Photovoltaik in Marokko: Vom Morgenland zum homeland der freien PV-Welt

Photovoltaik in Marokko: Vom Morgenland zum homeland der freien PV-Welt

Der Strommarkt in Marokko befindet sich im Wandel und bietet beste Voraussetzungen für Photovoltaik-Anlagen. Grund genug, die Fakten auf den Tisch zu legen und zu handeln. Die Zeichen stehen gut. Ein Beitrag von Niels Hardrop, Gründer der Gesellschaft moroccan solar SARL in Agadir.

 

Mit Unterschrift des Ministerpräsidenten unter den „contrat-programme état-ONEE“ am 26.5. letzten Jahres endete für Marokko die Ära der Stromsubventionen. Seitdem gab es zwei Preiserhöhungen, die dritte folgt am 1.August 2015. Ein größerer Mehrpersonen-Privatkundenhaushalt zahlt dann ab 1. 8.2015 1, 58 Dirham pro kW/h, also etwa 15 Euro- Cent.

Keine große Nachricht, wären wir hier nicht in einem Land mit einer Sonneneinstrahlung von 1500 bis 2400 kW/h globale Horizontalirradiation. Zum Vergleich: Düsseldorf hat eine Einstrahlung von 700 kW/h. Bei bis zu 310 Sonnentagen (Agadir) kann man hier mit gleichem Materialeinsatz wie bei uns die dreifache Strommenge produzieren. Keine Subventionen mehr für die herkömmlichen Energieträger – das ist wie bei uns wenig Sonne mit viel Subvention, nur eben noch viel dauerhafter. Es gibt nur wenige Länder, wo die Photovoltaik mehr produzieren kann. Genau hier wurden 26 % Preiserhöhung für Endverbraucher innerhalb von vier Jahren vereinbart.

Was war passiert? Der staatliche Energieversorger ONEE hatte in den letzten Jahren Niedrigspannungsnetze in jeden Winkel dieses wunderbaren Berg-, Tal- und Küstenlandes gelegt, Kleinstverbraucher bis 500 kW/h im Monat bezahlen jedoch nur 9 ct. Pro kWh. Im Ergebnis standen 2 Mrd. Euro Verlust in 2013. Und nun kommt die Altersgruppe der 20-30 Jährigen, hier 4-mal so groß wie die der Gruppe der 50-60 Jährigen, ins beste Verbraucheralter und bedient sich im Supermarkt bei Klimaanlagen, Fernsehern, oder dem 1700 Watt-Ofen für die Oma oder das Büro: Denn hier scheint zwar viel Sonne, aber der Atlantik, die Berge und alle Büros des Großraums Casablanca und im ganzen Land sind im Winter kalt.

Ergebnis ist seit einigen Jahren eine 6-prozentige jährliche Nachfragesteigerung bei Strom – Tendenz steigend. Ein hoher, fast schon exponentieller Wert, der einen Blick auf die Angebotsentwicklung nahelegt:

Größte Kapazitätsausweitung im Jahr 2015 erfolgt durch das CSP-Großkraftwerk in Ouarzazate, welches auch noch nach Sonnenuntergang für die abendliche Hauptverbrauchszeit produziert, aber mit über 12ct./kWh Kosten teuer ist. Weitere Bauabschnitte möchte man – mitten im Atlas-Hochgebirge – gern an chinesische Anbieter vergeben.

Zweitgrößter Neubau ist ein Kohlekraftwerk für etwa 2017 von Hitachi und hat – gerechnet auf die Investitionssumme – Gestehungskosten von 8 ct./kWh – ohne den Brennstoff Kohle wohlgemerkt. Dieser kommt per Schiff aus Übersee, das Land ist zu über 90% abhängig von importierter Energie.

Die Politiker, übrigens fast alle in erstklassigen Universitäten ausgebildete Fachleute, will daher im Photovoltaik-Bereich kurzfristig 2000 MW genehmigen. Das Gesetz 13-09, was Bau, Produktion und Verkauf regelt, ist bereits verabschiedet, und um die letzte sog. „Durchführungsverordnung zur Durchleitung“ und deren Kosten wird seit Monaten gerungen – der Einigungsdruck ist hoch.

Aufmerksamen Lesern fallen die widersprüchlichen Fertigstellungsangaben auf – die Zeit des zügigen Durchziehens von Großprojekten ist wie woanders in der Welt auch in Marokko wohl vorbei. Auch Windkraftanlagen, hier nur erlaubt in großen, eigens ausgeschriebenen Zonen als Multi-Megawatt-Windparks, sind in Marokko komplexe Großprojekte, genauso wie das Marktsegment der vom Versorger ausgeschriebenen Großanlagen. Es bleibt fraglich, ob der unbeirrt steigenden Nachfrage hier rechtzeitig nachgekommen werden kann.

Als mögliche Marktteilnehmer sind zunächst französische Unternehmen zu nennen. Die Beziehungen zu den ungeliebten ehemaligen Kolonialherren sind seit „Charlie Hebdo“ jedoch wieder einmal auf einem Tiefpunkt. EDF hat sich zudem jüngst mit einem alten Vertrag via Ihrer Tochter Lydec die Versorgung von Teilen von Casablanca gesichert, was in der allgemein sehr guten Wirtschaftspresse schlecht ankam.

Zweite Gruppe sind große Gesellschaften aus dem Nahen Osten, denen seit den günstigen Ölpreisrückgängen der Anlagedruck und die damit verbundenen geringen Renditeziele als Ihre eigentliche Stärke fehlen.

Eine dritte Gruppe umfasst große Hersteller wie Yingli Solar, welche sich Projekte anschauen zwecks vertikaler Integration, oder RWE, die seit 3 Jahren auf Beobachterstatus sind, und zwar nicht ohne Grund, denn die deutschen als ‚Weltmeister‘ der Photovoltaik sind als Freunde und Fachleute gern gesehen. Berlin hat daran nicht unerheblichen Anteil und durch die sogenannte deutsch-marokkanische Energiekonferenz 100 Mio. Euro zugesagt. Die AHIK liefert exzellente Markstudien der Energiemärkte, denn alles andere was man braucht in diesem Land ist wie bei uns in Europa der ‚code civil‘ Frankreichs. Dieser war nicht nur Vorlage unseres BGB, sondern auch der Gesetze in Marokko. Alles in diesem Land ist strukturell wie bei uns, BGB, Katasteramt, Gerichtswesen und die Notariate. Vervollständigt wird die gute Infrastruktur durch Wirtschaftsverbände, internationale Banken und staatliche Fonds, weshalb das Land als Sprungbrett für den afrikanischen Kontinent gilt. Und auch das Schulfranzösisch reicht, denn das freundliche arabische Gegenüber kennt seine eigene Staats-Sprache auch erst aus der Schule.

Zweites Marktsegment der Angebotsseite und für Ausländer fast ohne Eintrittsbarrieren ist der Markt der mittelgroßen Projekte. Alle Anlagen bis 2 MW sind nach Artikel 21 genehmigungsfrei und vom Netz gut verkraftbar. Das Gesetz sieht einen direkten Abnehmervertrag zwischen IPP und offtaker vor, sodass die Bonität der Kunden von entscheidender Bedeutung ist.

Hier gibt es drei Gruppen in der heimischen Wirtschaft, für jede von Ihnen sind die Stromkosten die jeweils größte Kostenposition und damit erfolgsentscheidend: Internationale Hotelgruppen, landwirtschaftliche Großbetriebe, die sämtliches Wasser mit Tiefpumpen fördern und eine Reihe erstklassiger industrieller Mittelständler, die zum Teil mit erheblichen Eigenmitteln auch als Turnkey-Kunden auftreten.

Und nun folgen seit Mai 2014 die Endverbraucher als potentielle Eigenverbrauchsanlagen-Kunden. Erste Tests von autoconso-kits mit klassischen-Blei-Säure-Batterien aus heimischer Produktion bieten bei Investitionssummen von unter 3000 Euro eine jährliche Ersparnis von über 400 Euro, Versorgungssicherheit und schwankungsfreier Betrieb inklusive. Der hohe tägliche Energieeintrag führt zu höherer Materialauslastung und damit zu höheren Erträgen und geringerer Kapazitätsvorhaltung. Wer braucht staatliche Batteriesubventionsanträge, wenn diese hier täglich den dreifachen Umsatz hat und man beim Preis von 1 Euro pro aH soviel Kapazität vorhalten kann, dass die Lebensdauer durch geringe Tiefenentladung geschont werden kann?

90 % der Bestandsgebäude sind inhaberbewohnte, dreigeschossige Häuser mit Flachdächern. In diesem Marktsegment entfällt bei den Installationskosten die Position Dachdecker, und bei den Untergestellen haben wir hier die wohl besten Metallbauer der Welt. Die Spengler sind bei Montagebeginn meistens bereits fertig, denn Ihre Untergestelle aus verzinktem Eisen wollen sie lieber selber machen und nicht auf die Containerware aus Fernost warten. Man sieht und spürt die gute Qualität.

Auf diese Weise wird so manche Installation auf der Dachterrasse am Ende ein angenehmes Gespräch mit freundlichen Elektrikern – mit schönem Ausblick auf die See, auf die Schiffe mit den zollfreien Modulen aus Asien und auf die Schiffe, die noch weiterfahren nach Süden…

 

Von: Niels Hardrop, Gründer der Gesellschaft moroccan solar SARL in Agadir

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