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Ist Disruption die Lösung des Energiesektors?

Ist Disruption die Lösung des Energiesektors?

„Disruptions in the Energy Industry“ heißt die aktuelle Blogparade der Energieblogger, die auf dem Barcamp Renewables in Kassel ins Leben gerufen und nun gestartet wurde. Wir beschäftigen uns in unserem Beitrag mit der Frage, warum Disruptionen eigentlich so häufig Angstschweiß auslösen – und was sie für den Energiesektor letztendlich bedeuten.

Wenig Einsatz, viel Ertrag: Nachhaltige Projekte mit KIVA Kleinkrediten unterstützen

Wenig Einsatz, viel Ertrag: Nachhaltige Projekte mit KIVA Kleinkrediten unterstützen

Fast schon traditionell steigt die Bereitschaft vieler Menschen, sich rund um Weihnachten für wohltätige Zwecke zu engagieren – sei es durch aktives Handanlegen oder die Entrichtung einer Spende. Wir möchten im Gespräch mit „Sonnenflüsterer“ Erhard Renz eine besondere Möglichkeit vorstellen, auch kleine Klima-Projekte weltweit durch wenig Einsatz effektiv zu unterstützen: Die KIVA Kleinkredite.

Im Namen der Energiewende: Energieblogger auf der Intersolar Europe 2014

Im Namen der Energiewende: Energieblogger auf der Intersolar Europe 2014

Die Energieblogger

Die Energieblogger

Berlin, 22.5.2014 | Vom 4. bis 6. Juni 2014 wird die Münchner Messe wieder zum Zentrum der internationalen Solarbranche. Auf der Intersolar Europe, der weltweit größten Fachmesse der Solarwirtschaft, erwartet die Besucher ein umfangreiches Rahmenprogramm zu Solarprodukten und Speichersystemen. Ebenfalls werden Trends und die aktuellen Entwicklungen der Energiewende thematisiert. Aus diesem Grund ist auch der Zusammenschluss der Energieblogger mit einem Stand vor Ort. Ihr oberstes Ziel: Die Aufklärung über die (Un-)Wahrheiten der Energiewende.

Intersolar Europe 2014: Milk the Sun und Energieblogger mit dabei

Vom Eigenverbrauch über Energiespeicher bis zur Systemtechnik: Das umfassende Rahmenprogramm der Intersolar Europe

  • Fachmesse für Solarwirtschaft mit Innovationen, Workshops und Podiumsdiskussionen mit prominenter Besetzung
  • Energiewende, Eigenverbrauchslösungen und Energiespeicherung als Hauptthemen der Messe
  • Milk the Sun informiert vor Ort über das eigene Angebot
  • Energieblogger formen Expertenpool zur wahrheitsgetreuen Übersetzung der Energiewende

 

Intersolar Logo

Intersolar Europe 2014 Logo

Vom 04. bis 06. Juni 2014 wird die Messe München wieder zum Zentrum der internationalen Solarbranche. Auf der Intersolar Europe, der weltweit größten Fachmesse der Solarwirtschaft, erwartet die Besucher aus aller Welt ein umfangreiches Rahmenprogramm rund um die neuesten Trends und Produkte der Solarwirtschaft und ihrer Partner. Die Podiumsdiskussion zum Messeauftakt thematisiert die aktuellen Entwicklungen der Energiewende in prominenter Besetzung, auf der Neuheitenbörse präsentieren Unternehmen neue Technologien und Produkte. Der „Intersolar AWARD“ prämiert die innovativsten Entwicklungen der Branche. Ein Workshop informiert darüberhinaus über Eigenverbrauchslösungen und eine Forumsveranstaltung über Regenerative Wärme. Auch Milk the Sun wird auf der Intersolar 2014 an einem Stand über das eigene Angebot informieren und sogar die Vereinigung der Energieblogger stellt einen Expertenpool für Besucher auf die Beine, der über die Wahrheiten um und über die Energiewende aufklären wird.

Interview: Cornelia Daniel-Gruber spricht über Germany’s Next Top EEG

Energiebloggerinn Cornelia Daniel-Gruber spricht im Milk the Sun Interview über Germany’s Next Top EEG, eine Aktion der Energieblogger, an deren Ende ein stichhaltiger Vorschlag für eine EEG-Reform stehen soll. Ein ambitioniertes Vorhaben, dass die Bürgerenergiewende wieder mehr in den Fokus der energiepolitischen Debatte rücken soll.

Kommentar: Industrieprivilegien und Eigenverbrauch – die EU-Kommission legt vor

In den letzten Jahren lief für die Industrie ja eigentlich alles recht gut. Betriebe, die viel Energie verbrauchen, stellten einen Antrag bei Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) und schon waren die Stromkosten verringert, da die die EEG-Umlage dann nicht mehr in vollem Maße gezahlt werden musste. Rund fünf Milliarden Euro zahlen die restlichen Stromverbraucher dann über die Stromrechnung mehr, um die befreiten Unternehmen zu unterstützen. Doch jetzt soll Schluss mit lustig sein, wenn es nach den Plänen der EU geht.

Meinung: Erfolg der Energiewende braucht weiterhin massiven Druck aus der Bevölkerung

„Die Energiewende ist nicht mehr aufzuhalten.“ Diese Aussage höre ich oft. Vielleicht stimmt sie auch. Das heißt aber nicht, dass wir uns als Gesellschaft zurücklehnen können und nicht weiter für die Energiewende kämpfen müssen.

Vier Fragen an … Robert Doelling, Energieexperte und Blogger

Robert Doelling, Jahrgang 1976, hat Marketing an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel studiert und ist Autor des Fachbuches „Information Performance – Wie aus Kunden die besten Vertriebspartner Ihres Unternehmens werden“. Nach mehreren Jahren im Marketing und der Projektentwicklung im Bereich Geothermie leitet Robert Doelling heute die Social Media-Aktivitäten bei der DAA Deutsche Auftragsagentur GmbH in Hamburg und betreut unter anderem die Portale solaranlagen-portal.com und heizungsfinder.de. Privat engagiert sich Robert Doelling als Energieblogger und schreibt regelmäßig für das Expertenportal energie-experten.org.

Robert Doelling: „Ich denke, dass vielen ihr Hemd näher ist als der Rock. Natürlich stimmt man gerne der abstrakt anmutenden Energiewende zu, sofern sie nicht mit unmittelbaren Konsequenzen für einen selbst verbunden ist.“

Milk the Sun: Lieber Herr Doelling, die Liste derer, denen in den letzten Monaten und Jahren ein Ausbremsen der Energiewende vorgeworfen wurde, ist lang. Wie schätzen Sie die klimapolitischen Ergebnisse der letzten Legislaturperiode der schwarz-gelben Regierung ein, der nach Kanzlerin Merkel „erfolgreichsten Bundesregierung seit der Wiedervereinigung“?

Robert Doelling: Die Regierung nimmt den Klimawandel immer noch nicht ernst genug. Sämtliche Klimagipfel wie in Kopenhagen oder Doha wurden zur Selbstdarstellung genutzt, aber nicht um gemeinsame Klimaschutzabkommen zu entwerfen und durchzusetzen. Und genauso wie diese Klimapolitik auf der Weltbühne nur sporadisch agiert, so ist auch auf europäischer Ebene nix passiert. Im Gegenteil. Die deutsche Regierung hat sich mit der Verunsicherungstaktik, dass die deutsche Industrie aufgrund unserer Klimaschutzpolitik massenhaft ins Ausland abwandern und dort zu niedrigeren Energiekosten aber bei höherem Verbrauch produzieren könnte, dafür stark gemacht, dass der Emissionshandel weiter an Marktwert verliert.

Und diese europäische Klimapolitik hat wiederum eine verheerende Wirkung auf die deutsche Energiewende, weil viele politische und wirtschaftliche Maßnahmen auf einem funktionierenden Emissionshandel aufgebaut sind: Während Kohlestrom weiterhin verbilligt wird, verlieren Förderprogramme wie Altbausanierungsprogramme, das Marktanreizprogramm für Erneuerbare Energien, die Forschung für Erneuerbare Energien und Energieeffizienz oder das Programm für kleine Solarstromspeicher eine Finanzierungsmöglichkeit. Eine solche Politik zementiert die monopolistischen Energieerzeugungs- und Energieversorgungsstrukturen in Deutschland und blockiert unnötig die Energiewende.

Milk the Sun: Unabhängig davon welche Partei nach dem 22.September in den Bundestag einziehen wird und unabhängig von der dann herrschenden Koalition, kommen auf die neue Bundesregierung viele wichtige und prägende energiepolitischen Entscheidungen zu. Was erwarten Sie sich von der Bundesregierung nach den Wahlen?

Robert Doelling: Ich würde mir wünschen, dass sich nach den Wahlen eine Koalition gebildet hat, die zuallererst den Bürgern wieder Vertrauen in die Energiewende zurückgibt. Das wird aber nur gelingen, wenn die zukünftige Regierung nicht mehr versucht, sich durch Polemik, das Malen von Schreckensszenarien und einfachste Tatsachenverdrehung permanent als Anwälte der Industrie und der Energiekonzerne darzustellen, sondern nur, wenn sich die Regierung an die Seite des Bürgers stellt und angemessen und transparent mit der Komplexität der Energiewende umgeht.

Dann wird es aus energiepolitischer Sicht kurzfristig nötig, die Kosten der EEG-Umlage wieder gerecht zu verteilen. Dann sollte die Energiewende auf eine breitere Basis gestellt werden. Die Energiewende umfasst nämlich nicht nur Windräder und Solaranlagen, sondern viele regional differenzierte Lösungen der Strom- und Wärmeerzeugung aus unterschiedlichsten erneuerbaren Energiequellen und selbstverständlich eine wesentliche Verstärkung der Energieeffizienz. All das beschreibt die komplexe Herausforderung der Energiewende, die nur durch ein entschlossenes Bekenntnis und Handeln gestemmt werden kann.

Milk the Sun: Derzeit herrscht eine große Verunsicherung innerhalb der Bevölkerung, wenn es um das Thema Erneuerbare Energien und die damit zusammenhängende Energiewende geht. Der einzelne erstickt in einem Schwall an Pro-und-Anti-Propaganda, was letztendlich lediglich Verunsicherung und Verwirrung zur Folge hat. Es gibt nur wenige Stimmen die zur Ordnung rufen und die Diskussion auf eine sachliche und logische Ebene zurückführen wollen. Wie ist ihr Vorschlag für ein konstruktiveres Vorgehen in diesen Fragen?

Robert Doelling: Ich teile nicht ganz ihre Ansicht, dass sich zwei gleichwertige Gruppen an Propagandisten gegenüberstehen. Mir erscheinen die Energiewende-Bremser zwar in der Unterzahl, aber dafür wesentlich einflussreicher und medial umso besser aufgestellt. Ich glaube auch nicht, dass es Ordnungsrufe oder Schlichter bedarf. Was wir brauchen sind die politischen Weichenstellungen, die eine Energiewende sowohl attraktiv für die Bürger als auch für die jetzigen Energiekonzerne macht. Es wird immer gerne vergessen, dass die deutsche Volkswirtschaft jährlich einen Betrag von über 85 Milliarden Euro zur Begleichung der Energiekosten, in erster Linie für Öl, Kohle und Gas, aufbringen muss. Und, dass auch Strom aus fossilen Energien weitaus größere, steuerliche Förderungen erhält als jetzt die Erneuerbaren Energien. Unsere Energiewende wird daher auch eine Art Demokratisierung der Energieversorgung mit sich bringen müssen, in der der Bürger im Mittelpunkt steht und entscheidet, wofür sein Geld ausgegeben werden soll.

Milk the Sun: Stéphane Hessel bezeichnete den Kampf für eine nachhaltige und feste Umweltpolitik als eine der Hauptaufgaben der Menschen im 21. Jahrhundert. Die Erkenntnisse der Wissenschaft und die Veränderungen des Klimas geben ihm Recht. Dennoch passiert verhältnismäßig wenig, obwohl es letztendlich um die Existenz der menschlichen Spezies geht. Wie ist ihr Standpunkt dazu, dass sich angesichts eines derart dringenden Themas noch immer in politischen und wirtschaftlichen Grabenkämpfen ergeben wird?

Robert Doelling: Ich denke, dass vielen ihr Hemd näher ist als der Rock. Natürlich stimmt man gerne der abstrakt anmutenden Energiewende zu, sofern sie nicht mit unmittelbaren Konsequenzen für einen selbst verbunden ist. Und um dieses ambivalente Verhältnis vieler Bürger zur Energiewende wissen natürlich auch die Parteien und insbesondere die jetzige Regierung. Sie erspart sich daher die Generalkritik an der Energiewende, geht aber gezielt auf Stimmenfang mit gerade diesen kleinen Ängsten und macht sich daher lieber stark für Offshore-Windparks. Sehr ähnlich verhalten sich die Energiekonzerne. Da wird unterschwellig mit Versorgungssicherheit geworben, wohingegen eigentlich gemeint ist: Entweder Du lässt die Finger von der Energiewende oder der Strom wird nicht nur sehr teuer, sondern wir stellen ihn gleich ganz ab. Dies ist ja erst kürzlich wieder angedroht worden, obwohl die Energiekonzerne natürlich immer noch ausgezeichnet mit ihren Kraftwerken verdienen. Positiv finde ich, dass die Bürger das mittlerweile erkannt haben und sich in Deutschland viele neue Bürgerenergiegenossenschaften gründen und das Thema Energiewende in die eigene Hand nehmen. Das zeigt, dass Stéphane Hessel nicht gänzlich ignoriert wurde.

 

Wir bedanken uns bei Herrn Doelling für das Interview.

 


Im Rahmen der Interviewreihe “Vier Fragen an …” stellt der Milk the Sun Blog bis zur Bundestagswahl am 22.September 30 Tage lang führenden Köpfe aus Wirtschaft, Politik und Medien vier Fragen zu den Erwartungen an die Energiepolitik Deutschlands der zurückliegenden und kommenden Jahre. Bisher interviewten wir Sebastian Bolay (DIHK), Heiko Schwarzburger (Photovoltaik), Corinna Lang (CleanEnergy Project), Patrick Jüttemann (klein-windkraftanlagen.com), Christian Leers (PV-Experte), Robert Schwarz (BTO Management Consulting), Lothar Lochmaier (Freier Journalist), Michael Richter (Sonneninvest AG), Kilian Rüfer (SUSTAINMENT), Udo Schuldt (Blogger), Thorsten Zoerner (Solution Architect), Prof. Dr. Eicke Weber (Fraunhofer ISE), Falko Bozicevic (GoingPublic Magazin), Carsten Körnig (Solarwirtschaft e.V.), Denis-Mariel Kühn (EGBB), Doreen Brumme (Freie Journalistin), Erhard Renz (sonnenfluesterer.de), Sabine Eva Rädisch (Autorin und Bloggerin), Bart Markus (Wellington Partners), Prof. Volkmar Liebig (avesco Financial Services AG), Dr. Tim Meyer (Grünstromwerk GmbH), Alexander Fehr (Fehrdeal & Energieblogger), Thomas Nasswetter (Ritter Gruppe und Blogger), Dr. Stefan Dietrich (Windwärts Energie), Sylvia Pilarsky-Grosch (BWE), Holger Ruletzki (Parabel AG), Franz Alt (Journalist), Arne Horn (DZ-4), Dr. Bernd Köhler (Phoenix Solar), Björn-Lars Kuhn (Proteus Solutions & Energieblogger), Cornelia Daniel-Gruber (Journalistin und Bloggerin), Ove Petersen (GP Joule), Udo Möhrstedt (IBC Solar), Şirvan Çakici (Unicon Energy Services), Rosa Tarragó (Prime Capital AG)

 

Vier Fragen an … Cornelia Daniel-Gruber, Journalistin und Energiebloggerin

Cornelia Daniel-Gruber ist eine der führenden Energiebloggerinnen im deutschsprachigen Raum. Die geborene Österreicherin ist in ihrer Funktion als Journalistin und Bloggerin vor allem auf die Bereiche Solarenergie, Photovoltaik und Solarthermie konzentriert. Seit 2012 leitet sie die Redaktion des ecoquent-positions Blog. Zudem Arbeitet Frau Daniel-Gruber als externe Autorin für den oekoenergie Blog und ist seit 2011 die Inhaberin von Dachgold, einer Beratungsfirma für Solarprojekte.

Cornelia Daniel-Gruber: "Die Energiewende bringt definitiv Verlierer aber noch viel mehr Gewinner auf den Plan. Derzeit haben die Verlierer vielleicht einfach noch zu viel Geld und den Gewinnern ist das Gewinnpotenzial noch nicht so richtig bewusst." (c) Bubu Dujmic

Milk the Sun: Liebe Frau Daniel-Gruber, die Liste derer, denen in den letzten Monaten und Jahren ein Ausbremsen der Energiewende vorgeworfen wurde, ist lang. Wie schätzen Sie die klimapolitischen Ergebnisse der letzten Legislaturperiode der schwarz-gelben Regierung ein, der nach Kanzlerin Merkel „erfolgreichsten Bundesregierung seit der Wiedervereinigung“?

Cornelia Daniel-Gruber: Nachdem ich aus Österreich bin, kann ich mir nicht wirklich erlauben Regierungsarbeit zu „bewerten“, ich weiß nur, dass in Deutschland über Energiepolitik gesprochen wird und in Österreich nicht, das Thema ist quasi nonexistent und es wird eine „Wir-sind-eh-Super-Poltitik“ gefahren. Dass unser erneuerbare Energieanteil quasi stagniert, scheint niemanden zu interessieren. Aber jetzt genug aus Österreich und zurück zu Deutschland. Was die öffentliche Debatte und den Umsetzungswillen betrifft, ist Deutschland jedenfalls meilenweit voraus, die Energiewende ist auf Schiene und trotz so mancher Entgleisungen meiner Meinung nach nicht mehr aufzuhalten. Was jedoch problematisch ist, ist das Agieren auf europäischer Ebene. Deutschland müsste noch mehr dafür eintreten, dass Drecksschleudern für ihre Verschmutzung zahlen müssen, anstatt sie weiter zu entlasten. Dies würde auch den billigen Kohlestrom verteuern und die EEG Umlage verringern. Wirklich bedenklich finde ich den Neubau der Kohlekraftwerke ohne CCS. Bei meinem Studienaufenthalt in England wurde uns erklärt, dass dies nur durch geschickte zeitliche Planung möglich war, da die Genehmigungen ausgegeben wurden, bevor das neue EU-Recht in Kraft treten konnte, wonach eine CCS-Möglichkeit für neue Kohlekraftwerke verpflichtend wurde. Nicht falsch verstehen; ich bin kein Freund von CCS, aber es würde endlich die externen Kosten internalisieren und so würden definitiv nicht mehr viele neue Kohlekraftwerke geplant, sondern nur mehr jene, die wirklich notwendig sind.

Milk the Sun: Unabhängig davon welche Partei nach dem 22.September in den Bundestag einziehen wird und unabhängig von der dann herrschenden Koalition, kommen auf die neue Bundesregierung viele wichtige und prägende energiepolitischen Entscheidungen zu. Was erwarten Sie sich von der Bundesregierung nach den Wahlen?

Cornelia Daniel-Gruber: Der Strombereich ist wie gesagt auf Schiene und nun muss vermutlich das EEG etwas nachgebessert werden, es darf aber in keinem Fall so kurz vor dem Durchbruch abgeschafft werden. Es sei denn es werden gleichzeitig alle Privilegien der alten Energiewirtschaft abgeschafft und externe Kosten in die fossilen Energien eingepreist. Der viel größere Brocken ist aber meiner Meinung nach der Wärmebereich, welcher sträflich vernachlässigt wurde. Es gibt bereits erste Ansätze, dass sich hier etwas tut, dieser Weg sollte fortgesetzt werden.  Dänemark könnte hier ein gutes Vorbild sein. Der Umstieg auf 100% ist dort in allen Bereichen skizziert und auch die Finanzierung nach 4 Jahren Verhandlung unter Dach und Fach. Nun wird der Plan schrittweise abgearbeitet, auch England arbeitet mit dem System des „Backcastings“ und plant mithilfe einer CO2-Steuer eine massive Reduktion der Treibhausgase. Leider mit etwas unüblichen Mitteln wie AKW’s und CCS aber dort vertraue ich darauf, dass der Markt diese Technologien langfristig verdrängen wird, wenn nicht mit unnötigen Subventionen nachgeholfen wird.

Milk the Sun: Derzeit herrscht eine große Verunsicherung innerhalb der Bevölkerung, wenn es um das Thema Erneuerbare Energien und die damit zusammenhängende Energiewende geht. Der einzelne erstickt in einem Schwall an Pro-und-Anti-Propaganda, was letztendlich lediglich Verunsicherung und Verwirrung zur Folge hat. Es gibt nur wenige Stimmen die zur Ordnung rufen und die Diskussion auf eine sachliche und logische Ebene zurückführen wollen. Wie ist ihr Vorschlag für ein konstruktiveres Vorgehen in diesen Fragen?

Cornelia Daniel-Gruber: Kostenwahrheit, Kostenwahrheit, Kostenwahrheit. Da es die absolute Wahrheit immer noch nicht gibt und daher auf beiden Seiten gegensätzliche Werte verwendet werden, ist es immanent, hier wirklichen Durchblick zu bekommen. Für jeden Bürger sollte klar sein wie viel die kWh aus Photovoltaik oder Solarthermie kostet, gleichzeitig sollte jeder aus dem Effeff die Kosten/kWh für ein neugebautes Atom- oder Kohlekraftwerk beziffern können. Das klingt jetzt vielleicht zu viel verlangt, aber transparente Strom- und Wärmegestehungskosten sind meiner Meinung nach der einzig richtige Weg in Richtung Wahrheitsfindung. Natürlich müssen die Rechnungen ehrlich sein. Bei Photovoltaik und Solarthermie wird verlangt jede einzelne Handwerkerstunde, die über die Laufzeit anfällt, mit einzurechnen. Es handelt sich um eine komplette Vollkostenrechnung mit Versicherung, Garantien und Austausch einzelner Komponenten. Diesen Detaillierungsgrad vermisse ich bei den Fossilen. Man findet kaum transparente Berechnungsmodelle über die Laufzeit eines AKWs. Auch die unterschiedlichen Annahmen über die Laufzeit müssen berücksichtigt werden. Warum wird z.B. ein AKW auf 50 Jahr gerechnet, aber ein PV-Kraftwerk auf 25? Mit entsprechenden Wartungskosten kann auch ein PV-Kraftwerk über deutlich mehr Jahre betrieben werden.

Milk the Sun: Stéphane Hessel bezeichnete den Kampf für eine nachhaltige und feste Umweltpolitik als eine der Hauptaufgaben der Menschen im 21. Jahrhundert. Die Erkenntnisse der Wissenschaft und die Veränderungen des Klimas geben ihm Recht. Dennoch passiert verhältnismäßig wenig, obwohl es letztendlich um die Existenz der menschlichen Spezies geht. Wie ist ihr Standpunkt dazu, dass sich angesichts eines derart dringenden Themas noch immer in politischen und wirtschaftlichen Grabenkämpfen ergeben wird?

Cornelia Daniel-Gruber: Ehrlich gesagt: Ich weiß es nicht. Es liegt sicher an der Komplexität der Probleme und daran, dass es die Zweifler geschafft haben, einen gewissen Unsicherheitsgrad in die Debatte zu bringen. Dadurch fehlt es der Politik an der nötigen Konsequenz für die anstehenden Entscheidungen. Wäre allen glasklar, dass die externen Kosten der Fossilen höher sind, als die nötigen Mittel um eine erneuerbare Gesellschaft aufzubauen und gäbe es keinen Zweifel, dass CO2 unserem Planeten wirklich schadet, wäre die Einführung einer einfachen und konsequent umgesetzten Dreck- Schadstoff- oder CO2-Steuer, die einzig folgerichtige Entscheidung. Der vielzitierte Markt würde uns dann weg vom CO2 hinzu saubereren Formen führen. Auch jeder einzelne müsste mit seinem „CO2-Budget“ auskommen und für einen Mehrverbrauch bezahlen. So würden auch die Weniger-Einnahmen aus Ölsteuern wieder aufgehoben, was ja die Politik ebenfalls noch zurückhält, die Energiewirtschaft umzubauen. Insgesamt gibt es vermutlich viel zu viele Einzelinteressen, die nicht so einfach unter einen Hut zu bringen sind. Die Energiewende bringt definitiv Verlierer aber noch viel mehr Gewinner auf den Plan. Derzeit haben die Verlierer vielleicht einfach noch zu viel Geld und den Gewinnern ist das Gewinnpotenzial noch nicht so richtig bewusst.

 

Wir bedanken uns bei Frau Daniel-Gruber für das Interview.

 


 Im Rahmen der Interviewreihe “Vier Fragen an …” stellt der Milk the Sun Blog bis zur Bundestagswahl am 22.September 30 Tage lang führenden Köpfe aus Wirtschaft, Politik und Medien vier Fragen zu den Erwartungen an die Energiepolitik Deutschlands der zurückliegenden und kommenden Jahre. Bisher interviewten wir Sebastian Bolay (DIHK), Heiko Schwarzburger (Photovoltaik), Corinna Lang (CleanEnergy Project), Patrick Jüttemann (klein-windkraftanlagen.com), Christian Leers (PV-Experte), Robert Schwarz (BTO Management Consulting), Lothar Lochmaier (Freier Journalist), Michael Richter (Sonneninvest AG), Kilian Rüfer (SUSTAINMENT), Udo Schuldt (Blogger), Thorsten Zoerner (Solution Architect), Prof. Dr. Eicke Weber (Fraunhofer ISE), Falko Bozicevic (GoingPublic Magazin), Carsten Körnig (Solarwirtschaft e.V.), Denis-Mariel Kühn (EGBB), Doreen Brumme (Freie Journalistin), Erhard Renz (sonnenfluesterer.de), Sabine Eva Rädisch (Autorin und Bloggerin), Bart Markus (Wellington Partners), Prof. Volkmar Liebig (avesco Financial Services AG), Dr. Tim Meyer (Grünstromwerk GmbH), Alexander Fehr (Fehrdeal & Energieblogger), Thomas Nasswetter (Ritter Gruppe und Blogger), Dr. Stefan Dietrich (Windwärts Energie), Sylvia Pilarsky-Grosch (BWE), Holger Ruletzki (Parabel AG), Franz Alt (Journalist), Arne Horn (DZ-4), Dr. Bernd Köhler (Phoenix Solar), Björn-Lars Kuhn (Proteus Solutions & Energieblogger)

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