Vier Fragen an… Erhard Renz, Sonnenfluesterer.de

Erhard Renz betreibt den Blog www.sonnenfluesterer.de. Er nennt sich selbst „praktizierender Atomkraftgegner“ und schreibt als Energieblogger über seine Erfahrungen im Energiebereich. Mittelpunkt seines Blogs sind die Geschehnisse rund um das Thema Energieautonomie in der Kleinstadt Bürstadt. Beispiele zentraler Schwerpunkte sind das nur acht Kilometer entfernte Atomkraftwerk Biblis, das weltgrößte PV Dach (2005) und neuerdings die Frage der Ölförderung in der Gemeinde. Erhard Renz engagiert sich bei Solar- (z.B. DSC) und Windverbänden, ist allerdings auch politisch im Kommunalparlament aktiv.

Sonnenfluesterer Erhard Renz, Energieblogger

„Eine Beteiligung derjenigen an der EEG-Umlage, die in Erneuerbare Energien investieren, ist schizophren und kann nicht beschlossen werden. Den Eigenverbrauch besteuern ist wie wenn ein Fußballverein ein Eigentor mit einer Torjäger-Prämie belohnt.“ – Erhard Renz

Milk the Sun: Lieber Herr Renz, nach der Bundestagswahl 2013, den zähen Koalitionsverhandlungen und der Regierungsbildung, wie bewerten Sie das Ergebnis im Gesamten? Wie sehen Ihre Erwartungen an die neue Bundesregierung und vor allem an den neuen Superminister Sigmar Gabriel aus?

Erhard Renz: Die bisher bekannten Ergebnisse sind dramatisch. Eine Bürgerbeteiligung wurde ins lächerliche gezogen, indem die „Graswurzel“ Bewegung mit Entwürfen zugeschüttet wurde. Empfehlungen, wie ein „großer Wurf“ gelingen könnte, wurden ignoriert. Stattdessen wird gedeckelt und auf allen Kanälen ein geordneter Ausbau vorbereitet. Die bisherigen Träger der Energiewende (Bürger, Genossenschaften und Initiativen) werden ausgebremst und sollen die Umsteuerung noch bezahlen. Profiteure sind diejenigen, die den Ausbau schon immer bremsten und behinderten.

Milk the Sun: Das EEG gilt als eine der wichtigsten Baustellen der Energiewende. Was würden Sie sich bei einer Reform des EEG wünschen, beziehungsweise welche Baustelle halten Sie für die Drängendste?

Erhard Renz: Es ist dramatisch, was Sigmar Gabriel der Photovoltaik zumutet. Das jährliche Ausbauziel soll um ca. 30 Prozent reduziert werden. Zusammen mit den Kostenoptimierungen bedeutet dies für die Branche eine Umsatz-Halbierung! Woher die Kostenreduzierungen bei der Photovoltaikanlagen trotz der niedrigen Mengen kommen sollen, bleibt Sigmar Gabriel schuldig.
Wir können ohne Weiteres zumindest in den Großstädten (in 76 Großstädten leben 24 Millionen Menschen!) die Photovoltaik ohne Netzausbau unbekümmert zubauen. Da hindert der Deckel.
Eine Beteiligung derjenigen an der EEG-Umlage, die in Erneuerbare Energien investieren, ist schizophren und kann nicht beschlossen werden. Den Eigenverbrauch besteuern ist wie wenn ein Fußballverein ein Eigentor mit einer Torjäger-Prämie belohnt.

Milk the Sun: Die Kohlekraft ist in Deutschland so stark wie in den letzten 20 Jahren nicht mehr. Wie schätzen Sie perspektivisch die Chancen der Erneuerbaren Energien auf den Strommarkt in Konkurrenz zu den traditionellen und etablierten Energieformen ein?

Erhard Renz: Ich kämpfe für 100 Prozent Erneuerbare Energien.
Das bedeutet, wir haben keine Kohle- und Atomkraftwerke mehr. Die Gaskraftwerke, die noch benötigt werden, müssen z.B. mit Gas aus überschüssigem Wind-/Solarstrom betrieben werden. Wenn das Gesetz der CO2 Zertifikate so oft geändert würde wie das EEG, dann wären die Chancen der Erneuerbaren Energien schon längst gestiegen. Aber Verschmutzungsrechte werden immer noch verschenkt und teuer vom Bürger bezahlt. In meinen Augen ist dies kein Markt, der immer wieder den Erneuerbaren Energien vorgehalten wird.

Milk the Sun: Die Branchen rund um die Erneuerbaren Energien sind schon seit langem zu einem ernstzunehmenden weltweiten Wirtschaftszweig angewachsen. Deutschland nahm in diesem Zusammenhang eine Vorreiterrolle ein, insbesondere auf dem Feld der Photovoltaik- und Solartechnologie aber auch bei der Windkraft. Steht zu befürchten, dass sich das in den kommenden vier Jahren ändert und man international von anderen Ländern nicht nur überholt, sondern abgehängt wird?

Erhard Renz: Wir sind nicht mehr an der Spitze, maximal im vorderen Mittelfeld. Wenn wir an die Spitze wollen, dann müssen wir die Chance nutzen auf den Sektoren der Speicherung von Energie und bei der Steuerung von Netzen. Diese Märkte sind noch nicht besetzt und für ein Land wie Deutschland die ideale Chance, die Marktführerschaft zu übernehmen.

Wir danken Herrn Renz für das Interview.

 

—————————————-

Im Rahmen der Fortsetzung der Interviewreihe „Vier Fragen an …“ stellt der milk the sun blog führenden Köpfen aus Wirtschaft, Politik und Medien vier Fragen zu den Erwartungen an die nationale und internationale Energiepolitik, die Energiewende und  die Reform des EEGs.

Weitere Interviews mit Herrn Erhard Renz:

Vier Fragen an… Erhard Renz, sonnenfluesterer.de

surya168 akun pro thailand https://slotgacormax.win/ https://wwwl24.mitsubishielectric.co.jp/ daftar judi online judi bola situs judi bola resmi