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Vier Fragen an … Björn-Lars Kuhn, Inhaber von Proteus Solutions und Energieblogger

Björn-Lars Kuhn ist einer der erfolgreichsten Energieblogger Deutschlands und ist Gesellschafter bei Proteus Solutions. Er ist seit vielen Jahren in der IT-Branche tätig. Zusätzlich kann Herr Kuhn auf ein mehrere Jahre umfassendes Fachwissen auf dem Gebiet der Solarbranche zurückblicken. Neben seiner Tätigkeit als IT-Experte ist Herr Kuhn auch freier Journalist. Als solcher gehört er zu den einflussreichsten Stimmen auf dem Themengebiet der Solar- und Photovoltaikenergie.

Björn-Lars Kuhn: "Rein technisch ist es möglich Deutschland bis 2030 fast ausschließlich über die Erneuerbaren zu versorgen. Doch das wird ein Wunschtraum bleiben."

Milk the Sun: Lieber Herr Kuhn, die Liste derer, denen in den letzten Monaten und Jahren ein Ausbremsen der Energiewende vorgeworfen wurde, ist lang. Wie schätzen Sie die klimapolitischen Ergebnisse der letzten Legislaturperiode der schwarz-gelben Regierung ein, der nach Kanzlerin Merkel „erfolgreichsten Bundesregierung seit der Wiedervereinigung“?

Björn-Lars Kuhn: „Erfolgreich“ ist wieder eine der üblichen pathologischen Euphemismen. Das hört man in den letzten Tagen von fast jeder Partei. Denn die letzte Legislaturperiode war alles andere als erfolgreich: permanente Änderungen am EEG haben die Branche verunsichert und den zügigen Ausbau der Erneuerbaren spürbar gebremst, der Zertifikatshandel liegt am Boden, nahezu jedes energieintensive Unternehmen wird subventioniert und auf europäischer Ebene schreit ein gekaufter Schwabe gleich nach neuen Atomkraftwerken.

Wo ist da der Erfolg, wenn die Lobby der großen Vier erfolgreich auf Shopping-Tour war? Klimapolitisch gesehen waren die letzten vier Jahre ein Desaster. Einzige Hoffnung ist, dass Landespolitiker im eigenen Land teilweise anders denken, als auf Bundesebene.

Milk the Sun: Unabhängig davon welche Partei nach dem 22.September in den Bundestag einziehen wird und unabhängig von der dann herrschenden Koalition, kommen auf die neue Bundesregierung viele wichtige und prägende energiepolitische Entscheidungen zu. Was erwarten Sie sich von der Bundesregierung nach den Wahlen?

Björn-Lars Kuhn: Eine konsequente Umsetzung der Energiewende ohne weiteres Rumgeeier. Rein technisch ist es möglich Deutschland bis 2030 fast ausschließlich über die Erneuerbaren zu versorgen. Doch das wird ein Wunschtraum bleiben.

Aber eine beständige, langfristige Novellierung des EEG muss endlich in Angriff genommen werden und in diesem Zuge muss auch ein neues Strommarktdesign her. Claudia Kemferts Buch (Kampf um Strom) sollte hier eine gute Grundlage darstellen. Derzeit verdienen sich ausschließlich die Energieversorger mit diesem System eine goldene Nase. Bürgerenergiewende geht anders. Aber da wollen wir hin. Und das sollte für die nächste Regierung ein klarer Auftrag sein. Die Bürgerenergiewende ist nicht mehr nur ein Thema der Grünen.

Milk the Sun: Derzeit herrscht eine große Verunsicherung innerhalb der Bevölkerung, wenn es um das Thema Erneuerbare Energien und die damit zusammenhängende Energiewende geht. Der einzelne erstickt in einem Schwall an Pro-und-Anti-Propaganda, was letztendlich lediglich Verunsicherung und Verwirrung zur Folge hat. Es gibt nur wenige Stimmen die zur Ordnung rufen und die Diskussion auf eine sachliche und logische Ebene zurückführen wollen. Wie ist ihr Vorschlag für ein konstruktiveres Vorgehen in diesen Fragen?

Björn-Lars Kuhn: Ja, da haben die großen Energieversorger und Lobbyisten ziemlich viel Geld in die Hand genommen. Derzeit hat man fast den Eindruck, dass wir eine Gleichschaltung der Medien erreicht haben. Der gemeine Bürger wird tatsächlich mit Fehlinformationen überschwemmt, was man schon nahezu Demagogie nennen kann.

Auf der anderen Seite stehen teilweise – auch das muss man fairerweise sagen – militante Umweltaktivisten, die dagegen halten, aber auch schon mal nur Behauptungen aufstellen, statt den Beweis anzutreten. Das war der Grund dafür, dass einige von uns (Blogger und Journalisten) die Energieblogger gegründet haben.

Wir verstehen uns zwar als Verfechter der Energiewende, gehen aber vielen Behauptungen auch auf den Grund und stellen uns öffentlich der Diskussion.

Ich sehen den mündigen Bürger in der Pflicht, sich auch mal intensiver zu informieren, nicht nur über die Mainstream-Medien. Nur mit emotionslosen Fakten lässt sich auf Dauer argumentieren. Dafür treten wir Energieblogger jeden Tag an. Vielleicht können wir irgendwann wieder die Sachlichkeit in die Diskussion bringen.

Milk the Sun: Stéphane Hessel bezeichnete den Kampf für eine nachhaltige und feste Umweltpolitik als eine der Hauptaufgaben der Menschen im 21. Jahrhundert. Die Erkenntnisse der Wissenschaft und die Veränderungen des Klimas geben ihm Recht. Dennoch passiert verhältnismäßig wenig, obwohl es letztendlich um die Existenz der menschlichen Spezis geht. Wie ist ihr Standpunkt dazu, dass sich angesichts eines derart dringenden Themas noch immer in politischen und wirtschaftlichen Grabenkämpfen ergeben wird?

Björn-Lars Kuhn: Das ist wohl eines der Kernprobleme seit Erfindung des Kapitalismus. Klar haben wir jetzt die dringende Aufgabe dieses „Klimading“ in den Griff zu bekommen. Aber solange heute mit dreckiger Energie noch Geld verdient wird, scheint das vielen, gerade in den Führungsetagen der Konzerne, nicht wirklich wichtig zu sein. Viele haben ihr Gewissen schon vor Jahren abgegeben und agieren nur noch nach dem Motto „Gier frist Hirn“. Und leider funktionieren unsere Politiker da sehr analog. Es gibt nur noch wenige Manager und Politiker, die sich der Wahrheit verschrieben haben und auch zu ihrem Wort stehen.

Ich möchte meinen Kindern und Enkeln eine lebenswerte Zukunft sichern, was in diesen Tagen recht schwierig ist, da wir meines Erachtens schon heute von Konzerninteressen dominiert werden – nicht nur im Energiebereich.

Eine Chance könnte sich ergeben, wenn die Kluft zwischen Arm und Reich noch größer wird und der Durchschnittsbürger vielleicht mal wach wird oder wenn die fossilen Energiequellen tatsächlich drastisch weniger werden; bisher ist das ja für viele nur Theorie. Dann könnten die Tage der „Führer“ gezählt sein. Ich weiß nur nicht, ob ich das noch erleben möchte. Auch deshalb beschäftige ich mich mit dem Thema erneuerbare Energien.

 

Wir bedanken uns bei Herrn Kuhn für das Interview.

 


Im Rahmen der Interviewreihe “Vier Fragen an …” stellt der Milk the Sun Blog bis zur Bundestagswahl am 22.September 30 Tage lang führenden Köpfe aus Wirtschaft, Politik und Medien vier Fragen zu den Erwartungen an die Energiepolitik Deutschlands der zurückliegenden und kommenden Jahre. Bisher interviewten wir Sebastian Bolay (DIHK), Heiko Schwarzburger (Photovoltaik), Corinna Lang (CleanEnergy Project), Patrick Jüttemann (klein-windkraftanlagen.com), Christian Leers (PV-Experte), Robert Schwarz (BTO Management Consulting), Lothar Lochmaier (Freier Journalist), Michael Richter (Sonneninvest AG), Kilian Rüfer (SUSTAINMENT), Udo Schuldt (Blogger), Thorsten Zoerner (Solution Architect), Prof. Dr. Eicke Weber (Fraunhofer ISE), Falko Bozicevic (GoingPublic Magazin), Carsten Körnig (Solarwirtschaft e.V.), Denis-Mariel Kühn (EGBB), Doreen Brumme (Freie Journalistin), Erhard Renz (sonnenfluesterer.de), Sabine Eva Rädisch (Autorin und Bloggerin), Bart Markus (Wellington Partners), Prof. Volkmar Liebig (avesco Financial Services AG), Dr. Tim Meyer (Grünstromwerk GmbH), Alexander Fehr (Fehrdeal & Energieblogger), Thomas Nasswetter (Ritter Gruppe und Blogger), Dr. Stefan Dietrich (Windwärts Energie), Sylvia Pilarsky-Grosch (BWE), Holger Ruletzki (Parabel AG), Franz Alt (Journalist), Arne Horn (DZ-4), Dr. Bernd Köhler (Phoenix Solar)

 

Vier Fragen an … Denis-Mariel Kühn, Aufsichtsratsvorsitzender der Energiegenossenschaft Berlin-Brandenburg eG (EGBB)

Denis-Mariel Kühn ist der Aufsichtsratsvorsitzende der Energiegenossenschaft Berlin-Brandenburg eG (EGBB). Der diplomierte Kaufmann studierte an der Technischen Universität Dortmund. Er kann auf langjährige Erfahrungen im Bereich der Erneuerbaren Energien zurück blicken. Derzeit arbeitet er als Geschäftsführer bei der Green Energy World GmbH. Die EGBB hat das Ziel, eine dezentrale und bürgereigene Energieversorgung zu fördern. Die Energiegenossenschaft entstand aus einer Initiative der Berliner Unternehmensgruppe Corporate Energies Ende des Jahres 2012.

Denis-Mariel Kühn: "Die große Verunsicherung innerhalb der Bevölkerung wird vor allem durch Politiker geschürt, die im Wahlkampf um Stimmen kämpfen und durch die Medien, welche zum Teil in recht populistischer Manier das Thema Erneuerbare Energien aufgreifen. "

Milk the Sun: Lieber Herr Kühn, die Liste derer, denen in den letzten Monaten und Jahren ein Ausbremsen der Energiewende vorgeworfen wurde, ist lang. Wie schätzen Sie die klimapolitischen Ergebnisse der letzten Legislaturperiode der schwarz-gelben Regierung ein, der nach Kanzlerin Merkel „erfolgreichsten Bundesregierung seit der Wiedervereinigung“?

Denis Kühn: Insgesamt können wir in Deutschland mit Stolz auf eine sehr positive Entwicklung der Erneuerbaren Energien in Deutschland  schauen, welche immer noch beispielhaft ist weltweit. Ein Erfolgsfaktor war und ist sicherlich das EEG und eine weitestgehende Stabilität der langfristigen wirtschaftspolitischen Faktoren in diesem Zusammenhang. Was die schwarz-gelbe Regierung betrifft, gibt es einiges an negativen und fragwürdigen Ereignissen in dieser Zeit, welche das Interesse dieser Koalition an der Energiewende in Frage stellen. Letztlich war es genau diese Regierung, die Ende 2010 entgegen des vertraglichen Atomkonsens zum festgelegten Atomausstieg eine Laufzeitverlängerung in Abstimmung mit den Atomenergiekonzernen beschloss und diese Verlängerung nur auf Druck der Öffentlichkeit nach dem Atom-Unglück von Fukushima zurücknahm.

Die aktuelle Diskussion um die EEG-Umlage und steigende Strompreise ist auch auf die schwarz-gelbe Koalition zurückzuführen. Sie war es, die auf Wunsch der Energiewirtschaft in 2010 den Verkauf des EEG-Stroms über die Börse einführte.  Nun stehen wir vor der Situation, dass wir in einem Umverteilungsdilemma stehen. Großabnehmer von Strom und die Industrie zahlen immer weniger für ihren Strom, werden EEG-Umlage befreit, während die steigenden Umlagekosten aufgrund fallender Strombörsepreise durch den privaten Endkunden zu zahlen sind. Anfang dieses Jahres – im Wahljahr – hat die Regierungskoalition wieder massiv versucht gegen die Energiewende zu mobilisieren und das EEG durch Beschlüsse auszuhebeln, was später an den Bundesländern scheiterte. Insbesondere die öffentliche Art und Weise der Auseinandersetzung mit dem Thema durch die Regierung  war nachhaltig nicht positiv für die Erneuerbaren Energien. Hier muss sich der Umweltminister auch selber die Frage stellen, welche Interessen er in seinem Amt mit seinen Handlungen vertritt und tatsächlich zu vertreten hätte. Aktuell vertritt die FDP sogar den Standpunkt einer Aussetzung des EEG. Insgesamt fällt mein Fazit daher sehr durchwachsen aus.

Milk the Sun: Unabhängig davon welche Partei nach dem 22.September in den Bundestag einziehen wird und unabhängig von der dann herrschenden Koalition, kommen auf die neue Bundesregierung viele wichtige und prägende energiepolitischen Entscheidungen zu. Was erwarten Sie sich von der Bundesregierung nach den Wahlen?

Denis Kühn: Ganz wichtig wird sein, dass die Bundesregierung keinen „Schnellschuß“ landet. Das Thema EEG Umlage und steigende Stromkosten für Private Haushalte müssen angegangen werden. Insbesondere, um das insgesamt noch positive öffentliche Meinungsbild zur Energiewende nicht weiter zu belasten. Ich denke aber, dass die Lösung in diesem Zusammenhang primär in der konzeptionellen Korrektur der EEG-Umlage und deren Umverteiligungsmechanismus liegt und weniger im Grundsatz des EEG. Das EEG ist der Grundpfeiler zur Erreichung der angestrebten Energiewende hin zu einer sauberen Energieversorgung.

Milk the Sun: Derzeit herrscht eine große Verunsicherung innerhalb der Bevölkerung, wenn es um das Thema Erneuerbare Energien und die damit zusammenhängende Energiewende geht. Der einzelne erstickt in einem Schwall an Pro-und-Anti-Propaganda, was letztendlich lediglich Verunsicherung und Verwirrung zur Folge hat. Es gibt nur wenige Stimmen die zur Ordnung rufen und die Diskussion auf eine sachliche und logische Ebene zurückführen wollen. Wie ist ihr Vorschlag für ein konstruktiveres Vorgehen in diesen Fragen?

Denis Kühn: Wie schon gesagt, wird es Korrekturen geben müssen. Darin sind sich meines Erachtens alle Akteure einig.  Die große Verunsicherung innerhalb der Bevölkerung, von der Sie sprechen, wird vor allem durch Politiker geschürt, die im Wahlkampf um Stimmen kämpfen und durch die Medien, welche zum Teil in recht populistischer Manier das Thema Erneuerbare Energien aufgreifen. Insgesamt würde auch ich mir eine sachlichere, objektive und nicht einseitige Betrachtung in der Strompreisdebatte wünschen. Zu selten wird auf die tatsächlichen Kosten und Subventionen der Atom- und fossilen Energieträger eingegangen. Auf der anderen Seite gibt es aber einen sehr positiven Trend, dass sich Bürger immer stärker privat in die Erneuerbare Energien-Thematik einbringen, sei es durch die Errichtung eigener kleiner Energieanlagen oder das aktive Engagement in Energiegenossenschaften.

Milk the Sun: Stéphane Hessel bezeichnete den Kampf für eine nachhaltige und feste Umweltpolitik als eine der Hauptaufgaben der Menschen im 21. Jahrhundert. Die Erkenntnisse der Wissenschaft und die Veränderungen des Klimas geben ihm Recht. Dennoch passiert verhältnismäßig wenig, obwohl es letztendlich um die Existenz der menschlichen Spezis geht. Wie ist ihr Standpunkt dazu, dass sich angesichts eines derart dringenden Themas noch immer in politischen und wirtschaftlichen Grabenkämpfen ergeben wird?

Denis Kühn: Die Kräfte, welche gegen eine nachhaltige und feste Umweltpolitik mit einem grünen Energiekonzept agieren, entspringen in der Regel bestehenden Machverhältnissen. Die großen Energieversorger haben bis zum stetigen Ausbau der Erneuerbaren Energien, den Markt ohne Wettbewerb beherrscht. Ihre Position und die Nutzung ihrer fossilen und atomaren (enorm renditestarken) Energieanlagen versuchen sie mit aller Macht zu verteidigen. Auch Konzerne aus der Industrie haben häufig ein eher schwach ausgeprägtes Umweltbewusstsein. Diese Unternehmen zeichnet alle aus, dass sie finanziell sehr stark und einflussreich sind. Ihre Lobbyarbeit in Berlin wirkt hier sehr bewusst auf Politiker und Entscheidungsträger – so mein Empfinden. Deshalb ist es umso wichtiger, dass wir in möglich vielen Bereichen unserer Gesellschaft – wie der Energieversorgung – dezentrale Strukturen schaffen. Und wenn möglichst viele Bürger unmittelbar einbezogen sind, dann dürften wir es schaffen, dass zukünftig weg von den Grabenkämpfen hin zur Erreichung der geplanten Umweltziele erfolgreich gearbeitet wird.

 

Wir bedanken uns bei Herrn Kühn für das Interview.

 


 Im Rahmen der Interviewreihe “Vier Fragen an …” stellt der Milk the Sun Blog bis zur Bundestagswahl am 22.September 30 Tage lang führenden Köpfe aus Wirtschaft, Politik und Medien vier Fragen zu den Erwartungen an die Energiepolitik Deutschlands der zurückliegenden und kommenden Jahre. Bisher interviewten wir Sebastian Bolay (DIHK), Heiko Schwarzburger (Photovoltaik), Corinna Lang (CleanEnergy Project), Patrick Jüttemann (klein-windkraftanlagen.com), Christian Leers (PV-Experte), Robert Schwarz (BTO Management Consulting), Lothar Lochmaier (Freier Journalist), Michael Richter (Sonneninvest AG), Kilian Rüfer (SUSTAINMENT), Udo Schuldt (Blogger), Thorsten Zoerner (Solution Architect), Prof. Dr. Eicke Weber (Fraunhofer ISE), Falko Bozicevic (GoingPublic Magazin), Carsten Körnig (Solarwirtschaft e.V.)

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