Forscher: 29 Milliarden Euro dank Energiewende gespart
Seit Einleitung der Energiewende sind steigende Strompreise eines der größten Streitthemen in Deutschland. Verbraucher und Gegner der Energiewende behaupten, sie wäre der primäre Grund für die hohen zurzeit herrschenden Preise für Energie. Experten und Politiker hingegen argumentieren damit, dass die getätigten Ausgaben zukunftsträchtig angelegt seien. Ein nicht enden wollender Argumentationskreislauf, der nun durch unabhängige Berechnungen beendet werden könnte.
Niedrigere Strompreise durch die Energiewende
Jürgen Karl, Professor und Energieexperte von der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, hat sich dem Problem angenommen. In seinem Diskussionspapier „Deutschland ohne Erneuerbare Energien?“ berechnete er die Strompreise an der Strombörse, wie sie sich ohne die Energiewende entwickelt hätten – und kommt dabei zu einem überraschenden Ergebnis: Ohne den Ausbau Erneuerbarer Energien wären die Strompreise deutlich stärker angestiegen!
Seinen Berechnungen zufolge wären ohne die Energiewende die Strompreise im Jahr 2013 auf neun Cent pro Kilowattstunde gestiegen – so lagen sie bei durchschnittlich 3,78 Cent. Ein Unterschied von 5,29 Cent! Da die EEG-Umlage für die Verbraucher im Jahr 2013 bei rund 5,28 Cent gelegen habe, folgert Karl, dass die Verbraucher sogar etwas Geld gespart hätten.
Den saftigen Preisanstieg ohne Energiewende erklärt Karl damit, dass nach einem Atomausstieg ohne die Erneuerbaren einfach zu wenig Kraftwerke zur Verfügung gestanden hätten. Die Nachfrage hätte das Angebot überschritten, die Preise wären folglich gestiegen.
Nur die Industrie kann wirklich profitieren
Zwischen 2011 und 2013 haben die Erneuerbaren Energien die Börsen-Strompreise so signifikant gedrückt, dass knapp 29 Milliarden Euro eingespart werden konnten. Das klingt auf den ersten Blick viel – doch profitieren konnten die Bürger davon nicht. Durch die Zahlung der vollen EEG-Umlage wären die Strompreise in beiden Szenarien in etwa gleich hoch gewesen.
Die wirklichen Nutznießer der Einsparungen sind die Industrien. Viele stromintensive Unternehmen sind von der Zahlung der EEG-Umlagen befreit, um international konkurrenzfähig zu bleiben. Somit können sie sich über niedrige Strompreise freuen, hohe Einsparungen verbuchen und als eigentliche Profiteure dastehen.
Zahlen ohne Relevanz?
Bei all den Berechnungen bleibt allerdings ein Punkt anzumerken: Die Erneuerbaren haben nach dem Atomausstieg zwar die Lücke des Strombedarfs gedeckt – allerdings hätte dies auch durch Stromimporte aus dem Ausland bewerkstelligt werden können. Zudem stellen sich die Fragen: Hätte die Bundesregierung auch so viele Atomkraftwerke vom Netz genommen, ohne für adäquaten Ersatz gesorgt zu haben? Hätte Deutschland nicht auch neue fossile Kraftwerke bauen können, die die ausgeschiedenen AKWs ersetzt hätten? In beiden Fällen wären die Börsenstrompreise wahrscheinlich kaum gestiegen.
Einen Vergleich der Kosten von neuen fossilen Kraftwerken mit den Kosten von erneuerbaren Energieanlagen im Zeitraum 2011 bis 2013 scheut Karl daher nicht. Ganz im Gegenteil fand er sogar heraus, dass vier neue fossile Kraftwerke den Börsenpreis stärker hätten sinken lassen als Erneuerbare Energien – auf 2,7 Cent pro Kilowattstunde. Allerdings merkt er an, dass herkömmliche Kraftwerke eine viel längere Planungs- und Bauzeit haben als erneuerbare Energieanlagen. Sie hätten die Stromlücke nach 2011 also nicht schnell genug schließen können.
Quelle: WIWO green