Vier Fragen an … Thomas Schubert, Rechtsanwalt und Partner bei Olswang Germany LLP

Thomas Schubert, LL.M. (Boston) ist Rechtsanwalt und Partner bei der internationalen Sozietät Olswang in Berlin. Er berät deutsche und internationale Mandanten vornehmlich aus den Branchen Technologie und Erneuerbare Energien zu gesellschaftsrechtlichen und insolvenzrechtlichen Fragen. Er ist spezialisiert auf Unternehmenskäufe und Restrukturierungen im Bereich der Erneuerbaren Energien, insbesondere der Solarbranche.

“Durch die Erneuerbaren ist der Weg hin zu einer dezentralen Energieversorgung vereinfacht worden. Strom kann nun ohne großen technischen Aufwand dort erzeugt werden, wo er gebraucht wird. Vor diesem Hintergrund mutet es anachronistisch an, wenn nun die Eigenstromerzeugung aus Erneuerbaren zu 70 Prozent an der EEG-Umlage beteiligt werden soll.” – Thomas Schubert

Milk the Sun: Lieber Herr Schubert, nach der Bundestagswahl 2013, den zähen Koalitionsverhandlungen und der Regierungsbildung, wie bewerten Sie das Ergebnis im Gesamten? Wie sehen Ihre Erwartungen an die neue Bundesregierung und vor allem an den neuen Superminister Sigmar Gabriel aus?

Thomas Schubert: Die Schaffung des neuen Super-Ministeriums für Wirtschaft und Energie war ein wichtiger Schritt. Denn hierdurch wird auf Regierungsebene die Grundlage für eine zielgerichtete Steuerung der Energiewende geschaffen. Die Voraussetzungen für eine Fortschreibung der Erfolgsgeschichte der Energiewende sind somit gegeben.

Was sich jedoch erst noch zeigen wird, ist, inwiefern es Sigmar Gabriel gelingt, das Ziel des weiteren Ausbaus einer nachhaltigen und rohstoffschonenden Energieerzeugung mit den Interessen der Wirtschaft an einer stabilen Versorgung zu wettbewerbsfähigen Preisen in Einklang zu bringen. Wichtig ist dabei, dass Sigmar Gabriel bei der Suche nach einer Kompromissformel die Geschwindigkeit der Energiewende nicht einbremst.

Dies setzt den Mut voraus, neue Wege zu gehen und insbesondere auf technologische Neuerungen zu setzen. Bezahlbare Speicherlösungen sind ebenso gefragt wie Modelle für eine intelligente Netzsteuerung und neue Lösungen für eine effizientere und damit kostengünstigere Stromerzeugung. Die Bundesregierung muss Forschung und Entwicklung in diesen Bereichen auch künftig unterstützen, damit Deutschland den technologischen Vorsprung halten kann. Denn andernfalls besteht die Gefahr, dass Deutschland zwar den Anfang der „Lernkurve“ beim Umbau der Energieversorgung finanziert hat, in Zukunft jedoch nur begrenzt an der Wertschöpfung teilhaben wird. Nur durch konsequente Fortsetzung des Umbaus der Energieversorgung kann die deutsche Energiewende zu einem nachhaltig „exportfähigen“ Erfolgsmodell werden, von dem nicht nur unsere Umwelt sondern auch die Volkswirtschaft profitiert.

Milk the Sun: Das EEG gilt als eine der wichtigsten Baustellen der Energiewende. Was würden Sie sich bei einer Reform des EEG wünschen, beziehungsweise welche Baustelle halten Sie für die Drängendste?

Thomas Schubert: Die in der gegenwärtigen Diskussion im Vordergrund stehenden Themen sind Versorgungssicherheit und Preisstabilität. Für die Strompreisstabilität sollen die von der Bundesregierung angekündigten Änderungen des EEG sorgen.

Die größte Baustelle ist hier wohl, eine angemessene Vergütung für die Energieerzeugung aus Erneuerbaren zu finden. Eine Festvergütung über Einspeisetarife hat sich in der Vergangenheit als ein erfolgreiches Steuerungsinstrument für den Ausbau der Erneuerbaren erwiesen. Die geplante Umstellung hin zu Ausschreibungsmodellen, für 2017 zunächst bei großen PV-Freiflächenanlagen, später dann auch für Windparks, ist eher problematisch. Denn hierdurch wird nicht – wie behauptet – mehr Markt geschaffen, sondern von staatlicher Seite wird im Einzelnen festgelegt werden müssen, welchen Vorgaben der ausgeschriebene Pakt genügen soll. Dies führt im Ergebnis zu mehr Bürokratie und kann sich als Bremse für den weiteren Ausbau erweisen.

Ferner ist die Beteiligung der Eigenversorgung aus Erneuerbaren an der EEG-Umlage problematisch. Der erfolgreiche Umbau der Energieversorgung setzt eine verstärkt dezentrale Energieversorgung, nicht nur bei Eigenheimbesitzern, sondern gerade auch im industriellen Bereich, voraus. So können die Netze entlastet und die Energie effizienter genutzt werden. Durch die Erneuerbaren ist der Weg hin zu einer dezentralen Energieversorgung vereinfacht worden. Strom kann nun ohne großen technischen Aufwand dort erzeugt werden, wo er gebraucht wird. Vor diesem Hintergrund mutet es anachronistisch an, wenn nun die Eigenstromerzeugung aus Erneuerbaren zu 70 Prozent an der EEG-Umlage beteiligt werden soll.

Milk the Sun: Die Kohlekraft ist in Deutschland so stark wie in den letzten 20 Jahren nicht mehr. Wie schätzen Sie perspektivisch die Chancen der Erneuerbaren Energien auf den Strommarkt in Konkurrenz zu den traditionellen und etablierten Energieformen ein?

Thomas Schubert: In der Tat hat die Kohleverstromung wieder zugenommen. Doch auch wenn die Bagger 2012 wieder schneller gelaufen sind als in den letzten 20 Jahren zuvor, so liegt die Zukunft über lange Sicht bei den Erneuerbaren. Dies gilt sowohl für den Wärme- wie auch den Strommarkt. Denn die Erneuerbaren haben einen entscheidenden Vorteil: sie kommen ohne fossilen Brennstoff aus. Sobald die Erzeugungsanlagen einmal errichtet sind, können Wind und Sonne kostenfrei für die Erzeugung genutzt werden.

Die Herausforderung liegt nun darin, die „geerntete“ Energie auch wirtschaftlich in großen Mengen zu speichern. Durch den Ausbau des Windnetzes, insbesondere durch die Offshore-Windparks, soll zwar eine Grundlastfähigkeit hergestellt werden, was jedoch noch Jahre dauern wird. Umso wichtiger ist es, die Forschung an neuen Speicherlösungen mit Nachdruck voranzutreiben. Denn wenn das Problem der Speicherung gelöst ist, dann werden sich die Erneuerbaren nicht mehr ihre Volatilität vorhalten lassen müssen und die Versorgungssicherheit wäre gegeben. Bei Speicherlösungen liegt daher vermutlich das größte Entwicklungspotenzial für das Gelingen der Energiewende.

Milk the Sun: Abschließend hätten wir von Ihnen gerne eine Prognose für das Jahr 2014. Wie wird der Markt für EE am Ende des Jahres in Deutschland und der Welt aussehen? Wer werden die Gewinner und Verlierer sein?

Thomas Schubert: Es wird in Deutschland auch weiterhin einen Zubau bei den Erneuerbaren geben, wenn das Wachstum auch moderat sein wird.

Die zwei Treiber sind dabei folgende: Erstens hat sich Deutschland unumkehrbar dazu entschlossen, die Quote der Energieerzeugung aus Erneuerbaren stetig auszubauen. Bis zur Erreichung dieser Ziele ist noch ein langer Weg zu gehen, aber die Tendenz ist ganz klar vorgegeben.

Zweitens ist sehr viel Geld auf dem Markt, das nach attraktiven und vor allem stabilen Anlagemöglichkeiten sucht. Durch das gefallene Zinsniveau sind daher nun auch  Investitionsmöglichkeiten attraktiv, welche zwar keinen phänomenalen Zins versprechen, wo das Geld aber sicher mit einer stabilen Rendite angelegt werden kann. Insbesondere von Fondsseite nimmt das Interesse an Investitionen in die Erneuerbaren erheblich zu. Man denke zu Beispiel an den erst kürzlich angekündigten Börsengang von NextEnergy Solar Fund oder die verstärkte Kaufaktivität von skandinavischen Fonds.

Deshalb werden in 2014 die Gewinner Sonne und Wind sein – und diejenigen, welche das Thema Speicherung am besten in den Griff bekommen.

Wir danken Herrn Schubert für das Interview.

 

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Im Rahmen der Fortsetzung der Interviewreihe „Vier Fragen an …“ stellt der milk the sun blog führenden Köpfen aus Wirtschaft, Politik und Medien vier Fragen zu den Erwartungen an die nationale und internationale Energiepolitik, die Energiewende und  die Reform des EEGs.

Weitere Interviews mit Thomas Schubert:

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