Bundesregierung Posts

Vier Fragen an … Rosa Tarragó, Senior Analyst Prime Capital

Rosa Tarragó kann auf über 13 Jahre Berufserfahrung im Bereich Infrastruktur und Erneuerbare Energien zurückblicken. Frau Tarragó besetzte verschiedene führende Funktionen bei verschiedenen führenden Groß- und Förderbanken, arbeitete aber auch für Projektentwickler und für die E.ON AG. Derzeit ist sie Senior Analyst der Prime Capital AG und seit 2008 Vize-Präsidentin der KfW IPEX-Bank GmbH. Zudem gründete sie das Unternehmen Molins de vent Tarragó, das Windräder zur Wasserförderung produziert.

Rosa Tarragó

Milk the Sun: Liebe Frau Tarragó, die Liste derer, denen in den letzten Monaten und Jahren ein Ausbremsen der Energiewende vorgeworfen wurde, ist lang. Wie schätzen Sie die klimapolitischen Ergebnisse der letzten Legislaturperiode der schwarz-gelben Regierung ein, der nach Kanzlerin Merkel „erfolgreichsten Bundesregierung seit der Wiedervereinigung“?

Rosa Tarragó: If we look at facts and figures provided by dena, Germany has experienced a “Energiewende” based mainly in a steadily increase of the electricity consumption from renewable reaching a 22,9% last year. Electricity production from photovoltaic, wind energy, hydropower and biomass increased around 10% in only one year (to 136 GWh in 2012 compared to around 80 GWh at the beginning of the Merkel II government) ant this within a context of decreasing feed-in-tariffs for renewables. And if, on top, these figures are compared with the increase of renewable shares and/or with a general change of the energy mix in other European countries – excluding the ones having implemented retroactive changes to its regulatory system – the results are comparatively satisfactory.

Milk the Sun: Unabhängig davon welche Partei nach dem 22.September in den Bundestag einziehen wird und unabhängig von der dann herrschenden Koalition, kommen auf die neue Bundesregierung viele wichtige und prägende energiepolitischen Entscheidungen zu. Was erwarten Sie sich von der Bundesregierung nach den Wahlen?

Rosa Tarragó: The new government has two main challenges: at a national level, to continue to steadily increase the share of renewable energies (RE) in the German energy mix at the same time that it reduces the price gap between low forward electricity prices and high allocation of costs for renewables (Stromumlage) and at an international level, to secure the German industry remains competitive in the field of renewable energies. From my point of view, both challenges can be reached if a support system is designed to motivate a real reduction of production costs reaching low electricity levelized costs close to grid parity. Within the current framework of low interest rates, to achieve a reduction of electricity levelized costs might be easier than it was before 2009.

Milk the Sun: Derzeit herrscht eine große Verunsicherung innerhalb der Bevölkerung, wenn es um das Thema Erneuerbare Energien und die damit zusammenhängende Energiewende geht. Der einzelne erstickt in einem Schwall an Pro-und-Anti-Propaganda, was letztendlich lediglich Verunsicherung und Verwirrung zur Folge hat. Es gibt nur wenige Stimmen die zur Ordnung rufen und die Diskussion auf eine sachliche und logische Ebene zurückführen wollen. Wie ist ihr Vorschlag für ein konstruktiveres Vorgehen in diesen Fragen?

Rosa Tarragó: In principle, it is not always negative to have a critical propaganda. It incentivizes improvement. The problem arises when none improvement is being implemented and/or the implementation takes too long. Then, uncertainty prevails and credibility in a technology can be damaged. Rather than further discussion, facts need to be achieved towards reaching grid parity. Then, a positive environment at a national and international level can be achieved. Within the European framework, Germany is in a favorable position to reach grid parity quicker than other countries thanks to its stronger sovereign country profile and high sensitivity to electricity costs.

Milk the Sun: Stéphane Hessel bezeichnete den Kampf für eine nachhaltige und feste Umweltpolitik als eine der Hauptaufgaben der Menschen im 21. Jahrhundert. Die Erkenntnisse der Wissenschaft und die Veränderungen des Klimas geben ihm Recht. Dennoch passiert verhältnismäßig wenig, obwohl es letztendlich um die Existenz der menschlichen Spezis geht. Wie ist ihr Standpunkt dazu, dass sich angesichts eines derart dringenden Themas noch immer in politischen und wirtschaftlichen Grabenkämpfen ergeben wird?

Rosa Tarragó: Stéphane Hessel is right in his position. In addition, to state that sustainability and environmental improvement need to be attractive for the private and finance industry in order the human being and political willingness to be successful. The Kyoto Protocol mechanisms were (still are) an attempt to involve several parties in the achievement of a sustainable energy policy. Unfortunately the results have been rather moderate until now. Recently and in parallel, private companies start new initiatives (like the issue of a certificate for project bonds of renewable energies) which shall aim to increase attractiveness in sustainable investment rather than in investments in none-sustainable assets. Not all the measures can be successful in the same grade. Important is, that there are new initiatives and attempts to achieve a common sustainable objective.

 

Wir bedanken uns bei Frau Tarragó für das Interview.

 


Im Rahmen der Interviewreihe “Vier Fragen an …” stellt der Milk the Sun Blog bis zur Bundestagswahl am 22.September 30 Tage lang führenden Köpfe aus Wirtschaft, Politik und Medien vier Fragen zu den Erwartungen an die Energiepolitik Deutschlands der zurückliegenden und kommenden Jahre. Bisher interviewten wir Sebastian Bolay (DIHK), Heiko Schwarzburger (Photovoltaik), Corinna Lang (CleanEnergy Project), Patrick Jüttemann (klein-windkraftanlagen.com), Christian Leers (PV-Experte), Robert Schwarz (BTO Management Consulting), Lothar Lochmaier (Freier Journalist), Michael Richter (Sonneninvest AG), Kilian Rüfer (SUSTAINMENT), Udo Schuldt (Blogger), Thorsten Zoerner (Solution Architect), Prof. Dr. Eicke Weber (Fraunhofer ISE), Falko Bozicevic (GoingPublic Magazin), Carsten Körnig (Solarwirtschaft e.V.), Denis-Mariel Kühn (EGBB), Doreen Brumme (Freie Journalistin), Erhard Renz (sonnenfluesterer.de), Sabine Eva Rädisch (Autorin und Bloggerin), Bart Markus (Wellington Partners), Prof. Volkmar Liebig (avesco Financial Services AG), Dr. Tim Meyer (Grünstromwerk GmbH), Alexander Fehr (Fehrdeal & Energieblogger), Thomas Nasswetter (Ritter Gruppe und Blogger), Dr. Stefan Dietrich (Windwärts Energie), Sylvia Pilarsky-Grosch (BWE), Holger Ruletzki (Parabel AG), Franz Alt (Journalist), Arne Horn (DZ-4), Dr. Bernd Köhler (Phoenix Solar), Björn-Lars Kuhn (Proteus Solutions & Energieblogger), Cornelia Daniel-Gruber (Journalistin und Bloggerin), Ove Petersen (GP Joule), Udo Möhrstedt (IBC Solar), Şirvan Çakici (Unicon Energy Services)

 

Vier Fragen an … Şirvan Çakici, Unicon Energy Services

Şirvan Çakici ist geschäftsführendende Gesellschafterin der Unicon Energy Services GmbH. Das Unternehmen hat sich auf branchenspezifische Serviceleistungen rund um Solarprojekte im Energiesektor spezialisiert. Frau Çakici kann auf mehrjährige Berufserfahrungen in den Bereichen Politik und erneuerbare Energien zurückblicken.

Şirvan Çakici: "Politik stellt leider allzu oft weder Mensch noch Natur in den Vordergrund; Machtverhältnisse sind der entscheidende Faktor."

Milk the Sun: Liebe Frau Çakici, die Liste derer, denen in den letzten Monaten und Jahren ein Ausbremsen der Energiewende vorgeworfen wurde, ist lang. Wie schätzen Sie die klimapolitischen Ergebnisse der letzten Legislaturperiode der schwarz-gelben Regierung ein, der nach Kanzlerin Merkel „erfolgreichsten Bundesregierung seit der Wiedervereinigung“?

Şirvan Çakici: Nach der Katastrophe von Fukushima hatte die Bundesregierung, allen voran die Kanzlerin, eine deutliche Kehrtwendung ihrer ursprünglichen Energiepolitik angekündigt. Damit einhergehen sollte eigentlich die Förderung alternativer Energiegewinnung. Die Realität sieht jedoch anders aus: Die Solarbranche wurde derart isoliert, dass zahlreiche Arbeitsplätze bereits verloren gegangen sind und weitere verloren gehen werden. Wenn man die vergangenen Monate betrachtet, kann man also zumindest in diesem Zusammenhang kaum von einer Erfolgsgeschichte sprechen.

Bereits Röttgen und Rösler waren sich über die Vorgehensweise in Richtung Umstellung auf alternative Energien nicht ganz einig, ob Altmaier erfolgreicher ist, oder in einer etwaigen neuen Legislaturperiode sein wird, wage ich zu bezweifeln. Zusammenfassend kann man das Vorgehen der Bundesregierung zu Recht ambivalent nennen.

Milk the Sun: Unabhängig davon welche Partei nach dem 22.September in den Bundestag einziehen wird und unabhängig von der dann herrschenden Koalition, kommen auf die neue Bundesregierung viele wichtige und prägende energiepolitischen Entscheidungen zu. Was erwarten Sie sich von der Bundesregierung nach den Wahlen?

Şirvan Çakici: Wenn alles beim Alten bleibt, sehe ich ehrlich gesagt schwarz. Ich hoffe deshalb auf einen Regierungswechsel und wünsche mir eine rot/grüne Koalition. Ich bin überzeugt, energiepolitische Themen würden dann wieder einen größeren Stellenwert erhalten.

Die Lobby der Energieerzeuger würde mit einer Rot-Grünen Regierung auf Konfrontationskurs gehen und trotzig ihren Stiefel weiterfahren. Ich sehe hier keine großen Änderungen.

Trotzdem sollte der private Verbraucher entlastet und über Förderungen von den absehbaren Teuerungen der Energiekosten unterstützt werden.

Milk the Sun: Derzeit herrscht eine große Verunsicherung innerhalb der Bevölkerung, wenn es um das Thema Erneuerbare Energien und die damit zusammenhängende Energiewende geht. Der einzelne erstickt in einem Schwall an Pro-und-Anti-Propaganda, was letztendlich lediglich Verunsicherung und Verwirrung zur Folge hat. Es gibt nur wenige Stimmen die zur Ordnung rufen und die Diskussion auf eine sachliche und logische Ebene zurückführen wollen. Wie ist ihr Vorschlag für ein konstruktiveres Vorgehen in diesen Fragen?

Şirvan Çakici: Andere Branchen sind lobbytechnisch einfach stärker vertreten. Dementsprechend sind die Diskussionen in letzter Zeit auch geführt worden. Die Solarbranche muss sich insgesamt besser aufstellen und dafür sorgen, dass ihre Interessen in der Bundespolitik stärkere Beachtung finden. Dazu benötigt sie einflussreiche Fürsprecher mit den richtigen Kontakten. Diese sollten auch die Informationspolitik dringend verbessern und die Bevölkerung sachlich und logisch auf die langfristigen Vorteile der Solarenergie hinweisen.

Milk the Sun: Stéphane Hessel bezeichnete den Kampf für eine nachhaltige und feste Umweltpolitik als eine der Hauptaufgaben der Menschen im 21. Jahrhundert. Die Erkenntnisse der Wissenschaft und die Veränderungen des Klimas geben ihm Recht. Dennoch passiert verhältnismäßig wenig, obwohl es letztendlich um die Existenz der menschlichen Spezis geht. Wie ist ihr Standpunkt dazu, dass sich angesichts eines derart dringenden Themas noch immer in politischen und wirtschaftlichen Grabenkämpfen ergeben wird?

Şirvan Çakici: Neben den umweltpolitischen Aspekten wird meiner Ansicht nach außer Acht gelassen, dass es auch um Arbeitsplätze geht. Die Menschen, die durch falsche (energie)-politische Entscheidungen ihren Job verlieren, sollten ebenfalls Beachtung finden. Politik stellt leider allzu oft weder Mensch noch Natur in den Vordergrund; Machtverhältnisse sind der entscheidende Faktor. Leider hat es die Solarbranche bislang nicht geschafft, Befürworter für sich zu gewinnen.

 

Wir bedanken uns bei Frau Çakici für das Interview.

 


Im Rahmen der Interviewreihe “Vier Fragen an …” stellt der Milk the Sun Blog bis zur Bundestagswahl am 22.September 30 Tage lang führenden Köpfe aus Wirtschaft, Politik und Medien vier Fragen zu den Erwartungen an die Energiepolitik Deutschlands der zurückliegenden und kommenden Jahre. Bisher interviewten wir Sebastian Bolay (DIHK), Heiko Schwarzburger (Photovoltaik), Corinna Lang (CleanEnergy Project), Patrick Jüttemann (klein-windkraftanlagen.com), Christian Leers (PV-Experte), Robert Schwarz (BTO Management Consulting), Lothar Lochmaier (Freier Journalist), Michael Richter (Sonneninvest AG), Kilian Rüfer (SUSTAINMENT), Udo Schuldt (Blogger), Thorsten Zoerner (Solution Architect), Prof. Dr. Eicke Weber (Fraunhofer ISE), Falko Bozicevic (GoingPublic Magazin), Carsten Körnig (Solarwirtschaft e.V.), Denis-Mariel Kühn (EGBB), Doreen Brumme (Freie Journalistin), Erhard Renz (sonnenfluesterer.de), Sabine Eva Rädisch (Autorin und Bloggerin), Bart Markus (Wellington Partners), Prof. Volkmar Liebig (avesco Financial Services AG), Dr. Tim Meyer (Grünstromwerk GmbH), Alexander Fehr (Fehrdeal & Energieblogger), Thomas Nasswetter (Ritter Gruppe und Blogger), Dr. Stefan Dietrich (Windwärts Energie), Sylvia Pilarsky-Grosch (BWE), Holger Ruletzki (Parabel AG), Franz Alt (Journalist), Arne Horn (DZ-4), Dr. Bernd Köhler (Phoenix Solar), Björn-Lars Kuhn (Proteus Solutions & Energieblogger), Cornelia Daniel-Gruber (Journalistin und Bloggerin), Ove Petersen (GP Joule), Udo Möhrstedt (IBC Solar)

Vier Fragen an … Udo Möhrstedt, Gründer und Vorstandsvorsitzender von IBC SOLAR

Udo Möhrstedt ist Gründer und Vorstandsvorsitzender der IBC Solar AG. Der diplomierte Physiker gründete IBC Solar bereits 1982 als Ingenieurbüro in Bad Staffelstein. Es hat mittlerweile zehn Tochterfirmen innerhalb und außerhalb Europas. Das Unternehmen vertreibt als Systemhaus Photovoltaik-Komplettsysteme mit allen nötigen Bauteilen und errichtet als Projektierer Photovoltaikanlagen für gewerbliche Großkunden. Herr Möhrstedt erhielt verschiedene Ehrungen, unter anderem 2012 das Verdienstkreuz am Bande.

Udo Möhrstedt: "Wir müssen uns wieder darauf besinnen, warum wir die Energiewende machen: Es geht um die Zukunft der Sicherheit und des Wohlstands unseres Landes. Energiepolitik muss dazu dienen, die schwerwiegendsten Folgen des Klimawandels abzuwenden."

Milk the Sun: Die Liste derer, denen in den letzten Monaten und Jahren ein Ausbremsen der Energiewende vorgeworfen wurde, ist lang. Wie schätzen Sie die klimapolitischen Ergebnisse der letzten Legislaturperiode der schwarz-gelben Regierung ein, der nach Kanzlerin Merkel „erfolgreichsten Bundesregierung seit der Wiedervereinigung“?

Udo Möhrstedt: Der Zubau der Erneuerbaren Energien wird durch starke Lobby-Gruppen künstlich gebremst. Stattdessen pusten speziell Braunkohlekraftwerke unaufhörlich immer größere Mengen an CO2 in die Luft, obwohl sich die Bundesregierung dazu verpflichtet hat, die CO2-Emissionen zu senken. Daneben sollen in Zukunft noch weitere Kohlekraftwerke ans Netz gehen, wogegen  Bürger bereits heftig protestieren. Die sinkenden Kosten durch Wind- und Sonnenenergie an der Strombörse hingegen werden nicht an die Kunden weitergegeben, sondern sorgen für Sondergewinne bei den Energieversorgern.

Die neue Bundesregierung muss nun dafür Sorge tragen, dass die Klimaziele wieder in den Fokus rücken und dass die niedrigen Strompreise, die wir an der Börse haben, endlich auch bei den Verbrauchern ankommen.

Milk the Sun: Unabhängig davon welche Partei nach dem 22.September in den Bundestag einziehen wird und unabhängig von der dann herrschenden Koalition, kommen auf die neue Bundesregierung viele wichtige und prägende energiepolitischen Entscheidungen zu. Was erwarten Sie sich von der Bundesregierung nach den Wahlen?

Udo Möhrstedt: Die neue Bundesregierung muss für einen Transformationsprozess sorgen – weg von Atom-  und Kohlekraftwerken und hin zu dezentraler Versorgung durch die Erneuerbaren Energien. Das schafft in Zukunft Unabhängigkeit von steigenden Rohstoffpreisen, macht Deutschland deshalb weniger verwundbar bei Krisen und sorgt dafür, dass das Geld im Lande bleibt und hier Arbeitsplätze entstehen bzw. gesichert werden. Als wichtiger Baustein einer intelligenten Energieversorgung mit Erneuerbaren müssen auch Stromspeicher gefördert werden – in Privathaushalten, Gewerbebetrieben und als Quartiersspeicher in lokalen Verteilnetzen.

Milk the Sun: Derzeit herrscht eine große Verunsicherung innerhalb der Bevölkerung, wenn es um das Thema Erneuerbare Energien und die damit zusammenhängende Energiewende geht. Der einzelne erstickt in einem Schwall an Pro-und-Anti-Propaganda, was letztendlich lediglich Verunsicherung und Verwirrung zur Folge hat. Es gibt nur wenige Stimmen die zur Ordnung rufen und die Diskussion auf eine sachliche und logische Ebene zurückführen wollen. Wie ist ihr Vorschlag für ein konstruktiveres Vorgehen in diesen Fragen?

Udo Möhrstedt: Wir müssen uns wieder darauf besinnen, warum wir die Energiewende machen: Es geht um die Zukunft der Sicherheit und des Wohlstands unseres Landes. Energiepolitik muss dazu dienen, die schwerwiegendsten Folgen des Klimawandels abzuwenden. Deswegen macht es Sinn, den ohnehin anstehenden Wechsel des überalterten Kraftwerkparks zu nutzen, um auf Erneuerbare umzusteigen und diese kraftvoll auszubauen. Im Übrigen können auch die Erneuerbaren Energien die Verantwortung für Systemstabilität übernehmen. Sie haben bereits gezeigt, dass sie bezahlbaren Strom liefern können.

Milk the Sun: Stéphane Hessel bezeichnete den Kampf für eine nachhaltige und feste Umweltpolitik als eine der Hauptaufgaben der Menschen im 21. Jahrhundert. Die Erkenntnisse der Wissenschaft und die Veränderungen des Klimas geben ihm Recht. Dennoch passiert verhältnismäßig wenig, obwohl es letztendlich um die Existenz der menschlichen Spezis geht. Wie ist ihr Standpunkt dazu, dass sich angesichts eines derart dringenden Themas noch immer in politischen und wirtschaftlichen Grabenkämpfen ergeben wird?

Udo Möhrstedt: Wir greifen mit dem notwendigen Umbau des Energiesystems tief in ein Interessengeflecht aus Geld, Medien und Politik ein. Zu glauben, dass das ohne Auseinandersetzungen funktioniert, ist nicht sehr realistisch. Wir sollten uns deshalb darum bemühen, dass dieser Prozess so wenige Verlierer zurücklässt, wie möglich. Ich registriere auch zunehmend eine Aufgeschlossenheit für die Energiewende im mittleren Management der Stromkonzerne, ganz besonders aber bei den vielen lokal tätigen Stadtwerken. Die wissen, dass es ein „Weiter so!“ nicht geben kann und wollen die Zukunft der Energieversorgung aktiv mitgestalten, anstatt an überholten Geschäftsmodellen festzuhalten.

 

Wir bedanken uns bei Herrn Möhrstedt für das Interview.

 


Im Rahmen der Interviewreihe “Vier Fragen an …” stellt der Milk the Sun Blog bis zur Bundestagswahl am 22.September 30 Tage lang führenden Köpfe aus Wirtschaft, Politik und Medien vier Fragen zu den Erwartungen an die Energiepolitik Deutschlands der zurückliegenden und kommenden Jahre. Bisher interviewten wir Sebastian Bolay (DIHK), Heiko Schwarzburger (Photovoltaik), Corinna Lang (CleanEnergy Project), Patrick Jüttemann (klein-windkraftanlagen.com), Christian Leers (PV-Experte), Robert Schwarz (BTO Management Consulting), Lothar Lochmaier (Freier Journalist), Michael Richter (Sonneninvest AG), Kilian Rüfer (SUSTAINMENT), Udo Schuldt (Blogger), Thorsten Zoerner (Solution Architect), Prof. Dr. Eicke Weber (Fraunhofer ISE), Falko Bozicevic (GoingPublic Magazin), Carsten Körnig (Solarwirtschaft e.V.), Denis-Mariel Kühn (EGBB), Doreen Brumme (Freie Journalistin), Erhard Renz (sonnenfluesterer.de), Sabine Eva Rädisch (Autorin und Bloggerin), Bart Markus (Wellington Partners), Prof. Volkmar Liebig (avesco Financial Services AG), Dr. Tim Meyer (Grünstromwerk GmbH), Alexander Fehr (Fehrdeal & Energieblogger), Thomas Nasswetter (Ritter Gruppe und Blogger), Dr. Stefan Dietrich (Windwärts Energie), Sylvia Pilarsky-Grosch (BWE), Holger Ruletzki (Parabel AG), Franz Alt (Journalist), Arne Horn (DZ-4), Dr. Bernd Köhler (Phoenix Solar), Björn-Lars Kuhn (Proteus Solutions & Energieblogger), Cornelia Daniel-Gruber (Journalistin und Bloggerin), Ove Petersen (GP Joule)

 

Vier Fragen an … Ove Petersen, Gründer und Geschäftsführer von GP Joule

Ove Petersen ist einer der Gründer und Geschäftsführer von GP Joule. Der Diplom-Agraingenieur schloss 2000 sein Studium an der Fachhochschule Weihenstephan ab. Der dreifache Familienvater führt zudem seit 2002 ein landwirtschaftliches Unternehmen. Ove Petersen gründete GP Joule 2010 zusammen mit Heiner Gärtner. Beide können bereits auf eine dreizehn Jahre andauernde Zusammenarbeit zurückblicken, aus der schließlich vor drei Jahren GP Joule hervorging.

Ove Petersen: "Die letzten 20 Jahre waren weltweit geprägt von einer Hegemonie des Shareholder Value gegenüber Betrachtungsweisen, die wesentlich nachhaltiger und womöglich auch intelligenter sind. Demzufolge wurde kurzfristigem Gewinnstreben vieles untergeordnet, leider häufig auch die Aspekte, die mit Umwelt- und Klimaschutz zusammenhängen."

Milk the Sun: Lieber Herr Petersen, die Liste derer, denen in den letzten Monaten und Jahren ein Ausbremsen der Energiewende vorgeworfen wurde, ist lang. Wie schätzen Sie die klimapolitischen Ergebnisse der letzten Legislaturperiode der schwarz-gelben Regierung ein, der nach Kanzlerin Merkel „erfolgreichsten Bundesregierung seit der Wiedervereinigung“?

Ove Petersen: Zumindest bezogen auf die Klimapolitik halte ich diesen Superlativ für bei weitem übertrieben. Die Bundesregierung hat beim Klimaschutz jeden Elan verloren und für das Thema fühlt sich anscheinend niemand mehr zuständig und verantwortlich. Deutschland ist beim Klimaschutz nicht mehr Vorreiter und Lokomotive, sondern hat sich an einen Zug angehängt, der zunehmend in die falsche Richtung fährt. Die Folgen sind katastrophal: 2012 wurden in Deutschland 2 Prozent mehr klimaschädliche Emissionen ausgestoßen als 2011. Alleine die CO2-Emissionen aus der Braunkohleverstromung sind innerhalb eines Jahres um mehr als 5 Prozent gestiegen. Anstatt das CO2-Reduktionsziel national von 30 auf 40 Prozent anzuheben, hat es die Bundesregierung zugelassen, dass die Energiewende zunehmend zu einem Konjunkturprogramm für Klimakiller verkommt.

Milk the Sun: Unabhängig davon welche Partei nach dem 22.September in den Bundestag einziehen wird und unabhängig von der dann herrschenden Koalition, kommen auf die neue Bundesregierung viele wichtige und prägende energiepolitischen Entscheidungen zu. Was erwarten Sie sich von der Bundesregierung nach den Wahlen?

Ove Petersen: Es muss ein klares Bekenntnis zur Energiewende, zum konsequenten Ausbau erneuerbarer Energien und zum Klimaschutz her. Dafür muss man bereit sein, auch einmal Entscheidungen zu treffen, die zunächst unpopulär erscheinen können oder von Boulevardmedien auch mal kritisiert werden. Dazu zählt, dass die Berechnungsmethodik für die EEG-Umlage verändert werden muss. Wenn die Verursacher klimaschädlicher Emissionen an den damit verbundenen Folgekosten beteiligt werden, wird das System insgesamt gerechter und der Differenzbetrag zu den EEG-Vergütungen sinkt – auch zu Gunsten der Verbraucher. Dafür muss CO2 endlich einen Mindestpreis erhalten, im Zweifelsfall zunächst auch in Folge eines nationalen Alleingangs durch Deutschland als Vorreiter. Einen Mindestpreis von 40 Euro je Tonne ausgestoßenem CO2 halte ich für absolut angemessen, denn die Folgeschäden je Tonne sind wesentlich höher anzusetzen, wie erst neulich wieder Studien nachgewiesen haben. Eine solche Maßnahme würde auch einen positiven Impuls für mehr Innovationen und Investitionen in klimafreundliche Technologien bedeuten. Davon würden die deutschen Unternehmen gerade auch auf internationaler Ebene in besonderer Weise profitieren.

Aber auch wir als Erneuerbare Energien-Branche müssen unsere Hausaufgaben machen: Wir müssen selbstständig und proaktiv Vorschläge dafür entwickeln, wie die erneuerbaren Energien noch günstiger und marktfähiger werden können. GP JOULE hat zum Beispiel vorgeschlagen, die nach EEG zu vergütende Stromerzeugung von Windparks oder PV-Anlagen auf 90 Prozent ihrer Nennleistung zu begrenzen. Das spart enorme Netzausbaukosten und gibt den richtigen Anreiz dazu, EEG-Anlagen immer stärker systemdienlich einzusetzen. Wer dies konsequent weiterdenkt, der wird auch schnell zur Einsicht kommen, dass die dezentrale Speicherung von Energie häufig eine gute, oft auch regional die bessere Alternative zum teuren Netzausbau ist. Wenn dezentrale Energiespeicher nicht mehr länger als Letztverbraucher behandelt werden und deswegen die damit verbundenen Steuern und Abgaben bezahlen müssen, würden sich hier viele Dinge entscheidend beschleunigen. Ein Beispiel: PEM-Elektrolyseure, die flexibel Strom in Form von Wasserstoff speichern und im Bedarfsfall rückverstromen können, haben ohne die Verpflichtung zur Zahlung von Letztverbraucherabgaben die klare Perspektive, bis zum Ende der kommenden Legislaturperiode kostenmäßig voll wettbewerbsfähig zu sein. Auf diese Weise entsteht die Möglichkeit, Stromüberschüsse aus erneuerbaren Energien kosteneffizient zu speichern und bei Nacht und Windstille wieder einzuspeisen. Mit diesem System ist es nur eine Frage der Zeit, wann der Punkt erreicht sein wird, zu dem jedermann einsehen muss, dass wir dann auch keine fossilen Kraftwerke mehr brauchen.

Milk the Sun: Derzeit herrscht eine große Verunsicherung innerhalb der Bevölkerung, wenn es um das Thema Erneuerbare Energien und die damit zusammenhängende Energiewende geht. Der einzelne erstickt in einem Schwall an Pro-und-Anti-Propaganda, was letztendlich lediglich Verunsicherung und Verwirrung zur Folge hat. Es gibt nur wenige Stimmen die zur Ordnung rufen und die Diskussion auf eine sachliche und logische Ebene zurückführen wollen. Wie ist ihr Vorschlag für ein konstruktiveres Vorgehen in diesen Fragen?

Ove Petersen: Einige Punkte habe ich eben schon genannt. Aber den wahrscheinlich elementarsten davon möchte noch einmal hervorheben: Die Energiewende ist die zentrale Maßnahme, über die wir Klimaschutz wirklich wirksam betreiben können und damit nicht nur vernünftig handeln, sondern auch auf die Technologien setzen, die zunehmend die günstigeren und damit auch verbraucherfreundlicheren sind. Aber diesen ein wenig abstrakten Diskurs müssen wir lebhafter und lebensnaher für die Menschen herunterbrechen und darstellen. Auch hierfür möchte ich zwei Beispiele nennen. Erstens: Wenn Sie in den USA 100 Kilometer mit dem Auto fahren, zahlen Sie mindestens genau so viel dafür, als wenn Sie das in Deutschland täten. Das Benzin kostet sie dort zwar nur die Hälfte, aber die Autos dort verbrauchen dort mindestens doppelt so viel Sprit. Wenn Benzin aber scheinbar fast nichts kostet, werden Sie sich kaum Gedanken darüber machen, wie Sie vielleicht Ihr Mobilitätsverhalten ändern könnten, um weniger Geld dafür ausgeben zu müssen und nebenbei auch noch Umwelt und Klima zu schonen. So zahlen am Ende alle drauf: Sie haben hohe Mobilitätskosten trotz niedriger Benzinpreise und der Klimawandel schreitet voran. Das Gleiche gilt für die Debatte in Deutschland: Heute ist noch kaum jemandem bewusst, dass schon 2013 neue PV-Anlagen den Strom günstiger erzeugen als neue Kernkraftwerke. Viele Interessen- und Lobbygruppen versuchen immer noch, der Öffentlichkeit den Blick auf bereits vorhandene Fakten zu verstellen und das konsequente Weiterentwickeln intelligenter Ansätze zu behindern. Aber das wird ihnen immer weniger gelingen. Jeder, der zuhause eine PV-Anlage zur Eigenstromnutzung nutzt, weiß das.

Milk the Sun: Stéphane Hessel bezeichnete den Kampf für eine nachhaltige und feste Umweltpolitik als eine der Hauptaufgaben der Menschen im 21. Jahrhundert. Die Erkenntnisse der Wissenschaft und die Veränderungen des Klimas geben ihm Recht. Dennoch passiert verhältnismäßig wenig, obwohl es letztendlich um die Existenz der menschlichen Spezis geht. Wie ist ihr Standpunkt dazu, dass sich angesichts eines derart dringenden Themas noch immer in politischen und wirtschaftlichen Grabenkämpfen ergeben wird?

Ove Petersen: Die letzten 20 Jahre waren weltweit geprägt von einer Hegemonie des Shareholder Value gegenüber Betrachtungsweisen, die wesentlich nachhaltiger und womöglich auch intelligenter sind. Demzufolge wurde kurzfristigem Gewinnstreben vieles untergeordnet, leider häufig auch die Aspekte, die mit Umwelt- und Klimaschutz zusammenhängen. Hier könnten wir als Gesellschaft und als Staat ein „Sicherungssytem“ installieren, das künftig verhindern helfen könnte, dass Unter-nehmen, aber auch die Politik Entscheidungen treffen, die den Ressourcenverbrauch und damit auch die Umweltzerstörung und den Klimawandel weiter vorantreiben und beschleunigen: Wir sollten den Klimaschutz und die Reduzierung des CO2-Ausstoßes auf null als Staatsziele im Grundgesetz verankern. Diese Ziele sind so elementar wichtig für diejenigen, die das Grundgesetz schützen soll, nämlich die Menschen und die Tiere, die in Deutschland leben, dass sie es absolut verdienen, Verfassungsrang zu erhalten. Denn dann hätte jeder auch das Recht, Gesetze im Bereich der Klima-, Umwelt- und Energiepolitik auf ihre Verfassungskonformität hin überprüfen zu lassen. Wir würden also die Sicherheit dafür schaffen, dass das Recht und der Schutz der Menschen Vorrang vor dem kurzfristigen Gewinnstreben auf Kosten der Nachhaltigkeit hat.

Die Politik wird sicher eine solche Initiative nicht selbst ergreifen. Es braucht also eine gesellschaftliche Basis und Bewegung, die eine derartige Forderung, nämlich Klimaschutz und CO2-Reduktion Verfassungsrang zu geben, in die öffentliche politische Debatte einbringt. Da bin ich optimistisch: Ich denke, die gesellschaftliche Mehrheit, die eine solche Forderung mitträgt, ist heute größer denn je.

 

Wir bedanken uns bei Herrn Petersen für das Interview.

 


Im Rahmen der Interviewreihe “Vier Fragen an …” stellt der Milk the Sun Blog bis zur Bundestagswahl am 22.September 30 Tage lang führenden Köpfe aus Wirtschaft, Politik und Medien vier Fragen zu den Erwartungen an die Energiepolitik Deutschlands der zurückliegenden und kommenden Jahre. Bisher interviewten wir Sebastian Bolay (DIHK), Heiko Schwarzburger (Photovoltaik), Corinna Lang (CleanEnergy Project), Patrick Jüttemann (klein-windkraftanlagen.com), Christian Leers (PV-Experte), Robert Schwarz (BTO Management Consulting), Lothar Lochmaier (Freier Journalist), Michael Richter (Sonneninvest AG), Kilian Rüfer (SUSTAINMENT), Udo Schuldt (Blogger), Thorsten Zoerner (Solution Architect), Prof. Dr. Eicke Weber (Fraunhofer ISE), Falko Bozicevic (GoingPublic Magazin), Carsten Körnig (Solarwirtschaft e.V.), Denis-Mariel Kühn (EGBB), Doreen Brumme (Freie Journalistin), Erhard Renz (sonnenfluesterer.de), Sabine Eva Rädisch (Autorin und Bloggerin), Bart Markus (Wellington Partners), Prof. Volkmar Liebig (avesco Financial Services AG), Dr. Tim Meyer (Grünstromwerk GmbH), Alexander Fehr (Fehrdeal & Energieblogger), Thomas Nasswetter (Ritter Gruppe und Blogger), Dr. Stefan Dietrich (Windwärts Energie), Sylvia Pilarsky-Grosch (BWE), Holger Ruletzki (Parabel AG), Franz Alt (Journalist), Arne Horn (DZ-4), Dr. Bernd Köhler (Phoenix Solar), Björn-Lars Kuhn (Proteus Solutions & Energieblogger), Cornelia Daniel-Gruber (Journalistin und Bloggerin)

 

Vier Fragen an … Cornelia Daniel-Gruber, Journalistin und Energiebloggerin

Cornelia Daniel-Gruber ist eine der führenden Energiebloggerinnen im deutschsprachigen Raum. Die geborene Österreicherin ist in ihrer Funktion als Journalistin und Bloggerin vor allem auf die Bereiche Solarenergie, Photovoltaik und Solarthermie konzentriert. Seit 2012 leitet sie die Redaktion des ecoquent-positions Blog. Zudem Arbeitet Frau Daniel-Gruber als externe Autorin für den oekoenergie Blog und ist seit 2011 die Inhaberin von Dachgold, einer Beratungsfirma für Solarprojekte.

Cornelia Daniel-Gruber: "Die Energiewende bringt definitiv Verlierer aber noch viel mehr Gewinner auf den Plan. Derzeit haben die Verlierer vielleicht einfach noch zu viel Geld und den Gewinnern ist das Gewinnpotenzial noch nicht so richtig bewusst." (c) Bubu Dujmic

Milk the Sun: Liebe Frau Daniel-Gruber, die Liste derer, denen in den letzten Monaten und Jahren ein Ausbremsen der Energiewende vorgeworfen wurde, ist lang. Wie schätzen Sie die klimapolitischen Ergebnisse der letzten Legislaturperiode der schwarz-gelben Regierung ein, der nach Kanzlerin Merkel „erfolgreichsten Bundesregierung seit der Wiedervereinigung“?

Cornelia Daniel-Gruber: Nachdem ich aus Österreich bin, kann ich mir nicht wirklich erlauben Regierungsarbeit zu „bewerten“, ich weiß nur, dass in Deutschland über Energiepolitik gesprochen wird und in Österreich nicht, das Thema ist quasi nonexistent und es wird eine „Wir-sind-eh-Super-Poltitik“ gefahren. Dass unser erneuerbare Energieanteil quasi stagniert, scheint niemanden zu interessieren. Aber jetzt genug aus Österreich und zurück zu Deutschland. Was die öffentliche Debatte und den Umsetzungswillen betrifft, ist Deutschland jedenfalls meilenweit voraus, die Energiewende ist auf Schiene und trotz so mancher Entgleisungen meiner Meinung nach nicht mehr aufzuhalten. Was jedoch problematisch ist, ist das Agieren auf europäischer Ebene. Deutschland müsste noch mehr dafür eintreten, dass Drecksschleudern für ihre Verschmutzung zahlen müssen, anstatt sie weiter zu entlasten. Dies würde auch den billigen Kohlestrom verteuern und die EEG Umlage verringern. Wirklich bedenklich finde ich den Neubau der Kohlekraftwerke ohne CCS. Bei meinem Studienaufenthalt in England wurde uns erklärt, dass dies nur durch geschickte zeitliche Planung möglich war, da die Genehmigungen ausgegeben wurden, bevor das neue EU-Recht in Kraft treten konnte, wonach eine CCS-Möglichkeit für neue Kohlekraftwerke verpflichtend wurde. Nicht falsch verstehen; ich bin kein Freund von CCS, aber es würde endlich die externen Kosten internalisieren und so würden definitiv nicht mehr viele neue Kohlekraftwerke geplant, sondern nur mehr jene, die wirklich notwendig sind.

Milk the Sun: Unabhängig davon welche Partei nach dem 22.September in den Bundestag einziehen wird und unabhängig von der dann herrschenden Koalition, kommen auf die neue Bundesregierung viele wichtige und prägende energiepolitischen Entscheidungen zu. Was erwarten Sie sich von der Bundesregierung nach den Wahlen?

Cornelia Daniel-Gruber: Der Strombereich ist wie gesagt auf Schiene und nun muss vermutlich das EEG etwas nachgebessert werden, es darf aber in keinem Fall so kurz vor dem Durchbruch abgeschafft werden. Es sei denn es werden gleichzeitig alle Privilegien der alten Energiewirtschaft abgeschafft und externe Kosten in die fossilen Energien eingepreist. Der viel größere Brocken ist aber meiner Meinung nach der Wärmebereich, welcher sträflich vernachlässigt wurde. Es gibt bereits erste Ansätze, dass sich hier etwas tut, dieser Weg sollte fortgesetzt werden.  Dänemark könnte hier ein gutes Vorbild sein. Der Umstieg auf 100% ist dort in allen Bereichen skizziert und auch die Finanzierung nach 4 Jahren Verhandlung unter Dach und Fach. Nun wird der Plan schrittweise abgearbeitet, auch England arbeitet mit dem System des „Backcastings“ und plant mithilfe einer CO2-Steuer eine massive Reduktion der Treibhausgase. Leider mit etwas unüblichen Mitteln wie AKW’s und CCS aber dort vertraue ich darauf, dass der Markt diese Technologien langfristig verdrängen wird, wenn nicht mit unnötigen Subventionen nachgeholfen wird.

Milk the Sun: Derzeit herrscht eine große Verunsicherung innerhalb der Bevölkerung, wenn es um das Thema Erneuerbare Energien und die damit zusammenhängende Energiewende geht. Der einzelne erstickt in einem Schwall an Pro-und-Anti-Propaganda, was letztendlich lediglich Verunsicherung und Verwirrung zur Folge hat. Es gibt nur wenige Stimmen die zur Ordnung rufen und die Diskussion auf eine sachliche und logische Ebene zurückführen wollen. Wie ist ihr Vorschlag für ein konstruktiveres Vorgehen in diesen Fragen?

Cornelia Daniel-Gruber: Kostenwahrheit, Kostenwahrheit, Kostenwahrheit. Da es die absolute Wahrheit immer noch nicht gibt und daher auf beiden Seiten gegensätzliche Werte verwendet werden, ist es immanent, hier wirklichen Durchblick zu bekommen. Für jeden Bürger sollte klar sein wie viel die kWh aus Photovoltaik oder Solarthermie kostet, gleichzeitig sollte jeder aus dem Effeff die Kosten/kWh für ein neugebautes Atom- oder Kohlekraftwerk beziffern können. Das klingt jetzt vielleicht zu viel verlangt, aber transparente Strom- und Wärmegestehungskosten sind meiner Meinung nach der einzig richtige Weg in Richtung Wahrheitsfindung. Natürlich müssen die Rechnungen ehrlich sein. Bei Photovoltaik und Solarthermie wird verlangt jede einzelne Handwerkerstunde, die über die Laufzeit anfällt, mit einzurechnen. Es handelt sich um eine komplette Vollkostenrechnung mit Versicherung, Garantien und Austausch einzelner Komponenten. Diesen Detaillierungsgrad vermisse ich bei den Fossilen. Man findet kaum transparente Berechnungsmodelle über die Laufzeit eines AKWs. Auch die unterschiedlichen Annahmen über die Laufzeit müssen berücksichtigt werden. Warum wird z.B. ein AKW auf 50 Jahr gerechnet, aber ein PV-Kraftwerk auf 25? Mit entsprechenden Wartungskosten kann auch ein PV-Kraftwerk über deutlich mehr Jahre betrieben werden.

Milk the Sun: Stéphane Hessel bezeichnete den Kampf für eine nachhaltige und feste Umweltpolitik als eine der Hauptaufgaben der Menschen im 21. Jahrhundert. Die Erkenntnisse der Wissenschaft und die Veränderungen des Klimas geben ihm Recht. Dennoch passiert verhältnismäßig wenig, obwohl es letztendlich um die Existenz der menschlichen Spezies geht. Wie ist ihr Standpunkt dazu, dass sich angesichts eines derart dringenden Themas noch immer in politischen und wirtschaftlichen Grabenkämpfen ergeben wird?

Cornelia Daniel-Gruber: Ehrlich gesagt: Ich weiß es nicht. Es liegt sicher an der Komplexität der Probleme und daran, dass es die Zweifler geschafft haben, einen gewissen Unsicherheitsgrad in die Debatte zu bringen. Dadurch fehlt es der Politik an der nötigen Konsequenz für die anstehenden Entscheidungen. Wäre allen glasklar, dass die externen Kosten der Fossilen höher sind, als die nötigen Mittel um eine erneuerbare Gesellschaft aufzubauen und gäbe es keinen Zweifel, dass CO2 unserem Planeten wirklich schadet, wäre die Einführung einer einfachen und konsequent umgesetzten Dreck- Schadstoff- oder CO2-Steuer, die einzig folgerichtige Entscheidung. Der vielzitierte Markt würde uns dann weg vom CO2 hinzu saubereren Formen führen. Auch jeder einzelne müsste mit seinem „CO2-Budget“ auskommen und für einen Mehrverbrauch bezahlen. So würden auch die Weniger-Einnahmen aus Ölsteuern wieder aufgehoben, was ja die Politik ebenfalls noch zurückhält, die Energiewirtschaft umzubauen. Insgesamt gibt es vermutlich viel zu viele Einzelinteressen, die nicht so einfach unter einen Hut zu bringen sind. Die Energiewende bringt definitiv Verlierer aber noch viel mehr Gewinner auf den Plan. Derzeit haben die Verlierer vielleicht einfach noch zu viel Geld und den Gewinnern ist das Gewinnpotenzial noch nicht so richtig bewusst.

 

Wir bedanken uns bei Frau Daniel-Gruber für das Interview.

 


 Im Rahmen der Interviewreihe “Vier Fragen an …” stellt der Milk the Sun Blog bis zur Bundestagswahl am 22.September 30 Tage lang führenden Köpfe aus Wirtschaft, Politik und Medien vier Fragen zu den Erwartungen an die Energiepolitik Deutschlands der zurückliegenden und kommenden Jahre. Bisher interviewten wir Sebastian Bolay (DIHK), Heiko Schwarzburger (Photovoltaik), Corinna Lang (CleanEnergy Project), Patrick Jüttemann (klein-windkraftanlagen.com), Christian Leers (PV-Experte), Robert Schwarz (BTO Management Consulting), Lothar Lochmaier (Freier Journalist), Michael Richter (Sonneninvest AG), Kilian Rüfer (SUSTAINMENT), Udo Schuldt (Blogger), Thorsten Zoerner (Solution Architect), Prof. Dr. Eicke Weber (Fraunhofer ISE), Falko Bozicevic (GoingPublic Magazin), Carsten Körnig (Solarwirtschaft e.V.), Denis-Mariel Kühn (EGBB), Doreen Brumme (Freie Journalistin), Erhard Renz (sonnenfluesterer.de), Sabine Eva Rädisch (Autorin und Bloggerin), Bart Markus (Wellington Partners), Prof. Volkmar Liebig (avesco Financial Services AG), Dr. Tim Meyer (Grünstromwerk GmbH), Alexander Fehr (Fehrdeal & Energieblogger), Thomas Nasswetter (Ritter Gruppe und Blogger), Dr. Stefan Dietrich (Windwärts Energie), Sylvia Pilarsky-Grosch (BWE), Holger Ruletzki (Parabel AG), Franz Alt (Journalist), Arne Horn (DZ-4), Dr. Bernd Köhler (Phoenix Solar), Björn-Lars Kuhn (Proteus Solutions & Energieblogger)

Vier Fragen an … Björn-Lars Kuhn, Inhaber von Proteus Solutions und Energieblogger

Björn-Lars Kuhn ist einer der erfolgreichsten Energieblogger Deutschlands und ist Gesellschafter bei Proteus Solutions. Er ist seit vielen Jahren in der IT-Branche tätig. Zusätzlich kann Herr Kuhn auf ein mehrere Jahre umfassendes Fachwissen auf dem Gebiet der Solarbranche zurückblicken. Neben seiner Tätigkeit als IT-Experte ist Herr Kuhn auch freier Journalist. Als solcher gehört er zu den einflussreichsten Stimmen auf dem Themengebiet der Solar- und Photovoltaikenergie.

Björn-Lars Kuhn: "Rein technisch ist es möglich Deutschland bis 2030 fast ausschließlich über die Erneuerbaren zu versorgen. Doch das wird ein Wunschtraum bleiben."

Milk the Sun: Lieber Herr Kuhn, die Liste derer, denen in den letzten Monaten und Jahren ein Ausbremsen der Energiewende vorgeworfen wurde, ist lang. Wie schätzen Sie die klimapolitischen Ergebnisse der letzten Legislaturperiode der schwarz-gelben Regierung ein, der nach Kanzlerin Merkel „erfolgreichsten Bundesregierung seit der Wiedervereinigung“?

Björn-Lars Kuhn: „Erfolgreich“ ist wieder eine der üblichen pathologischen Euphemismen. Das hört man in den letzten Tagen von fast jeder Partei. Denn die letzte Legislaturperiode war alles andere als erfolgreich: permanente Änderungen am EEG haben die Branche verunsichert und den zügigen Ausbau der Erneuerbaren spürbar gebremst, der Zertifikatshandel liegt am Boden, nahezu jedes energieintensive Unternehmen wird subventioniert und auf europäischer Ebene schreit ein gekaufter Schwabe gleich nach neuen Atomkraftwerken.

Wo ist da der Erfolg, wenn die Lobby der großen Vier erfolgreich auf Shopping-Tour war? Klimapolitisch gesehen waren die letzten vier Jahre ein Desaster. Einzige Hoffnung ist, dass Landespolitiker im eigenen Land teilweise anders denken, als auf Bundesebene.

Milk the Sun: Unabhängig davon welche Partei nach dem 22.September in den Bundestag einziehen wird und unabhängig von der dann herrschenden Koalition, kommen auf die neue Bundesregierung viele wichtige und prägende energiepolitische Entscheidungen zu. Was erwarten Sie sich von der Bundesregierung nach den Wahlen?

Björn-Lars Kuhn: Eine konsequente Umsetzung der Energiewende ohne weiteres Rumgeeier. Rein technisch ist es möglich Deutschland bis 2030 fast ausschließlich über die Erneuerbaren zu versorgen. Doch das wird ein Wunschtraum bleiben.

Aber eine beständige, langfristige Novellierung des EEG muss endlich in Angriff genommen werden und in diesem Zuge muss auch ein neues Strommarktdesign her. Claudia Kemferts Buch (Kampf um Strom) sollte hier eine gute Grundlage darstellen. Derzeit verdienen sich ausschließlich die Energieversorger mit diesem System eine goldene Nase. Bürgerenergiewende geht anders. Aber da wollen wir hin. Und das sollte für die nächste Regierung ein klarer Auftrag sein. Die Bürgerenergiewende ist nicht mehr nur ein Thema der Grünen.

Milk the Sun: Derzeit herrscht eine große Verunsicherung innerhalb der Bevölkerung, wenn es um das Thema Erneuerbare Energien und die damit zusammenhängende Energiewende geht. Der einzelne erstickt in einem Schwall an Pro-und-Anti-Propaganda, was letztendlich lediglich Verunsicherung und Verwirrung zur Folge hat. Es gibt nur wenige Stimmen die zur Ordnung rufen und die Diskussion auf eine sachliche und logische Ebene zurückführen wollen. Wie ist ihr Vorschlag für ein konstruktiveres Vorgehen in diesen Fragen?

Björn-Lars Kuhn: Ja, da haben die großen Energieversorger und Lobbyisten ziemlich viel Geld in die Hand genommen. Derzeit hat man fast den Eindruck, dass wir eine Gleichschaltung der Medien erreicht haben. Der gemeine Bürger wird tatsächlich mit Fehlinformationen überschwemmt, was man schon nahezu Demagogie nennen kann.

Auf der anderen Seite stehen teilweise – auch das muss man fairerweise sagen – militante Umweltaktivisten, die dagegen halten, aber auch schon mal nur Behauptungen aufstellen, statt den Beweis anzutreten. Das war der Grund dafür, dass einige von uns (Blogger und Journalisten) die Energieblogger gegründet haben.

Wir verstehen uns zwar als Verfechter der Energiewende, gehen aber vielen Behauptungen auch auf den Grund und stellen uns öffentlich der Diskussion.

Ich sehen den mündigen Bürger in der Pflicht, sich auch mal intensiver zu informieren, nicht nur über die Mainstream-Medien. Nur mit emotionslosen Fakten lässt sich auf Dauer argumentieren. Dafür treten wir Energieblogger jeden Tag an. Vielleicht können wir irgendwann wieder die Sachlichkeit in die Diskussion bringen.

Milk the Sun: Stéphane Hessel bezeichnete den Kampf für eine nachhaltige und feste Umweltpolitik als eine der Hauptaufgaben der Menschen im 21. Jahrhundert. Die Erkenntnisse der Wissenschaft und die Veränderungen des Klimas geben ihm Recht. Dennoch passiert verhältnismäßig wenig, obwohl es letztendlich um die Existenz der menschlichen Spezis geht. Wie ist ihr Standpunkt dazu, dass sich angesichts eines derart dringenden Themas noch immer in politischen und wirtschaftlichen Grabenkämpfen ergeben wird?

Björn-Lars Kuhn: Das ist wohl eines der Kernprobleme seit Erfindung des Kapitalismus. Klar haben wir jetzt die dringende Aufgabe dieses „Klimading“ in den Griff zu bekommen. Aber solange heute mit dreckiger Energie noch Geld verdient wird, scheint das vielen, gerade in den Führungsetagen der Konzerne, nicht wirklich wichtig zu sein. Viele haben ihr Gewissen schon vor Jahren abgegeben und agieren nur noch nach dem Motto „Gier frist Hirn“. Und leider funktionieren unsere Politiker da sehr analog. Es gibt nur noch wenige Manager und Politiker, die sich der Wahrheit verschrieben haben und auch zu ihrem Wort stehen.

Ich möchte meinen Kindern und Enkeln eine lebenswerte Zukunft sichern, was in diesen Tagen recht schwierig ist, da wir meines Erachtens schon heute von Konzerninteressen dominiert werden – nicht nur im Energiebereich.

Eine Chance könnte sich ergeben, wenn die Kluft zwischen Arm und Reich noch größer wird und der Durchschnittsbürger vielleicht mal wach wird oder wenn die fossilen Energiequellen tatsächlich drastisch weniger werden; bisher ist das ja für viele nur Theorie. Dann könnten die Tage der „Führer“ gezählt sein. Ich weiß nur nicht, ob ich das noch erleben möchte. Auch deshalb beschäftige ich mich mit dem Thema erneuerbare Energien.

 

Wir bedanken uns bei Herrn Kuhn für das Interview.

 


Im Rahmen der Interviewreihe “Vier Fragen an …” stellt der Milk the Sun Blog bis zur Bundestagswahl am 22.September 30 Tage lang führenden Köpfe aus Wirtschaft, Politik und Medien vier Fragen zu den Erwartungen an die Energiepolitik Deutschlands der zurückliegenden und kommenden Jahre. Bisher interviewten wir Sebastian Bolay (DIHK), Heiko Schwarzburger (Photovoltaik), Corinna Lang (CleanEnergy Project), Patrick Jüttemann (klein-windkraftanlagen.com), Christian Leers (PV-Experte), Robert Schwarz (BTO Management Consulting), Lothar Lochmaier (Freier Journalist), Michael Richter (Sonneninvest AG), Kilian Rüfer (SUSTAINMENT), Udo Schuldt (Blogger), Thorsten Zoerner (Solution Architect), Prof. Dr. Eicke Weber (Fraunhofer ISE), Falko Bozicevic (GoingPublic Magazin), Carsten Körnig (Solarwirtschaft e.V.), Denis-Mariel Kühn (EGBB), Doreen Brumme (Freie Journalistin), Erhard Renz (sonnenfluesterer.de), Sabine Eva Rädisch (Autorin und Bloggerin), Bart Markus (Wellington Partners), Prof. Volkmar Liebig (avesco Financial Services AG), Dr. Tim Meyer (Grünstromwerk GmbH), Alexander Fehr (Fehrdeal & Energieblogger), Thomas Nasswetter (Ritter Gruppe und Blogger), Dr. Stefan Dietrich (Windwärts Energie), Sylvia Pilarsky-Grosch (BWE), Holger Ruletzki (Parabel AG), Franz Alt (Journalist), Arne Horn (DZ-4), Dr. Bernd Köhler (Phoenix Solar)

 

Vier Fragen an … Dr. Bernd Köhler, Vorstandsvorsitzender von Phoenix Solar

Dr. Bernd Köhler ist Vorstandsvorsitzender der Phönix Solar AG. Der promovierte Betriebswirt war Finanzvorstand und Vorstandssprecher in namhaften Unternehmen und verfügt über langjährige internationale Geschäftserfahrung, unter anderem auf den Gebieten Konzernführung und -finanzen, Produktion und Logistik. Die Phoenix Solar AG plant, baut und betreibt Solaranlagen bis in den Multi-Megawatt-Bereich, schwerpunktmäßig in den Wachstumsregionen in Asien und den USA. Zudem agiert sie als Fachgroßhändler für Photovoltaikkomponenten und -systeme.

Dr. Bernd Köhler: "Niemand profitiert derzeit von den niedrigen Strompreisen an der Börse und den hohen Abgabepreisen an die Verbraucher so wie die großen Energiekonzerne - dennoch gelingt es ihnen, mit dem Finger auf die Photovoltaik zu zeigen und den Verbrauchern zu suggerieren, der Solarstrom sei das Teure am Strom."

Milk the Sun: Lieber Herr Dr. Köhler, die Liste derer, denen in den letzten Monaten und Jahren ein Ausbremsen der Energiewende vorgeworfen wurde, ist lang. Wie schätzen Sie die klimapolitischen Ergebnisse der letzten Legislaturperiode der schwarz-gelben Regierung ein, der nach Kanzlerin Merkel „erfolgreichsten Bundesregierung seit der Wiedervereinigung“?

Dr. Bernd Köhler: Ob die Energie- und Klimapolitik der amtierenden Bundesregierung erfolgreicher oder weniger erfolgreich war und ist als die früherer oder alternativer Regierungen, das kann und will ich gar nicht abwägen. Festzuhalten ist aber, dass der Atomausstieg nach Fukushima die Politik offenkundig in einen Zielkonflikt gestürzt hat. Zuvor war noch die CO2-Reduzierung das entscheidende Ziel. Zu dessen Erreichung sollte Atomkraft noch einige Zeit beitragen. Dann erhielt der Atomausstieg hohe Priorität – und auf einmal musste der durch CO2-Schleudern abgesichert werden. Die aber sind aufgrund des Vormarschs der Erneuerbaren nicht mehr rentabel. Daher bekämpfen maßgebliche Teile der Politik derzeit ausgerechnet die Technologien, die sowohl fossile Energieträger als auch Atomkraft in absehbaren Zeiträumen überflüssig machen werden. Es ist nicht recht erkennbar, wie sich Legislative und Exekutive aus diesem selbst verursachten Schlamassel herauswinden wollen.

Milk the Sun: Unabhängig davon welche Partei nach dem 22.September in den Bundestag einziehen wird und unabhängig von der dann herrschenden Koalition, kommen auf die neue Bundesregierung viele wichtige und prägende energiepolitischen Entscheidungen zu. Was erwarten Sie sich von der Bundesregierung nach den Wahlen?

Dr. Bernd Köhler: Wenn künftig der Anteil von CO2-Ausstoß und Atomkraft wirklich reduziert werden soll, dann sind die erneuerbaren Energien der Königsweg dahin. Interessanterweise übernehmen gerade bei der Photovoltaik die Bürger selbst die Initiative – und das ist ein Trend, der kaum zu stoppen sein wird. Denn Photovoltaik ist die günstigste Art der Stromerzeugung, und sie kann dort verbraucht werden, wo sie gewonnen wird. Die Bürger aber, als kleine oder mittelgroße Solarinvestoren, brauchen vor allem eins: Rechts- und Planungssicherheit! Dem hektischen und konzeptionslosen Agieren seitens der deutschen und europäischen Politik sollte ein Ende gesetzt werden.

Milk the Sun: Derzeit herrscht eine große Verunsicherung innerhalb der Bevölkerung, wenn es um das Thema Erneuerbare Energien und die damit zusammenhängende Energiewende geht. Der einzelne erstickt in einem Schwall an Pro-und-Anti-Propaganda, was letztendlich lediglich Verunsicherung und Verwirrung zur Folge hat. Es gibt nur wenige Stimmen die zur Ordnung rufen und die Diskussion auf eine sachliche und logische Ebene zurückführen wollen. Wie ist ihr Vorschlag für ein konstruktiveres Vorgehen in diesen Fragen?

Dr. Bernd Köhler: Ich gebe Ihnen recht. Um nur eines der Paradoxa zu nennen: Niemand profitiert derzeit von den niedrigen Strompreisen an der Börse und den hohen Abgabepreisen an die Verbraucher so wie die großen Energiekonzerne – dennoch gelingt es ihnen, mit dem Finger auf die Photovoltaik zu zeigen und den Verbrauchern zu suggerieren, der Solarstrom sei das Teure am Strom. Kurz: Man darf nicht vergessen, dass hier mächtige Interessen am Werke sind. Der Appell an die Vernunft oder die Sachlogik ist da wenig aussichtsreich – zumal die Themen vielschichtig sind, miteinander verzahnt und häufig widersprüchlich. Am Ende hilft die alte Kontrollfrage, wem welche Aussage nützt.

Milk the Sun: Stéphane Hessel bezeichnete den Kampf für eine nachhaltige und feste Umweltpolitik als eine der Hauptaufgaben der Menschen im 21. Jahrhundert. Die Erkenntnisse der Wissenschaft und die Veränderungen des Klimas geben ihm Recht. Dennoch passiert verhältnismäßig wenig, obwohl es letztendlich um die Existenz der menschlichen Spezies geht. Wie ist ihr Standpunkt dazu, dass sich angesichts eines derart dringenden Themas noch immer in politischen und wirtschaftlichen Grabenkämpfen ergeben wird?

Dr. Bernd Köhler: Es wäre das erste Mal, dass sich nützliche Neuerungen ohne jeden Widerstand durchsetzen würden. Aber allen Grabenkämpfen zum Trotz setzen sich die erneuerbaren Energien weltweit immer mehr durch. Noch vor wenigen Jahren hätte man sich so hohe Anteile erneuerbarer Energien an der gesamten Stromerzeugung, wie wir sie heute haben, nicht träumen lassen. Sie haben aber alle Vorteile auf ihrer Seite: Sie sind die einzige unerschöpfliche Ressource, sie schonen Umwelt und Klima, sie sind inzwischen konkurrenzfähig, ja unterm Strich günstiger als die anderen Energieträger. Ihr Vormarsch ist nicht aufzuhalten.

 

Wir bedanken uns bei Herrn Dr. Köhler für das Interview.

 


Im Rahmen der Interviewreihe “Vier Fragen an …” stellt der Milk the Sun Blog bis zur Bundestagswahl am 22.September 30 Tage lang führenden Köpfe aus Wirtschaft, Politik und Medien vier Fragen zu den Erwartungen an die Energiepolitik Deutschlands der zurückliegenden und kommenden Jahre. Bisher interviewten wir Sebastian Bolay (DIHK), Heiko Schwarzburger (Photovoltaik), Corinna Lang (CleanEnergy Project), Patrick Jüttemann (klein-windkraftanlagen.com), Christian Leers (PV-Experte), Robert Schwarz (BTO Management Consulting), Lothar Lochmaier (Freier Journalist), Michael Richter (Sonneninvest AG), Kilian Rüfer (SUSTAINMENT), Udo Schuldt (Blogger), Thorsten Zoerner (Solution Architect), Prof. Dr. Eicke Weber (Fraunhofer ISE), Falko Bozicevic (GoingPublic Magazin), Carsten Körnig (Solarwirtschaft e.V.), Denis-Mariel Kühn (EGBB), Doreen Brumme (Freie Journalistin), Erhard Renz (sonnenfluesterer.de), Sabine Eva Rädisch (Autorin und Bloggerin), Bart Markus (Wellington Partners), Prof. Volkmar Liebig (avesco Financial Services AG), Dr. Tim Meyer (Grünstromwerk GmbH), Alexander Fehr (Fehrdeal & Energieblogger), Thomas Nasswetter (Ritter Gruppe und Blogger), Dr. Stefan Dietrich (Windwärts Energie), Sylvia Pilarsky-Grosch (BWE), Holger Ruletzki (Parabel AG), Franz Alt (Journalist), Arne Horn (DZ-4)

 

Vier Fragen an … Arne Horn, Vertriebsleiter bei DZ-4

Arne Horn ist einer der Köpfe hinter DZ-4, einem jungen Unternehmen aus Hamburg. DZ-4 sieht in der dezentralen Energieversorgung die Verfahrensweise der Zukunft und setzt es sich zum Ziel ihren Kunden eine private Energiewende zu ermöglichen. Arne Zorn organisiert den Vertrieb des DZ-4 Modells. Herr Horn kann auf 10 Jahre Erfahrung in der Solarbranche zurückblicken. Zuletzt arbeitete er als Vertriebsleiter in Südeuropa und Afrika bei LDK Solar.

Arne Horn: "Ich glaube nicht, dass die Energiewende in ihrer jetzigen Phase eine „Energiewende-von-oben“ sein wird. Vielmehr wird sie durch ganz viele kleine und lokale Initiativen vorangetrieben werden, die die Bürger selbst realisieren. Denn die technischen und ökonomischen Möglichkeiten haben wir heute bereits erreicht."

Milk the Sun: Lieber Herr Horn, die Liste derer, denen in den letzten Monaten und Jahren ein Ausbremsen der Energiewende vorgeworfen wurde, ist lang. Wie schätzen Sie die klimapolitischen Ergebnisse der letzten Legislaturperiode der schwarz-gelben Regierung ein, der nach Kanzlerin Merkel „erfolgreichsten Bundesregierung seit der Wiedervereinigung“?

Arne Horn: Die schwarz-gelbe Regierung hat meiner Meinung nach in den meisten klimapolitischen Fragen versagt. Die einzige Überraschung war natürlich die Kehrtwende beim Atomausstieg, die zwar sehr positiv für die Energiewende war, aber wegen der Schnelle des Umschwungs wenig Glaubwürdigkeit hatte.  Innerhalb von 12 Monaten hat die Bundesregierung ihre Meinung zur Atomkraft von einer Brückentechnologie hin zu einem Sicherheitsrisiko für unser Land geändert.

Als zweites Beispiel können wir den verpassten Netzausbau anbringen: 2009 wurde durch das Energieleitungsausbaugesetz die Ausbauziele von 1855km für die kommenden Jahre festgelegt. Stand heute sind laut der Bundesnetzagentur 268km gebaut. Und genau genommen sind es eigentlich noch weniger, da zum Zeitpunkt des Beschlusses bereits ca. 100km gebaut waren, die hier mit einberechnet sind. Da die Energiewende vorwiegend auch einen dezentralen Charakter hat, ist dies nicht ganz so dramatisch, wird leider jedoch als eine primäre Ausrede der Politik gegen einen weiteren Ausbau der Erneuerbaren verwendet.

Es ist schon traurig, dass nachweislich eine Mehrheit der Deutschen für die Energiewende ist, aber letztendlich kein Projekt in diesem Bereich wirklich vorangetrieben – geschweige denn finalisiert werden konnte. Vielmehr gibt es weitere zahlreiche Negativbeispiele: Die Solarbranche, eine der größten Zukunftsbranchen weltweit, wurde gerade durch sehr radikale Reformen des EEGs abgewürgt. Der Handel mit CO-2 Zertifikaten zu sinnvollen Preisen wird von Deutschland auf EU-Ebene konsequent blockiert.

Zum Schluss möchte ich dann doch noch einen positiven Aspekt der letzten Legislaturperiode hervorheben. Sie hat doch tatsächlich geschafft eine Förderung für dezentrale Batteriespeicher für PV-Anlagen auf die Beine zu stellen. Dabei ist jedoch der Weg dorthin bezeichnend, wie diese Regierung klimapolitische Aufgaben angegangen ist. Die Mittel für diese Förderung sollten aus dem Klimafonds bzw. Erlösen aus dem Verkauf von CO2-Zertifikaten stammen. Da dieser jedoch nicht richtig aufgesetzt wurde, fehlten die Einnahmen und die Förderung wäre beinahe gescheitert.

Milk the Sun: Unabhängig davon welche Partei nach dem 22.September in den Bundestag einziehen wird und unabhängig von der dann herrschenden Koalition, kommen auf die neue Bundesregierung viele wichtige und prägende energiepolitischen Entscheidungen zu. Was erwarten Sie von der Bundesregierung nach den Wahlen?

Arne Horn: Ich möchte an dieser Stelle eher von „wünschen“ als von „erwarten“ sprechen. Mein bescheidener Wunsch ist zunächst einmal, dass eine sachliche Diskussion geführt wird. Aufbauend darauf sollte eine wirklich konsequente nachhaltige Strategie zum Ausbau der Erneuerbaren Energien verfolgt werden, keine Lippenbekenntnisse wie es heute der Fall ist.

Welcher Fehler nicht noch einmal gemacht werden sollte, ist eine vorschnelle und übereilte Reform des EEGs allein mit dem Ziel, den Ausbau der Erneuerbaren Energien zu bremsen. Generell bin ich aber schon für eine sinnvolle Reform des Erneuerbaren Energien Gesetzes, die zum Beispiel die Befreiung der energieintensiven Industrie von der EEG-Umlage in Angriff nimmt. Auch das Paradoxon, dass sinkende Großhandelspreise zu einer höheren EEG-Umlage führen, muss aus meiner Sicht mit einem neuen Marktmodell überdacht werden. Wichtig ist an dieser Stellt auch, dass der Vorrang für Einspeisung erneuerbarer Energien erhalten bleibt.

Weiterhin ist eine unbürokratische Förderung von dezentralen Speichertechnologien unbedingt weiter voranzutreiben. Gleichzeitig sollten natürlich die alternden Netze an den richtigen Stellen modernisiert und eventuell ausgebaut werden.

Grade der letzte Punkt, aber auch die Reform des EEGs, erfordern eine starke zentrale Einheit, die mit mehr Kompetenzen ausgestattet ist als zum Beispiel die Bundesnetzagentur. Von daher erachte ich die Einrichtung eines Energieministeriums für die nächste Legislaturperiode als absolut notwendig, um die Energielandschaft in Deutschland wieder auf Kurs zu bringen.

Milk the Sun: Derzeit herrscht eine große Verunsicherung innerhalb der Bevölkerung, wenn es um das Thema Erneuerbare Energien und die damit zusammenhängende Energiewende geht. Der einzelne erstickt in einem Schwall an Pro-und-Anti-Propaganda, was letztendlich lediglich Verunsicherung und Verwirrung zur Folge hat. Es gibt nur wenige Stimmen die zur Ordnung rufen und die Diskussion auf eine sachliche und logische Ebene zurückführen wollen. Wie ist ihr Vorschlag für ein konstruktiveres Vorgehen in diesen Fragen?

Arne Horn: Sie beschreiben die Situation absolut korrekt: Die Energiewende – übrigens nicht gleichzusetzen mit dem Atomausstieg – ist das bedeutendste Projekt unserer und auch der nächsten Generation. Sie beeinflusst nicht nur ökologische, aber auch wirtschaftliche, soziale  und kulturelle Fragen. Deswegen beackern sehr viele Interessensgruppen dieses Feld und verursachen häufig einen regelrechten Stillstand in der Diskussion, anstatt am großen Ziel gemeinsam zu arbeiten. Dieser Zustand ist umso dramatischer, wenn man bedenkt, dass die Energiewende sogar dann noch eine Mammutaufgabe darstellt, selbst bei einer Übereinkunft dieser Gruppen.

Deshalb plädiere ich auch auf jeden Fall für die Einrichtung eines Energieministeriums, um von regulatorischer Seite mehr Kontinuität zu erzeugen. Damit sollte man zum einen die eben beschriebenen Aufgaben angehen und zum anderen aber auch die essentielle Aufgabe der sachlichen Aufklärung übernehmen. Der Bürger darf nicht mehr jeden zweiten Tag mit polemischen oder zumindest politisch gesteuerten Äußerungen der Interessensgruppen konfrontiert und manipuliert werden. Ich denke hier nur an die 1 Billion Euro Aussage von unserem Bundesumweltminister Herrn Altmaier.

Vielmehr sollte eine große, objektive Informationskampagne gestartet werden, um alle Aspekte der Energiewende – auch die herausfordernden – zu beleuchten. So eine Informationskampagne würde hoffentlich den Lobbygruppen beider Seiten den Wind aus den Segeln nehmen. Natürlich darf man hier nicht zu naiv die absolute Objektivität erwarten, aber ich denke, es wäre ein Schritt in die richtige Richtung.

Milk the Sun: Stéphane Hessel bezeichnete den Kampf für eine nachhaltige und feste Umweltpolitik als eine der Hauptaufgaben der Menschen im 21. Jahrhundert. Die Erkenntnisse der Wissenschaft und die Veränderungen des Klimas geben ihm Recht. Dennoch passiert verhältnismäßig wenig, obwohl es letztendlich um die Existenz der menschlichen Spezis geht. Wie ist ihr Standpunkt dazu, dass sich angesichts eines derart dringenden Themas noch immer in politischen und wirtschaftlichen Grabenkämpfen ergeben wird?

Arne Horn: Ich denke, es kann hier gar keinen anderen Standpunkt geben, als diese Situation als absolut fatal zu beschreiben. Es sei denn jemand hat ein gesteigertes Interesse am Erhalt der aktuellen Situation der Energielandschaft in Deutschland. Sie müssen bedenken, von den Entscheidungen der nächsten Jahre, werden wir noch lange etwas haben: Durch die zu hohe Anzahl von CO2 Zertifikaten auf dem Markt, ist der Betrieb und auch der Neubau von Kohlekraftwerken rentabel. Aus diesem Grund wird aktuell eher der Betrieb und auch Investition in solche klimaschädlichen Technologien – anstatt zum Beispiel effiziente Gaskraftwerke – gefördert. Falls sogar neue Kohlekraftwerke gebaut würden, sprechen wir hier wieder über eine Belastung für 2 Generationen.

Ich habe leider auch wenig Hoffnung, dass sich kurz- bis mittelfristig etwas an den politischen Grabenkämpfen ändern wird, auch wenn ich meine Vorstellung zu Ansätzen ja genannt habe.

Vielleicht erwarten wir hier aber auch etwas von der Politik und den steuernden Organen, dass Sie gar nicht erfüllen können. Nicht nur bei der Energiewende, sondern auch der Finanzkrise, den Hungerkrisen, genereller Ökologischer Zerstörung etc. erleben wir die Ohnmacht der Politik. Viele Themen sind einfach zu komplex, zu vernetzt und können einfach auch nicht mehr auflösbar erscheinen. An dieser Stelle stimmt mich jedoch ein Aspekt positiv, der auch mit einigen Ansätzen von Stéphane Hessel übereinstimmt. Denn er hat den Einzelnen immer dazu aufgerufen, für seine Rechte einzustehen und selber aktiv zu werden.

Und hier haben wir mit der Energiewende eine einmalige Chance im Gegensatz zu den meisten anderen globalen Problemen. Denn im Endeffekt kann jeder dezentral, vor Ort bei sich zu Hause zum Beispiel durch den Betrieb einer Photovoltaik Anlage etwas beitragen. Und durch den zusätzliche Installation eines stationären Batteriespeichers, kann er sich zu einem überwiegenden Teil unabhängig vom Strom aus dem öffentlichen Netz machen.

Ich glaube nicht, dass die Energiewende in ihrer jetzigen Phase eine „Energiewende-von-oben“ sein wird. Vielmehr wird sie durch ganz viele kleine und lokale Initiativen vorangetrieben werden, die die Bürger selbst realisieren. Denn die technischen und ökonomischen Möglichkeiten haben wir heute bereits erreicht.

 

Wir bedanken uns bei Herrn Horn für das Interview.

 


Im Rahmen der Interviewreihe “Vier Fragen an …” stellt der Milk the Sun Blog bis zur Bundestagswahl am 22.September 30 Tage lang führenden Köpfe aus Wirtschaft, Politik und Medien vier Fragen zu den Erwartungen an die Energiepolitik Deutschlands der zurückliegenden und kommenden Jahre. Bisher interviewten wir Sebastian Bolay (DIHK), Heiko Schwarzburger (Photovoltaik), Corinna Lang (CleanEnergy Project), Patrick Jüttemann (klein-windkraftanlagen.com), Christian Leers (PV-Experte), Robert Schwarz (BTO Management Consulting), Lothar Lochmaier (Freier Journalist), Michael Richter (Sonneninvest AG), Kilian Rüfer (SUSTAINMENT), Udo Schuldt (Blogger), Thorsten Zoerner (Solution Architect), Prof. Dr. Eicke Weber (Fraunhofer ISE), Falko Bozicevic (GoingPublic Magazin), Carsten Körnig (Solarwirtschaft e.V.), Denis-Mariel Kühn (EGBB), Doreen Brumme (Freie Journalistin), Erhard Renz (sonnenfluesterer.de), Sabine Eva Rädisch (Autorin und Bloggerin), Bart Markus (Wellington Partners), Prof. Volkmar Liebig (avesco Financial Services AG), Dr. Tim Meyer (Grünstromwerk GmbH), Alexander Fehr (Fehrdeal & Energieblogger), Thomas Nasswetter (Ritter Gruppe und Blogger), Dr. Stefan Dietrich (Windwärts Energie), Sylvia Pilarsky-Grosch (BWE), Holger Ruletzki (Parabel AG), Franz Alt (Journalist)

 

Vier Fragen an … Franz Alt, Journalist

Franz Alt ist einer von Deutschlands erfolgreichsten Journalisten in dem Bereich der Erneuerbaren Energien. Er studierte Politikwissenschaft, Geschichte, Philosophie und Theologie. Herr Alt moderierte über 20 Jahre das Politmagazin „Report“ und arbeitet bis 2003 für den SWF. Franz Alt trat 1988 aus der CDU aus und engagierte sich gegen das Projekt „Stuttgart 21“. Er unterhält unter anderem die Website www.sonnenseite.com, auf der er sich insbesondere zu umweltpolitischen Themen äußert. Sein neustes Buch heißt „Auf der Sonnenseite – warum uns die Energiewende zu  Gewinnern macht“ und ist im Piper Verlag als Taschenbuch erschienen.

Franz Alt: "Die Energiewende war ehrlich gemeint – vor allem von Bundeskanzlerin Merkel, aber von ihren Ministern Rösler und Altmaier stümperhaft ausgeführt."

Milk the Sun: Lieber Herr Alt, die Liste derer, denen in den letzten Monaten und Jahren ein Ausbremsen der Energiewende vorgeworfen wurde, ist lang. Wie schätzen Sie die klimapolitischen Ergebnisse der letzten Legislaturperiode der schwarz-gelben Regierung ein, der nach Kanzlerin Merkel „erfolgreichsten Bundesregierung seit der Wiedervereinigung“?

Franz Alt: Die Ergebnisse sind gemischt. Die Energiewende war ehrlich gemeint – vor allem von Bundeskanzlerin Merkel, aber von ihren Ministern Rösler und Altmaier stümperhaft ausgeführt. Die Bekundungen von Peter Altmaier zur „Strompreisbremse“ zeigen, dass er die entscheidenden langfristigen Kostenvorteile der Erneuerbaren Energiewende nicht verstanden hat: Sonne und Wind schicken keine Rechnung. Rösler und Altmaier denken nur an den nächsten Wahltermin und unterschlagen, dass es die Preise der alten Energieträger sind, die bald unbezahlbar werden. Und von den Folgekosten der bisherigen atomar-fossilen Energieversorgung reden sie gar nicht.

Milk the Sun: Unabhängig davon welche Partei nach dem 22.September in den Bundestag einziehen wird und unabhängig von der dann herrschenden Koalition, kommen auf die neue Bundesregierung viele wichtige und prägende energiepolitischen Entscheidungen zu. Was erwarten Sie sich von der Bundesregierung nach den Wahlen?

Franz Alt: Ein bisschen mehr Intelligenz als bisher. Die Speicher- und Netzprobleme sind lösbar, aber sie müssen endlich mit gutem Willen angepackt werden.

Ich erwarte, dass die neue Bundesregierung  nicht nur über die Probleme jammert, sondern endlich die strategischen Vorteile der Energiewende  begreift. Das sind ökologische, ökonomische, soziale und ethische Vorteile. Die Energiewende bietet der deutschen Volkswirtschaft schon deshalb riesige Exportchancen, weil wir bei Sonne, Wind, Biogas und bei Speichertechnologien weltweit Technologie-Führer sind. Die Energiewende kostet, das ist richtig, aber keine Energiewende kostet die Zukunft.

Milk the Sun: Derzeit herrscht eine große Verunsicherung innerhalb der Bevölkerung, wenn es um das Thema Erneuerbare Energien und die damit zusammenhängende Energiewende geht. Der einzelne erstickt in einem Schwall an Pro-und-Anti-Propaganda, was letztendlich lediglich Verunsicherung und Verwirrung zur Folge hat. Es gibt nur wenige Stimmen die zur Ordnung rufen und die Diskussion auf eine sachliche und logische Ebene zurückführen wollen. Wie ist ihr Vorschlag für ein konstruktiveres Vorgehen in diesen Fragen?

Franz Alt: Es geht nur über mehr Aufklärung. Es spricht für den nachhaltigen Bewusstseinswandel der Deutschen, dass sie trotz permanenter Verunsicherung durch führende FDP-Politiker und Vertreter des CDU-Wirtschaftsrats zu 82 % die Energiewende wollen. Mit diesem Pfund muss die neue Bundesregierung wuchern. Das Energiethema sollte das entscheidende Wahlkampfthema werden. Die Bürgerinnen und Bürger sind in diesen Fragen entschieden weiter als die jetzige Bundesregierung.

Milk the Sun: Stéphane Hessel bezeichnete den Kampf für eine nachhaltige und feste Umweltpolitik als eine der Hauptaufgaben der Menschen im 21. Jahrhundert. Die Erkenntnisse der Wissenschaft und die Veränderungen des Klimas geben ihm Recht. Dennoch passiert verhältnismäßig wenig, obwohl es letztendlich um die Existenz der menschlichen Spezis geht. Wie ist ihr Standpunkt dazu, dass sich angesichts eines derart dringenden Themas noch immer in politischen und wirtschaftlichen Grabenkämpfen ergeben wird?

Franz Alt: Angel Merkel geht noch weiter. Sie bezeichnet die Energie- und Klimafrage als die „Überlebensfrage der Menschheit“. In diesem Punkt stimme ich der Kanzlerin voll und ganz zu. Deshalb habe ich ihr auch mein neues Buch zu diesem Thema gewidmet.

 

Wir bedanken uns bei Herrn Alt für das Interview.

 


Im Rahmen der Interviewreihe “Vier Fragen an …” stellt der Milk the Sun Blog bis zur Bundestagswahl am 22.September 30 Tage lang führenden Köpfe aus Wirtschaft, Politik und Medien vier Fragen zu den Erwartungen an die Energiepolitik Deutschlands der zurückliegenden und kommenden Jahre. Bisher interviewten wir Sebastian Bolay (DIHK), Heiko Schwarzburger (Photovoltaik), Corinna Lang (CleanEnergy Project), Patrick Jüttemann (klein-windkraftanlagen.com), Christian Leers (PV-Experte), Robert Schwarz (BTO Management Consulting), Lothar Lochmaier (Freier Journalist), Michael Richter (Sonneninvest AG), Kilian Rüfer (SUSTAINMENT), Udo Schuldt (Blogger), Thorsten Zoerner (Solution Architect), Prof. Dr. Eicke Weber (Fraunhofer ISE), Falko Bozicevic (GoingPublic Magazin), Carsten Körnig (Solarwirtschaft e.V.), Denis-Mariel Kühn (EGBB), Doreen Brumme (Freie Journalistin), Erhard Renz (sonnenfluesterer.de), Sabine Eva Rädisch (Autorin und Bloggerin), Bart Markus (Wellington Partners), Prof. Volkmar Liebig (avesco Financial Services AG), Dr. Tim Meyer (Grünstromwerk GmbH), Alexander Fehr (Fehrdeal & Energieblogger), Thomas Nasswetter (Ritter Gruppe und Blogger), Dr. Stefan Dietrich (Windwärts Energie), Sylvia Pilarsky-Grosch (BWE), Holger Ruletzki (Parabel AG)

 

surya168 akun pro thailand https://slotgacormax.win/ https://wwwl24.mitsubishielectric.co.jp/ daftar judi online judi bola situs judi bola resmi