wird zur drittstärksten Fraktion im Bundestag und die europakritische AfD schrammt bei ihrer ersten Bundestagswahl knapp an der fünf Prozenthürde vorbei. Derweil ist die SPD zwar nicht schwächer geworden, bleibt allerdings von ihrer alten Form weit entfernt.

Gerade für den politisch konservativ-mittigen Flügel der deutschen Parteienlandschaft dürfte der Triumph der Union hinter ihrer Gallionsfigur Angela Merkel eigentlich ein Grund zur Freude sein. Insbesondere, da er von dem Wahlerfolg in Hessen flankiert wird. Doch so wirklich einstellen will sich der langanhaltende Freudentaumel nicht. Nachdem sich der „An Tage wie diesen“-grölende Gefechtsnebel der Wahlnacht bei der Mehrheit der Unions-Parlamentarier und -Mitarbeiter verzogen hat, wird die Prophetenhaftigkeit der Ankündigung bewusst, welche von der alten und neuen Kanzlerin noch im Moment des Sieges gemacht wurden: Am Sonntag wurde gefeiert, aber am Montag schon begann das Kopfzerbrechen.

Merkel will keine Minderheitsregierung, das machte sie deutlich, aber auch eine Koalition mit SPD oder gar den Grünen würde schwierig. Dass DIE LINKE aus Sicht der CDU ausscheidet, versteht sich fast von selbst. Weder die Sozialdemokraten noch die Grünen würden sich mit kleinen Ministerposten abspeisen lassen, noch würden sie sich den Anspruch nehmen lassen, inhaltliche Forderungen an die Union zu stellen. Also ist es aus Sicht der Kanzlerin eher eine Wahl zwischen Pest und Cholera, die Peer Steinbrück in der Elefantenrunde am Sonntagabend noch als Fußballmetapher tarnte.

Die Oppositionsparteien befinden sich dagegen fast in einer vorteilhaften Position. Sie müssen nur reagieren, ja, haben die Union sogar beinahe in der Hand. Sollte die Kanzlerin keine der anderen Fraktionen von einer Koalition überzeugen können und damit in eine Minderheitsregierung gezwungen werden, könnte sich ihre Regierung, wenn sich der Mitte-Links-Block gemeinschaftlich quer stellt, einer äußerst problematischen Blockadepolitik gegenüber sehen. Was zur Folge hätte, dass die Union, anders als bisher, viel deutlicher auf die Forderungen der Opposition eingehen müsste, um Deutschland überhaupt weiterhin regieren zu können.

Dass keine der Parteien wirklich brennendes Interesse daran hat, mit der Union zu koalieren, ist nicht weiter verwunderlich. Aus den letzten beiden Koalitionen gingen die jeweiligen Partner der Merkel-Regierung äußerst geschwächt hervor. Die SPD verlor viele ihrer Befürworter und hat sich bisher noch nicht davon erholt. Dem letzten Koalitionspartner der Union ging es bekanntlich noch schlechter. Die FDP wird für die nächsten Jahre in der politischen Bedeutungslosigkeit versinken. Ihre Rückkehr ist noch nicht einmal ungewiss.

Das Endergebnis der Bundestagswahl 2013 (C), 2013 by Proteus Solutions GbR, Daten: ARD

Das kann natürlich Zufall, oder auf die politische Vorgehensweise Merkels zurückzuführen sein. Es ist jedoch vorstellbar, dass die CDU kollabieren wird, sobald Angela Merkel aus ihrer Führungsposition ausscheidet. Zum einen, existiert derzeit in der zweiten Reihe kein annährend vergleichsweise populärer Nachfolger, für dessen Aufbau der Union allerdings noch Zeit blieb. Zum anderen, und dies wiegt schwerer, ist der Grund für den potentiellen Kollaps der Post-Merkel Union, der politischen Prägung der Kanzlerin unter Altkanzler Kohl zuzuschreiben. Auch um ihn gab es einen Personenkult, auch nach seinem Ausscheiden verlor die CDU die Wahl und einen Teil ihrer Glaubwürdigkeit. Nun war der Personenkult um Helmut Kohl zwar vorhanden, doch war er nie derart stark, wie jener um Angie. Immerhin werden in der britischen Presse bereits Vergleiche mit Margaret Thatcher herangezogen.

Einmal unabhängig von der Frage, ob die Kanzlerin ein schlechter politischer Glücksbringer ist, haben die anderen Bundestagsfraktionen, abgesehen von der LINKEn, eh andere Sorgen. Bündnis‘90/Die Grünen lösen derzeit als Resultat ihrer kleinen Wahlschlappe ihre Parteiführung auf und die SPD hat den Kampf mit sich selbst noch nicht wirklich verwunden. In jedem Fall ist die Skepsis der SPD verständlich, bedenkt man, wie sehr sie unter dem letzten Regierungszusammentreffen mit Merkel gelitten hat, oder wie sehr in der Großen Koalition die parteieigenen Problem zum Tragen kamen. Dabei sind die Sozialdemokraten zwar nicht Merkels erste Wahl, das wäre aus naheliegenden Gründen natürlich die FDP gewesen, aber immerhin für die meisten in der Union das kleinere Übel. Doch alleine durch ihre Größe und ihre politische Vorerfahrung – gebranntes Kind scheut das Feuer – ließe sich die SPD schwieriger kontrollieren als die FDP.

Die Energiepläne einer möglichen Koalition

Rein rechnerisch zeichnete sich bereits am Wahlsonntag ab, dass auch eine rot-rot-grüne Koalition möglich wäre, oder sogar eine rot-grüne Minderheitsregierung unter Duldung der LINKEn. Doch da Peer Steinbrück diese Möglichkeiten resolut ausschloss, ist jeder weiter Gedanke, der darauf verwandt wird, verschwendet.

Nach Bundestagswahl 2013 gibt es nach dem ausscheiden der FDP mit CDU/CSU, SPD, DIE LINKE, und Bündnis'90/Die Grünen nur noch vier Fraktionen im Bundestag. (C) 2013 by Proteus Solutions GbR, Daten: BWL

In den Koalitionsverhandlungen zwischen Schwarz-Rot und Schwarz-Grün käme es sicherlich an vielen Enden zu Verwerfungen. Autobahnmaut (diese Frage rüttelt sogar parteiintern an der Union), Elterngeld, Adoptionsrecht für schwule Paare, Reichensteuer, Mindestlohndebatte, Energiepolitik und Energiewende … Die Liste der Stolpersteine könnte lange fortgesetzt werden.

Alleine schon die Fragen in der Energiepolitik werfen tiefgreifende Unterschiede auf: Laut Wahlprogramm der SPD soll bis 2020 die Fernwärme signifikant ausgebaut werden und bis 2030 sollen bereits 75% des deutschen Stroms aus erneuerbaren Energien gewonnen werden. Außerdem will die SPD dass die Energiewende durch ein zentrales Energieministerium organisiert und das EEG reformiert wird. Zudem forderte die SPD die Zusammenführung der Übertragungsnetze in einer Deutschen-Netzgesellschaft, um so den Netzausbau koordinierter voranzutreiben. Das meint de facto, eine Stärkung der öffentlichen Hand und damit auch der Bürger in Energiefragen.

Bündnis‘90/Die Grünen gehen tatsächlich noch einen Schritt weiter in ihren energiepolitischen Forderungen. Sie forderte laut Wahlprogramm einen hundertprozentigen Umstieg auf erneuerbare Energien bis 2030. Im Fokus stehen dabei der Ausbau der Photovoltaik– und die Windenergie. Bis 2020 soll sich der Anteil der Erneuerbaren schon verdoppelt haben und anders als der eigentliche Wunschkoalitionspartner stehen die Grünen auch der Kohle sehr skeptisch gegenüber. Die SPD hat naturgemäß eine engere Bindung an die Kohleindustrie, nicht zuletzt, da die ehemalige Arbeiterpartei viele ihrer Genossen aus den Reihen der Kumpel zieht. Davon einmal abgesehen, wollen die Grünen, ebenso wie die SPD die Energiewende eher in der Hand der Bürger bzw. der öffentlichen Hand sehen. Auch der Einspeisevorrang für Erneuerbare Energien soll erhalten und die Privilegien der Industrie beschnitten werden.

Die Überschneidungen zwischen SPD und Grünen in den Fragen der Energiepolitik sind kaum verkennbar. Die Gemeinsamkeiten zur Union sind da schon schwerer auszumachen. Energiepolitisch plant die alte und neue Regierungspartei ihren Kurs im Wesentlichen beizubehalten. Weniger wohlgesonnene Stimmen mögen meinen, dass dies nur eine nette Umschreibung fürs den Erhalt eines trägen Status Quo wäre. Tatsächlich steht die CDU aber traditionsgemäß nicht für Experimente zur Verfügung, sondern für Verlässlichkeit und Konstanz. Diese Werte sind nicht neu, schon Adenauer, der einzige CDU-Kanzler, der kurzzeitig einer Regierung mit absoluter Mehrheit vorsaß, warb mit dem Wahlspruch „Keine Experimente“. Auch die Union spricht sich laut Wahlprogramm für die Energiewende aus, hat aber das Wohl der Industrie viel deutlicher im Blick als ihre beiden möglichen Koalitionspartner und fordert, dass die Privilegien für Unternehmen bestehen bleiben müssen. Bis 2020 soll lediglich der Energieverbrauch um 20 Prozent und der Stromverbrauch um bis zu 10 Prozent gesenkt werden. Von einem hundertprozentigen oder auch nur fünfundsiebzigprozentigen Umstieg auf Erneuerbare Energien bis 2020 ist in dem Wahlprogramm der Union nichts zu lesen.

Wenn sich der Dunst gelegt hat …

Die Positionen der Sozialdemokraten und der Grünen auf der einen und der CDU/CSU auf der anderen Seite liegen also bedenklich weit auseinander, die Fragen der Energiepolitik sind hierfür nur ein Beispiel. Auch in den anderen Streitpunkten gibt es tiefe Brüche zwischen den beiden Blöcken. Ganz gleich also, wer der neue Partner an der Seite von Frau Merkel werden sollte, er wird von Beginn an Glaubwürdigkeit und politische Ziele einbüßen. Dass die Union politisch auf die Grünen oder die SPD zugeht, ist nicht unbedingt zu erwarten. Es würde nicht dem bedächtigen und abwartenden Vorgehen Merkels entsprechen, das eher dem Prinzip des steten Tropfens gehorcht.

Die Folgen dieser Bundestagswahl werden noch eine Weile zu spüren sein. Zum einen, werden sie voraussichtlich eine neue Führungsriege der Grünen hervorbringen, da die alte gemeinschaftlich ihre Hüte genommen hat, selbstverständlich erst nachdem eine neue Regierung steht. Zum anderen, wird sich die SPD entscheiden müssen, was für eine Partei sie in Zukunft sein will. Will sie entweder der Steigbügelhalter für eine Politik sein, die sie über die letzten Monate hinweg hart verurteilt hat, oder kann sie die Geduld aufbringen, die Union an ihrer eigenen Politik scheitern zu lassen und damit die Möglichkeit für wirkliche Veränderung herbeizuführen. Zum dritten, kann sich die LINKE nun beweisen. Kann sie ein konstruktiver Partner sein und damit tatsächlich eine Veränderung erreichen auch auf Bundesebene, oder wird sie den Weg der unkonstruktiven Vendetta, der noch immer von einigen Mitgliedern verfolgt wird (Stichwort: Bernd Riexingers Auftritt in der Elefantenrunde), beschreiten? Letztlich würde sie damit der Union in die Hände spielen. Dass es anders geht, zeigt die LINKE immer wieder in verschiedenen Landesregierungen.

Vor dem kommenden Freitag sind keine großen Änderungen mehr zu erwarten. Die Führung der Grünen hat ihren Rücktritt angekündigt, beziehungsweise ihre Posten zur Neubesetzung angeboten und die SPD wird nichts entscheiden, bevor man sich nicht am Freitag abgestimmt hat. Bis dahin bleibt es spannend.

Lateinamerikanischer Markt rückt in den Fokus von Milk the Sun

Milk the Sun launcht die spanischsprachige Version seines Onlinemarktplatzes. Diese richtet sich speziell auf die Märkte in Lateinamerika aber auch Spanien aus. Damit reagiert die Plattform auf die Bedürfnisse und Wünsche seiner Kunden und den Wachstum der Märkte in der Region.

Milk the Sun erweitert seinen Onlinemarktplatz jetzt um eine spanische Sprachversion.

Milk the Sun, der Onlinemarktplatz für Photovoltaikanlagen, Projektrechte und Freiflächen, wird um eine spanischsprachige Version erweitert, die sich speziell auf die spanischsprachige Photovoltaikmärkte. Nach dem Launch der deutschen, italienischen, englischen und kürzlich der französischen Sprachversion von MilkTheSun.com, steht nun unter www.milkthesun.com/esp das Onlineportal in Spanisch zur Verfügung.

Nach dem Erfolg auf den europäischen Kernmärkten und der Vermittlung von Projekten außerhalb Europas rückte Lateinamerika Aufgrund verstärkter Investorenanfragen in den Fokus von Milk the Sun. Alba Miró, Country Managerin Spanien und Lateinamerika, bestätigt in der Presseerklärung, dass derzeit eine Vielzahl von Photovoltiakprojekten im lateinamerikanischen Raum vermittelt würden. Als Beispiele werden Chile, Ecuador und Costa Rica genannt. Die Lage auf dem Kontinent hingegen sei weniger euphorisch. „Der Launch einer spanischsprachigen Version unseres Portals ist unsere konsequente Reaktion auf diese rasante Entwicklung der mittel- und südamerikanischen Solarmärkte“, so Miró.

Die Zahlen geben Milk the Sun recht. Das Leistungswachstum von installierten Solaranlagen in Lateinamerika wurde für dieses Jahr auf 450 Megawatt geschätzt. Im Vergleich zum Vorjahr handelt es sich dabei um ein Wachstum von fast 400 Prozent. Bis 2017 wird in den Ländern Lateinamerikas ein Anwachsen der Photovoltaikkapazität auf 13 Gigawatt erwartet. Ungeachtet der Unsicherheiten von denen der Spanische PV-Markt in den letzten Monaten erschüttert wurde, wurden dort in diesem Jahr bisher knapp 4 Prozent aus dem landeseigenen Energiemix durch Photovoltaikanlagen erzeugt.

Hier sieht Milk the Suns CEO Philipp Seherr-Thoss ein erhebliches Potential. Zwar sei der spanische Markt derzeit recht unberechenbar, aber nicht unrentabel: „Die Rentabilität trotz fehlender staatlicher Anreizprogramme macht die Region interessant für Investoren, stellt diese vor neue Herausforderungen“ Insbesondere bei den lateinamerikanischen Ländern, handelt es sich wiederum um rasant wachsende Märkte, die die Region äußerst reizvoll für Investoren mache, betont Philipp Seherr-Thoss. Aus diesem Grunde würden die Möglichkeiten von Milk the Sun auch von den Investoren äußerst begrüßt werden.

 

Quelle: Milk the Sun

 

Hans-Josef Fell im Interview: „Die gezielten Diffamierungen, wirksamer Klimaschutz sei zu teuer und eine Belastung der Ökonomie, werden weltweit von den Managern der Klimakatastrophe gestreut.“

Hans-Josef Fell ist seit 2002 Sprecher der Bundestagsfraktion von Bündnis‘90/Die Grünen für Energiepolitik. Er gilt als eine der prägenden Kräfte hinter dem EEG. Mit Milk the Sun spricht Herr Fell über sein aktuelles Buch „Globale Abkühlung“, in dem er versucht den weltweit festgefahrenen Diskussionen um den Klimaschutz, durch die Ausführung neuer Strategien frisches Leben einzuhauchen. Im Interview formuliert Herr Fell unter anderem seine Überlegungen zu den Themen Klimawandel und Weltpolitik, äußert sich zur Zukunft und Gegenwart des EEG und zur Energiepolitik der schwarz-gelben Bundesregierung und erklärt die Belastung der Weltwirtschaft durch ihre Abhängigkeit von den fossilen Energieträgern.

Hans-Josef Fell Energiepolitischer Sprecher von Bündnis'90/Die Grünen.

Hans-Josef Fell will mit seinem neuen Buch

Milk the Sun: Herr Fell, können Sie Ihr Buch „Globale Abkühlung“ für die Leser unseres Blogs in wenigen Worten zusammenfassen?

Hans-Josef Fell: Ich will die weitere Aufheizung der Erdatmosphäre um 2-Grad Celsius nicht einfach achselzuckend akzeptieren. Vielmehr möchte ich mit „Globale Abkühlung“ aufzeigen, dass wir mit neuen Strategien und Maßnahmen die Welt sogar abkühlen können, was angesichts der heute schon verheerenden Schadensbilanz der Erderwärmung zwingend erforderlich ist.

Milk the Sun: In der Einführung Ihres Buches schreiben Sie, dass das EEG das bisher einzige wirksame Instrument für den Klimaschutz sei. Von Seiten Rainer Brüderles und Wirtschaftsminister Philipp Rösler wird derzeit von einem Neustart und von grundlegenden Reformen des EEG gesprochen. Würden Sie diesen Forderungen widersprechen?

Hans-Josef Fell: Wenn Rainer Brüderle und Philipp Rösler nur eine Reform fordern würden, die den weiteren Ausbau der Erneuerbaren Energien beschleunigt, könnte ich das unterstützten, schließlich gibt es auch für uns Grüne einige EEG-Stellschrauben die neu justiert werden müssen. Allerdings fordert die FDP doch keine Reform, sondern offen eine Ende des EEGs und des Ausbaus der Erneuerbaren Energien. Geleitet werden sie dabei von den Interessen der alten Energiewirtschaft – auf Kosten der zukünftigen Generationen. Stellen Sie sich mal vor, wir Grüne würden das gleiche wie die FDP nur in einem anderen Wirtschaftssektor fordern. Zum Beispiel einen Stopp für den Neubau von Autos, nur weil der Straßenausbau zu langsam ist, um die Staus zu beseitigen.  Was wäre dann in Deutschland los. Brüderle fordert aber offen den Ausbaustopp für Solaranlagen, weil angeblich der Netzausbau nicht mitkommt.

Milk the Sun: Können Sie an dieser Stelle noch einmal auf der Grundlage der Erkenntnisse aus ihrem Buch, die Vorteile des EEG aufführen?

Hans-Josef Fell: Das EEG ist das beste Beispiel für eine wirksame staatliche Regulation, ohne staatliche Subventionen aus dem Steueraufkommen, um erfolgreich private Geldströme in den Klimaschutz zu lenken. Millionenfach haben neue Akteure, von Privatleuten, Genossenschaften bis hin zu Landwirten in Erneuerbare Energien investiert und haben nun Einkommen und Renditen im Stromgeschäft, was bisher nur Konzernen möglich war. Gleichzeitig werden klimaschädliche Energien aus Kohle, Gas, Öl und auch Atomkraft aus dem Markt verdrängt. Das EEG hat Deutschland zum Technologieführer in der Welt gemacht und eine neue Wirtschaftsbranche mit inzwischen über 380 000 Arbeitsplätzen geschaffen.

Milk the Sun: Sie machen deutlich Herr Fell, dass Emissionseinsparungen und Emissionseffizienz für den Klimaschutz eine untergeordnete Rolle spielen. Wenn doch, wie Sie in ihrem Buch aufführen, solch bestechende Fakten für ihre Aussage vorliegen, warum wird von Seiten der FDP aber auch von einigen Stimmen aus der CDU und CSU eine Konzentration auf die Emissionsreduzierung gefordert? Handelt es sich dabei um Populismus oder Industriehörigkeit?

Hans-Josef Fell: Wenn Emissionseinsparung und Emissionseffizienz schnell zu Nullemissionen führen, dann sind sie schon die richtige Strategie. Viele fordern aber schwache Zwischenziele von 30 oder 80 % Emissionsminderung, um dann mit sogenannten Brückentechnologien aus dem fossilen Energiesystem letztendlich deren Nutzungsdauer zu verlängern. Union und FDP zünden viele Nebelkerzen um einen aktiven Klimaschutz und die Energiewende zu behindern. Dazu gehören auch Instrumente wie der nicht funktionierende Emissionshandel oder die von ihnen verkorkste Effizienzrichtlinie. Mit solchen politischen Manövern können Union und FDP in der Öffentlichkeit behaupten sie würden den Klimaschutz politisch angehen, während sie ihn in Wirklichkeit behindern, z.B. mit Forderungen nach einer niedrig-Kohlenstoffstrategie (Low Carbon), was nichts anderes als CCS- Kohlekraft, Frackinggas und Atomkraft bedeutet. Mit meinem Buch möchte ich auf die Nebelkerzen aufmerksam machen, um diese zu erkennen und sie als sogenanntes Greenwashing zu entlarven.

Milk the Sun: Sie machen falsche Prognosen und die Abhängigkeit der westlichen Wirtschaft vom Erdöl für die finanziellen Belastungen der Weltwirtschaft mitverantwortlich. Zum Beispiel schreiben Sie: „Die Abhängigkeit von Erdöl ist die Belastung für die Weltwirtschaft – und nicht die Umstellung auf Erneuerbare Energien.“ Können Sie das unseren Lesern genauer erklären?

Hans-Josef Fell: Die europäische Energieversorgung ist zu über 50 Prozent von fossilen und atomaren Energierohstoffimporten abhängig. Die europäische Energieimportrechnung für fossile Rohstoffe betrug alleine im  Jahre 2011 fast 500 Milliarden Euro. Damit waren die Rohstoffimporte Hauptursache für das Außenhandelsdefizit der EU-27 von fast 200 Milliarden Euro. Dieses Außenhandelsdefizit Europas wird dann versucht mit staatlichen Ausgaben, die zu einer hohen Staatsverschuldung führen, auszugleichen. Damit sind die hohen Rohstoffrechnungen die versteckte Ursache hinter der europäischen Wirtschaftskrise. Je höher die Preise für Energierohstoffe steigen, desto höher die Rohstoffimportrechnungen und desto höher die Belastungen von staatlichen wie privaten Haushalten. Die Sonne und der Wind schicken übrigens keine Rohstoffrechnung.

Milk the Sun: Sie bezeichnen das Fracking als „die neue Propaganda der Erdgas- und Erdölwirtschaft“. Wie schätzen Sie in dem Zusammenhang die Ratschläge ein, die EU-Kommissar Günther Oettinger kürzlich der jetzigen oder kommenden deutschen Bundesregierung machte, dass diese weniger auf das EEG, sondern mehr auf das Fracking setzen sollte? Ist Oettinger eine Marionette der Erdgas- und Erdölwirtschaft?

Hans-Josef Fell: Der CDU-Mann Oettinger steht klar für die  Interessen der fossilen und atomaren Energiewirtschaft und das ziemlich offen. Das war er schon als Ministerpräsident von Baden-Württemberg, wo er den Konzern EnBW auf klaren Atom- und Kohlekurs zusammen mit dem französischen Atomkonzern EDF brachte. Er macht keinen Hehl daraus, dass er das EEG abschaffen und den Ausbau der Erneuerbaren Energien abbremsen will. Denn ihm ist auch klar, dass die immer billiger werdenden Erneuerbaren Energien immer mehr die fossilen und atomaren Energien verdrängen. Fracking und CCS sind dabei aber nur Nebelkerzen, die von dem eigentlichen Dilemma ablenken sollen, dass die alten Energien ausgedient haben. So ignoriert er z.B. auch die kritischen Analysen der Energy Watch Group, die selbst dem Fracking Boom in den USA ein schnelles Ende in wenigen Jahren vorhersagt. Es ist ein großes Problem,  dass Herr Oettinger einen so wichtigen Posten in der Europäischen Union besetzt, weil er so  die Möglichkeiten des Klimaschutzes und der Energiewende in der EU blockiert.

Milk the Sun: Die Mehrheit der politischen und wirtschaftlichen Vertreter scheint nicht sonderlich daran interessiert zu sein, eine Kehrtwende in ihrem Denken vorzunehmen und eine verschärfte Klimapolitik anzustreben. Wie denken Sie, könnten Regierungen von der globalen Notwendigkeit des Klimaschutzes überzeugt werden? Immerhin steht das Überleben der menschlichen Spezis zur Debatte. Ist in Anbetracht dieser Umstände Zwang, nicht eine immer legitimer werdende Option? Oder setzen Sie ihre Hoffnungen eher darauf, dass Vorreiter tatsächlich Vorbilder werden könnten?

Hans-Josef Fell: Einen politischen Zwang braucht es nicht. Der Zwang wird ökonomisch kommen, wenn die Auswirkungen des Klimawandels immer drängender werden und die steigenden Kosten für immer knapper werdende fossile Rohstoffe den Menschen über den Kopf wachsen.  Vorreiter sind heute schon  Vorbilder, weil sie  zeigen, dass Klimaschutz keine Belastung, sondern sogar ein Wettbewerbsvorteil ist. Deutschlands Erneuerbaren Energiesektor ist dabei ein gutes Beispiel für funktionierenden Klimaschutz mit starker Wirtschaftsleistung. Fast 400 000 Arbeitsplätze in der Branche sprechen dafür, dass sich die Vorreiterrolle gelohnt hat. Es ist nur höchst bedenklich, dass die schwarz-gelbe Koalition diese Vorreiterrolle massiv unter Druck setzt. Industriepolitisch profitieren davon nur die Chinesen, die viel aus Deutschland gelernt haben und sich nun mit einem massiven Ausbau der Erneuerbare Energien anschicken, zum weltweiten Klimaschutzvorreiter und gleichzeitig zum Weltmarktführer der Erneuerbaren Energien zu werden.

Milk the Sun: Das Verhalten der Weltbevölkerung, der Industrievertreter und der politischen Repräsentanten in der Frage des Klimaschutzes ist zutiefst ambivalent. Wie erklären Sie sich die Schizophrenie, die die Debatte um die Klimapolitik bestimmt?

Hans-Josef Fell: Politik und politisches Handeln ist leider oft interessensgeleitet und ein aktiver Klimaschutz bedeutet ein politisches Umdenken: Weg von den klimaschädlichen fossilen und atomaren Ressourcen. Das gefällt nicht jedem und die Verquickung zwischen der alten Energiewirtschaft und der Politik ist in vielen Ländern sehr stark. Diese Verquickung aufzubrechen wird die Aufgabe in vielen Ländern der kommenden Jahre bestimmen. Dabei sind diese Verquickungen nicht immer frei von unlauteren Geschäften. Die Korruption durch die alte Energiewirtschaft ist dabei eines der schlimmsten Hemmnisse des Klimaschutzes. Das gilt nicht nur für Griechenland, wo die Korruption bekanntlich ja stark grassiert. So ist dort kürzlich der Chef des dortigen Energiekonzerns PPC wegen Korruption verhaftet worden. Er war es auch, der die Unterschrift unter den Kauf eines neuen Braunkohlekraftwerkes aus Deutschland geleistet hat, welches die Bundesregierung gar mit 700 Millionen Euro Hermesbürgschaften unterstützt. Welch ein Irrsinn angesichts der traumhaften griechischen Solar- und Windkraft Potentiale, die den Strom viel günstiger produzieren könnten, als die klimaschädliche Braunkohle.

Milk the Sun: Die Mehrheit der Fakten zum Thema Klimaschutz sind bereits bekannt. Sie erwähnen selber an einer Stelle, dass die von Ihnen angesprochenen Themen bereits seit Jahren Common Sense sind. Und dennoch geschieht auf dem Feld schon lange nur wenig. Können Sie umreißen, warum dies der Fall ist und warum es nicht mehr Druck von Seiten der Weltbevölkerung gibt?

Hans-Josef Fell: Immer mehr Teile der Weltbevölkerung erkennen zwar, dass der Klimawandel schon heute enorme Auswirkungen für ihre Leben bedeutet, zunehmende Extremwetter sind ja nur eine Konsequenz daraus. Und trotzdem der Klimawandel mittlerweile von den meisten anerkannt wird, bleiben die politischen Konsequenzen weiterhin aus. Vielfach ist das Wissen viel zu gering, dass Erneuerbare Energien oder auch biologische Landwirtschaft wichtige Maßnahmen gegen den Klimawandel sind. Doch viele dieser Klimaschutzlösungen werden von den Konzernen, die ihr Geschäft mit Klimagasemissionen machen, als Kostentreiber diffamiert, was vielfach sogar noch von Medienkampagnen unterstützt wird. In Deutschland gibt es dazu die Kampagne von ISNM, einer Lobbyorganisation der großen Industrie und Stromwirtschaft, die mit dem Slogan „Hilfe die Energiewende wird unbezahlbar“  massive Verunsicherung und Desinformationen in der Bevölkerung bewirkt. Die gezielten Diffamierungen, wirksamer Klimaschutz sei zu teuer und eine Belastung der Ökonomie, werden weltweit von den Managern der Klimakatastrophe gestreut, weshalb es politische Klimaschutzbewegungen, die ja meist von Graswurzelbewegungen kommen, so schwer haben.

Milk the Sun: Wie sehen im Hinblick auf die Low Carbon-Strategien ihre realpolitischen Konsequenzen aus? Wie wollen Sie mit den von Ihnen als Ablenkungsmanöver gekennzeichneten Scheinlösungen verfahren, wenn die Grünen an die Regierung gelangen sollten?

Hans-Josef Fell: Wir Grünen haben schon immer die Scheinlösungen als solche identifiziert und unsere Politik danach ausgerichtet. So werden wir uns dafür einsetzen, dass entsprechende Unterstützungen beendet werden und dies auch durchsetzen, soweit der Koalitionspartner mitzieht. So wird es beispielsweise mit einem Koalitionspartner SPD leichter sein, die von Schwarz-Gelb immer noch gewährten Hermesbürgschaften für den Export von Nukleartechnik endlich abzuschaffen. Die vielfältigen Unterstützungen für CCS endlich zu beenden, wird aber mit der gleichen SPD, wo noch viele an der alten Kohlepolitik festhalten, ungleich schwerer sein.

Milk the Sun: Wären Sie bereit sich dafür einzusetzen, wenn die Grünen Teil der neuen Bundesregierung sein sollten, dass Fragen, wie eben die drängenden der Klimapolitik, ohne Rücksicht auf hemmende Parteizugehörigkeiten zielorientiert angepackt werden?

Hans-Josef Fell: Meine ganze politische Historie ist geprägt vom klaren Einsatz für wirklich wirksamen Klimaschutz. Es gäbe ja sonst kein EEG, dessen Entwurf aus meiner Feder stammt und damit einem kompromisslosen Denken für den Klimaschutz entsprungen ist. Mein ganzer Einsatz wird auch zukünftig wieder dafür gelten. In grüner Regierungsverantwortung wird viel mehr erreichbar sein, als ohne. Ein Klimaschutzgesetz mit verbindlichen Klimaschutzvorgaben haben wir Grünen ja gerade schon in den Bundestag eingebracht. Wir können es uns nicht leisten den Klimaschutz um erneut vier Jahre zu verschieben. Durch die schwarz-gelbe Bundesregierung ist der Klimaschutz nicht nur brach gelegen, sondern musste auch erhebliche Rückschläge erleiden.

Milk the Sun: Sie sprechen in ihrem Buch auch zentrale Großprojekte wie Desertec an. Diese Großprojekte sollen die Energieversorgung durch Erneuerbare Energie für ganze Regionen mittels Supergrids sicherstellen. Sind solche Projekte, selbst wenn sie die Schwierigkeiten der Planung und des Baus überwinden, nicht fast unmöglich zu warten und anfällig für Attentate, Sabotage oder Monopolismus?

Hans-Josef Fell: Desertec oder ähnliche Projekte sind keine Allheilsbringer, jedoch können sie die Energieversorgung und die Wirtschaftskraft nicht nur in Europa, sondern auch vor Ort ökologisieren, deshalb unterstütze ich solche Projekte. Ein besonderes Beispiel wäre ein Ostasiatisches Supergrid von Australien bis in die Wüste Gobi. An einem solchen Supergrid wären eine Vielzahl der größten Städte der Welt aufgereiht und eine Bevölkerung von mehr als einer Milliarde Menschen relativ schnell mit Solar- und Windstrom versorgbar. Dezentrale Lösungen würden in diesen Megacities von Jakarta, über Singapore, Bankok, Kuala Lumpur bis Chongking, der größten Stadt der Welt viele Jahrzehnte dauern, was für den Klimaschutz viel zu lange wäre. Die Gefahren von Attentaten oder Sabotage ist um Größenordnungen geringer, wenn ich an die jetzt dort propagierten Lösungen, wie beispielsweise schwimmende Atomkraftwerke denke, was die indonesische Regierung ja vor hat. Auch sind es verschiedene Unternehmen, die in Projekte wie Desertec oder Ostasiensupergrid investieren, eine Monopolstellung kann ich da nicht erkennen. Trotzdem kann und wird die weltweite Energiewende nicht über zentrale Projekte alleine  organisiert werden, sondern vor allem durch dezentrale Projekte – die PV-Anlage auf dem Dach oder dem Windrad auf dem Feld –auch in Indonesien.

Milk the Sun: Halten Sie es wirklich für sinnvoll, die Einstellung von Kernforschungsförderung zu fordern? Sie bringen dies in Ihrem Kapitel über die Kernfusion zum Ausdruck und begründen diese Forderung damit, dass der Forschungsgegenstand nicht das Energieproblem des Westens in absehbarer Zeit lösen kann. Klingt das nicht ein wenig absolut?

Hans-Josef Fell: An der Kernfunsion forscht die Weltgemeinschaft  mit unzähligen Milliardenbeiträgen schon seit den 50er Jahren des letzten Jahrhundert. Bis heute ist keine Lösung abzusehen. Selbst die Kernfusionsforscher sagen, dass es vor 2050 keine Stromerzeugung aus Kernfusion geben wird. Bis dahin haben aber die Erneuerbaren Energien die Chance, die globale Energieversorgung vollständig zu übernehmen. Behindert wird diese schnelle Umstellung auf Erneuerbare Energien aber auch durch fehlende Forschungsmittel, die eben der Kernfusion sinnlos hinterhergeworfen werden. Seit etwa 60 Jahren wurden OECD-weit etwa 90 % aller öffentlichen Energieforschungsmittel für die beiden Nukleartechnologien ausgegeben – mit dem beschämenden Ergebnis, dass die Kernspaltung nur gut 2% der Weltenergienachfrage deckt und die Kenfusion gar nichts beiträgt und  auch zukünftig nichts beitragen wird. Aber genau diese Energieforschungsmittel fehlen in der Vergangenheit, genauso wie heute den Forschungen für Erneuerbare Energien und der Energieeinsparung. Trotzdem  haben sich die Erneuerbaren Energien in nur einem Bruchteil der Zeit und ohne die Milliardensummen enorm entwickelt. Wir brauchen also ganz einfach dieses Milliardengrab nicht mehr. Aber die Erneuerbare Energien brauchen die Forschungsgelder, die sinnlos für Kernfusion ausgegeben werden.

Milk the Sun: Stehen Sie eigentlich mit Herrn Altmaier in Verbindung und tauschen Sie sich mit ihm über Ihre Ideen aus?

Hans-Josef Fell: Natürlich ja. Ich bin immer bereit mit Kollegen aus anderen Parteien zu sprechen und Herr Altmaier gehört  auch dazu. Dass wir uns nicht immer einig sind, heißt ja nicht, dass wir nicht miteinander sprechen und diskutieren können.

 

Wir bedanken uns bei Herrn Fell für das Interview.

 

Weitere Interviews von Milk the Sun mit Hans-Josef Fell:
Hans-Josef Fell im Interview: „Verfehlte schwarz-gelbe Energiepolitik“

Weitere Interviews rund um die  Bundestageswahl 2013 wurden bisher unter anderem geführt mit: Caren Lay (DIE LINKE) und Rainer Erdel (FDP)

 


 

Für zwei Leser des Milk the Sun Blogs besteht jetzt die Möglichkeit Hans-Josef Fells Buch „Globale Abkühlung: Strategien gegen die Klimaschutzblockade –ökologisch, wirtschaftlich, erfolgreich“ zu gewinnen. Alles was getan werden muss, ist einen Kommentar an das Ende dieses Interviews zu posten, in dem deutlich gemacht wird, wie ihr zu den im Interview besprochenen Themen der Energiepolitik und des Klimaschutzes steht.

Aus allen Kommentaren, die unter dieses Interview verfasst wurden, zieht das Team des Milk the Sun Blogs die beiden Gewinner.

Teilnahmeschluss ist der 22.September 2013 um 23:59. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

 


 

Teilnahmebedingungen

1. Veranstalter dieses Gewinnspiels ist die Milk the Sun GmbH. Teilnahmeberechtigt sind alle Personen ab 18 Jahren.

2. Mitarbeiter der Milk the Sun GmbH, aller beteiligten Partner-Unternehmen und Agenturen sowie deren Familienangehörige sind von der Teilnahme ausgeschlossen.

3. Die Gewinner werden aus allen vollständig ausgefüllten Einsendungen gezogen. Das Los entscheidet.

4. Es werden folgende Preise verlost: 2x je ein Exemplar des Buches „Globale Abkühlung: Strategien gegen die Klimaschutzblockade – ökologisch, wirtschaftlich, erfolgreich“ von Hans-Josef Fell.

5. Die Gewinner werden per E-Mail benachrichtigt. Kann einer von ihnen unter der von ihm/ihr angegebenen E-Mail-Adresse nicht erreicht werden, wird der Gewinn an den/die dann ersatzweise ermittelten Gewinner/in weitergegeben. Der Gewinn des/der ursprünglichen Gewinners/in verfällt.

6. Eine Gewinnausschüttung an Minderjährige findet nicht statt. Ist ein Gewinner unter 18 Jahre alt, muss dieser die unterschriebene Einverständniserklärung seiner Erziehungsberechtigten einholen, dass der Veranstalter ihm den Gewinn zusenden darf. Die Einverständniserklärung muss innerhalb von 7 Werktagen nach Gewinn-Benachrichtigung beim Veranstalter eintreffen. Sie kann sowohl eingescannt per Email an info@milkthesun.com als auch per Post an Milk the Sun GmbH, Chausseestraße 29, 10115 Berlin geschickt werden.

7. Eine Barauszahlung des Gewinns ist nicht möglich.

8. Die Redaktion behält sich vor unsachgemäße Kommentare nicht zu veröffentlichen.

9. Teilnahmeschluss ist der 22. September 2013, 23:59.

10. Für Datenverluste insbesondere im Wege der Datenübertragung und andere technische Defekte wird keine Haftung übernommen. Milk the Sun GmbH haftet nicht für die Verfügbarkeit der Website blog.milkthesun.com.

11. Es gilt das Recht der Bundesrepublik Deutschland. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

12. Datenschutzerklärung: Mit Teilnahme erklärt sich der/die Teilnehmer/in damit einverstanden, dass die von ihm/ihr angegebenen Daten im Auftrag der Milk the Sun GmbH für die Dauer der Aktion gespeichert und weiterverarbeitet werden. Darüber hinaus werden die gespeicherten Daten nicht zu Werbezwecken genutzt. Sie werden nicht an unbefugte Dritte weitergegeben. In diesem Zusammenhang verweisen wir außerdem auf die Datenschutzerklärung von Milk the Sun.

 

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